auslandbasler hat geschrieben:da seh ich genau das problem. grundsätzlich ist das ja richtig und bis vor einem jahr wäre ich sicher noch näher bei dir gewesen. aber in vielen bereichen versagt der markt. das wasser (und auch das öl) sind dafür gute beispiele, aber auch co2. alles was mich nicht berührt, sondern vermutlich die generation nach mir, wird vom markt nicht richtig eingeschätzt. das ist wie mit allen möglichen allgemeinen gütern. brücken und so. der gesetzgeber muss gewisse dinge regeln, weil der markt das nicht immer kann. wie weit wir gehen wollen, das ist halt eine politische frage.
Etwas abstrakt ausgedrueckt entsteht ein Marktversagen dann, wenn ein Gut niemandem gehoert. Dann hat naemlich niemand ein Interesse (bzw die rechtlichen Moeglichkeiten), das Gut zu erhalten/pflegen und es wird von anderen ruecksichtslos ausgenutzt. (Tragedy of the Commons) Die marktkonforme Loesung erklaert das Gut dann am besten als Allgemeingut, also etwas, das allen gehoert. Der Staat verlangt dann im Auftrag der Bevoelkerung eine Abgabe und die richtigen Anreize bestehen wieder. (Wie hoch die Abgabe sein soll, ist schwerer zu ermitteln - aber es gibt Wege, dies zu tun.)
Der Handel mit Oel funktioniert ganz gut, aber Wasser wird von den oertlichen Regierungen zum Spottpreis vergeben. Marktgerechte Preise werden meist als stossend befunden (warum ist mir ein Raetsel - andere lebensnotwendige Gueter werden zu Marktpreisen gehandelt) also versucht man es mit Rationierungen. Den Fehler werden einzelne Staaten sehr bald merken; spaetestens dann, wenn ihnen das Wasser ausgeht.
zu den profiteueren vom freihandel. das ist immer schwierig zu sagen. von tieferen preisen bei nahrungsmitteln profitieren zuerst mal die kleinen einkommen, richtig. aber nur im ersten moment. denn die jobs die daran hangen, sind eben gerade die mit den tiefen löhnen. bauern, arbeiter in der verarbeitung, verkäufer und chaffeure.
Es wird kurzfristig bestimmt Arbeitsplaetze kosten. Langfristig schafft es aber mehr, weil eben Geld fuer weiteren Konsum frei wird. Effizientsteigerung fuehrt zwingend zu Wachstum und das wiederum zu neuen Jobs. Dazu kommen die Einsparungen bei den Subventionen... damit kann man entweder die Steuern senken (fuehrt zu mehr Konsum), oder man gibt weitere Anreize fuer Gebaeudesanierungen und schafft so direkt neue Arbeitsstellen. Anreize sind praktisch, weil mehr Geld investiert wird als der Staat ausgibt - und man hat am Ende auch etwas wichtiges gemacht. Davon profitiert die Umwelt und unsere Wirtschaft.
denn entweder freuen sich die ausländischen hersteller über die marktöffnung und verkaufen mit horrenden margen zu jetzigen preisen, da würde migros und coop sicher gerne mitmachen, oder die margen werden kleiner, was zu weniger arbeitsplätzen in der schweiz führen wird, längst nicht nur in der landwirtschaft selber. denn wie schon einige male gesagt, gerade die verarbeiter und detaillisten verdienen hier höhere margen als im ausland. also die, die am lautesten eine öffnung des marktes verlangen, ausländische anbietern wie carrefour das leben aber schwer machen.
Zusammen mit dem Zoll muessten natuerlich auch Parallelimporte erlaubt werden. Dann ist Schluss mit unterschiedlichen Preisen (und Margen) fuer Verkaeufe in der Schweiz und in Deutschland. Patentschutz ist wichtig, aber das ist ein ganz offensichtlicher Missbrauch - Schande ueber die sogenannt Liberalen, die sich hier von den Unternehmen haben "ueberzeugen" lassen.
Die guenstigeren Preise koennen ohne Einbusse bei den Arbeitsplaetzen an die Konsumenten weitergegeben werden. Der Konkurrenzkampf funktioniert in der Schweiz nicht schlecht... wobei auch eine hoehere Gewinnmarge (also Aufteilung der Ersparnisse zwischen Konsumenten und Verkaeufer) kein Problem ist. Man denke daran, dass Coop und Migros beides Genossenschaften sind. Es gibt also keine Aktionaere, die daran verdienen. Das zeigt sich auch an den relativ guten Loehnen (und Lohnerhoehungen), die von den zwei Unternehmen angeboten werden.
Allgemein darf die Furcht, Arbeitsplaetze zu verlieren, nicht von effizienterem wirtschaften abhalten. Die ineffizienten Betriebe werden naemlich nicht besser - sie haben keinen Anreiz dazu. Wenn sie ihr Lobbying recht machen, ist es einfacher vom Staat neue Vorteile zu bekommen, als sie selbst zu erarbeiten und damit ein Risiko aufzunehmen.
General Motors als top Beispiel aus den USA... die verbraten jetzt was, 3 Milliarden Dollar pro Monat? Man hat sie in der Vergangenheit nicht fallen lassen, jetzt haengen ueber eine Million Jobs von ihnen ab. Der Staat gab ihnen in diesem Monat ein paar Milliarden um effizientere Autos zu entwickeln, jetzt haben sie viele ihrer Entwickler entlassen und betteln dringend um mehr Geld. Springt der Staat nicht ein, sind sie (und alle Jobs) noch vor Weihnachten weg.
Einen Weg zur Besserung gibt es nicht mehr. Wuerden die USA die Handelsschranken bei den Autos abbauen, wuerde der CO2 Ausstoss in den USA massiv sinken und die amerikanischen Hersteller waeren Geschichte. Auch dort werden schlechte Unternehmen auf Kosten der Steuerzahler (und der Umwelt) geschuetzt. Kann auf lange Zeit nicht gut funktionieren, ist keinesfalls ueberraschend.
durch die finanzkrise habe ich den glauben an die völlig freie wirtschaft verloren, deswegen zweifel ich daran, dass man mit kompletter freiheit wirklich am meisten wertschöpfung kreirt.
Der Finanzsektor ist der am meisten regulierte Sektor ueberhaupt. Nichts mit freier Marktwirtschaft.

Wobei auch ich nicht gegen alle Regulierungen bin... das ist aber etwas anderes, als der Freihandel. Gegen den letzteren wehren sich hauptsaechlich die, die sich durch lobbying grosse Vorteile gesichert haben und diese verlieren wuerden. Dabei denken sie natuerlich nicht an all die anderen Buerger, die diese Vorteile bezahlen muessen...