Aktionismus auf Kosten der Fans
Verfasst: 27.07.2006, 15:59
Aktionismus auf Kosten der Fans
Fussball Die Registrierung der Gäste-Fans ist in dieser Form nicht durchsetzbar
Felix Bingesser
Die fatalen Ausschreitungen im Anschluss an das Meisterschaftsfinale im Basler St.-Jakob-Park zeitigen, wie erwartet, weitreichende Auswirkungen und lassen den Schweizer Fussball nicht zur Ruhe kommen. Das eher milde Urteil gegen den FC Basel ist in Umsetzung begriffen und ein erstes Geisterspiel ist absolviert. Natürlich: Geisterspiele sind nicht der Weisheit letzter Schluss, man jagt mit der Schrotflinte eine kleine Minderheit und trifft eine grosse, unschuldige Masse. Es trifft auch die Spieler und es ist, in letzter Konsequenz, auch eine Verfälschung der Meisterschaft. Trotzdem: Die schmerzlichste aller möglichen Strafen war in diesem Fall angebracht. Es muss wehtun, es muss aufrütteln, es muss zu einer kritischen Selbstreflexion aller Stadionbesucher führen.
Was die Swiss Football League aber anlässlich ihrer ausserordentlichen Generalversammlung vom 14. Juli beschlossen hat, ist ein klassischer Rohrkrepierer. Die Vorgabe, dass Tickets für den Gästesektor nur noch vom Gastklub und nach Angabe der Personalien verkauft werden dürfen und sich die Fans beim Spielbesuch auszuweisen haben, ist nicht durchsetzbar. Dieser Schnellschuss der Liga, dieser Aktionismus auf dem Rücken der Fussballanhänger, bringt, ausser Ärger und Kopfschütteln, rein gar nichts. Und ist bei den bisherigen Spielen von den Fans schon in verschiedenster Form ad absurdum geführt worden. Bei der Partie Luzern gegen Zürich kauften die FCZ-Anhänger ihre Tickets geschlossen und ohne Angabe ihrer Personalien für einen neutralen Sektor. Die Thuner beispielsweise verwandelten beim Heimspiel gegen YB den offiziellen Gästesektor kurzerhand in einen neutralen Bereich und auch beim Spiel Sion gegen Luzern wurden, um eine Vermischung der Fangruppen auszuschliessen, den Luzerner Fans ohne Registrierung Tickets für den Gästesektor verkauft. Andernorts ist es so, dass nun der Familienvater mit seinen Kindern im gleichen Sektor sitzt wie diejenigen, die Feuerwerk zünden. So ist eine effiziente Kontrolle unmöglich. Es herrscht ein heilloses Durcheinander, der Schnellschuss der Liga ist in dieser Form nicht durchsetzbar.
Die Swiss Football League hat sich bei ihrem Beschluss an der stimmungsvollen und weitgehend friedlich verlaufenen Weltmeisterschaft orientiert. Dort hatte die Registrierung aber einzig einen gewissen abschreckenden Charakter. Die Ausweispflicht für Ticketinhaber war nicht durchsetzbar. Trotzdem hilft ein Blick über die Grenzen. Der Fanbetreuung und der Aufklärung wird in den Vereinen grösste Aufmerksamkeit geschenkt. Und in den Stadien gibt es die Nulltoleranz. Die Erkenntnis dort: Gegen gewaltbereite Fans hilft nur Repression.
Das Thema ist komplex; dies zeigt auch die hitzig geführte Debatte über das neue Hooligan-Gesetz. Und das Thema ist zu sensibel, als dass sich die Swiss Football League weiterhin Schnellschüsse, die sich als untaugliche Schikanen herausstellen, leisten kann.
felix.bingesser@azag.ch Aargauer Zeitung vom 27.07.2006
Fussball Die Registrierung der Gäste-Fans ist in dieser Form nicht durchsetzbar
Felix Bingesser
Die fatalen Ausschreitungen im Anschluss an das Meisterschaftsfinale im Basler St.-Jakob-Park zeitigen, wie erwartet, weitreichende Auswirkungen und lassen den Schweizer Fussball nicht zur Ruhe kommen. Das eher milde Urteil gegen den FC Basel ist in Umsetzung begriffen und ein erstes Geisterspiel ist absolviert. Natürlich: Geisterspiele sind nicht der Weisheit letzter Schluss, man jagt mit der Schrotflinte eine kleine Minderheit und trifft eine grosse, unschuldige Masse. Es trifft auch die Spieler und es ist, in letzter Konsequenz, auch eine Verfälschung der Meisterschaft. Trotzdem: Die schmerzlichste aller möglichen Strafen war in diesem Fall angebracht. Es muss wehtun, es muss aufrütteln, es muss zu einer kritischen Selbstreflexion aller Stadionbesucher führen.
Was die Swiss Football League aber anlässlich ihrer ausserordentlichen Generalversammlung vom 14. Juli beschlossen hat, ist ein klassischer Rohrkrepierer. Die Vorgabe, dass Tickets für den Gästesektor nur noch vom Gastklub und nach Angabe der Personalien verkauft werden dürfen und sich die Fans beim Spielbesuch auszuweisen haben, ist nicht durchsetzbar. Dieser Schnellschuss der Liga, dieser Aktionismus auf dem Rücken der Fussballanhänger, bringt, ausser Ärger und Kopfschütteln, rein gar nichts. Und ist bei den bisherigen Spielen von den Fans schon in verschiedenster Form ad absurdum geführt worden. Bei der Partie Luzern gegen Zürich kauften die FCZ-Anhänger ihre Tickets geschlossen und ohne Angabe ihrer Personalien für einen neutralen Sektor. Die Thuner beispielsweise verwandelten beim Heimspiel gegen YB den offiziellen Gästesektor kurzerhand in einen neutralen Bereich und auch beim Spiel Sion gegen Luzern wurden, um eine Vermischung der Fangruppen auszuschliessen, den Luzerner Fans ohne Registrierung Tickets für den Gästesektor verkauft. Andernorts ist es so, dass nun der Familienvater mit seinen Kindern im gleichen Sektor sitzt wie diejenigen, die Feuerwerk zünden. So ist eine effiziente Kontrolle unmöglich. Es herrscht ein heilloses Durcheinander, der Schnellschuss der Liga ist in dieser Form nicht durchsetzbar.
Die Swiss Football League hat sich bei ihrem Beschluss an der stimmungsvollen und weitgehend friedlich verlaufenen Weltmeisterschaft orientiert. Dort hatte die Registrierung aber einzig einen gewissen abschreckenden Charakter. Die Ausweispflicht für Ticketinhaber war nicht durchsetzbar. Trotzdem hilft ein Blick über die Grenzen. Der Fanbetreuung und der Aufklärung wird in den Vereinen grösste Aufmerksamkeit geschenkt. Und in den Stadien gibt es die Nulltoleranz. Die Erkenntnis dort: Gegen gewaltbereite Fans hilft nur Repression.
Das Thema ist komplex; dies zeigt auch die hitzig geführte Debatte über das neue Hooligan-Gesetz. Und das Thema ist zu sensibel, als dass sich die Swiss Football League weiterhin Schnellschüsse, die sich als untaugliche Schikanen herausstellen, leisten kann.
felix.bingesser@azag.ch Aargauer Zeitung vom 27.07.2006