RASSENDISKRIMINIERUNG Tchouga
Verfasst: 08.11.2005, 14:00
BAZ 8.11.05
WEGEN RASSENDISKRIMINIERUNG WURDE EIN MANN ZU 30 TAGEN GEFÄNGNIS BEDINGT VERURTEILT
Zoom Im Visier der Rassisten. Jean-Michel Tchouga im Spiel vom 26. September 2004. Foto Siegert
markus kocher
Wegen mehrfacher Rassendiskriminierung wurde ein junger Mann gestern zu einer bedingten Gefängnisstrafe verurteilt. Eines der Opfer war Congeli-Spieler und Ex-FCBler Jean-Michel Tchouga.
Am 26. September 2004 gewann der FC Concordia auf dem Rankhof gegen den FC Luzern mit 2:1. Am 26. September 2004 verlor Marcel S.* auf den Rängen vom Rankhof die Beherrschung. Ziemlich verladen sei er an jenem Tag gewesen, sagte er vor Gericht. Gut vier Liter Bier intus. «Scheissnigger», brüllte es aus ihm heraus, «gang hei!». Gerichtet war diese Tirade an den Star des Basler Challenge-Ligisten: Jean-Michel Tchouga.
übel beschimpft. Nach dem Spiel ist während dem Spiel, und Marcel S., noch immer aufgeladen, liess seinen Frust nun an dunkelhäutigen Matchbesuchern aus. Karim Ikeba* wollte schlichten - und wurde selber zum Opfer. «Scheissneger», hiess es an die Adresse des Endzwanzigers mit Schweizer Pass, und «Mohrenkopf». Dass auch Wörter wie «Baumkletterer» und «Bananenfresser» gefallen sein sollen, verneinte der Angeklagte jedoch heftig. Beide Seiten, so der 19-Jährige, hätten sich übel beschimpft. Zum Schluss, nachdem sich Ikeba bereits der Polizei zugewandt hatte, verabschiedete sich Marcel S. mit dem Hitlergruss. So sahen es mehrereZeugen.
Vor dem Strafgericht, wo sich Marcel S. gestern wegen mehrfacher Rassendiskriminierung zu verantworten hatte, zeigte er wenig Reue. Er sei «immer noch rechts», antwortete er Gerichtspräsident Jeremy Stephenson. Dieser konnte ihm einzig zugute halten, im Wesentlichen geständig zu sein.
Dazu gehört auch eine Tat von Anfang September 2004, als der Angeklagte (diesmal in nüchternem Zustand) am Leonhardsgraben in Basel einem jüdischen Mann begegnete und diesen mit Sprüchen wie «Juda verrecke», mit Ausspucken und Hitlergruss vertrieb. Gemeldet wurde das allerdings nicht vom Beschimpften selber, der in der Anklageschrift als Unbekannter figurierte, sondern von einem Gast im Restaurant Lipresso.
Stephenson wertete das Verschulden von Marcel S. als «relativ happig», die Nazi-Gestik als «unterste Schublade». Dass der Angeklagte halbherzig bekannt gab, sich von seiner früheren Clique distanziert zu haben, reichte indes nicht aus, um das vom Staatsanwalt geforderte Strafmass von 800 Franken Busse zu minimieren. Im Gegenteil: Das Gericht verurteilte Marcel S. zu 30 Tagen Gefängnis bedingt bei einer Probezeit von zwei Jahren, zuzüglich Begleichung der Gerichtskosten.
Ein wegen einfacher Rassendiskriminierung ebenfalls angeklagter Kollege von Marcel S. wurde freigesprochen. Ihm konnte kein Straftatbestand nachgewiesen werden.
polizei untätig? Unklar blieb an diesem Gerichtstermin die Rolle der Polizei. Karim Ikeba gab zu Protokoll, dass es ihm nach dem Match nicht gelungen sei, die zahlreich anwesenden Ordnungshüter auf die rassistischen Szenen aufmerksam zu machen. «Die haben mich erst ignoriert, dann rumgeschubst», beteuerte er gegenüber der baz, «den Hitlergruss wollten sie nicht gesehen haben.» Dieser Schilderung wurde auch vom einen der beiden Angeklagten nicht widersprochen.
