INTERNATIONALER Pressethread zu den Ausschreitungen in Istanbul

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the kaiser.
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Beitrag von the kaiser. »

mimpfeli hat geschrieben:Türkischi Präss


Ich ka nümm....Wältklass!! Ganz ganz grosses Kino.....
die ganzi wält hett e anderi meinig, irgwend mues me doch mergge, dass me völlig us em bereich vo dr realität abdriftet isch, das isch jo scho fascht e schitzophreni schiinwält :rolleyes: :eek:
viellicht hän jo d' journalischte nochem matsch mit em daum zämme e schneeparty duregä :p , dämm sini auge sin jo so öbbis vo dure gsi und e zyt lang hett är nümm flüssig könne rede, nach 5 minute isch denn wieder guet gsi.
tipp an alle frustrierten ehemänner: wollt ihr eure frau schnellstmöglichst loswerden, so schickt sie zur nächsten betriebsfeier des fc bayern, und der scheidungstermin ist nur noch formalität aka jo is denn heut scho weihnachten :p

die schwerste tugend ist die objektivität

streite mit trollen, wenn du nicht auf ihre standardschema einsteigst, hast du schon gewonnen.

"ich bin entweder ziemlich gut oder ganz schlecht"
falco

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das Orakel
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Beitrag von das Orakel »

the kaiser. hat geschrieben:die ganzi wält hett e anderi meinig, irgwend mues me doch mergge, dass me völlig us em bereich vo dr realität abdriftet isch, das isch jo scho fascht e schitzophreni schiinwält :rolleyes: :eek:
viellicht hän jo d' journalischte nochem matsch mit em daum zämme e schneeparty duregä :p , dämm sini auge sin jo so öbbis vo dure gsi und e zyt lang hett är nümm flüssig könne rede, nach 5 minute isch denn wieder guet gsi.
Vielleicht lassen sich in Studio oder Garderobe noch ein paar Haare finden...

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the kaiser.
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Beitrag von the kaiser. »

das Orakel hat geschrieben:Vielleicht lassen sich in Studio oder Garderobe noch ein paar Haare finden...
mi daum-fazit: entweder koksnase oder schpinner, er het e ruhelose blick, wo nid normal isch.
tipp an alle frustrierten ehemänner: wollt ihr eure frau schnellstmöglichst loswerden, so schickt sie zur nächsten betriebsfeier des fc bayern, und der scheidungstermin ist nur noch formalität aka jo is denn heut scho weihnachten :p

die schwerste tugend ist die objektivität

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Rankhof
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Beitrag von Rankhof »

the kaiser. hat geschrieben:die ganzi wält hett e anderi meinig, irgwend mues me doch mergge, dass me völlig us em bereich vo dr realität abdriftet isch, das isch jo scho fascht e schitzophreni schiinwält :rolleyes: :eek:
viellicht hän jo d' journalischte nochem matsch mit em daum zämme e schneeparty duregä :p , dämm sini auge sin jo so öbbis vo dure gsi und e zyt lang hett är nümm flüssig könne rede, nach 5 minute isch denn wieder guet gsi.
genau drumm isches wichtig, internationali Meinige z berucksichtige wie i däm Thread. Isch halt objektiver. I mein, wenn d Schwizer alles schönrede, chönnt das jo so si, aber wieso die Dütsche, Öschtricher, Engländer, Italiener etc.?

btw, au de Amis wurds guet due, nid immer nur Ami-Medie z'konsumiere
Rankhof - seit 2002 da und noch immer nicht weg

allerdings wegen "Datenbankproblemen" von 2/09 bis 4/11 seiner virtuellen Existenz beraubt...

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swony
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Aufgepasst

Beitrag von swony »

In 5' live auf DSF - Gespräch mit Christoph "die Nase" Daum über das gestrige Skandalspiel
O TEMPORA, O MORES

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Rheinkultur
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Beitrag von Rheinkultur »

Die Türken können noch so versuchen sich die Wahrheit zurecht zu lügen. Wir sind weiter und Sie nicht

Es grüsst ein hässlicher Schweizer Hurre Son

P.S. DSF hat jetzt ca. 20 mal die szene gezeigt. Aber nicht einmal ganz!
Man sieht nie wie der Betreuer zuerst das Bein gegen den Schweizer stehenlässt???

team17
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Beitrag von team17 »

Rheinkultur hat geschrieben:Die Türken können noch so versuchen sich die Wahrheit zurecht zu lügen. Wir sind weiter und Sie nicht

Es grüsst ein hässlicher Schweizer Hurre Son

P.S. DSF hat jetzt ca. 20 mal die szene gezeigt. Aber nicht einmal ganz!
Man sieht nie wie der Betreuer zuerst das Bein gegen den Schweizer stehenlässt???
einmal haben sie es gezeigt. aber macht halt mehr einduck den Huggel zu zeigen welchen man voll in Aktion sieht.

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SeBaselOnMyRhein
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Beitrag von SeBaselOnMyRhein »

Es kann doch nicht sein, dass dies das einzige Filmmaterial von der ganzen Sache war. Da standen doch noch viele Kameramänner rum. Irgendwann werden auch noch andere Bilder erscheinen.

Leider gibt jetzt das Video mit Huggel den Türken einen Vorwand, alles umzudrehen. Schade.

Captain Sky
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Beitrag von Captain Sky »

Das ZDF hat in der 19 Uhr Ausgabe von heute Huggel zitiert, der zu seiner Verteidigung sagt, er sei vor dem Tritt auch getreten worden. Das ist schon einmal ein Anfang, auch wenn der Ausschnitt noch nicht in voller Länge gezeigt wurde...


