einer der besten artikel ever. man merkt geradezu, dass der verfasser entweder aus dieser szene kommt, oder sich halt sehr gut informiert hat.
Die Gewalt an Fussballspielen in der Schweiz erscheint als ein neuartiges Problem, das sich häufe und zuspitze, zuletzt bei den Krawallen nach dem Spiel Basel - Zürich am 13. Mai 2006. Dabei ist Gewalt im Stadion so alt wie der Fussball selbst. Noch in den 70er-Jahren beispielsweise standen rivalisierende Fans nicht in getrennten Sektoren, sondern vermischten sich im ganzen Stadion. Dabei kam es immer wieder zu Schlägereien, sie wurden durch die Medien allerdings nicht weiterverbreitet.
einer der ersten journalisten, die es mal so beschreiben wie es tatsächlich ist. vermutlich einer der wenigen journalisten, die sich schon seit jeher für fussball interessieren und nicht nur idiotische karrieristen sind. interessant auch dass er von dem gemischten fansektoren spricht. ein detail, welches sehr wenige wissen.
Die Mehrheit der Schweizer Ultras will eine selbstbestimmte Fankultur leben, die sich zusammensetzt aus Gesängen, Choreografien und bengalischen Fackeln. Sie gehen deshalb kaum an Spiele der Nationalmannschaft, weil dort die Sponsoren Fahnen zur Verfügung stellen und die Zuschauer diese auf Geheiss des Stadionsprechers schwenken. Die Ultras der Zürcher «Südkurve» aber lehnten Angebote des Vereins, ihre Choreografien zu sponsern, ab; sie finanzieren sich lieber durch Spenden aus den eigenen Reihen und den Verkauf eigener Fanartikel.
ist zwar alles korrekt, viel neues schreibt er hier aber nicht. ich denke die meisten clubfans fahren nicht zur nationalmannschaft, weil sie so fokussiert sind auf den eigenen verein und dann nicht einfach 4mal im jahr komplett abschalten können um mit anderen fans von anderen vereinen eine mannschaft zu unterstützen, die gespickt ist mit spieler, die man eigentlich hasst. die fahnen sind für mich prinzipiell keinen grund, es zeigt mir einfach eine stückweit die "fankultur" auf, die an länderspielen herrscht. nämlich die "fankultur", die auch bei den vereinen eintreten wird, wenn wir uns nicht wehren!
Die Dämonisierung dieser Jugendsubkultur trägt dazu bei, dass gewaltbereite Personen in die Kurve der Ultras gehen. Sie werden angezogen vom Eindruck, die Kurve sei ein rechtsfreier Raum, ein Ort für Prügeleien und ein Schauplatz des Primitiven. Dabei wollen die Ultras selbst diese Leute gar nicht im Stadion haben: Am letzten Derby in Zürich kam es in der «Südkurve» zweimal zu Schlägereien, worauf Exponenten der Ultras eingriffen und die Situation beruhigten.
Solche positiven Beispiele werden von Funktionären, Politikern und Medien in der Regel übersehen oder ignoriert. Der Wahrnehmung, die Gewalt nehme zu, steht die Tatsache gegenüber, dass rassistische Sprüche in den letzten Jahren praktisch verschwunden sind. Im Gegensatz zu Italien hört man in Zürich oder Basel kaum mehr Affengeräusche, wenn ein schwarzer Fussballer am Ball ist. Und ebenfalls im Gegensatz zu Italien sind faschistische Ultras in der Schweiz eine kleine Minderheit. Die meisten Kurven sind politisch neutral, sodass es etwa in der «Südkurve» möglich ist, dass ein Skin neben einem Secondo steht. Überhaupt ist die Zürcher «Südkurve» ein heterogenes Gebilde, das aus Akademikern, Schülern, Maurern und Sozialfällen besteht. Was die Kurve zusammenhält, ist nebst dem FCZ die virtuelle Identität, «asoziale Zürcher» zu sein - der Abschaum von Zürich, dessen Heimat das Langstrassenquartier ist. Dies bringen die Zürcher Ultras in ihren Gesängen zum Ausdruck und provozieren dadurch bewusst den bürgerlichen Geschmack.
hier hätte der journi noch ein wenig deutlicher werden können. z.b dass die wahrnehmung die gewalt nehme zu, mit der instrumentalisierung des volkes durch die medien zu tun hat. ich denke auch, dass der verfasser diesen punkt gekannt hat, ihn aber nicht schreiben konnte, auf grund der zeitungsstrategie (tagi steht ja nicht unbedingt für sauberen journalismus). ansonsten schreibt er auch hier die nackte wahrheit und vorallem der punkt mit der indentität ist sehr interessant. selbsagend, dass ein anderer journalist nicht im entferntesten an diese punkte denkt..
Die Verbands- und Vereinsfunktionäre unterschätzen, dass sie die Ultras in die Radikalität treiben, wenn sie deren Freiräume ersticken. In der ersten deutschen Bundesliga dagegen ist die Gewalt in den Stadien praktisch verschwunden, nachdem sich Fans und Vereine zur Zusammenarbeit aufgerafft hatten und die Regeln nicht mehr einseitig von den Funktionären bestimmt werden. Zahlreiche Projekte und eine gut organisierte Fanschaft haben dazu beigetragen, die Lage zu beruhigen. Wo hingegen das Geld für solches fehlt, vor allem in den unteren Ligen, ist Gewalt an der Tagesordnung.
Vielleicht könnte die Schweiz von Deutschland lernen, statt Italien zu fürchten.
hier ist der einzig schlechte und falsche abschnitts des artikels. die beruhigung in deutshcland in den ersten 2 ligen hat nichts mit den fans und den vereinen zu tun, sondern vielmehr mit der repression, einschüchterung, willkür und drohungen die von den vereinen und der polizei ausgehen. die fanprojekte in deutschland sind schon lange interessensvertretungen der vereine. deutschland als gutes beispiel zu nennen ist sicherlich falsch, denn vorallem dort wurden bürgerrechte mit den füssen getreten.