Mit der Ruhe des René van Eck
Verfasst: 01.04.2006, 00:43
quelle:Baz.ch
Mit der Ruhe des René van Eck
DER TRAINER DES FCLUZERN GASTIERT HEUTE MIT SEINER MANNSCHAFT BEIM FC CONCORDIA

Zurück in Basel. Der ehemalige FCB- und Concordia-Stürmer Jean-Michel Tchouga ist einer der Leistungsträger im Team des FCLuzern. Foto EQ-Images
PETER BIRRER, Luzern
Der FC Luzern startete mit drei Niederlagen in diese Saison, dann folgten 21 Spiele ohne eine Niederlage und der Vormarsch auf Platz 1. Jetzt ist die Rückkehr in den Kreis der nationalen Elite das Ziel. Auf diesem Weg trifft Luzern heute (17.30 Uhr, Rankhof) auf den FC Concordia.
Es war im Juli 2005 und die Stimmung nicht sonderlich gut. Der Anfang missriet gründlich, als der FC Luzern der Reihe nach 0:1 in Sion, 0:1 gegen Wohlen und 1:4 in Lausanne verlor. Oder: 3 Spiele, 0 Punkte, miese Perspektiven und ein Trainer, der sich für diesen Einstieg in die Saison zu rechtfertigen hatte. René van Eck, in den 90er Jahren auf der Allmend der Mann fürs Grobe, stellte sich der Kritik, indem er wiederholte betonte: «Die Mannschaft muss wachsen. Das geht nicht über Nacht.»
Inzwischen ist der 40-jährige Holländer in einer anderen Position mit seiner Mannschaft. Hinter ihm liegen Monate, in der die Luzerner die Versäumnisse des Auftakts nachholten und sich zum ersten Aufstiegsanwärter entwickelten. Seit Mittwoch und dem (glückhaften) 2:1-Sieg in Wohlen ist der FCL erstmals Leader der Challenge League und seine hingelegte Serie zweifellos beeindruckend. Seit jenem 1:4 in Lausanne am 31. Juli gab es mit Ausnahme der Cup-Partie in Winterthur (0:2 nach Verlängerung) keine einzige Niederlage mehr. In der Stadt ist der Fussball wieder ein beliebtes Diskussionsthema, weil erstmals seit drei Jahren die Chancen ausgezeichnet sind, der Anonymität der Zweitklassigkeit und reizlosen Gegnern wie Meyrin, Baden oder Locarno zu entkommen.
kursänderung. Von der initiativen Seite zeigt sich auch Walter Stierli, der im Herbst als neuer Präsident die Regentschaft übernahm und als Erstes gleich den Kurs änderte. Sein Vorgänger Peter Pfister hatte sich in fragwürdiger Zurückhaltung geübt und einen wenig fundierten Dreijahresplan proklamiert, dem aus Stierlis Optik aber jede Grundlage fehlte: «Ein Club wie der FC Luzern muss den Anspruch haben, in die Super League aufzusteigen.» Er setzte auch gleich ein Zeichen, indem er im Winter die beiden Ex-Basler Edmond Ntiamoah und Jean-Michel Tchouga bis 2009 an den FCL band. Speziell Tchouga, der Teamcaptain aus Kamerun und gewiss einer der besten Fussballer der ganzen Liga, sorgte bereits mehrmals in engen Spielen für den Unterschied. Der neue starke Mann im Verein bemühte sich auch um neue Geldgeber und fand sie, weil er über ein beträchtliches Beziehungsnetz in Luzern und der Region verfügt. Seit letzter Woche ist bekannt, dass der Club ab der neuen Saison von einem neuen Hauptsponsor, einem lokalen Unternehmen, unterstützt wird. Stierli gilt zudem auch als treibende Kraft, was den Neubau des Stadions angeht. Inzwischen gibt es konkrete Pläne einer Sportarena auf der Allmend, zu der neben dem Fussballstadion auch ein Hallenbad, ein Fitnesscenter und Turnhallen gehören. Bezugsbereit soll die Anlage 2010 sein.