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gruusigeSiech
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Beitrag von gruusigeSiech »

SeBaselOnMyRhein hat geschrieben:Es kann doch nicht sein, dass dies das einzige Filmmaterial von der ganzen Sache war. Da standen doch noch viele Kameramänner rum. Irgendwann werden auch noch andere Bilder erscheinen.
Neue Bilder gibts scheints heute in 10 vor 10.
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Delgado
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Beitrag von Delgado »

SeBaselOnMyRhein hat geschrieben:Es kann doch nicht sein, dass dies das einzige Filmmaterial von der ganzen Sache war. Da standen doch noch viele Kameramänner rum. Irgendwann werden auch noch andere Bilder erscheinen.

Leider gibt jetzt das Video mit Huggel den Türken einen Vorwand, alles umzudrehen. Schade.
Gester nach dr Übertragig uf SFDRS han ich uf ARD umgschaltet. Dört sind denne au scho die Usschrittige gspröchsthema Nr. 1 in bezug zum Match gsi. Und dört sind Bilder zeigt worde, vo Journaliste wo im Gang händ welle Spieler interviewe, die sind regelrächt vo de Security-Lüt ghinderet, eine sogar (schiins) gschlage worde und Sin händ nur in Richtig vore leere Wand dörfe Filme Wenn si in die ander richtig händ welle Filme, sind sicherheitslüt igschritte. Das seit scho sehr viil us, dass d Türke öpis z verheimliche gha händ.

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gruusigeSiech
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Beitrag von gruusigeSiech »

Rheinkultur hat geschrieben:DSF hat jetzt ca. 20 mal die szene gezeigt. Aber nicht einmal ganz!
Man sieht nie wie der Betreuer zuerst das Bein gegen den Schweizer stehenlässt???
Aber die Koksnase hat diesen Fact im Interview besonders hervorgehoben.
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Grock
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Beitrag von Grock »

do no e Link:

http://sport.ard.de/sp/komponente/eventbox/eventbox.php?id=wm_quali_tuerkei_schweiz_051116

vo de schwobe, bi nid go nochluege obs'sn do scho git, sunscht shame on me ;)
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Rheinkultur
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Beitrag von Rheinkultur »

gruusigeSiech hat geschrieben:Aber die Koksnase hat diesen Fact im Interview besonders hervorgehoben.
Hab ich nicht wirklich hingehört. War am Telefon. Aber wenns so ist chapeau.

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gruusigeSiech
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Beitrag von gruusigeSiech »

Hier noch einige interessante Aussagen des ARD-Reporters, der mit Degen und Magnin aus den Katakomben berichete.
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san gallo
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Beitrag von san gallo »

gruusigeSiech hat geschrieben:Hier noch einige interessante Aussagen des ARD-Reporters, der mit Degen und Magnin aus den Katakomben berichete.
laut diesem golük (oder so) sagte der sicherheitsmann schon 10min vor spielende, dass sie das was kommen würde nicht mehr filmen dürften. war das etwa geplant und abgesprochen, dass es nach dem spiel noch "chlöpfen" würde? :confused: :eek:

Pyramus
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Beitrag von Pyramus »

Frankfurter Allgemeine:

Kommentar
Im Abseits
Von Michael Horeni


17. November 2005 Der Fußball hat in Istanbul der Welt wieder einmal sein häßliches Gesicht gezeigt. In den Katakomben des Stadions kam es zu Jagdszenen auf Schweizer Spieler.


Vor genau zwei Jahren hatten sich am Bosporus schon einmal ganz ähnliche Szenen abgespielt, als sich die deutsche "U 21"-Nationalmannschaft durch einen Treffer in der Nachspielzeit für die Europameisterschaft qualifizierte. Damals wurde unter anderem der deutsche Torschütze von einem Polizisten getreten. Auch die ersten Argumentations- und Rechtfertigungsmuster in manchen türkischen Medien gleichen sich nach den üblen Szenen wieder. Diesmal sollen Schweizer Spieler provoziert haben, vor zwei Jahren wurden die Deutschen wegen übertriebener Freude und beleidigende Gesten als Auslöser der Attacken beschuldigt. Die Schweizer aber konnten sich diesmal gar nicht "übertrieben" freuen. Sie flüchteten sofort nach dem Schlußpfiff in die vermeintlich sichere Kabine.

Gewalt und Rassismus sind im Stadion weiter zu Hause

In Deutschland hat nun Innenminister Otto Schily die Ausschreitungen türkischer Fans verurteilt, die wohlgemerkt in Istanbul stattfanden und nicht in Berlin. Da fragt man sich bei allem Ärger über die Wiederholungstat in der Türkei, wie sich in den letzten Tagen seiner Amtszeit der Kompetenzbereich des deutschen Innenministers eigentlich unbemerkt so weit ausdehnen konnte - und ob es nicht bei jedem Auswärtsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft genug Anlaß gibt, das Auftreten der eigenen Zuschauer zu verurteilen. Rassistische und rechtsradikale Sprüchemacher und Gewalttäter gehen auch mit der deutschen Nationalmannschaft seit Jahren ständig auf Reisen.

Und auch in der europäischen Nachbarschaft, ob nun in Italien, Spanien, Frankreich oder England, beweisen die radikalen Begleiter des Fußballs nirgendwo ihre EU-Tauglichkeit. Gewalt und Rassismus sind in und um die Stadien Europas weiter zu Hause. Da haben auch die gutgemeinten und notwendigen Fair-play-Aktionen der Fußballstars im Auftrag der Verbände nicht mehr als ein Zeichen guten Willens setzen können.

Keine türkische Entschuldigung

In Istanbul aber fehlt selbst diese Geste. Der ansonsten seriöse türkische Trainer Fatih Terim warf unter dem Druck der nationalen Erwartung den Schiedsrichtern vor, als Helfershelfer des Schweizer Fifa-Präsidenten Blatter für dessen Landsleute fungiert zu haben. Der Vizepräsident des türkischen Verbandes sah das Pfeifkonzert während der Nationalhymne beim Hinspiel in Bern als den eigentlichen Auslöser - und ließ bisher jede Entschuldigung vermissen. Der türkische Fußball hat am Mittwoch nicht nur die WM verpaßt, er hat sich international auch ins Abseits gestellt.


