Natascha ging mit dem Gebieter einkaufen und arbeitete in seinem Garten. Sie ergriff dabei die Gelegenheit zur Flucht nicht. Sie weinte (wohl als einzige) als sie über den Tod des Gebieters. Laut ihren Aussagen hatte sie freiwillig Sex mit ihm. Dies war alles in der Presse zu lesen. Ob es stimmt oder nicht sei dahingestellt.
Diese Story interessiert nun die ganze Welt. Natascha wird über ihren Aufenthalt ein Buch schreiben und damit genügend Geld verdienen, um für den Rest des Lebens ausgesorgt zu haben. Eventuell wird die Geschichte verfilmt.
Mich überrascht, dass sie nun die ganze Zeit unter amtlicher Kontrolle ist und nicht bei ihrer Familie. Ich frage mich ob freiwillig oder gegen ihren Willen.
Irgendwie schade, dass der Gebieter nicht mehr unter den Lebenden weilt. Man hätte ihn in Wien an einen Stahlpfahl binden sollen für den Rest seines Lebens, ein Gefängnis wäre viel zu human. Aber vielleicht ist es besser so, dass er tot ist, sonst hätte ihn Natascha noch heiraten wollen (Stockholm-Syndrom).
Rotblau hat geschrieben:...Mich überrascht, dass sie nun die ganze Zeit unter amtlicher Kontrolle ist und nicht bei ihrer Familie. Ich frage mich ob freiwillig oder gegen ihren Willen.
...
Die Familie ist eh bei ihr. Ein richtiges "Zuhause" hat sie ja nicht. Die Wohnung in der sie aufgewachsen ist gehört der Familie nicht mehr, ausserdem sind die Eltern geschieden (waren sie schon vor der Entführung) und hassen sich bis auf's Blut. Auch weil sie sich sogar gegenseitig beschuldigt hatten Natascha entführt zu haben.
stockholmsyndrom - fast noch interessanter die reemtsma entführung, wo sich entführer und entführter sogar noch über das phänomen des stockholmsyndroms unterhalten hatten, das sie beide kannten und empfanden.
kaspar hauser - wie entwickelt sich ein mensch unter "laborbedingungen" also ohne / mit eingeschränktem kontakt zur / mit der aussenwelt.
sexueller übergriff - offenbar ist für die medien und auch das heilige forum die frage nach sexuellen übergriffen interessanter als die freiheitsberaubung.
Detektiv Pöchhacker: Natascha Kampuch hat sich "ausschließlich selbst befreit".Die spektakuläre Wende im Entführungsfall Natascha Kampusch hat nicht nur bei den Angehörigen der seit mehr als acht Jahren Vermissten für Erleichterung gesorgt.
Auch die Ermittlungsbehörden zeigten sich erleichtert und kündigten bereits an, die genauen Tatumstände nun vollständig aufklären zu wollen.
Die Tatsache, dass ein entführtes Mädchen achteinhalb Jahre in einem Keller - unbemerkt von der Nachbarschaft und auch den Behörden - als Geisel gehalten werden konnte, sorgt aber auch für kritische Stimmen. Nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass der mutmaßliche Entführer unmittelbar nach der Tat ins Visier der Ermittler kam.
"Erhärtete Verdachtsmomente"
Dabei wurde das Auffinden der mittlerweile 18-Jährigen auch als Fahndungserfolg der Polizei gefeiert, bei dem laut Innenministerin Liese Prokop (ÖVP) nicht nur "Kommissar Zufall" eine Rolle gespielt haben soll.
Vielmehr hätten sich in den Tagen vor der erfolgreichen Flucht die Verdachtsmomente erhärtet, die den mutmaßlichen Täter Wolfgang Priklopil zunehmend unter Druck gesetzt hätten, wodurch dieser die Nerven verloren haben dürfte, mutmaßt Prokop.
"Ausschließlich sich selbst befreit"
Eine Meinung, der der über lange Jahre in den Fall Kampusch involvierte Wiener Detektiv Walter Pöchhacker wenig abgewinnen kann.
Natascha sei sicher nicht deshalb entwischt, weil Priklopil durch Fahndungsmaßnahmen unter Druck gesetzt worden wäre, zeigte sich Pöchhacker überzeugt. Kampusch habe sich "ausschließlich selbst befreit", weswegen sich die Polizei ihre Flucht nicht als Erfolg an die Fahnen heften könne, so Pöchhacker.
"Habe nicht verstanden, dass man nichts findet"
Nataschas Mutter Brigitta Sirny wollte unterdessen keine Vorwürfe gegen die Vorgangsweise der Polizei erheben. Allerdings habe sie nie verstanden, warum nichts gefunden wurde und die Ermittlungen eingestellt wurden - mehr dazu in wien.ORF.at.