gespräche MIT VAN ECK. Fraglich ist also nicht mehr, welcher Schriftzug auf den Trikots prangen wird, fraglich ist, wie der Trainer ab Sommer heissen wird. Van Ecks Vertrag läuft Ende Juni aus. Stierli wollte ursprünglich erst im Mai darüber entscheiden, wer den begehrten Posten besetzen wird. Als Van Eck aber Sieg an Sieg reihte und die Mannschaft plötzlich defensive Stabilität zeigte, änderte auch Stierli seine anfänglich skeptische Haltung gegenüber dem Holländer. Und Sportchef Raffaele Natale ging in die Offensive und verkündete, dass mit Van Eck nicht erst im Mai über eine weitere Zusammenarbeit geredet wird, sondern bereits nächste Woche. «Es geht darum, ein Zeichen zu setzen», sagt Natale, «Van Eck hat es verdient, dass wir uns mit ihm ein erstes Mal unterhalten.»
Und Van Eck selber? Er hat es verstanden, in einem schwierigen Umfeld die Ruhe stets zu bewahren. Er hat sehr wohl mitbekommen, dass Stierli im Spätherbst daran dachte, ihn zu ersetzen. Aber er verlor nie die Contenance, arbeitete fleissig weiter und hat sich beim Publikum Goodwill erarbeitet. Die Fans mögen Van Eck, Van Eck mag die Fans, und Stierli müsste heute eine gute Erklärung haben, würde er auf diesem Posten eine Rochade vornehmen.
Van Eck hat den FCL in eine Ausgangslage gebracht, die ihn heute als Tabellenführer nach Basel zu Concordia fahren lässt. Angestrebt wird die Erweiterung der Erfolgsserie auf 22 Meisterschaftspartien ohne eine Niederlage, aber der Trainer warnt: «Concordia ist eine launische Mannschaft mit guten Fussballern, allen voran Morello, der ein Spiel alleine entscheiden kann. Wenn die Basler Lust haben, können sie uns grosse Schwierigkeiten bereiten.» Aber - und das weiss auch Van Eck - der FCL ist nicht mehr der FCL von Juli 2005.
Mit der Ruhe des René van Eck
DER TRAINER DES FCLUZERN GASTIERT HEUTE MIT SEINER MANNSCHAFT BEIM FC CONCORDIA

Zurück in Basel. Der ehemalige FCB- und Concordia-Stürmer Jean-Michel Tchouga ist einer der Leistungsträger im Team des FCLuzern. Foto EQ-Images
PETER BIRRER, Luzern
Der FC Luzern startete mit drei Niederlagen in diese Saison, dann folgten 21 Spiele ohne eine Niederlage und der Vormarsch auf Platz 1. Jetzt ist die Rückkehr in den Kreis der nationalen Elite das Ziel. Auf diesem Weg trifft Luzern heute (17.30 Uhr, Rankhof) auf den FC Concordia.
Es war im Juli 2005 und die Stimmung nicht sonderlich gut. Der Anfang missriet gründlich, als der FC Luzern der Reihe nach 0:1 in Sion, 0:1 gegen Wohlen und 1:4 in Lausanne verlor. Oder: 3 Spiele, 0 Punkte, miese Perspektiven und ein Trainer, der sich für diesen Einstieg in die Saison zu rechtfertigen hatte. René van Eck, in den 90er Jahren auf der Allmend der Mann fürs Grobe, stellte sich der Kritik, indem er wiederholte betonte: «Die Mannschaft muss wachsen. Das geht nicht über Nacht.»
