Allez Basel! hat geschrieben:Nein, weil sie schon genug genannt wurden. Aber kannst du mir noch die Gründe nennen, warum Nein gestimmt wurde? Ausser natürlich, dass man ein cooler Städter ist und halt über mehr Differenzierungspotenzial als der Bauer besitzt.
Eigentlich solltest du doch Mitleid mit dem armen Bauer haben. Er ist halt nicht so intelligent wie du, er fährt nur Traktor.
Ich habe Landbevölkerung geschrieben, sind das nun alles Bauern? Du liest Sachen, die ich nicht so geschrieben habe und verallgemeinerst sie gleichzeitig. Das ist zum Beispiel etwas das ich nicht gut finde, aber vielleicht hast du ja meinen Beitrag auch nur überflogen und bist dann wütend geworden, ohne ihn genau zu lesen. Das ist auch etwas, was ich nicht gut finde, aber ich kann dir ja nicht vorschreiben, wie du meinen Beitrag zu interpretieren hast. Sonst bin ich noch arroganter als zuvor schon, oder bist du kein Bauer und dich trifft das ganze deshalb nicht? Siehst du, jetzt schreibe ich auch schon von den Bauern, obwohl ich eigentlich die Landbevölkerung als ganzes meinte, sicherlich auch Teile der Stadtbevölkerung. Aber egal, ich versuche jetzt sachlich darauf einzugehen.
Zuerst stellte ich mir die Frage, was ein vorgeschriebenes Kontingent bringt. Man bestimmt wie viele Ausländer in die Schweiz kommen dürfen und wann wir die Tore schliessen. Grundsätzlich kommen aber die meisten Ausländer weil man sie braucht, weil man nicht genug Schweizer Personal für die Jobs findet. Weshalb braucht man dann eine Klausel? Wenn wir keine Ausländer mehr für die Jobs benötigen, dann werden auch automatisch viel weniger kommen. Klar gibt es dann immer noch das Gesocks, welches von unseren Sozialprogrammen profitieren will, aber das ist und bleibt eine Minderheit.
Dann kam die Frage auf, weshalb die Nettoeinwanderung denn stetig stieg. Die Antwort darauf ist wohl Wachstum. Die Firmen mit Sitz in der Schweiz wollen wachsen, brauchen neue Leute, mehr Leute. Sehr gute Leute, durchschnittliche Leute, einfach mehr Personal. Und dann holen sie die Deutschen, habe ich gelesen, weil die weniger verdienen, weniger Ansprüche haben und oft 30 Jahre jünger sind als die Angestellten, die sie ersetzen werden. Dann fragte ich mich weshalb ich persönlich noch nie so etwas mitbekommen habe.
Ich lebe ja in einem Kanton mit einem der höchsten Ausländeranteile. Und das sind ja nur jene die hier wohnen. Dazu kommen noch die abertausenden Grenzgänger. Dann sprach ich mit meinen Freunden und Eltern (und ihren Freunden) darüber. Bankangestellte, Mechaniker, Staatsangestellte, Maurer, Studenten, Chemiker, Verkäufer usw. was sie denn davon hielten und ob die Ausländer bzw. die Grenzgänger ein Problem sind bei der Jobsuche. Ein paar fluchten über die Franzosen, weil sie schlecht arbeiten und ein paar hatten oder haben deutsche Chefs und mögen die nicht so wirklich. Okay und habt ihr Angst, wegen denen den Job zu verlieren? Keiner hatte Angst. Und keiner hat bis jetzt denn Job verloren. Und ich habe auch über 20 Ecken noch von keinem solchen Vorfall gehört. Es gibt sie sicher, aber ich glaube nicht so oft. Ob jetzt der Chef ein Schweizer oder ein Deutsches Arschloch ist tut schlussendlich nichts zur Sache. Schlechte Mitarbeiter gibt es leider immer wieder. Also warum sind die ganzen Ausländer in der Schweiz? Wir holen sie, weil wir sie brauchen, meistens. Und sie kommen weil die Schweiz wohl ein attraktives Land ist. Was bewirkt man wenn man diesen (geringen) Wachstum auch noch begrenzen will? Wer arbeitet dann da, wo jetzt Ausländer arbeiten? Wie werden neue Geschäfte ausgebaut, wenn das Personal dafür fehlt? Wird schwer.
