wieder mal was vom Norden St. Pauli
Verfasst: 13.01.2005, 10:33
Die Maniacs vom Millerntor
Von Clemens Gerlach
Lästermäuler fanden schon immer: Das Beste am FC St. Pauli sind die Fans. Die Darbietungen des eigenen Teams können noch so gruselig sein, auf die Anhänger ist Verlass - selbst in der dritten Liga. Der Hamburger Fotograf Oliver Görnandt hat sich eine Saison am Millerntor umgeguckt und zeigt nun eine Ausstellung voller Emotionen.
Hamburg - "Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn die Gitarren von AC/DCs Hell's Bells ertönen und die Singing Area im Block 1 der Gegengerade den St.-Pauli-Schlachtruf anstimmt", sagt Görnandt, der auch als "Tranquillium" bekannt ist und mit seinen Arbeiten schon im Hamburger Museum für Arbeit sowie der Zeche/Zollverein Essen vertreten war. Der aus Freiburg stammende Fotograf steht nicht nur aus beruflichen Gründen in der sagenumwobenen Gegengerade des Millerntorstadions, er ist Fan des FC St. Pauli. Vergangene Saison, die der frühere Bundesligist als Achter der Regionalliga Nord beendete, verpasste Görnandt nur zwei von 17 Heimspielen - er war beruflich verhindert.
"Ich drehe mich während des Spiels von Zeit zu Zeit um 180 Grad und schaue in die Gesichter der Fans. Ich fokussiere und hoffe, einen Moment der gefesselten Spannung einzufangen", beschreibt der 32 Jahre alte Film- und Kommunikationsdesigner seine Arbeitsweise, "manchmal gelingt es, manchmal ist der Moment schon vorbei, bevor ich ausgelöst habe." Für die am Samstag beginnende Ausstellung "Rückblick in die Gegengerade" hat Görnandt, der seit vier Jahren unweit der Reeperbahn zu Hause ist, die besten seiner rund 1000 Schwarz-Weiß-Fotos zusammengestellt.
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um die Fotostrecke zu starten (9 Bilder).
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Zu sehen sind Fans, die (sich selbst) feiern (weil sonst nichts zu feiern war), und Fans, die trauern (wozu es am Millerntor zuletzt häufig Anlass gab). Fans, deren Blicke verraten, dass sie nicht fassen können, was sie gerade auf dem Rasen mit ansehen müssen, oder Fans, die schon jenseits der Schmerzgrenze sind. "Görnandts Bilder konservieren einen Augenblick, nicht ohne jedoch auch die Geschichte dahinter zu erzählen", sagt Ralf Krüger von der Hamburger Galerie Feinkunst Krüger, in der die Bilder vom 15. Januar bis 5. Februar zu sehen sind.
"Seine Reportagen sollen keine Sozialstudien zeigen, wollen keine Missstände aufdecken oder anprangern", so Krüger. Dabei geht es dem gern als "Kiez-Club" bezeichneten Verein derzeit wieder einmal alles andere als gut. St. Pauli dümpelt seit zwei Jahren durch die dritte Liga, von der Rückkehr in den Profifußball ist der FC weit entfernt. Die Fans haben ihren Club jedoch ins Herz geschlossen. Zu keinem der 34 Regionalligisten hier zu Lande kommen mehr Zuschauer, der Schnitt beträgt diese Saison fast 16.000.
Von Clemens Gerlach
Lästermäuler fanden schon immer: Das Beste am FC St. Pauli sind die Fans. Die Darbietungen des eigenen Teams können noch so gruselig sein, auf die Anhänger ist Verlass - selbst in der dritten Liga. Der Hamburger Fotograf Oliver Görnandt hat sich eine Saison am Millerntor umgeguckt und zeigt nun eine Ausstellung voller Emotionen.
Hamburg - "Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn die Gitarren von AC/DCs Hell's Bells ertönen und die Singing Area im Block 1 der Gegengerade den St.-Pauli-Schlachtruf anstimmt", sagt Görnandt, der auch als "Tranquillium" bekannt ist und mit seinen Arbeiten schon im Hamburger Museum für Arbeit sowie der Zeche/Zollverein Essen vertreten war. Der aus Freiburg stammende Fotograf steht nicht nur aus beruflichen Gründen in der sagenumwobenen Gegengerade des Millerntorstadions, er ist Fan des FC St. Pauli. Vergangene Saison, die der frühere Bundesligist als Achter der Regionalliga Nord beendete, verpasste Görnandt nur zwei von 17 Heimspielen - er war beruflich verhindert.
"Ich drehe mich während des Spiels von Zeit zu Zeit um 180 Grad und schaue in die Gesichter der Fans. Ich fokussiere und hoffe, einen Moment der gefesselten Spannung einzufangen", beschreibt der 32 Jahre alte Film- und Kommunikationsdesigner seine Arbeitsweise, "manchmal gelingt es, manchmal ist der Moment schon vorbei, bevor ich ausgelöst habe." Für die am Samstag beginnende Ausstellung "Rückblick in die Gegengerade" hat Görnandt, der seit vier Jahren unweit der Reeperbahn zu Hause ist, die besten seiner rund 1000 Schwarz-Weiß-Fotos zusammengestellt.
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Zu sehen sind Fans, die (sich selbst) feiern (weil sonst nichts zu feiern war), und Fans, die trauern (wozu es am Millerntor zuletzt häufig Anlass gab). Fans, deren Blicke verraten, dass sie nicht fassen können, was sie gerade auf dem Rasen mit ansehen müssen, oder Fans, die schon jenseits der Schmerzgrenze sind. "Görnandts Bilder konservieren einen Augenblick, nicht ohne jedoch auch die Geschichte dahinter zu erzählen", sagt Ralf Krüger von der Hamburger Galerie Feinkunst Krüger, in der die Bilder vom 15. Januar bis 5. Februar zu sehen sind.
"Seine Reportagen sollen keine Sozialstudien zeigen, wollen keine Missstände aufdecken oder anprangern", so Krüger. Dabei geht es dem gern als "Kiez-Club" bezeichneten Verein derzeit wieder einmal alles andere als gut. St. Pauli dümpelt seit zwei Jahren durch die dritte Liga, von der Rückkehr in den Profifußball ist der FC weit entfernt. Die Fans haben ihren Club jedoch ins Herz geschlossen. Zu keinem der 34 Regionalligisten hier zu Lande kommen mehr Zuschauer, der Schnitt beträgt diese Saison fast 16.000.