Obwohl eine "heiße Spur" seit langem fehlte, verschwand der Fall allerdings nie ganz aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.
Zuletzt wurde im vergangenen März ein Antrag bei der Wiener Staatsanwaltschaft eingebracht, in dem die Grabung bei einem Teich in Niederösterreich gefordert wurde, wo Pöchhacker die Leiche des Mädchens vermutete - mehr dazu in wien.ORF.at.
Größte polizeiliche Suchaktion
Aber trotz der größten polizeilichen Suchaktion, die es je in Wien gegeben hat, und der nachfolgenden Ermittlungen fehlte bis Mittwoch offenbar jegliche Spur von Kampusch.
Dabei waren bereits unmittelbar nach dem Verschwinden der damals Zehnjährigen Hinweise aufgetaucht, die sich aus heutiger Sicht zumindest teilweise bewahrheiten.
Darunter die Aussage einer zwölfjährigen Schülerin, die am 2. März 1998 gesehen haben will, dass Kampusch auf dem Weg zur Schule in einen weißen Kastenwagen gezerrt wurde. Mehr als 1.000 solcher Fahrzeuge und deren Halter wurden daraufhin erfolglos überprüft - darunter auch der mutmaßliche Täter.
"Glaubwürdiges Alibi"
Priklopil "konnte aber ein glaubwürdiges Alibi vorweisen", so der Leiter der Sonderkommission, Nikolaus Koch.
So wie auch Innenministerin Prokop wies Koch Vorwürfe über mögliche Ermittlungspannen zurück. Es habe "keine Anhaltspunkte für weitere Nachforschungen" gegeben, wurde am Freitag auf einer Pressekonferenz betont.
"Nach dem damaligen Wissensstand wäre kein Hausdurchsuchungsbefehl erteilt worden", meinte auch Erich Zwettler vom Bundeskriminalamt. "Heute gäbe es sicher noch die eine oder andere technische Möglichkeit mehr, damals sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden", sagte Prokop.
"Hätt-i-war-i-Geschichten"
Auch Zwettler wies die Vorwürfe über mögliche Ermittlungspannen scharf zurück: "Das sind Hätt-i-war-i-Geschichten. Aus der heutigen Sicht möchte ich keinen Stab über die damals erhebenden Beamten brechen."
Die Hausdurchsuchung am Ort, an dem Natascha Kampusch achteinhalb Jahre gefangen gehalten wurde, werde noch einige Tage dauern. Sollte es keine "Sensationen" geben, wird Zwettler zufolge der neue Ermittlungsstand bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag bekannt gegeben.
Eigenes Fotoalbum vom Verlies?
"Ohne Nataschas exakte Angaben hätten wir das Verlies niemals gefunden, nicht einmal bei einer Hausdurchsuchung. Wir wären in der Garage gestanden, vielleicht maximal noch in der Montagegrube", zitierte unterdessen der "Kurier" einen Ermittler.
Der Zeitung zufolge hätte Priklopil zudem schon Monate vor der eigentlichen Tat mit den Vorbereitungen für die Entführung begonnen. Bereits ein Jahr vor dem Kidnapping habe er den weißen Bus gekauft und mit umfangreichen Aushubarbeiten für das Kellerverlies begonnen.
Er soll sogar über die Fertigstellung des umfangreich gesicherten Bunkers ein eigenes Fotoalbum angelegt haben. Nachbarn hätten ihn gesehen, als er Schutt fortschaffte, so der "Kurier".
Mittäter "weder ein- noch ausgeschlossen"
Als "weder ein- noch ausgeschlossen" gilt für die Kriminalisten der Sonderkommission "Natascha", dass der 44-jährige Priklopil bei der Entführung und den damit verbundenen Vorbereitungen einen Komplizen oder seither womöglich Mitwisser gehabt haben könnte.
Der damaligen Zeugin zufolge sei ein weiterer Mann am Steuer des Kastenwagens gesessen - mehr dazu in wien.ORF.at.
Derzeit konzentrierten sich die Ermittlungen auf den Tatort in Strasshof. Mehr als ein Dutzend Beamte sichern Spuren, in Nataschas winzigem Verlies kann sich nur jeweils ein Kriminalist aufhalten. Auch der weiße Kastenwagen wird auf Spuren untersucht, auch hinsichtlich der möglichen Beteiligung eines zweiten Täters.
TV-Hinweis
"Offen gesagt" beendet aus aktuellem Anlass vorzeitig seine Sommerpause und widmet sich am Sonntag um 21.55 Uhr in ORF2 dem Fall Natascha Kampusch.
