tommasino hat geschrieben:zudem wird bei yb (eigentlich...) ziemlich vernünftig gewirtschaftet
die verpflichtung von topspielern solltet ihr trotzdem lieber anderen überlassen... ]Wie Grosser und Nordquist[/B]
Charles Beuret
8 June 2005
Der Bund
Ein Supertransfer. Tiago, Barcelona-Brasilianer, erst 24 Jahre jung und bei Barca mit einem Zweijahresvertrag geködert, hat für drei Jahre bei den Young Boys unterschrieben. Mehrere Wochen haben die hoch geheimen Vorbereitungsarbeiten für diesen Spielerwechsel gedauert - jetzt aber ist alles klar. Der neue YB-Sportchef Marcel Hottiger ist stolz, den talentierten und international umworbenen Spieler, der rund 20 Einsätze bei Barcelona hinter sich hat und auch in der Champions League eingesetzt worden ist, Bern präsentieren zu dürfen.
Das Problem zeigt sich ein paar Tage später. Tiago ist zwar wirklich Tiago, und er hat in Bern auch einen Dreijahresvertrag erhalten. Nur: Das mit den 20 Einsätzen für Barcelona stimmt nachweisbar nicht, und in der Champions League taucht sein Name nur als Ersatzspieler auf. Tiago wird zwar sicherlich Fussball spielen können, aber ob er besser ist als zum Beispiel der entsorgte Fernando Carreno, wird er noch beweisen müssen. Wenn ers nicht tun kann, wird er zum Problemfall für YB - und den Sportchef.
Nun ja, da haben sich die Verantwortlichen der Young Boys wohl ein wenig übertölpeln lassen. Wer arbeitet, macht eben Fehler. Sie können sich damit trösten, dass sie bei YB nicht die ersten sind, die am falschen Griff gezogen haben.
Der Fall, an den ich mich immer wieder erinnere, liegt zwar viele Jahre zurück: Die Young Boys gaben damals - es war die Nach-Sing-Ära - mit sichtlichem Stolz die Verpflichtung des deutschen Nationalspielers Grosser von 1860 München bekannt.
Grosser kam dann tatsächlich zu YB, und er spielte einigermassen akzeptabel rund ein Jahr lang in der ersten Mannschaft der Berner. Nur: Er war nicht der Peter Grosser, sondern dessen Bruder. Und der Nationalmannschaft hatte er natürlich nie angehört.
Nie mehr so ein Fehler, haben sich die Verantwortlichen damals wohl geschworen. Entsprechend vorsichtig wurden die zu tätigenden Transfers nun geprüft, abgewogen, verworfen oder gebilligt.
So auch, als es um die Grosser-Nachfolge ging. Der 100-fache schwedische Nationalspieler Björn Nordquist hatte sich - etwa 30-jährig - für einen Transfer zu den Young Boys entschlossen. Der Vorstand trat zusammen, prüfte, dachte nach, fand für die 100 000 Franken beim Verein Fussballstadion Wankdorf eine Finanzierungsmöglichkeit - und setzte einen Trainingsmatch auf dem Sportplatz Spitalacker zwischen YB und dem FC Minerva (damals 2. Liga) an: Der schwedische Teamcaptain sollte im Ernstfall getestet werden, dann wartete auf ihn eine sportärztliche Untersuchung des zuständigen YB-Mediziners.
Kurz und gut: Nordquist fiel in der Prüfung durch. Die Young Boys (und ihr Trainer Henry Skiba) befanden den schwedischen Captain als nicht gut genug.
In der Folge spielte Nordquist höchst erfolgreich noch an der WM-Endrunde in Deutschland 1974, und später avancierte der Libero zum schwedischen Rekordinternationalen.
Die wahre Geschichte hat nicht direkt mit Tiago Calvano zu tun. Oder vielleicht doch?