Inzwischen ist der 40-jährige Holländer in einer anderen Position mit seiner Mannschaft. Hinter ihm liegen Monate, in der die Luzerner die Versäumnisse des Auftakts nachholten und sich zum ersten Aufstiegsanwärter entwickelten. Seit Mittwoch und dem (glückhaften) 2:1-Sieg in Wohlen ist der FCL erstmals Leader der Challenge League und seine hingelegte Serie zweifellos beeindruckend. Seit jenem 1:4 in Lausanne am 31. Juli gab es mit Ausnahme der Cup-Partie in Winterthur (0:2 nach Verlängerung) keine einzige Niederlage mehr. In der Stadt ist der Fussball wieder ein beliebtes Diskussionsthema, weil erstmals seit drei Jahren die Chancen ausgezeichnet sind, der Anonymität der Zweitklassigkeit und reizlosen Gegnern wie Meyrin, Baden oder Locarno zu entkommen.
kursänderung. Von der initiativen Seite zeigt sich auch Walter Stierli, der im Herbst als neuer Präsident die Regentschaft übernahm und als Erstes gleich den Kurs änderte. Sein Vorgänger Peter Pfister hatte sich in fragwürdiger Zurückhaltung geübt und einen wenig fundierten Dreijahresplan proklamiert, dem aus Stierlis Optik aber jede Grundlage fehlte: «Ein Club wie der FC Luzern muss den Anspruch haben, in die Super League aufzusteigen.» Er setzte auch gleich ein Zeichen, indem er im Winter die beiden Ex-Basler Edmond Ntiamoah und Jean-Michel Tchouga bis 2009 an den FCL band. Speziell Tchouga, der Teamcaptain aus Kamerun und gewiss einer der besten Fussballer der ganzen Liga, sorgte bereits mehrmals in engen Spielen für den Unterschied. Der neue starke Mann im Verein bemühte sich auch um neue Geldgeber und fand sie, weil er über ein beträchtliches Beziehungsnetz in Luzern und der Region verfügt. Seit letzter Woche ist bekannt, dass der Club ab der neuen Saison von einem neuen Hauptsponsor, einem lokalen Unternehmen, unterstützt wird. Stierli gilt zudem auch als treibende Kraft, was den Neubau des Stadions angeht. Inzwischen gibt es konkrete Pläne einer Sportarena auf der Allmend, zu der neben dem Fussballstadion auch ein Hallenbad, ein Fitnesscenter und Turnhallen gehören. Bezugsbereit soll die Anlage 2010 sein.
gespräche MIT VAN ECK. Fraglich ist also nicht mehr, welcher Schriftzug auf den Trikots prangen wird, fraglich ist, wie der Trainer ab Sommer heissen wird. Van Ecks Vertrag läuft Ende Juni aus. Stierli wollte ursprünglich erst im Mai darüber entscheiden, wer den begehrten Posten besetzen wird. Als Van Eck aber Sieg an Sieg reihte und die Mannschaft plötzlich defensive Stabilität zeigte, änderte auch Stierli seine anfänglich skeptische Haltung gegenüber dem Holländer. Und Sportchef Raffaele Natale ging in die Offensive und verkündete, dass mit Van Eck nicht erst im Mai über eine weitere Zusammenarbeit geredet wird, sondern bereits nächste Woche. «Es geht darum, ein Zeichen zu setzen», sagt Natale, «Van Eck hat es verdient, dass wir uns mit ihm ein erstes Mal unterhalten.»
Und Van Eck selber? Er hat es verstanden, in einem schwierigen Umfeld die Ruhe stets zu bewahren. Er hat sehr wohl mitbekommen, dass Stierli im Spätherbst daran dachte, ihn zu ersetzen. Aber er verlor nie die Contenance, arbeitete fleissig weiter und hat sich beim Publikum Goodwill erarbeitet. Die Fans mögen Van Eck, Van Eck mag die Fans, und Stierli müsste heute eine gute Erklärung haben, würde er auf diesem Posten eine Rochade vornehmen.
Van Eck hat den FCL in eine Ausgangslage gebracht, die ihn heute als Tabellenführer nach Basel zu Concordia fahren lässt. Angestrebt wird die Erweiterung der Erfolgsserie auf 22 Meisterschaftspartien ohne eine Niederlage, aber der Trainer warnt: «Concordia ist eine launische Mannschaft mit guten Fussballern, allen voran Morello, der ein Spiel alleine entscheiden kann. Wenn die Basler Lust haben, können sie uns grosse Schwierigkeiten bereiten.» Aber - und das weiss auch Van Eck - der FCL ist nicht mehr der FCL von Juli 2005.