Entführtes Mädchen in Österreich sexuell missbraucht
Wien. AP/DPA/baz. Das in Österreich nach acht Jahren wieder aufgetauchte Mädchen ist von seinem Entführer sexuell missbraucht worden. Das bestätigten die Ermittler am Samstag in Wien. Die heute 18-Jährige habe einer Polizistin gesagt, dass sie sexuellen Kontakt mit dem Mann gehabt habe. Nähere Einzelheiten wurden nicht genannt. Von «freiwilligen» sexuellen Kontakten berichtete am Samstag die Tageszeitung «Kurier». Die Ermittler gaben weiter bekannt, dass der Entführer bislang nicht in der DNA-Datenbank auftauchte.
Wie Erich Zwettler vom österreichischen Bundeskriminalamt der Nachrichtenagentur APA sagte, brachte ein Abgleich der DNA des Mannes in der Datenbank keinen Treffer. Damit sei klar, dass er noch nicht in Zusammenhang mit einer Straftat gesucht worden sei und kein Serientäter in Österreich sei.
Die junge Frau solle frühestens am Montag weiter vernommen werden, sagte Zwettler. «Sie braucht dringend eine Pause.» Sie befinde sich an einem «sicheren Ort, wo der Zutritt nicht jederzeit möglich ist». Die junge Frau habe derzeit auch nicht den Wunsch geäussert, erneut mit ihren Verwandten Kontakt zu haben: «Sie möchte ihre Ruhe haben.» Ihr Aufenthaltsort wird von der Polizei streng geheim gehalten. Wie lange sie dort bleiben wird, sei unklar, erklärte Zwettler.
«Kurier»: Trauer um Peiniger
Der «Kurier» berichtete am Samstag weiter, die junge Frau trauere um ihren Peiniger, der sich vor einen Zug warf. Entgegen ersten Meldungen solle sie sehr geweint haben, als sie von seinem Freitod erfuhr. Das Mädchen habe während seiner Gefangenschaft zudem tagebuchähnliche Notizen verfasst, die nun weitere Anhaltspunkte geben sollten.
Der Täter habe schon Monate vor der eigentlichen Tat mit den Vorbereitungen für die Entführung begonnen, schrieb der «Kurier». Bereits ein Jahr vor dem Kidnapping habe er das Tatfahrzeug, einen weissen Bus, gekauft und mit umfangreichen Aushubarbeiten für das Kellerverlies begonnen. Er soll sogar über die Fertigstellung des umfangreich gesicherten Bunkers ein eigenes Fotoalbum angelegt haben. Nachbarn hätten ihn gesehen, als er Schutt fortschaffte, so der «Kurier». Ein Ermittler wurde mit den Worten zitiert, ohne die exakten Angaben des Entführungsopfers sei das Verlies niemals gefunden worden, nicht einmal bei einer Hausdurchsuchung.
Den Täter, der 44-jährigen gelernte Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil, scheint kaum jemand gekannt zu haben: «Er war eher ein Phantom im Ort», sagte der Postzusteller von Strasshof den «Salzburger Nachrichten».
Spekulationen über Mitwisser oder Komplizen
In dem kleinen Ort knapp 20 Kilometer nördlich von Wien hatte kaum jemand Kontakt zu dem Mann, der sich Stunden nach der Flucht seines Opfers das Leben nahm. Der Bürgermeister hat ihm "einmal die Hand gegeben", schrieben die «Salzburger Nachrichten» weiter. Auch die Nachbarn seien ihm immer nur flüchtig begegnet. Priklopil stehe nicht im Telefonbuch. Die Festnetzanschlüsse seines Hauses in Strasshof, wo er Natascha acht Jahre lang in einem knapp zwei mal drei Meter grossen dunklen Verlies unter der Garage festgehalten hatte, und einer Zweitwohnung in Wien waren auf seine Mutter angemeldet. Auch einen Lieferwagen und ein sportliches Auto hatte der Mann auf den Namen seiner Mutter zugelassen, hiess es weiter.
Nach wie vor halten Spekulationen über einen möglichen Mitwisser oder Komplizen an. Nach Angaben der Nachbarn machte der Täter jedes Jahr ein oder zwei Mal Ferien und war immer wieder über mehrere Tage abwesend. Ob er sein Opfer während dieser Zeit allein liess, war am Wochenende unklar. Das entführte Mädchen hatte er bisherigen Erkenntnissen zufolge unter ständiger Kontrolle. Er soll ihm anfangs auch weisgemacht haben, seine Eltern seien nicht bereit, Lösegeld zu zahlen.