Text: F.A.Z. vom 18. November 2005

Pyramus
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Beitrag von Pyramus »

Süddeutsche:

Türkische Nationalmannschaft

Mindestens ein blaues Auge

Nach dem Skandal-Spiel von Istanbul droht der Türkei der Ausschluss aus der nächsten WM-Qualifikation.
Von Tobias Schächter






Türkische Fans begrüßen die Schweizer bei dem WM-Qualifikationsspiel in Istanbul in der Hölle
Foto: dpa


Es waren wunderschöne Bilder, die am Mittwochnachmittag vom anderen Ende der Welt um den Globus gingen. Gewinner trösteten Verlierer, schüttelten sich die Hände und tauschten die Trikots. Es war um den Traum gegangen, den jeder Fußballer träumt: die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.

Für die Australier erfüllte er sich, für die Spieler aus Uruguay nicht, aber sie gingen als Freunde auseinander. All dies war auch im türkischen Fernsehen zu sehen. Ein großes Beispiel für wahren Sportsgeist nannte ein Reporter der türkischen Zeitung Radikal diese Gesten in einer Live-Sendung des TV-Kanals CNN-Türk kurz vor Beginn des entscheidenden WM-Qualifikationsspiels der Türkei gegen die Schweiz am Mittwochabend im Istanbul.



Provoziert und verschlagen
Die von dem Journalisten geäußerte Hoffnung, dass es nach dem Abpfiff im Sükrü Saracoglu Stadion von Fenerbahce ähnlich fair zugeht, erfüllte sich nicht: Spieler und Betreuer aus der Schweiz flüchteten schnellstmöglich in die Kabine.

Am Donnerstag war in türkischer Zeitungen ein Bild zu sehen, wie ein Betreuer der türkischen Mannschaft dem Schweizer Spieler Benjamin Huggel in den Hintern tritt. Und es war eines zu sehen, wie Huggel den Türken Alpay nach unten drückt, mit seinen Händen an dessen Nacken klebend. Die Türken behaupten, sie wären von den Schweizern u201Eprovoziertu201C (Hakan Sükür) worden; die Schweizer behaupten, sie wären von den Türken u201Everschlagenu201C worden (Marco Streller).

Raphael Wicky, Profi beim Hamburger SV, berichtete: u201EDie Altintop-Brüder (ebenfalls in der Bundesliga beschäftigt/Anm.) haben mich in die Mitte genommen, gegen ihre eigenen Mannschaftskollegen verteidigt und in die Kabine gebracht. Wenn die beiden nicht gewesen wären, dann gute Nacht.u201C

So lange der offizielle Bericht der Fifa nicht vorliegt, sind Wahrheit und Gerücht kaum zu unterscheiden. Als gesichert gilt: Im Kabinengang kam es zu Schlägereien zwischen Spielern beider Teams. Auch türkische Sicherheitskräfte und Ordner schlugen auf die Schweizer ein. 4:2 hatten die Türken zwar gewonnen, aber nach dem 0:2 vom Hinspiel fehlte ein Tor, um sich für die WM 2006 in Deutschland zu qualifizieren.

Nach dem Hinspiel vom Samstag hatte sich die Hetze in den Boulevardblättern beider Länder verselbständigt. Mahnende Stimmen fanden kaum noch Gehör. Das Ergebnis war eine unsäglich aggressive Stimmung während der quälend langen 98 Minuten. Von der Nationalhymne der Schweiz war kein Ton zu hören, so laut waren die Pfiffe der Türken. Der Schweizer Trainer Jakob Kuhn war am Ende umgeben von Fahnenstangen, Wasserflaschen, Münzen und Feuerzeugen, die von der Tribüne auf ihn geworfen wurden. Nach dem Tor der Schweizer durch Marco Streller zum 2:3 in der 84. Minute war der 62-jährige Kuhn von einer Münze am Hals getroffen worden.



Terims Verschwörungstheorien
Bei der Eskalation der Gewalt nach dem Spiel im Kabinengang wurde der Schweizer Ersatzspieler Stephane Grichting von einem Tritt in die Geschlechtsteile (angeblich von einem Sicherheitsbeamten) getroffen; er wurde mit Verdacht auf innere Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Auge des Schweizer Torwarttrainers Erich Burgener war nach einem Schlag blau angeschwollen.

Am Donnerstagmorgen ließ Fifa-Präsident Joseph Blatter verlauten, dass die Türkei mit einer harten Strafe zu rechnen habe: Pflichtspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie hohe Geld- und persönliche Strafen stehen zur Debatte; selbst den Ausschluss aus der nächsten WM-Qualifikation zog Blatter in Erwägung. Alleine dies wird weitere Verschwörungstheorien in den türkischen Medien nach sich ziehen. Blatter ist Schweizer, und schon bei der Auslosung der Relegations-Paarungen wurde das als nachteilig für die Chancen der Türkei gewertet.

Fakt ist: Der stolze WM-Dritte von 2002 ist nicht dabei beim Großereignis in Deutschland. Das hat vor allem sportliche Gründe, von denen Nationaltrainer Fatih Terim direkt nach dem Spiel versuchte abzulenken, indem er eine neue Verschwörungstheorie entwickelte. u201EFreundeu201C, fragte Terim die türkischen Journalisten, u201Ewie kann man gewinnen, wenn man zweimal gegen zwölf Schweizer antritt?u201C Als zusätzliche Schweizer Spieler waren die Schiedsrichter gemeint, die allerdings in beiden Spielen keine entscheidenden Fehler machten.



