Wer hat das Angebot unterschrieben?
Nicht Borgt und Fanger, sondern Michael Dieckell und Halil Emecen. Juristisch ist das dann haltbar, wenn Borgt/Fanger den beiden Unterzeichnern eine Vollmacht erteilten.
Ist das verbürgt?
Es lässt sich nicht beweisen. Aber diese Zeitung weiss aus gesicherter Quelle, dass das Kaufangebot so auf den Tisch gekommen ist, womit die eigenen Recherchen sich in diesem Punkt mit allen anderen Medienberichten decken. Ebenfalls zuverlässig ist die von der
«bz Basel»publizierte Information mit Dieckell und Emecen als Unterzeichnern.
Wo finden sich Indizien und Hinweise, dass die Basel Dream & Vision AG von Burgener und Centricus kontrolliert wird?
Michael Dieckell steht gemäss «bz Basel» Burgener nahe. Dazu passt genauso, dass er auf seinem T
witter-Profil mehrere Einträge des FC Basel mit einem Herzen versehen hat, wie auch, dass er auf seinem
Linkedin-Profil Beiträge der Chameleo AG und der Sport1 Medien AG (ehemals Constantin Medien AG) teilt: Bei Chameleo ist Burgener Verwaltungsratspräsident, Sport1 gehört zu Burgeners Highlight Communications AG.
Dieckell firmiert auch als einziger Verwaltungsrat der
Alfatron AG. Das ist eine Gesellschaft, die den Erwerb, die Errichtung, Finanzierung und Verwaltung von Beteiligungen im In- und Ausland sowie die Erbringung von Finanz- und anderen Dienstleistungen, insbesondere im Bereich der Unternehmensberatung, zum Zweck hat. Gemäss Handelsregister wechselte sie am 21. August 2020 ihr Domizil von Zollikon nach Basel, an die Gerbergasse 40. Zwei Wochen später wurde die Basel Dream & Vision AG gegründet.
Halil Emecen firmiert als selbstständiger Berater. In dieser Funktion hat er von Juni 2018 bis Januar 2019 auch die britische Investmentfirma Centricus beraten – also jenes Unternehmen, dessen Kontakt zu Burgener im Juli 2020 öffentlich wurde und das auch jetzt wieder hinter dem geplanten Geschäft stehen soll.
Die Gründungsstatuten der Basel Dream & Vision AG sind nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch im Handelsregister hinterlegt. Üblich ist, dass man diese nur in der Sprache jenes Landes abfasst, in der die Gesellschaft domiziliert ist. Wenn jedoch auch ein ausländisches Unternehmen wie Centricus Mitbegründer und Teilhaber ist, dann hat dieses natürlich ein Interesse daran, dass die Statuten auch in der Sprache seiner Vertreter vorliegen.
Ungewöhnlich ist ausserdem nicht nur, dass für die Basel Dream & Vision AG bisher kein Tätigkeitsnachweis vorliegt. Sondern auch, dass das Aktienkapital von 100’000 Stammaktien nur drei Monate nach Gründung um 150’000 Aktien erhöht wurde. Dieses Verhältnis passt zu den Informationen, wonach Burgener via Stimmrechtsaktien die Mehrheit an der Basel Dream & Vision AG hält, während Centricus mit den Stammanteilen Minderheitsaktionär sein soll.
Was sagt Bernhard Burgener dazu?
Grundsätzlich mag er diese Dinge weder bestätigen noch dementieren. Damit und mit seinem bisher einzigen öffentlichen Auftritt zur Thematik liefert er gleichzeitig die stärksten Hinweise.
Im Zuge des SRF-Interviews am Mittwoch betonte er abermals, er sorge dafür, dass der Club in eine sichere Zukunft gehe und dass er dabei die Kontrolle behalte. Das widerspricht keineswegs den medialen Darstellungen, zumal er einen Verkauf seiner Holding-Aktien so wenig explizit dementiert wie ein vorliegendes Kaufangebot.