Das Mädchen war am 2. März 1998 im Alter von zehn Jahren auf dem Schulweg in Wien verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Der Fall wurde zu einem der grössten Rätsel der jüngeren Kriminalgeschichte Österreichs. Am Mittwoch gelang der heute 18-Jährigen die Flucht aus ihrem Versteck. Sie wurde jahrelang von ihrem Entführer in einem Verlies unter einer Garage gefangen gehalten. Dieser nahm sich während der Grossfahndung nach ihm am Mittwoch das Leben.
Wien (sda/dpa) Die acht Jahre gefangen gehaltene Natascha
Kampusch hat sich in einer Erklärung erstmals zu ihrem Martyrium
geäussert. Ihre Angaben wurden am Montag in Wien verlesen.
Über ihren Entführer sagte sie: «Er war nicht mein Gebieter, ich
war gleich stark.» Sie fügte hinzu: «Er hat sich mit der Falschen
angelegt.» Zu ihrem Verhältnis zu dem Täter Wolfgang Priklopil
erklärte sie, «ich nannte ihn nie Gebieter, obwohl er das wollte.»
Priklopil hatte nach der Flucht von Natascha Kampusch Selbstmord
begangen. Kampusch sagte in ihrer Erklärung: «Aus meiner Sicht war
sein Tod nicht notwendig. (...) Ich trauere in einer gewissen Weise
um ihn, denn er war Teil meines Lebens.»
Zu ihrer achtjährigen Isolation in einer Kellerzelle erklärte
sie: «Ich habe nicht das Gefühl, dass mir was entgangen ist».
An geheimem Ort
Die 18-jährige Natascha Kampusch war am Mittwoch nach acht
Jahren Gefangenschaft die Flucht gelungen, der Kidnapper beging
wenige Stunden später Selbstmord.
Er hatte die junge Frau in einem dunklen Verlies unter der
Garage seines Hauses in Strasshof bei Wien versteckt gehalten. Nach
Berichten österreichischer Medien hatte der Täter das Kidnapping
über Monate hinweg penibel geplant. Die Polizei untersucht derzeit,
ob es noch einen Komplizen oder Mitwisser gegeben haben könnte.
Natascha Kampusch wird auf eigenen Wunsch weiterhin abgeschirmt.
Sie lebt an einem geheim gehaltenen Ort, wo sie medizinisch und
psychologisch betreut werde. Mit ihren Eltern hatte sie seit ihrer
Befreiung noch keinen Kontakt.
Erster, Einziger und Bester!
*** Dr. h.q. (doctor honoris querulanda) / Alter Sack ***
Fall Natascha
Entführungsopfer wandte sich in einem Appell an die Öffentlichkeit
Natascha hat sich gestern erstmals mit ihren eigenen Worten an die Öffentlichkeit gewandt. Von ihrem Psychiater Professor Max H. Friedrich liess sie die folgende schriftliche Erklärung vorlesen:
Sehr geehrte Journalisten, Reporter, sehr geehrte Weltöffentlichkeit! Ich bin mir durchaus bewusst, welch starken Eindruck die Ereignisse der letzten Tage auf Sie alle gemacht haben müssen. Ich kann mir gut vorstellen, wie schockiert und beängstigend der Gedanke ist, dass so etwas überhaupt möglich ist. Ich bin mir ferner bewusst, dass Sie mir eine gewisse Neugier entgegenbringen und natürlich nähere Details über meine Umstände wissen wollen, in denen ich lebte. Ich möchte Ihnen im Voraus jedoch versichern, dass ich keinerlei Fragen über intime oder persönliche Details beantworten will und werde. Ich werde persönliche Grenzüberschreitungen, von wem auch immer voyeuristisch Grenzen überschritten werden, ahnden. Wer das versucht, kann sich auf etwas gefasst machen. Ich wuchs heran zu einer jungen Dame mit Interesse an Bildung und auch an menschlichen Bedürfnissen.
Der Lebensraum: Mein Raum war hinreichend eingerichtet. Es ist mein Raum gewesen. Und nicht für die Öffentlichkeit zum Herzeigen bestimmt.
Der Lebensalltag: Dieser fand geregelt statt, meist ein gemeinsames Frühstück u2013 er hat ja meist nicht gearbeitet u2013, Hausarbeit, lesen, fernsehen, reden, kochen. Das war es, jahrelang. Alles mit Angst vor der Einsamkeit verbunden.