Installation eines selbstherrlichen Diktators
Schiedsrichter für Niederlagen verantwortlich zu machen, gehört im türkischen Fußball zur Tagesordnung. Schon vor dem Rückspiel schürte Terim, den sie in der Türkei wegen seiner früheren Erfolge u201EImparatoru201C (Kaiser) nennen, die Emotionen. Der 52-Jährige setzte die Strategie der Verschwörungstheorien vor allem fort, um von seinem eigenen Versagen abzulenken.

Mit der Installation des selbstherrlichen Diktators, der den reformwilligen, von den Medien aber ungeliebten Ersun Yanal vor fünf Monaten ablöste, setzte in der türkischen Nationalmannschaft eine Restauration ein. Terim berief einige von seinem Vorgänger ausgemusterte Altstars wie den Stürmer Hakan Sükür, 33, wieder ins Team; der gab im übrigen nach dem Spiel gleich seinen Rücktritt bekannt

Es wunderte nicht nur Jakob Kuhn, dass die Türken u201Ebei so viel Talent ein Kick and Rush nach alter Artu201C spielten. Terims einfache Taktik, den Gegner einzuschüchtern und mit hohen Bällen in die Spitze auf Sükür Gefahr zu erzeugen, wäre beinahe aufgegangen.

Die junge Schweizer Mannschaft war der erhitzten Stimmung an diesem Abend nicht gewachsen, obwohl sie bereits nach dreißig Sekunden durch einen Elfmeter von Alexander Frei führte. Alpay vom Bundesliga-Klub 1.FC Köln hatte den Ball mit der Hand gespielt. Zweimal Tuncay (21. und 38.) u2013 der später auch zum 4:2 traf (89.) u2013 sowie Necati (52., Foulelfmeter) sorgten für das 3:1 der Türken, ehe ein schwerer Fehler von Togay den Anschlusstreffer von Streller ermöglichte.



Große Zeiten für Schweizer Fußball
Trotz der ersten Niederlage in dieser Qualifikation schaffte die Schweiz unter Jakob Kuhn die erste WM-Teilnahme seit 1994. Sein Konzept der konsequenten Verjüngung und der kontrovers diskutierten Ausmusterung alter Diven wie Sforza und Henchoz brachte Erfolg.

Der Schweizer Fußball steht als WM-Teilnehmer und Gastgeber der Europameisterschaft 2008 vor großen Zeiten. Dem türkischen Fußball hingegen drohen nicht nur wegen des zu erwartenden harten Fifa-Urteils erhebliche Turbulenzen. Nachdem Verbandsboss Levent Bicakci gerade bekräftigt hatte, mit Fatih Terim, jenem alten Mann von gestern, in die Zukunft gehen zu wollen, sagte ein türkischer Boulevardjournalist: u201EDie Geier kreisen schon.u201C Er meinte über dem Haupt Bicakcis.

(SZ vom 18.11.2005)

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Rheinkultur
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Beitrag von Rheinkultur »

Au bim raab e thema

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Blauderi
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Beitrag von Blauderi »

http://www.haz.de/sport/282857.html


Die FIFA sieht rot


Die Türkei könnte wegen der Krawalle nach dem Spiel gegen die Schweiz von der Qualifikation für die WM 2010 ausgeschlossen werden



u201EWas da passiert ist, passt nicht zum Sportu201D, sagte Hamit Altintop gestern, der türkische Nationalspieler von Schalke 04. Ein lauteres Echo ertönte aus Bern: u201EDas macht mich rasend. Was da passiert ist, habe ich noch nie erlebtu201D, sagte Sepp Blatter, der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA, über die Vorfälle nach dem WM-Qualifikationsspiel der Türkei gegen die Schweiz (4:2). Die Ausschreitungen von Istanbul, da waren sich alle einig, haben den türkischen Fußball in Misskredit gebracht.

Es ist ein langer Schatten, den die Gewalt auf das Rennen zur WM 2006 wirft. Die Jagdszenen, die die Schweizer Nationalspieler nach dem Schlusspfiff im Sükrü-Saracoglu-Stadion vom Spielfeld in die Kabine flüchten ließen, könnten ein längeres Aus der Türkei auf der internationalen Fußballbühne bedeuten. Denn die Auswüchse erreichten die höchste Entscheidungsebene. Der FIFA-Boss persönlich ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er eine harte Strafe noch vor der WM-Endrunden-Auslosung am 9. Dezember erwartet. Blatter denkt an Konsequenzen für die Türkei bis zu einem möglichen Ausschluss von der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika. u201EWir werden hart durchgreifenu201D, kündigte er an.

Der türkische Fußball-Verband kritisierte die Äußerungen umgehend als u201Egefährlich und falschu201D. u201EIch halte Blatters völlig einseitige und voreilige Erklärungen für unglücklichu201D, meinte Vizepräsident Sekip Mosturoglu. Die Türken sehen ihr WM-Aus als ein Komplott von Schweizern mit der FIFA; Blatter ist Schweizer. u201EDas war ein organisiertes Ausscheidenu201D, polterte ein wutschnaubender Nationaltrainer Fatih Terim und wetterte über die Schiedsrichter. u201EDiebeu201D und u201Eehrenlose Kerleu201D waren noch die freundlichsten Anreden.

Dem Gegner die Schuld in die Schuhe schieben: Das war am Tag danach die Taktik der Türken. Zeitungen machten die Gäste für die Krawalle verantwortlich, sie hätten die türkischen Spieler provoziert. Der Schweizer Benjamin Huggel soll den Streit vom Zaun gebrochen haben, indem er dem türkischen Assistenz-Trainer Mehmet Özdilek einen Tritt versetzte. u201EUnsere Spieler gingen in die Falleu201D, schrieb die Zeitung u201EFanatiku201D.