* Namen geändert
WEGEN RASSENDISKRIMINIERUNG WURDE EIN MANN ZU 30 TAGEN GEFÄNGNIS BEDINGT VERURTEILT
Zoom Im Visier der Rassisten. Jean-Michel Tchouga im Spiel vom 26. September 2004. Foto Siegert
markus kocher
Wegen mehrfacher Rassendiskriminierung wurde ein junger Mann gestern zu einer bedingten Gefängnisstrafe verurteilt. Eines der Opfer war Congeli-Spieler und Ex-FCBler Jean-Michel Tchouga.
Am 26. September 2004 gewann der FC Concordia auf dem Rankhof gegen den FC Luzern mit 2:1. Am 26. September 2004 verlor Marcel S.* auf den Rängen vom Rankhof die Beherrschung. Ziemlich verladen sei er an jenem Tag gewesen, sagte er vor Gericht. Gut vier Liter Bier intus. «Scheissnigger», brüllte es aus ihm heraus, «gang hei!». Gerichtet war diese Tirade an den Star des Basler Challenge-Ligisten: Jean-Michel Tchouga.
übel beschimpft. Nach dem Spiel ist während dem Spiel, und Marcel S., noch immer aufgeladen, liess seinen Frust nun an dunkelhäutigen Matchbesuchern aus. Karim Ikeba* wollte schlichten - und wurde selber zum Opfer. «Scheissneger», hiess es an die Adresse des Endzwanzigers mit Schweizer Pass, und «Mohrenkopf». Dass auch Wörter wie «Baumkletterer» und «Bananenfresser» gefallen sein sollen, verneinte der Angeklagte jedoch heftig. Beide Seiten, so der 19-Jährige, hätten sich übel beschimpft. Zum Schluss, nachdem sich Ikeba bereits der Polizei zugewandt hatte, verabschiedete sich Marcel S. mit dem Hitlergruss. So sahen es mehrereZeugen.
Vor dem Strafgericht, wo sich Marcel S. gestern wegen mehrfacher Rassendiskriminierung zu verantworten hatte, zeigte er wenig Reue. Er sei «immer noch rechts», antwortete er Gerichtspräsident Jeremy Stephenson. Dieser konnte ihm einzig zugute halten, im Wesentlichen geständig zu sein.
Dazu gehört auch eine Tat von Anfang September 2004, als der Angeklagte (diesmal in nüchternem Zustand) am Leonhardsgraben in Basel einem jüdischen Mann begegnete und diesen mit Sprüchen wie «Juda verrecke», mit Ausspucken und Hitlergruss vertrieb. Gemeldet wurde das allerdings nicht vom Beschimpften selber, der in der Anklageschrift als Unbekannter figurierte, sondern von einem Gast im Restaurant Lipresso.
Stephenson wertete das Verschulden von Marcel S. als «relativ happig», die Nazi-Gestik als «unterste Schublade». Dass der Angeklagte halbherzig bekannt gab, sich von seiner früheren Clique distanziert zu haben, reichte indes nicht aus, um das vom Staatsanwalt geforderte Strafmass von 800 Franken Busse zu minimieren. Im Gegenteil: Das Gericht verurteilte Marcel S. zu 30 Tagen Gefängnis bedingt bei einer Probezeit von zwei Jahren, zuzüglich Begleichung der Gerichtskosten.
Ein wegen einfacher Rassendiskriminierung ebenfalls angeklagter Kollege von Marcel S. wurde freigesprochen. Ihm konnte kein Straftatbestand nachgewiesen werden.
polizei untätig? Unklar blieb an diesem Gerichtstermin die Rolle der Polizei. Karim Ikeba gab zu Protokoll, dass es ihm nach dem Match nicht gelungen sei, die zahlreich anwesenden Ordnungshüter auf die rassistischen Szenen aufmerksam zu machen. «Die haben mich erst ignoriert, dann rumgeschubst», beteuerte er gegenüber der baz, «den Hitlergruss wollten sie nicht gesehen haben.» Dieser Schilderung wurde auch vom einen der beiden Angeklagten nicht widersprochen.
* Namen geändert