arto hat geschrieben:Stimmt. Allerdings finde ich den jetzigen Zeitpunkt falsch, und die Reaktion der Aktienmärkte deutet darauf hin, wieso.
Die Massnahmen der EZB werden früher oder später Wirkung zeigen. Jetzt wäre der Mindestkurs in den nächsten Wochen sicherlich heftig getestet worden, unbestritten. Aber solche "Testphasen" dauern nicht ewig, wie man am Verlauf des Mindestkurses der letzten Jahre ablesen kann.
Somit hätte die SNB für einen zugegebenermassen hohen (Buch-)Preis Zeit gewonnen (wir hätten die dadurch entstehende Inflation übrigens gut gebrauchen können, siehe Ölpreisverlauf), um auf eine wirt. Erholung des Euro-Raumes zu warten und in diesen stabilen Zeiten den Mindestkurs aufzuheben und die angehäuften Devisenreserven wieder sachte abzubauen.
Aktienmärke sind was sie sind. Dort wird die Realwirischaft nur teilweise abgebildet. Häufig geht es eher im Psychologie und um Future Trends. Auch ist bisher erst ein Tag vergangen. Jetzt schon schlussfolgerungen zu ziehen finde ich falsch. Auch den Zeitpunkt finde ich gut gewählt:
* der Ölpreis (ebenfalls ein Wirtschaftsfaktor) ist so tief wie schon lange nicht mehr
* die Schweizer Wirtschaft ist im Wachstum
Ja es wird Vierlierer geben und ja, es werden auch Arbeitsplätze gestrichen werden. Aber das ist, so hart es klingt, in einer Martkwirtschaft einfach so. Die Planwirtschaft mit 3 1/2 Jahren Währungsgarantie konnte so nicht weitergeführt werden.
Auch teilen wir uns zur Erholung des Euro-Raumes die Meinung nicht (sorry, ist wirklich nicht meine Absicht dir immer zu wiedersprechen ...):
Die krassesten Fehler der Eurozone wurde vor Jahren begangen. Dort wurde Länder aufgenommen (z.B. Griechenland), welche Mithilfe von Beratungsunternehmen, im Falle von Griechenland die PWC, die Staatsbilanzen frisiert haben. Gemäss den Euro-Regeln hätte GR niemals in die Eurozone aufgenommen werden dürfen. Als nächstes hat Deutschland kaum 2 Jahre nach der Einfürung die vertraglich abgemachte Schuldenbremse (Fiskalpakt) abgesetzt, der verhindert das ein Euro-Mitglied sich mit mehr als 3% des BIP neuverschuldet oder die Schulden mehr als 60% des BIP ausmachen (Griechenland hatte im 2012 eine Schuldenstand von 157% des BIP im Jahr 2001 (Einfürhung des Euro in GR) 103%). Dazu kommen noch Staaten wie Italien (kaum Reformen, kriselnde Wirschaft, 127% des BIP), Portugal (124% des BIP), Irland (117% des BIP) und sogar Deutschland (82% des BIP). All diese Länder sind gemäss des Fiskalpakts überschuldet. Deutschland macht das mit einer starken Wirtschaft und Wachstum wett, bei den anderen ist die Wirtschaft am Boden (Griechenland hat seit der Krise im 2008 über 1/5 der Realiwirtschaft verloren).
Die EZB versucht nun, das Problem an der Rotations-Druckmaschine zu lösen. Somit ist die Institution welche eigentlich für Preisstabilität sorgen soll zur Schuldensaniererin mutiert. Die strukturellen, politischen und wirtschaftlichen Probleme der Eurozone sind massiv. So ist z.B. Frankreich noch immer damit beschäftigt darüber zu diskutieren, ob und wie Reformen umgesetzt werden. Deutschland ist dort mit Merkel ca. 8 Jahre im Vorsprung.
Alles in allem versucht man nun über eine künstliche Inflation (Geldentwertung) die Schulden noch absolut(also vom Betrag her) aber relativ an der Kaufkraft zu bekämpfen. Lustig wer es dann, wenn dieser Plan scheitert und
A: Die Inflation in eine Deflation umschwenkt (eher nicht, da in diesem Fall noch mehr Geld gedruckt wird)
oder B: Einer Hyperinflation wenn nämlich die Geldmenge erhöht wird, aber die Umlaufgeschwindigkeit (vergleichbar mit dem Lagerumschlag (stock Rotation) eines Unternehmens) und die Transaktionsanzahl gleich bleibt
Das sagt natürlich kein Politiker oder EZB Banker, da diese damit ja zugeben würden, dass man die Situation nicht mehr unter Kontrolle hat. Das sich die Eurozone mittelfristig erholen oder gar in ein Realwachstum der Wirtschaft umschlägt halte ich für ein Ammenmärchen.
Als letzter Nagel am Sarg noch folgendes. Die Lohnsstückkosten: Dies ist ein Index der aufzeigt, wie Effizient eine Wirtschaft arbeitet. Deutschland hat diese gesenkt, Griechland nicht. So produziert Griechenland trotz des tieferen Lohnniveaus trotzdem teurer als Deutschland. Somit ist es auch nicht sinnvoll in Griechenland zu investieren, da die Kosten zu hoch sind. Ich könnte die Liste noch endlos weiterführen, aber ich denke der Kernpunkt ist übermittelt.