Der Verbandsvize wies die Anschuldigungen ebenso zurück: u201EAuch einer unserer Ordnungskräfte ist krankenhausreif. Gewiss haben ihn nicht die eigenen Spieler geschlagenu201D, sagte Mosturoglu. Der Verband werde seine u201EVerteidigung vorbereitenu201D. Sanktionen erwartet Mosturoglu schlimmstenfalls in Form eine Stadionsperre und einer deftigen Geldstrafe.

Dieser Optimismus könnte sich schnell als Trugschluss erweisen, denn die Vorfälle haben längst die Politik erreicht. Während die Fans der Eidgenossen die achte WM-Teilnahme ihrer Mannschaft ausgelassen feierten, kündigte Außenministerin Micheline Calmy-Rey umgehend eine Protestnote an ihren türkischen Kollegen an.

Tatsächlich sind die tätlichen Attacken türkischer Spieler, Sicherheitskräfte und Zuschauer beispiellos. Unmittelbar nach dem wertlosen 4:2-Sieg hatte sich die aufgeheizte Stimmung in Brutalität entladen, die Schweizer wurden zur Zielscheibe der frustrierten Gastgeber. Zunächst warfen enttäuschte Fans Gegenstände, die Eidgenossen suchten Zuflucht in den Stadionkatakomben. Vergeblich, dort griffen türkische Profis und Ordner die Gäste an.

u201EWir haben uns zwei Stunden in der Kabine eingeschlossen und wurden unter Polizeischutz ins Hotel gebrachtu201D, berichtete Raphael Wicky vom Hamburger SV. Er bedankte sich sogar auf der Internetseite des Bundesligisten bei den Altintop-Brüdern, die ihn u201Ein die Mitte genommenu201D und in die Kabine gebracht hatten. Am ärgsten erwischte es Ersatzspieler Stephane Grichting, der nach einem Tritt in den Unterleib ins Krankenhaus musste. Özalan Alpay vom 1. FC Köln trat Augenzeugenberichten zu Folge den Frankfurter Huggel nieder.

Dabei war der Skandal absehbar. u201EVor dem Spiel war ersichtlich, auf welche Art die Türken zur WM gelangen wollten. Die Fans begegneten allen, die aus der Schweiz kamen, mit Verachtungu201D, schrieb die Zeitung u201EBundu201D. Zur WM gelangen jedoch die Schweizer, die sich über den Erfolg kaum freuen konnten. u201EBeim Abpfiff war die Freude groß, aber nur tief drinu201D, sagte Nationaltrainer u201EKöbiu201D Kuhn.

Der FIFA-Boss gab derweil den Sportstaatsmann. u201EDas Fairplay wurde in Istanbul mit Füßen getretenu201D, sagte Blatter: u201EEs darf nicht sein, dass sich die Spieler wie Diebe vom Feld stehlen müssen.u201D

Diese Spieler zogen trotzdem ein rotes T-Shirt über mit der Aufschrift u201EWeltmeisterlichu201D. Davon waren die Gastgeber an diesem Abend weit entfernt.
r

Veröffentlicht 17.11.2005 20:42 Uhr
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Blauderi
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Beitrag von Blauderi »

http://www.rundschau-online.de/html/art ... 3342.shtml

Türken rüpeln sich ins Abseits
HEINZ-PETER DIETRICH UND INGO BIERSCHWALE, 17.11.05, 20:26h


Selbstjustiz nahmen der türkische Abwehrspieler Alpay und andere Akteure vor, während sie vom Mob auf den Tribünen beworfen wurden.


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Druckfassung
Istanbul - Unter Polizeischutz flüchteten die Schweizer mit dem WM-Ticket in der Hand aus der Hölle am Bosporus. Als sich die Eidgenossen nach Schlägereien und Pöbeleien in die Kabine des Sükrü-Saracoglu-Stadions gerettet hatten, zogen sie ein rotes T-Shirt mit der weißen Aufschrift u201EWeltmeisterlichu201C über und freuten sich verhalten über ihre achte WM-Qualifikation. u201EEs ist schlimm, wenn man von der Bank aufsteht und Angst haben mussu201C, beschrieb Nationaltrainer u201EKöbiu201C Kuhn den Zwiespalt der Gefühle. Zwei Stunden lang harrten die Eidgenossen in der verschlossenen Kabine aus, ehe sie von der Polizei geleitet unbehelligt das Stadion verlassen konnten.
u201EWas passiert ist, ist des Fußballs unwürdigu201C, stellte Fifa- Präsident Joseph Blatter am Tag nach dem Skandal fest. Von der Sperrung einzelner Spieler bis hin zum Ausschluss des türkischen Verbandes von einem großen Turnier wollte der Schweizer Chef des Weltverbandes keine Sanktionen ausschließen. Bis zum 9. Dezember, dem Tag der WM-Gruppenauslosung, soll das Urteil gefällt sein. Postwendend kritisierte der Türkische Fußball-Verband diese Äußerungen. Das sei u201Egefährlich und falschu201C, sagte Verbands- Vizepräsident Sekip Mosturoglu: u201EIch halte seine völlig einseitigen Erklärungen für unglücklich.u201C

Klarheit über die Ereignisse wird sich die Disziplinarkommission mit Hilfe der vor Ort anwesenden Fifa-Funktionäre, Befragungen sowie TV-Bildern verschaffen.

u201EEs war unfassbar. Türkische Spieler und Ordnungskräfte haben auf uns eingeprügeltu201C, beschrieb HSV-Profi Raphael Wicky die Jagdszenen. Allerdings bedankte er sich ausdrücklich bei den ebenfalls in der Bundesliga spielenden Altintop-Brüdern, die ihn u201Ein die Mitte genommenu201C, gegen eigene Mitspieler verteidigt und in die Kabine gebracht hatten.