Zur Beziehung: Er war nicht mein Gebieter. Ich war gleich stark, aber u2013 symbolisch gesprochen u2013 er hat mich auf Händen getragen und mit den Füssen getreten. Er hat sich aber u2013 und das haben er und ich gewusst u2013 mit der Falschen angelegt. Er hat die Entführung allein gemacht, alles war schon vorbereitet. Gemeinsam hat er dann mit mir den Raum hergerichtet, der nicht nur 1,60 Meter hoch war. Ich hab übrigens nach der Flucht nicht geweint. Es war kein Grund zur Trauer. In meinen Augen wäre sein Tod nicht nötig gewesen. Es wäre sicherlich eine Strafe, nicht der Weltuntergang gewesen. Er war ein Teil meines Lebens. Deswegen trauere ich in einer gewissen Weise um ihn. Es stimmt natürlich, dass meine Jugend anders als die manch anderer ist, aber im Prinzip hab ich nicht das Gefühl, dass mir etwas entgangen ist. Ich hab mir so manches erspart, nicht mit Rauchen und Trinken zu beginnen und keine schlechten Freunde gehabt zu haben.
Botschaft an die Medien: Das Einzige, wovor die Presse mich verschonen soll, sind die ewigen Verleumdungen meiner selbst, die Fehlinterpretationen, die Besserwisserei und der mangelnde Respekt mir gegenüber.
Gegenwärtig fühle ich mich an meinem Aufenthaltsort wohl, vielleicht ein bisschen bevormundet. Ich hab es aber so beschlossen, nur telefonische Kontakte zu meiner Familie aufnehmen zu wollen. Ich werde selbst bestimmen, wann ich mit Journalisten Kontakt aufnehmen werde.
Zu meiner Flucht: Als ich das Auto im Garten putzen und aussaugen sollte, hat er sich während des Staubsaugerlärms entfernt. Das war meine Gelegenheit, ich liess den Staubsauger einfach laufen.
Übrigens nannte ich ihn nie Gebieter, obwohl er das wollte. Ich denke, er wollte das zwar u2013 so genannt u2013, meinte es aber nicht wirklich ernst.
(. . .)
Intimfragen: Alle wollen immer intime Fragen stellen, die gehen niemanden etwas an. Vielleicht erzähle ich das einmal einer Therapeutin oder dann jemandem, wenn ich das Bedürfnis habe oder aber auch vielleicht niemals. Die Intimität gehört mir allein.
Herr H. (der Freund von Wolfgang P., der ihn kurz vor seinem Selbstmord mit dem Auto mitgenommen hat) u2013 das ist meine Botschaft u2013 soll sich nicht schuldig fühlen. Er kann nichts dafür, es war Wolfgangs eigene Entscheidung, sich vor den Zug zu werfen. Mit der Mutter von Wolfgang verbindet mich Mitgefühl. Ich kann mich in die jetzige Situation hineinfühlen und hineinversetzen. Ich und wir beide denken an ihn. Bedanken möchte ich mich aber auch bei allen Menschen, die an meinem Schicksal so sehr Anteil nehmen. Bitte lasst mich in der nächsten Zeit noch in Ruhe. Dr. Friedrich wird es mit dieser Erklärung erklären. Viele Leute kümmern sich um mich. Lasst mir Zeit, bis ich selbst berichten kann.
Wien (AP) Die vor acht Jahren verschleppte Natascha Kampusch will
nach der Flucht aus ihrem Kellerverlies eine Ausbildung beginnen.
Der Wiener Rechtsanwalt Günter Harrich sagte am Dienstag vor einem
Treffen mit der 18-Jährigen, er wolle dazu beitragen, dass die
junge Frau «in fünf Jahren halbwegs vernünftig leben kann».
Kampusch beschrieb er als eine zarte und intelligente Frau. Die
österreichische Polizei durchsuchte unterdessen erneut das Haus, in
dem das Mädchen jahrelang gefangen gehalten worden war.
Der Anwalt Harrich stellte bereits einen Antrag nach dem
Verbrechensopferhilfegesetz, damit Kampusch eine Entschädigung
erhält und ihre Therapiekosten ersetzt bekommt. Er will sie auch zu
den Befragungen durch das Bundeskriminalamt (BK) begleiten, «um
darauf zu schauen, dass die Vernehmungen nicht zu sehr ihren
höchstpersönlichen Lebensbereich verletzen», wie die
Nachrichtenagentur APA berichtete.
Auf Wunsch seiner Mandatin kaufte er ihr einige Kosmetika. Weil
Kampusch derzeit über kein Geld verfügt, sprang der sie betreuende
Kinder- und Jugendpsychiater Max Frisch mit einer kleinen Summe
ein.
Das BK erklärte am Dienstag, die Arbeit im Haus des Entführers
werde wohl noch einige Tage dauern. Gesucht werde nach möglichen
weiteren, in den Bauplänen nicht verzeichneten Hohlräumen. Gefunden
wurden bisher keine. Zwölf Beamte seien noch immer damit
beschäftigt, Spuren zu sichern. In dem Haus und in dem Verlies
unter der Garage seien zahlreichen Unterlagen beschlagnahmt worden.
