crogoran hat geschrieben:
1. Vergesst nicht - wir sind in der Schweiz! Auch wenn es viele Ausländer in der Kurve gibt, fehlt einfach die richtige Mentalität zur geilen Stimmung. Es gibt keinen Fanatismus, die Leidenschaft brennt nicht so wie im Süden oder im Osten. Wenn ich den Support von Dinamo oder Hajduk Split mit hier vergleiche, sind das Welten unterschied. Das Temperament und den Fanatismus kann man nicht künstlich erzeugen. Entweder ist das Teil der Kultur und des Temperaments, oder eben nicht...
Zusammenfassend ist es halt so, dass man hier etwas wie "Willkommen in der Hölle" wie in Istanbul, Kiev, Split, Belgrad, Athen etc. nie erreicht hat und nie erreichen wird. Vergleicht man den Support allerdings mit dem eigenen kulturellen Kreis, so ist die Muttenzerkurve sehr hoch anzutreffen. CH, Österreich, DE, NL, BE etc. sind gute Vergleichswerte. Aber einen Vergleich mit den anderen herzustellen und sich selbst auf diese Stufe stellen zu können - träumt nicht weiter!
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Aus meiner Sicht ist damit das wichtigste zum Thema gesagt. Ein Stadion mit 30K Menschen ist auch ein Spiegel der Gesellschaft. Unsere hier ist verwöhnt, verweichlicht, verblödet, vereinsamt. Abgrenzung, Misstrauen, Regulierungswahn, Verbote, Materialismus, Egoismus, Hedonismus. Konsum statt Produktion. Man macht nichts selber, sondern beschäftigt sich mit dem, was die anderen machen. Nicht das was verbindet wird gesucht, sondern das was trennt. Jeder will besser, schlauer, reicher, schöner sein als der andere. Ist einfach so - und wird auch nicht besser, sondern nur noch schlimmer.
Emotionen und auch Aggressionen sind Teil einer lebendigen Fussball Kultur. Die funktionieren auch nur, wenn es noch gemeinsame Feindbilder gibt. Das ist das nächste Problem. Zum Beispiel ist Rivalität mit Zürchern plötzlich 'kleinkariert' - sagen jedenfalls viele Dünnbrettbohrer in genau diesem Forum. Und labern irgend welchen Schwachsinn über die 'humanistische Tradition' Basels. Man darf sich über Gegner nicht lustig machen, sie nicht beschimpfen und verachten. Um ein korrekter und braver Bürger zu sein brauche ich aber keinen Fussball.
Das schöne am Fussball wäre doch, dass er eine Fluchtmöglichkeit aus unserer oft kalten und seelenlosen Welt bieten würde. Diese Möglichkeit wird von vielen nicht wahrgenommen, weil sie die Welt ausserhalb der Stadions ins Stadion mitnehmen. Wie schon jemand weiter oben schrieb - ich geniesse es, im Stadion ein anderer Mensch zu sein. Einer, den z.B. meine Frau nicht erträgt. Deshalb bleibt sie zuhause.
Dieser Thread wirft ein echtes Problem auf. Ist aber nicht wirklich ein Bahndamm Problem, sondern greift tiefer.