Ein anderer Schweizer hatte nicht so viel Glück: Ersatzspieler Stephane Grichting musste nach einem Tritt in den Genitalbereich ins Krankenhaus gebracht werden. u201EAuch einer unserer Ordnungskräfte ist krankenhausreif. Gewiss werden ihn nicht die eigenen Spieler geschlagen habenu201C, sagte Mosturoglu.

Die Türken versuchten dem Gegner die Schuld in die Schuhe zu schieben. Tatsächlich zeigen Filmaufnahmen, wie der Schweizer Benjamin Huggel dem türkischen Trainer-Assistenten Mehmet Özdilek von hinten einen Tritt gegen das Bein versetzte. Der für den 1. FC Köln spielende Alpay Özalan trat daraufhin Huggel im Kabinengang von hinten um und ging selbst zu Boden. Es war der Anfang von Schlägen, Tritten und Rempeleien, an denen sich vor allem die Gastgeber beteiligt haben sollen. Fernsehaufnahmen im Kabinentrakt wurden von Ordnern rüde unterbunden. u201EUnsere Spieler sind in die Falle gegangenu201C, schrieb die Sportzeitung u201EFanatiku201C. Blatter schloss auch Sanktionen gegen seine Landsleute nicht aus.

Türkeis Nationaltrainer Fatih Terim spuckte hingegen Gift und Galle gegen die Schiedsrichter von Hin- und Rückspiel, die er als u201EDiebeu201C und u201Eehrenlose Kerleu201C beschimpfte. u201ESie haben uns zu Grunde gerichtet.u201C (dpa / EB) KOMMENTAR SEITE 2
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Blauderi
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Beitrag von Blauderi »

http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?c ... &id=520427

WM-Qualifikation:
Viele Väter eines Fußball-Skandals

(Die Presse) 18.11.2005

WM-Qualifikation. In Istanbul explodierten Aggression und Hass im sportlichen Frust.





Das blamables Ergebnis und die blamablen Ereignisse werden auf türkischen Zeitungen kommentiert. | (c) AP


ISTANBUL (-tzg-). "Es macht mich rasend!" Fifa-Präsident Sepp Blatter, Schweizer, will nach den Skandal-Szenen von Istanbul gegen alle Beteiligten ermitteln und mit exemplarischen Strafen durchgreifen - nicht nur gegen Türken, sondern auch Landsleute, die Schläge und Tritte kassiert oder, wie Frankfurt-Legionär Huggel, ausgeteilt haben sollen nach dem "siegreichen" 2:4 im Fenerbahce-Stadion. Blatter: "Hier wurden Fußball und Fairness mit Füßen getreten. Im wahrsten Sinn des Wortes!"


Kaum war der packende Krimi in der "Fenerbahce-Hölle" abgepfiffen, hatte es Dosen, Flaschen, Münzen etc. gehagelt, begleitet von wüsten Beschimpfungen und Gesten für die Schweiz, die mit Kampfgeist und Können die WM-Träume des WM-Dritten 2002 beendet hatte. Spieler rannten wie ums Leben zum Tunnel, wo es erst richtig losging mit "Trittabschlagen" ohne Rücksicht auf Verluste. Schweiz-Ersatzmann Grichting landete mit Unterleibsverletzungen im Spital, wo er einen Katheter bekam, um mit dem Team heim fliegen zu können. Andere wie Kapitän Vogel kamen mit blauen Augen davon.


Obwohl Blatter außer sich war ob wild-gewordener Rächer der "Enterbten" - angesichts aufgestauter Aggressionen und aufgeputschter Emotionen vor und im Spiel um alles oder nichts kam die Explosion türkischer Gefühle keineswegs überraschend. Eher, als wäre ein Zeitzünder gelegt worden, den nur eine Türkei-Qualifikation entschärft hätte.


Nach politischen Querelen um einen EU-Beitritt fühlten sich die Türken auch in ihrem Stolz als Fußball-Macht mit Millionenklubs verletzt. "Das spielt alles mit. Und dazu wurden sie gedemütigt - von einem kleinen Land wie Schweiz", erklärt der sportive Soziologe Roland Girtler, der die Krawalle im TV verfolgt hatte. Obendrein ein Zwerg, der anfangs der WM-Qualifikation pikanterweise noch mit türkischen Auswanderern wie Murat und Hakim Yakin gespielt hatte, die inzwischen "pensioniert" sind. "Man hat ja nur in die wütenden Gesichter der Fans schauen müssen", fand Girtler. "Da hat man ja schon ahnen können, was kommt!" Logische Folge im Hexenkessel, in dem Türkei-Teamchef Fatih Terim und türkisches Sicherheitspersonal auch ein Ventil für enttäuschte Hoffnungen suchten mit Vorwürfen, Wurfgeschoßen und Raufereien.


Auch wenn stets das Schlagwort Fair-Play (for the Good of the Game) strapaziert wird - Girtler trifft wohl den Kern, wenn er sagt, "dass Fußball was Kriegerisches hat. Fans erinnern an Stammeskrieger mit Bemalungen und Ritualen!" Wo ihre Kicker nicht immer Muskeln spielen ließen, dort versuchten sie mit Symbolen Stärke zu zeigen. "Viele Gesten", sagt Girtler, "sind Gewalt-Symbole!"


