Dingo hat geschrieben:Unsere Kunden haben jedenfalls nicht solche Scheisse im Portfolio. Es gibt immer wieder solche, die meinen sie haetten jetzt die Anlage gefunden, welche bei Oblirisiko eine hoehere Rendite als der Markt bezahlt.
Dann ist ja gut, bin mal gespannt auf die neuen 80'000 Arbeitsplätze im Finanzsektor...
Anbei eine kleine Lektüre für den Oberguru Dingo, liebe Grüsse dein Milchbart.
Düstere Prognose
Der Trend zu immer weniger Personal dürfte auch in den kommenden Jahren anhalten. Oswald Grübel, Co-Chef der Credit Suisse, sagt, dass es in der Bankenbranche nach wie vor
Überkapazitäten von etwa 20 Prozent gibt. Und eine im vergangenen Jahr publizierte Studie kommt zu Schluss,
dass bis ins Jahr 2010 in der Finanzbranche 40 000 bis 60 000 Arbeitsplätze verschwinden werden.
Durchgeführt wurde diese Studie von Beat Bernet von der Universität St. Gallen im Auftrag der Industrie- und Gewerbeämter der Kantone Aargau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Glarus, Graubünden, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau, Zug und Zürich. Untersucht wurde sowohl die Beschäftigungslage in den Banken als auch jene in den Versicherungen. Ausgehend von der Annahme, dass die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen in der Schweiz in Zukunft moderat wächst, kommt die Studie zum Schluss,
dass bei den Banken 30 und bei den Versicherungen 11 Prozent der Stellen bis ins Jahr 2010 verschwunden sein werden. Bei einer pessimistischeren Einschätzung der Nachfrage-Entwicklung rechnet Bernet gar mit einem Einbruch von 40 respektive 20 Prozent. Drei von vier gestrichenen Stellen in den untersuchten Kantonen werden voraussichtlich im Kanton Zürich liegen, gesamtschweizerisch muss Zürich immer noch fast 40 Prozent des Stellenabbaus in der Branche verkraften. Besonders schwer wird es die Stadt Zürich treffen, denn dort hat jeder fünfte Arbeitsplatz direkt oder indirekt mit Finanzdienstleistungen zu tun.
Vom Stellenabbau betroffen sein werden laut Studie vor allem zwei Gruppen:
- ungefähr fünfzigjährige Kadermänner, die eine Banklehre gemacht haben und die ganze Karriereleiter bei Banken hochgeklettert sind. Ihre Chancen, wieder eine Stelle zu finden, so die Studie, «wird aufgrund ihrer mangelnden Flexibilität (fachlich zu spezialisiert, zu hohe Lohnforderungen, geografisch nicht mobil) als schlecht beurteilt».
- Frauen, die zuvor als Sekretärinnen, Assistentinnen oder Sachbearbeiterinnen gearbeitet haben und häufig als Quereinsteigerinnen in den Finanzdienstleistungssektor eingestiegen sind. Die Aussichten dieser Gruppe auf eine neue Stelle sind laut Studie recht gut.
Wo wird abgebaut?
Der Stellenabbau, so viel ist klar, wird nicht linear in allen Bereichen gleichmässig erfolgen. Doch wo werden die Banken noch einmal 30 bis 40 Prozent ihres Personals einsparen? Immerhin, so Henner Schierenbeck, Professor für Bankenmanagement an der Universität Basel, haben zumindest die Grossbanken ihre Hausaufgaben gemacht und sind heute im Privatkundengeschäft (Retail- und Private Banking) auch nach internationalen Massstäben wettbewerbsfähig. Viel Raum für eine weitere Senkung des Personalbestandes bleibt demnach nicht.
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B]Mittelfristig sieht der St. Galler Zukunftsforscher Hans-Georg Graf dennnoch ein gewaltiges Rationalisierungs- und Automatisierungspotenzial auf uns zukommen. Der Zahlungsverkehr ist zwar schon weitgehend automatisiert] Übrig bleiben werden nach Grafs Einschätzung hoch qualifizierte Fachleute, die den Rechnern vorgeben, nach welchen Kriterien sie arbeiten sollen und die die Ergebnisse kontrollieren.
Auch im Kundenkontakt gibt es noch ein grosses Rationalisierungspotenzial. «Bereits heute werden viel weniger Geschäfte von Angesicht zu Angesicht getätigt als noch vor einigen Jahren, dafür nehmen Transaktionen übers Internet oder Automaten einen immer grösseren Raum ein. Zumindest aus technologischer Sicht gibt es keinen Grund, warum diese Entwicklung nicht weiter gehen soll», sagt Graf.
Grosses Potenzial sieht Graf ausserdem auch im so genannten Offshoring (Auslagerung in Billiglohnländer), und zwar aus drei Gründen:
- Die Zahl der Länder mit relativ stabilen politischen Systemen sowie die Zahl der Länder, die sich dem Westen öffneten, ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen.
