Seite 1 von 1

Wegen Zensur - Fan-Wut in Berlin

Verfasst: 28.03.2006, 20:23
von bulldog™
quelle: http://www.sportbild.de

Wegen Zensur - Fan-Wut in Berlin

28.03.2006

Die Fans von Hertha BSC werfen dem Verein Zensur vor. Spruchbänder müssen am Freitag vor den Heimspielen bis 12 Uhr bei den Fanbeauftragten angemeldet werden.

Bild
Fans von Hertha BSC Berlin (imago)


Jetzt wurde das Forum auf der Vereins-Webseite geschlossen, weil es "Beleidungen, Kampagnen und Drohungen" gab. Damit die Hertha-Fans weiterdiskutieren können, hat SPORT BILD online ein Extra-Forum eingerichtet. Die Stellungnahme von Hertha BSC in vollem Wortlaut ist hier nachzulesen.

Warum wurde das Internetforum auf der Vereinshomepage geschlossen?

Die Abschaltung durch Michael Preetz erfolgte nicht deshalb, weil wir uns kritischen Äußerungen verschließen oder Zensur betreiben wollen. Wenn Beschimpfungen, Beleidungen, Kampagnen und sogar Drohungen nicht aufhören u2013 und da waren sich hier im Verein alle einig u2013 muss man handeln. Selbstverständlich respektieren wir das Recht eines Jeden, seine Meinung frei zu äußern. Insoweit sind wir auch jederzeit bereit, selbst herbe Kritik hinzunehmen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung endet jedoch dort, wo dass allgemeine Persönlichkeitsrecht eines Dritten verletzt wird. Denn auch das allgemeine Persönlichkeitsrecht wird durch unsere Verfassung geschützt u2013 im Artikel 1 des Grundgesetzes in Verbindung mit Artikel 2. Eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts liegt immer dann vor, wenn eine Äußerung nicht mehr der Auseinandersetzung in der Sache selbst, sondern ausschließlich der Diffamierung einer Person oder eines Dritten dient oder unwahre Tatsachen verbreitet werden. In soweit handelt es sich bei den von uns ergriffenen Maßnahmen keineswegs um eine Zensur. Vielmehr waren diese notwendig, um die fortlaufende Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts des Vereins, der Vereinsvertreter und der Mitarbeiter zu beenden. In diesem Fall findet auch die allgemeine Meinungsfreiheit des Artikel 5 ihre Schranken.

Warum sollen Spruchbänder und Plakate, die im Olympiastadion gezeigt werden sollen, bis Freitag 12 Uhr beim Verein angemeldet werden?

Dies ist eine u2013 auch bei anderen Bundesligavereinen u2013 übliche Praxis, die darüber hinaus auch stets im Dialog mit den Fans durchgeführt wird. Wie schon gerade erwähnt, wollen wir uns dadurch weder kritischen Äußerungen verschließen, noch Zensur betreiben. Allerdings gilt auch hier, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung dort endet, wo dass allgemeine Persönlichkeitsrecht eines Dritten u2013 in diesem Falle Hertha BSC und seine Entscheidungsträger u2013 verletzt wird. Im Übrigen handelte auch gerade der Deutsche Fußball-Bund vor dem Länderspiel in Dortmund, beim öffentlichen Training der Nationalelf vor der USA-Partie sowie im Vorfeld des Spiels - eben auf dieser Linie: Auch dort wurden beleidigende Banner nicht genehmigt.

Was tut Hertha BSC, um das Vertrauen der kritischen Fans zurückzugewinnen?

Wir haben das Vertrauen der Fans. Dieses Vertrauen haben wir uns in den zurückliegenden Jahren erarbeitet, in dem wir viel für die Fans und auch ihr Image getan haben. Unter anderem dadurch, dass bei uns drei fest angestellte Fanbetreuer arbeiten, die sich um deren Belange u2013 und seien sie auch noch so klein u2013 täglich kümmern. Wir waren und sind im ständigen, positiven Dialog. Während der OFC-Treffen zum Beispiel werden alle Themen, die die Fans bewegen, detailliert behandelt. Gerade zuletzt hatten wir ein fünfstündiges Gespräch, in dem alle Fragen der Fans u2013 sei es im sportlichen oder auch wirtschaftlichen Bereich u2013 sehr offen und ausführlich beantwortet wurden. Wir sind im Konsens auseinander gegangen, die Fans sagten uns einhellig, sie wären gut informiert. Wenn dann hinterher einer der Anwesenden etwas anderes behauptet, wundert uns das schon. Insgesamt muss man doch das Verhältnis sehen: Im Stadion begrüßen wir im Schnitt weit über 40 000 Fans, davon stehen 7500 in unserer Fankurve. Von diesen wiederum setzen vielleicht 150 bis 200 auf Polemik und spektakuläre Aktionen. Dem Rest, und dies belegen viele Gespräche, Briefe und Mails, geht dies gegen den Strich. Diese Fans wollen keine Kampagne, sie wollen einfach nur eine erfolgreiche Hertha sehen!