Hätte die Fifa die medial schon vorher aufgeheizte Stimmung nicht so unterspielt, dann müsste jetzt nicht Blatter nach drakonischen Strafen rufen. Es war ja nicht der erste Schaden, der in und von der Türkei angerichtet wurde im Fußball, das sagt die Statistik. Höchste Zeit, klüger zu werden vor der WM in Deutschland, nicht nur in Berlin eine "Dependance" der Türkei, für die Schweizer ein Dorn im Aug sind. Alles andere wäre Schönfärberei.
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Blauderi
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Beitrag von Blauderi »

http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/18 ... 182123.asp

DIE QUALIFIKATION ZUR FUSSBALL-WM 2006 Schlechte Verlierer und glückliche Sieger

Fußtritte fürs Fairplay
Nach dem Skandalspiel in Istanbul droht Fifa-Chef Blatter harte Strafen gegen die Türkei an

Von Thomas Seibert, Istanbul, und Christoph Kieslich, Basel




Benjamin Huggel war für die türkischen Medien am Tag danach der Schuldige. u201EDer hässliche Schweizeru201C, titelte eine Zeitung, vom u201ETerror der Nummer 14u201C war die Rede. Überall präsente Fernsehbilder und Fotos zeigten, wie Huggel nach der erfolgreichen WM-Qualifikation seines Teams auf dem Weg in die Kabine den türkischen Kotrainer Mehmet Özdilek in die Kniekehle trat und dann mit dem türkischen Abwehrspieler Alpay Özalan aneinander geriet. Dass Özalan vorher einen Schweizer Spieler getreten hatte und dass die Schweizer Spieler von türkischen Fans mit verschiedenen Gegenständen beworfen wurden, blieb größtenteils ebenso unkommentiert wie die Tatsache, dass der Schweizer Ersatzspieler Stephane Grichting niedergeschlagen wurde und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Die türkischen Spieler hätten sich durch Huggels Provokation dazu hinreißen lassen, selbst Schläge auszuteilen, lautete die türkische Sicht der Dinge.

Die Schweizer Sicht der Dinge war eine völlig andere. u201EEs ist schlimm, wenn man von der Bank aufsteht, und Angst haben mussu201C, schilderte der Schweizer Nationaltrainer Jakob Kuhn die Momente nach dem Abpfiff, ehe die Schweizer im Spurt dem Wurfhagel von den Tribünen zu entkommen versuchten. In den Katakomben hätten sich u201Eunfassbareu201C Szenen abgespielt, sagte Raphael Wickey. u201ETürkische Spieler und Ordnungskräfte haben auf uns eingeprügelt. Ich habe Schläge gegen den Kopf und in den Rücken bekommenu201C, schilderte der Profi vom Hamburger SV die Vorgänge. Er sei jedoch dank der Hilfe der beiden türkischen Bundesliga-Profis Halil (Kaiserslautern) und Hamit Altintop (Schalke 04) noch glimpflich davon gekommen.

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Die Schweizer als Täter, die Türken als Opfer u2013 nach dem Ende ihrer WM-Hoffnungen befinden sich Teile der Fußballwelt und der Öffentlichkeit in der Türkei in einem Zustand der Realitätsverneinung. Besonders deutlich ist das bei Nationaltrainer Fatih Terim zu sehen, dessen Team trotz eines 4:2-Sieges ausschied, weil es das Hinspiel 0:2 verloren hatte. Trotz der Schwächen seiner Mannschaft am letzten Wochenende in Bern und der Fehler der türkischen Abwehr im Rückspiel gab Terim den Schiedsrichtern die Schuld am WM-Aus. In beiden Begegnungen hätten die Schweizer mit zwölf Mann gespielt, schimpfte Terim.

Besonnene Stimmen riefen die Türken am Donnerstag dazu auf, nicht die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen. In beiden Spielen hätten die Schweizer mehr unter Schiedsrichter-Entscheidungen zu leiden gehabt als die Türken, kommentierte Erman Toroglu in der Zeitung u201EHürriyetu201C. Die Türkei solle nun nicht woanders Sündenböcke suchen. u201ELassen Sie uns ein wenig in den Spiegel schauenu201C, schrieb Toroglu. Dieser Appell verhallte weitgehend ungehört. In türkischen Internet-Foren war sogar von einer christlichen Verschwörung gegen die moslemische Türkei die Rede. Schließlich kamen die Schiedsrichter der beiden Spiele aus der Slowakei und aus Belgien.

Während Terim und die Fans jegliche Schuld von sich wiesen, ging der Weltverband Fifa der Frage nach, wer für die Ausschreitungen verantwortlich war. Die Bilder von den Faustschlägen und Fußtritten auf dem Spielfeld und im Kabinengang haben den Fifa-Präsidenten erbost. Josef Blatter zürnte: u201EDas macht mich rasend.u201C Er kündigte u201Eumfassende Untersuchungenu201C und ein hartes Durchgreifen des Weltverbandes an: u201EEs darf nicht sein, dass sich die Spieler wie Diebe vom Feld stehlen müssen. Das Fairplay wurde in Istanbul mit Füßen getreten.u201C

Noch vor der Auslosung der WM-Endrunde am 9. Dezember in Leipzig soll die Diszplinarkommission der Fifa über Sanktionen entscheiden, und Blatter wollte selbst einen Ausschluss der Türken für die WM-Qualifikation 2010 nicht ausschließen. Was ihm allerdings vom türkischen Verband prompt die Kritik einer u201Egefährlichen, falschen und einseitigenu201C Stellungnahme eintrug. Schließlich ist Blatter Schweizer. Doch auch Schweizer Spieler, die an dem Handgemenge im Kabinengang des Sükrü-Saracoglu-Stadions beteiligt waren, könnten zur Rechenschaft gezogen werden.

Der triumphale Empfang auf dem Flughafen Zürich-Kloten gestern Nachmittag wird die Schweizer Auswahl für die Tumulte von Istanbul entschädigt haben. Weit über tausend Fans feierten die Mannschaft enthusiastisch und blicken hoffnungsvoll Richtung Deutschland. Das Boulevardblatt u201EBlicku201C formulierte: u201EWer dieser Hölle trotzt, ist reif für WM-Großtaten.u201C Die Türken hingegen müssen auf Großtaten nun eine Weile warten. Das WM-Aus hatte gestern erste Konsequenzen: Stürmerstar Hakan Sükür erklärte seinen Rücktritt aus dem Nationalteam.