Einen Termin für eine weitere Befragung von Kampusch gab es nicht.
Das Entführungsopfer hat inzwischen auch einen PR-Berater, bei dem
über 70 Anfragen internationaler Medien eingingen. Die Anfragen,
die hauptsächlich aus Europa, aber auch aus den USA und dem
asiatischen Raum kommen, betreffen hauptsächlich ein Interview mit
Kampusch und aktuelle Fotos der 18-Jährigen, wie der PR-Berater
Dietmar Ecker erklärte. Er werde die Anfragen sammeln und dann mit
seiner Kundin besprechen.
Das österreichische Justizministerium plante unterdessen strengere
Strafen für drastische Fälle von Freiheitsentziehung. «Wir haben
bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Lücke zwischen
erpresserischer Entführung und blosser Freiheitsentziehung schliessen
soll», sagte der Sprecher von Justizministerin Karin Gastinger am
Dienstag der APA. Hätte der Entführer von Kampusch sich nicht nach
deren Flucht in der vergangenen Woche das Leben genommen, hätten
ihm bei einer Verurteilung höchstens zehn Jahre Haft gedroht, da er
keine Lösegeldforderungen stellte.
Erster, Einziger und Bester!
*** Dr. h.q. (doctor honoris querulanda) / Alter Sack ***
Natascha Kampusch am TV
Entführungsopfer gibt erstmals Fernsehinterview u2013 Gespräch am Mittwoch auf ORF
wien. Natascha Kampusch tritt an die Öffentlichkeit: Zwei Wochen nach ihrer Flucht aus einem engen Verlies wird die 18-Jährige erstmals öffentlich über ihre acht Jahre dauernde Gefangenschaft sprechen.
Der österreichische Rundfunk ORF wird das Gespräch morgen um 20.15 Uhr ausstrahlen, wie der Sender mitteilte. Der Privatsender RTL zeigt das Interview um 21.15 Uhr. Weitere Interviews soll es in der österreichischen «Kronen Zeitung» und in der Info-Illustrierten «News» geben.
Natascha Kampusch war am 23. August die Flucht vor ihrem Kidnapper Wolfgang Priklopil gelungen. Seitdem wird sie an einem geheimen Ort medizinisch und sozialpsychologisch betreut. Nach Angaben ihres Medienberaters Dietmar Ecker ist es ein «ausdrücklicher Wunsch von ihr, persönlich die Öffentlichkeit zu informieren».
Anspruch auf Erstinformation
Für Natascha Kampusch war es den Angaben zufolge «selbstverständlich, dass die österreichische Bevölkerung, vor allem jene Menschen, die schon vor acht Jahren um ihr Leben gebangt und sich sehr über ihre Befreiung freuten, den Anspruch auf Erstinformation haben», hiess es auf der Internetseite des Medienberaters. Daher sei ihre Wahl auf den ORF gefallen. Beim österreichischen Sender liegen auch die Rechte für einen Weiterverkauf der Aufzeichnung. Der ORF zahle für das Interview «keinen Cent». Die 18-Jährige wird laut ihrem Medienkoordinator dabei nicht so gezeigt werden, «dass sie auf der Strasse danach erkennbar sein wird. Sie wird geschützt.»
Zahlreiche Angebote abgelehnt
Für die «Kronen Zeitung» und für «News» habe sich Kampusch entschieden, weil sie hier «einmalige Chancen in der Ausbildung, im Berufsleben und in der Wohnsituation» nach dem Ende des grossen Medieninteresses bekommen habe. Kampusch habe einige andere Angebote «in sehr grosser Höhe» abgelehnt.
«Seriöse Zukunftsperspektiven»
Für die «News» soll Herausgeber Alfred Worm das Interview führen. Über die Höhe der Zahlungen an das Entführungsopfer wollte er sich nicht näher äussern. «Es geht bei dem Paket um seriöse Zukunftsperspektiven und ein Leben nach dem <Medienhype>», sagte er. «Wir werden Frau Kampusch ein Stück weit in ihrem Leben begleiten und ihr den Wiedereinstieg ermöglichen.» (ap)
Pioneer hat geschrieben:war ein gutes Gespräch, die Kleine scheint ziemlich aufgeweckt zu sein.
gut ist ne ziemliche Untertreibung. Wenn ich all die Gangstas und Yo-Men! in den Strassen sehe und dann mit der durch Ö1 gebildeten Natascha vergleiche...