Laut Berliner Zeitung äußerte sich Ihr Pressesprecher einem kritischen Fan gegenüber, man könne u201Enur Fans gebrauchen, die den Verein unterstützen, die anderen werden ausgegrenzt. Ist dieses Vorgehen mit Ihnen abgestimmt?

Unser Pressesprecher kann und soll sich unabgestimmt in der Öffentlichkeit zu den relevanten Themen des Vereins äußern, dazu haben wir ihn schließlich. Insofern war auch dieses Vorgehen, wie sie es nennen, nicht abgestimmt. Zuletzt haben uns, also auch ihn und die gesamte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Anrufe und Mails erreicht, deren Heftigkeit nicht tragbar war: Da wurde bedroht, angegriffen, polemisiert. Wir sprechen mit jedem, suchen stets und ständig den Dialog. Ich kann verstehen, dass man da auch schon mal die Geduld verliert. Ich weiß aber auch, dass das angesprochene Medium einen unserer Fanvertreter interviewt hat, und das eben jener Fanvertreter hinterher uns gegenüber betonte, teilweise aus dem Zusammenhang gerissen u2013 und damit nicht korrekt u2013 zitiert worden zu sein.

Welche Rolle spielen die Harlekins in der Fankultur Ihres Klubs? Und welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit dieser Fangruppe?

Das waren einmal echte Hertha-Fans. Die Harlekins, für die und deren Sprecher sich Hertha BSC immer u2013 auch in für sie kritischen Situationen - ganz besonders eingesetzt hat, waren im Stadion bis vor kurzem sozusagen Garant für eine gute Stimmung: Sie unterstützten uns hervorragend, leidenschaftlich und einfallsreich, sie waren Initiatoren für tolle Choreographien. Sie waren auch diejenigen, mit denen wir ganz besonders im Dialog standen. Wie alle Fans und wie wir waren natürlich auch die Harlekins mit der sportlichen Situation nach dem Pokalspiel in St. Pauli nicht zufrieden. Mittlerweile aber hat der Verein die Talsohle durchschritten. Wir haben die sportliche Krise genau analysiert, gemeinsam aufgearbeitet und mit klaren Entscheidungen den richtigen Weg geebnet. Falko Götz und sein Team haben in Bremen und gegen Bielefeld gewonnen, und in Mainz einen Punkt geholt - es geht voran. Wenn sich dann immer noch eine Gruppe Weniger nur polemisch äußert, stellt sich die Frage nach den wahren Motiven! Grundsätzlich gilt nach wie vor: Bei uns sind Alle willkommen, die wirklich am Wohl von Hertha BSC interessiert sind. Auch in der Zukunft setzen wir uns mit konstruktiver Kritik auseinander. Dies gilt selbstverständlich auch für die Harlekins. Allerdings sind wir nicht bereit für destruktive Polemik Energie, Zeit und Manpower zu opfern, die uns bei wirklich wichtigen Aufgaben am Ende fehlt.

Verfasst: 28.03.2006, 21:25
von Rankhof
na prima...

ganz toll...

Verfasst: 28.03.2006, 21:35
von Master
Tönt irgendwie ziemlich verwirrend, ich als aussenstehender habe überhaupt keine Ahnung, WESHALB da überhaupt Beleidigungen etc. gefallen sind, von wem auch immer.

Aber "sportbild.de" reicht mir dafür, dass es mich überhaupt nicht kümmert.
Damit die Hertha-Fans weiterdiskutieren können, hat SPORT BILD online ein Extra-Forum eingerichtet.
Was für ein Blödsinn...

Verfasst: 29.03.2006, 07:31
von drummerbhoy
Brave new world... :(