Dafür spricht er bei seiner Antwort auf die Frage nach den Verkaufsabsichten ohne Not die Verschwiegenheit an, die in derartigen Fällen geboten sei und an die er sich halte. Auch wenn Verschwiegenheit im Fussball generell viel Platz einnimmt: Das in diesem Zusammenhang zu erwähnen, macht nur dann Sinn, wenn Burgener sich tatsächlich in Verhandlungen befindet oder in diesem Fall bereits vertraglich daran gebunden ist. Wäre nichts davon der Fall und alles aus der Luft gegriffen, wäre ein Burgener-Dementi in Anbetracht des Aufruhrs zwingend.
Ebenfalls aufhorchen lässt am Ende des SRF-Interviews diese Passage: «Ich werde dafür sorgen, dass diese Kontrolle vorläufig – und das ist auch mein Plan –, also dass ich weiterhin diese Kontrolle haben werde. Kontrolle heisst Mehrheit im Verwaltungsrat, heisst Stimmmehrheit, all diese Dinge, die dazugehören.»
Leute aus seinem engsten Umfeld erzählen, Burgener wolle auf keinen Fall die Kontrolle über den FCB abgeben. Er scheint diesbezüglich einen Plan zu haben. Vor allem aber definiert er sie über die Stimmmehrheit. Diese hat er aktuell auch in der FCB-Holding. Aber dass er das explizit erwähnt, passt besser zu der Konstruktion der Stimmrechtsaktien in der Basel Dream & Vision AG, durch die er an dieser Gesellschaft die Mehrheit halten soll und so nach einem Verkauf weiterhin indirekt über den FCB bestimmt. Der Terminus der «Stimmmehrheit» hatte in den Wochen und Monaten zuvor in Burgeners Ausführungen nie eine Rolle gespielt.
Interessant ist auch, dass er bereits am Sonntag im Fussball-Talk «Heimspiel» des Bezahl-TV-Senders Blue in einem Nebensatz von einem bisherigen und einem künftigen Vierjahresplan mit dem FCB sprach. Das ist ein Indiz dafür, dass die Information, wonach Centricus über den Zeitraum von vier Jahren für bis zu 200 Millionen Franken geradesteht, stimmen könnte.
Was muss bei einem solchen Deal kommuniziert werden?
Nichts. Es sei denn, es besteht zwischen dem potenziellen Verkäufer und einem anderen Mitaktionär ein Aktionärsbindungsvertrag, der eine Informationspflicht beinhaltet. Bei der FC Basel Holding AG betrifft dies keinen der Kleinaktionäre, sondern nur David Degen. Er hat beim
Erwerb von 10 Prozent von Burgeners Aktien einen Aktionärsbindungsvertrag mit dem Mehrheitsaktionär abgeschlossen. Im Handelsregister müssen nur personelle Veränderungen im Verwaltungsrat eingetragen werden – nicht aber, wer die Aktien hält.
Allerdings kann man finden, dass Burgener im Falle des FCB eine Art moralische Verpflichtung zur Information hat, wenn er seine Holding-Aktien, die er bislang als Privatperson hielt, an eine von ihm kontrollierte Gesellschaft verkauft. Einerseits, weil es sich beim FCB um ein Wahrzeichen der Stadt handelt, das von der Öffentlichkeit lebt. Andererseits, weil er sich in der Vergangenheit bei derartigen Fragen für Transparenz und Information ausgesprochen hat.
Ist das alles legal?
Selbstverständlich. Gerade in der Welt der Finanzen und Investments werden derartige Holding-Konstrukte immer wieder dazu benutzt, um Anteile erwerben zu können, ohne dass die wahren Besitzer und Investoren in Erscheinung treten müssen.
Würde Burgener damit Wort halten?
Ja. Jedenfalls so lange, wie er an der Basel Dream & Vision AG die Aktienmehrheit hält und so den FCB kontrolliert. Aber auch dann, wenn er seine Mehrheit eines Tages an eine lokale Figur übergibt. Nichts davon widerspräche seiner Darstellung von «Der FCB soll in Basler Händen bleiben».
Allerdings dürfte sich eine breite Öffentlichkeit unter diesen Worten etwas anderes vorgestellt haben, wenn es um Besitzverhältnisse, Konstrukt und die Beteiligung eines ausländischen Investors geht, der mit seinem Kapital dafür sorgt, dass eine Briefkastenfirma Burgeners 80-Prozent-Aktienpaket an der FCB-Holding erwerben kann."