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Ganz draußen

Michael Rosentritt freut sich auf die Weltmeisterschaft ohne die Türkei





Am vergangenen Wochenende wurde dem in Deutschland lebenden türkischen Schwergewichtsboxer Sinan Samil Sam im Boxring der Kiefer gebrochen. Hätte der u201EBulle vom Bosporusu201C, wie sich der 31-Jährige nennt, seinen kasachischen Herausforderer geschlagen, hätte er um den WM-Titel kämpfen dürfen. 3,3 Millionen Zuschauer hatten hierzulande vor dem Fernseher mit dem Türken mitgefiebert, der sich jetzt den internationalen Regeln folgend hinten anstellen und sich eine neue Chance erarbeiten muss.

Ähnlich viele deutsche TV-Zuschauer haben vier Tage später die u201EHölle vom Bosporusu201C, oder das, was sich rund um das Fußballspiel zwischen der Türkei und der Schweiz abspielte, gesehen. Nach den hässlichen Szenen kann niemand trauern, dass die Schweiz statt der Türkei zur WM kommt. Das Verhalten der Gastgeber in Istanbul war unzivilisatorisch. Temperament und südländische Lebensfreude haben nichts mit Verschwörungstheorien, mit subjektiven Nationalismus und vor allem nichts mit Gewalt zu tun.


Der türkische Sport besitzt in Deutschland viele Sympathien. Nun aber hat der Fußballverband (nicht nur die Fans) die internationalen Regeln schwer verletzt und muss hart bestraft werden. Der türkische Fußball hat sich ganz hinten anzustellen. Ob und wann eine neue Chance gewährt wird, hat nicht mehr die Türkei allein zu entscheiden.

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Bananas
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Theorie und Gewalt

Beitrag von Bananas »

Sepp Blatter nährt gern die Illusion eines reinen Sports, in dem es um Ideale geht, um Fairplay. Der Boss des Weltverbandes erzählt dann von der völkerverbindenden Kraft des Fußballs, obwohl er weiß, dass das Quatsch ist. Noch lieber geißelt Blatter Phänomene des Spiels wie Kommerz und Gewalt. Ersteres ist lächerlich, da sein Verband Wegbereiter des Kommerzes ist, das Zweite klingt hohl.
Von Christian Zaschke

So wie jetzt, da Blatter zu den Vorfällen in Istanbul sagt: u201EDa stimmt etwas im Fußball nicht. Das habe ich noch nie erlebt.u201C Wirklich noch nie erlebt? Man müsste glauben, der Präsident kenne den Fußball besser. Es gibt solche Vorfälle immer wieder. Man denke an die deutsche U-21-Nationalelf, die sich vor genau zwei Jahren in Istanbul gegen die Türkei für die EM qualifizierte u2013 nach dem Spiel wurden die Spieler von Polizisten und Ordnungskräften geschlagen und getreten.

Das Besondere an den neuen Zwischenfällen ist, dass sie so vorhersehbar waren. Der Schweizer Spieler Ludovic Magnin sagte: u201EDas war nicht anders zu erwarten.u201C Im Fernsehstudio bemerkte Günter Netzer: u201EDas war bei uns früher auch immer so.u201C Zum einen handelt es sich um ein spezifisches Problem im türkischen Fußball. Zum anderen zeigt sich der Kern des Problems überall: Im Moment der Niederlage suchen die Unterlegenen die Schuld überall, nur nicht bei sich.



Basteln an Verschwörungstheorien
In Bahrain wurde der Schiedsrichter unter Polizeischutz vom Platz gebracht, die Slowaken entwickelten umfassende Verschwörungstheorien. Am Mittwoch in Istanbul gesellte sich zur Theorie die Praxis, sprich: die Gewalt. Diese folgte der gezielten Anstachelung.

Insbesondere der türkische Trainer Fatih Terim hatte seit der Auslosung der Relegationsspiele keine Gelegenheit ausgelassen, an Verschwörungstheorien zu basteln. Im Fall des Sieges wäre er vielleicht sogar insgeheim wegen seiner Methoden bewundert worden. Nun, nach der Eskalation, sucht er die Schuld selbstverständlich bei anderen. Er fände sie bei sich selbst, weil er im Spiel mit der Emotion zu weit gegangen ist.

Die Niederlage gehört zum Fußball, aber die Niederlage wird häufig nicht mehr als Teil des Spiels akzeptiert. Bei der WM werden 31 Mannschaften verlieren, früher oder später. Zu einigen Verschwörungstheorien kommt es dann mit Sicherheit, zur Gewalt hoffentlich nicht.

(SZ vom 18.11.2005)

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gruusigeSiech
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Beitrag von gruusigeSiech »

Harald Schmitt hatte auch noch ein paar träfe Sprüche auf Lager. :D
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[CENTER]© gruusigeSiech[/CENTER]
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Rotblau
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Beitrag von Rotblau »

Rheinkultur hat geschrieben:Die Türken können noch so versuchen sich die Wahrheit zurecht zu lügen.
Auch knapp 100 Jahre später verleugnen die türkischen Politiker den Völkermord an den Armenier.

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Bananas
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Beitrag von Bananas »

Rotblau hat geschrieben:Auch knapp 100 Jahre später verleugnen die türkischen Politiker den Völkermord an den Armenier.
So gesehen kann man davon ausgehen, dass die Türken die gestrigen Vorkommnisse auch in 100 Jahren noch abstreiten. Daher sollte der Verband für mind. 100 Jahre aus allen internationalen Turnieren ausgeschlossen werden.

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Maverick
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Beitrag von Maverick »

Haben sich eigentlich Emre und Alpay schon in Interviews zu den Vorfällen geäussert? Ihre "Sichtweise" würde mich brennend interessieren... ;)

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Kawa
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Beitrag von Kawa »

Grock hat geschrieben:Geili Sieche, die könnd eifach nid verliere, eifach nid. :o
Das trifft voll i s schwarze !!!

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