- Die Ausbildungssysteme in diesen Ländern sind entweder traditionell schon gut (zum Beispiel im ehemaligen Ostblock) oder sie haben sich in den letzten Jahren massiv verbessert (zum Beispiel China, Indien, Tigerstaaten).
- Die technischen Voraussetzungen der Telekommunikation setzen einer dezentralen, globalen Unternehmensstruktur kaum mehr Grenzen.
Bereits heute nimmt Offshoring im Dienstleistungsbereich massiv zu (siehe auch «Context» 23/03, «Global hin- und hergeschoben»). Besonders stark betroffen ist der IT-Bereich, wo sich Indien zu einem immer mächtigeren Konkurrenten für die heimische Informatikbranche aufschwingt. Aber auch Call-Center und so-gar Aufgaben im Bereich Rechnungswesen werden zunehmend ins Ausland verlagert. Konsequent zu Ende gedacht, bedeutet diese Entwicklung laut Graf, dass die Hauptsitze der Konzerne auf relativ kleine Kernbelegschaften mit hohem intellektuellem Potenzial zusammenschrumpfen werden.
Die meisten anderen Tätigkeiten lassen sich entweder automatisieren oder in Länder mit tieferen Lohnkosten auslagern.
Eine Einschätzung, die auch von den Grossbanken geteilt wird. Zwar gehen sie nicht ins Detail, aber unisono bestätigen UBS und CS auf Anfrage, dass Offshoring auch im Finanzsektor an Bedeutung gewinnen wird.
Ein weiteres grosses Einsparungspotenzial sieht Bankenspezialist Schierenbeck bei den Regional- und Kantonalbanken, bei denen heute rund ein Viertel der Bankangestellten tätig ist und die bislang kaum Stellen abgebaut haben. Diese Einschätzung beruht auf der Tatsache, dass die meisten dieser Geldinstitute relativ klein sind und das Potenzial zur Kostensenkung in den Abwicklungsbereichen nur unvollkommen nutzen können. Der Zwang zur Grösse nimmt hier also zu. Unter zunehmendem Wettbewerbsdruck, nimmt Schierenbeck an, werden die kleineren Geldinstitute deshalb zwar nicht zwingend fusionieren, aber mindestens bedeutend enger zusammenarbeiten: «Mittelfristig werden viele Bereiche im Backoffice, die heute noch jede Bank autonom führt, in gemeinsamen Strukturen zentralisiert.»
In den Bereichen mit Kundenkontakt hingegen nimmt Schierenbeck an, dass sich die Personalbestände nicht mehr drastisch reduzieren; allenfalls könnten sie sich dort sogar leicht erhöhen. «Die Bereinigung beim Filialnetz ist weitgehend abgeschlossen», sagt er. «Da und dort werden vielleicht noch Niederlassungen geschlossen oder in Automatenbanken umgewandelt, aber viel passiert in diesem Bereich nicht mehr.»
Aber auch wenn quantitativ keine grossen Veränderungen mehr bevorstehen, so wird sich die Arbeit der Kundenberater/innen nach Schierenbecks Überzeugung in Zukunft qualitativ noch stark verändern. In einem Vortrag, den er kürzlich vor der Basler Bankenvereinigung gehalten hat, zeigte er die Bedeutung und die Folgen einer konsequenten Kunden- und Ertragsorientierung auf. Daraus lässt sich folgern:
Der «Schalterbeamte», der relativ passiv auf Kunden wartet, hat definitiv ausgedient. Stattdessen werden die Banken künftig bei ihren Potenzialkunden gezielter akquirieren und sie enger an sich zu binden ver-suchen.
Einer Intensivierungsstrategie für diese Kunden steht eine gänzlich andere Strategie bei den Kleinkunden gegenüber, die lediglich ein Lohn- oder allenfalls ein kleines Sparkonto haben. Sie dürfen künftig wohl mit noch weniger persönlicher Betreuung rechnen, als dies heute schon der Fall ist. Stattdessen werden sie sich damit abfinden müssen, dass möglichst sämtliche Kontakte zu ihrer Bank automatisiert werden. «Bei den hohen Lohnkosten in der Schweiz und den niedrigen Erträgen, die bei der Kontoführung anfallen, frisst schon ein einziges Beratungsgespräch die Gewinne mehrerer Jahre weg», begründet Schierenbeck.
Schlechte Risiken – darunter fallen in erster Linie Firmenkunden, vornehmlich aus dem KMU-Bereich – müssen sich laut dem Bankenspezialisten sogar darauf einstellen, dass die Banken ihnen gegenüber noch restriktiver auftreten und allenfalls sogar eine aktive Trennungsphilosophie verfolgen. In den letzten Jahren vernichteten Wertberichtigungen und Abschreibungen nämlich zwischen 40 (Grossbanken) und 60 (Kantonalbanken) Prozent des Betriebsergebnisses. Deshalb, so Schierenbeck, werden die Banken künftig noch mehr Wert auf ein konsequentes, auf konservative Kreditrichtlinien ausgerichtetes Risikomanagement legen.