Somnium hat geschrieben:Was mich an dieser Ideologie am meisten aufregt: Die Frauen werden mit dem Argument unterdrückt, dass wir Männer beim Anblick von Weibsvolk nicht von unseren Trieben in Versuchung geführt werden. Darum müssen sich Frauen im Idealfall vollverschleiern. Diese Ideologie macht de facto ALLE Männer zu willenlosen Triebtätern.
Dieselbe Haltung gibt es im ultraorthodoxen Judentum. Und: es ist eine Minderheit der islamisch geprägten Staaten, in denen das der Fall ist.
Wo hat dich denn ein Muslim zur Konversion zu überzeugen versucht? Mir sind Zeugen Jehovas, Methodisten und Mormonen einiges geläufiger. Oder meinst du einfach Zentralrätler mit ihren Ständen?
Darüber hinaus: wo das Problem ist, für seine Religion innerhalb eines Rechtsstaates zu werben, muss man mir noch erklären.
Somnium hat geschrieben:Das mit der Frauenunterdrückung: Kopftuch, Vollverschleierung, Nebenfrauen, Bestrafungen, männlicher Vormund, Fahrverbot (Saudi Arabien), Stadionverbot (Iran)...
Das ist das Problem der "Islamkritiker": sie schauen auf Saudi-Arabien oder den Iran und halten dies für den islamischen Mainstream. Dass zb in Indonesien oder der Türkei in Sachen Frauenverhältnisse gelten, die z.T. sogar westliche Staaten übertreffen, wird dabei ignoriert - und Indoniesien ist der bevölkerungsreichste muslimische Staat der Welt. Du erinnerst mich etwas an die ahnungslosen Plauderis à la
Bill Maher oder dieser CNN-Anchors.
Somnium hat geschrieben:Wie geschrieben, es hilft nicht, etwas Schlechtes mit einem anderen Schlechten zu rechtfertigen. Thiel hat ja tatsächlich erklärt, wie die Sache ist: Altes Testament - zorniger, strafender Gott. Neues Testament - Gütiger, vergebender Gott. An das AT glauben Christen-Fundis und Juden, die Weltchristenheit aber glaubt an das NT und orientiert sich an der Jesus-Lehre.
Das AT ist in der katholischen kirche seit nostra aetate bzw dem vaticanum II gleichgestellt, dh. gleichwertig in der heilsverkündung. deneslben standpunkt vertritt der weltkirchenrat.
Somnium hat geschrieben: Der Islam in 1200 Jahren keine Einzige! Damals wie heute werden im Namen des Korans mit unveränderten Argumenten Ungläubige ermordet und Frauen entrechtet.
Das soll man sagen in einer aufgeklärten Welt sagen dürfen. Das der Koran das Problem ist. Ich wenigstens kann diese Tatsache nicht schönreden- oder schreiben. Toleranz für eine Intolerante Schrift geht gar nicht.
Das ist völlig falsch. Der Koran war zu seiner Entstehungszeit ein gerade revolutionäres Zivilisierungs- und Gesetzeswerk, der auch deswegen derart nachhaltige Verbreitung fand. Wer meint, "die Muslime" seine nur durch Unterdrückung und Glaubensoktroyierung entstanden, verkennt das Ordnungspotential, das der Koran und seine Rechtslehre (ich lasse das S-Wort jetzt bewusst aussen vor, sonst geht das Gegeifere gleich wieder los) bereithielt. Aus einem ähnlichen Grund hatte bspw. das Römische Recht sich - nicht wegen, sondern trotz - der römischen Eroberungszüge nachhaltig und darüber hinaus durchgesetzt und erhalten, ebenso der Code Civil Napoleons - auch das ein Zivilisierungsinstrument, das via Feldzüge seine Verbreitung fand.
Der militante Fundamentalismus des Islam, den wir heute kennen, ist nur wenige Jahrzehnte alt. Er wurde in seiner Radikalität geprägt v.a. vom Denken Maududis oder Sayyd Qutbs, beides Fundamentalistische Autoren aus der postkolonialen Zeit, deren islamischer Revivalismus keineswegs nur von der Koranlektüre, sondern ebenso von kolonialer Erfahrung geprägt waren (Pakistan und Ägypten).
Übrigens, von wegen "Das soll man sagen dürfen" - was wird denn heutzutage in unserer aufgeklärten Gesellschaft häufiger kritisiert als der Islam und der Koran? Vielleicht noch das Wetter oder der SFV, aber sonst? Nicht, dass ich was dagegen habe, aber man soll sich dann bitte nicht märtyrerhaft hinstellen, wenn man mitten im Mainstream schwimmt.
Somnium hat geschrieben: Verdammt, 2015 steht an und wir diskutieren Schriften aus der Zeit des endenden- und post-römischen Zeitalters!
Warum auch nicht? Der Koran ist sicher mehr als einfach Literatur, sondern eines der wirkungsmächtigsten Texte der Menschheitsgeschichte. Man sollte ihn als solchen würdigen und kritisch, aber auch seriös rezipieren.
Meiner Erfahrung nach wird diese "Diskussion" vor allem von denen geführt, die den Koran nur herbeizitieren, um ihn zu diffamieren. Man kann die Diskussion daher gerne beenden, denn betreffend Sachlichkeit und Fundiertheit erinnert mich es immer wieder an diesen schönen Strip von Ruedi Widmer:
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Somnium hat geschrieben: Frohe Weihnachten!
عيد ميلاد مجيد