Rankhof - seit 2002 da und noch immer nicht weg
allerdings wegen "Datenbankproblemen" von 2/09 bis 4/11 seiner virtuellen Existenz beraubt...
war ein wirklich krasses interview... ich habe grossen respekt vor ihrem auftritt gestern. ich hoffe es wirklich für sie, dass sie die ganze geschichte verarbeiten kann und eines tages ein einigermassen normales leben führen kann.
Rankhof hat geschrieben:gut ist ne ziemliche Untertreibung. Wenn ich all die Gangstas und Yo-Men! in den Strassen sehe und dann mit der durch Ö1 gebildeten Natascha vergleiche...
hab ich auch gedacht:
sehr grosser wortschatz (abiturniveau) und mehrmalige durchbrechung der performanz (wie man sich in bestimmten situationen verhält). zum beispiel fragt sie während des interviews. leute vom studio wie die strasse heisst, wo sie entführt wurde.
war durchaus auch beeindruckt. aber ich verstehe nicht, wieso sie als sie z.B. einkaufen gingen nicht einfach hilfe verlangte.
sie hat ja gesagt, dass sie angst hatte, dass ein misslungener versuch dazu führen würde, dass sie immer eingesperrt bleiben würde. aber wen du am einkaufen bist und an der kasse sagst, wer du bist und einfach stehen bleibst, was soll der typ dann noch machen?
Vermutlich war Sie sich bewusst, dass unsere Gesellschaft ziemlich abgestumpft und nicht inbedingt hilfsbereit ist. Die Chancen stehen gut, dass man ihr nicht geglaubt hätte.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002: «Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
Suffbrueder hat geschrieben:es isch klar, das trotzdäm dassi jetz gfasst würkt no voll ins loch wird keie.
Das bin ich mir in diesem Fall nicht mal sicher. Mit ihrer Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Situation hat sie fortwährend an sich gearbeitet. Sie hat von klein an gelernt sich psychisch über Wasser zu halten. Sie könnte in ihren Atomatismen stärker sein als manch erwachsener Mensch.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002: «Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
ich glaub dere eifach nit...das ische abgekartets spieli...wende abem 10. läbenjoor imene verdammte loch hocksch den isch dies sozialeempfinde am arsch...die chunt aber nach 2wuche use u. verzelt wäm si alles hälfe will..sone schwachsinn...do würdi zerscht emol uf mi sälber luege, eifach emol wäg vo all däm u. mi irgend wo ane verzieh, zum emol s'kraft tanke..aber sicher nit grad 3. wält länder vom hunger go befreie...
das ische mediali verarschig..chas nit anderscht sage...
Vielleicht ist sie gerade so stark, weil sie nicht dauernd an sich und das eigene Elend gedacht hat. Gerade Menschen die dauernd nur die eigenen Probleme sehen, werden psychisch krank.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002: «Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
Natascha Kampusch im ORF-Interview Das vollständige ORF-Gespräch von Christoph Feurstein mit Natascha Kampusch.
ORF: Ganz viele Menschen haben mich in den letzten Tagen gefragt, wie es Ihnen geht.Es ist unglaublich, dass Sie jetzt da sitzen. Frau Kampusch, wie geht es Ihnen?
Kampusch: Ja, den Umständen entsprechend gut.
ORF: Sie sind jetzt zwei Wochen in Freiheit. Wie haben Sie diese neue Freiheit erlebt? Was machen Sie die ganze Zeit?
Kampusch: In erster Linie mich von den Strapazen der Flucht erholen. Mich entspannen. Mit meinen Eltern telefonieren. Ich hab' mich gestern und vorgestern schon mit meiner Mutter getroffen. Auch bei der Polizei hab' ich mich schon mit meinen Eltern getroffen.
Gestern hab ich zum ersten Mal meine jüngere, ältere Schwester getroffen. Die Sabine. Gestern hat mein Neffe Geburtstag gehabt. Er hat sich gewünscht, dass ich ihn anrufe. Was ich erledigt habe. Obwohl ich so viel zu tun habe.
ORF: Sie sind im Stress!
Kampusch: Schon!
ORF: Wer sind die Menschen, mit denen Sie am meisten sprechen? Denen Sie am meisten vertrauen?
Kampusch: Ja, also ... denen ich am meisten vertraue? Hm, ich weiß nicht. Der Dr. Friedrich zum Beispiel. Aber auch die ganzen Psychologen und so, die sich um mich kümmern. Aber hauptsächlich vertraue ich eigentlich meiner Familie. Und auf mich.
ORF: Das ist gut.
Kampusch: Ja.
ORF: Sie sind ja jetzt ziemlich von der Außenwelt abgeschirmt. Sie haben in Ihrem Brief auch geschrieben, dass es Ihnen hier sehr gut geht und dass man Sie super gut behandelt. Sie haben aber auch gesagt, Sie fühlen sich vielleicht ein bisschen bevormundet.