Jetzt lebe ich in einem Kanton mit ca. 34% Ausländeranteil. Dazu kommen wohl noch gleichviel mit Migrationshintergrund. Und dann noch ein paar Urschweizer Eidgenossen. Und wie geht es meinem Umfeld und mir in dieser Gegend? Gut, eigentlich sehr gut. Wir haben Arbeit, können eine Wohnung bezahlen und einigen Hobbies nachgehen. Die einen regen sich über die Verkehrspolitik auf, die andern über die BVB oder Carlo Conti. Es gibt immer etwas zu motzen, aber alles in allem fühlen wir uns hier wohl. Und das nicht trotz den Ausländern, sondern mit den Ausländern oder teilweise sicher auch wegen der Ausländer. Was wäre Basel ohne Ausländer? Was wäre die Basler Industrie ohne Ausländer? Was wären die Basler Spitäler ohne Ausländer? In meinen Augen wäre es nicht besser sondern um einiges schlechter und ich denke das ist auch nachvollziehbar.
Und wieso sollte man das jetzt regulieren? Was ist der Sinn dahinter? Wir leben hier quasi überschwemmt von Ausländern und ich denke die meisten fühlen sich immer noch wohl und meistens sicher. Und auch wenn sie sich manchmal nicht sicher fühlen. Ändert sich das durch diese Regulierung? Weniger kommen rein. Aber kommen auch weniger Arschlöcher rein? Oder kommen weniger Spitzenkräfte rein? So genau weiss ich dass natürlich nicht, aber jene die hier Radau machen gehören zu der klaren Minderheit und mit der müsste die lokale und auch schweizweite Politik auch ohne irgendwelchen neuen Regulierungen klarkommen.
Dann habe ich mir noch gedacht für was brauchen wir denn eigentlich spezielle Verträge mit der EU? Es gibt wahrscheinlich hunderte Länder auf dieser Welt die mit der EU keine speziellen Abkommen haben und trotzdem noch existieren, also warum wir? Fremde Richter? Wer hat uns zu sagen, wer wir hier reinlassen und wen nicht? Ich dachte darüber nach und meine Erkenntnis war, dass wir uns nunmal inmitten der EU befinden, also umgeben von EU Mitgliedstaaten. Das könnte uns prinzipiell immer noch egal sein, wenn wir nicht komplett auf denn Handel mit unseren Nachbarn angewiesen wären. Und ja das sind wir. Und durch die existierenden Verträge haben wir Vorteile beim Handel mit EU Mitgliedstaaten im Gegensatz zu Ländern die keine Verträge mit der EU haben. Wen könnte man dann noch mit uns vergleichen? Eventuell Norwegen, aber die haben Rohstoffe in Unmengen und was haben wir? Keine Rohstoffe. Also sind wir doch ein bisschen abhängiger und geographisch gesehen ja sowieso. Also handeln wir mit denen Verträge aus. Und wie meistens bei Verträgen haben beide Seiten etwas davon. Für uns beispielsweise die Handelsbedingungen und für die EU die Personenfreizügigkeit von der EU in die Schweiz.
Dann habe ich noch über meine Identität als Schweizer nachgedacht. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich diese verliere. Ich bin schon öfters mit Ausländern Fondue essen gegangen, natürlich die super Integration schlechthin. Nein im Ernst, ich bin Schweizer, ich bin sehr gerne Schweizer und werde es auch bleiben. Und ich fühle mich auch nicht bei 34% Ausländeranteil dessen bedroht. Niemand kann mir das nehmen. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass das jemand will.
Da ich aber nicht nur an mich selber bzw. die Situation in Basel denke habe ich auch versucht mich in die Bevölkerung von anderen Städten und der Landbevölkerung hineinzuversetzen. Ich fragte mich, ob diese ganzen Ausländerhorden schlecht für unser Land als ganzes sind. Aber ich finde dafür einfach keine stichhaltigen Gründe. Oder halt, Gründe die für mich stichhaltig sind. Es gibt Regionen in denen man in den nächsten Jahren in Bezug auf Integration etwas ändern muss. Aber das sind, wie erwähnt, eher die Regionen in denen die Mehrheit gegen die Initiative abgestimmt hat. Die Situation im Tessin kenne ich zu wenig um dazu etwas zu sagen. Aber was mir auch so klar scheint: die Politik hat es verpasst hier rechtzeitig eine Lösung zu bringen, sonst wäre es wohl kaum so weit gekommen. Das ist meine Haltung zum Thema. Und ich kann dir noch etwas sagen: Wenn ich mich nicht differenziert mit der Situation auseinandersetzen würde und aufgrund von einzelnen Ereignissen die ich persönlich erlebt hatte gegen Ausländer abstimmen könnte, dann würde ich irrational sagen, dass sie sich alle verpissen sollen und hätte ein JA mit zehn Ausrufezeichen auf den Zettel geschrieben.