Kampusch: Ja, das wollte ich gerade andeuten. Es ist wirklich sehr schwer. Alle Leute wollen einen irgendwie beeinflussen. Sie meinen es zwar gut, aber ... Die ersten Nächte haben sie versucht, mich dazu zu bringen zu schlafen. Sie wollten am Anfang nicht verstehen, warum ich um vier Uhr in der Früh schon munter bin und mich erst um elf oder so schlafen lege.
Aber ich hab' sie davon überzeugt, dass ich das selbst in den Griff bekommen werde. Und ohne Schlafmittel oder sonst irgendwelche Medikamente auskomme.
ORF: Sie sind eine Frühaufsteherin?
Kampusch: Ja, sicher.
ORF: Was war der erste Wunsch, den Sie sich erfüllt haben?
Kampusch: Hm. Kann sich da irgendwer erinnern?
ORF: Ist nicht so wichtig. Es hat wahrscheinlich so viele gegeben.
Kampusch: Ja, schon. Also ... Es gab sehr viele Wünsche. Der hauptsächliche Wunsch, den ich mir erfüllt habe in den letzten Tagen, ist die Freiheit.
ORF: Was ich wissen wollte, weil Sie von der Öffentlichkeit abgeschirmt sind: Waren Sie trotzdem schon draußen? Spazieren? Einkaufen?
Kampusch: Ja. Einkaufen war ich ... Ich war inkognito Eis essen.
ORF: Wie hat dieses Inkognito ausgeschaut?
Kampusch: Ich war mit dem Dr. Berger ... auf der Währinger Straße? In einem Eissalon. Aber wir wollen da nicht Werbung machen!
ORF: Okay.
Kampusch: Und da haben wir uns einen Eisbecher bestellt. Ich hatte eine Sonnenbrille auf, ein Kopftuch um. Da hat man mich nicht erkannt. Wir sind auch mit der Schnellbahn oder ... was? ... mit der U-Bahn sogar! ... Wir sind auch mit der U-Bahn gefahren.
Und es war toll, die Menschen alle anzulächeln. Und keiner hat mich erkannt!
ORF: Haben Sie schon außerhalb des Betreuerteams, das Sie auch ständig umgibt, Freundschaften schließen können?
Kampusch: Ja. Sozusagen auf der Station, wo ich aufgehoben bin, habe ich schon Freundschaften geschlossen.
ORF: Sie sind auch jetzt schon mit anderen jungen Menschen zusammen?
Kampusch: Genau.
ORF: Mit denen man sich gut unterhalten kann.
Kampusch: Genau. Auch mit jüngeren. Mit Zehnjährigen.
ORF: Wie war das erste Wiedersehen mit Ihren Eltern?
Kampusch: Ja ... Das Komische war, dass meine Eltern sowie sämtliche Verwandten mehr geweint ... Also sie haben geweint und mich umarmt und gedrückt. Und ich ... Ich weiß nicht. In dem Moment ...
ORF: Es war ein bissel viel? Emotional?
Kampusch: Ja, schon. Ich hab' mich ein bisschen überfordert und ein bisschen beengt gefühlt durch die ... durch dieses plötzliche Einfallen. Die Polizisten zum Beispiel. Die haben es ja auch nicht gefasst. Die wollten mich fast vor Glück zerquetschen! Ja, also ...
ORF: Und Sie brauchen ein bissel, um das zu realisieren?
Kampusch: Ja, sicher. Sicher. Weil ... Ich meine, nicht so sehr ich, sondern eher die Polizisten. Weil die haben ... Sie haben mir erzählt, dass sie ein paar Tage, bevor ich floh, noch eine Genehmigung beantragt haben, um nach meiner Leiche zu graben. Und sie haben die Hoffnung schon fast aufgegeben.
Dazu muss ich noch sagen: Meine Mutter hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass ich noch lebe.
ORF: Ich weiß. Und ... Was ist das jetzt für eine Verbindung? Acht Jahre liegen da dazwischen.
Kampusch: Das liegt bei uns nicht dazwischen. Die Öffentlichkeit meint ja, ich sei kein gutes Kind oder meine Mutter sei keine gute Mutter, weil sie mich nicht bei sich haben möchte. Oder ich sie bei mir haben möchte. Aber bei uns ist es eher so, als wären überhaupt ... als wäre gar nichts geschehen.
ORF: Schön. Ich habe damals auch Ihre Schwestern kennen gelernt. Die hatten damals ganz kleine Kinder.
Kampusch: Ja.
ORF: Die sind ja jetzt groß. Haben Sie die wiedererkannt? Wie war das?
Kampusch: Ich hab' sie noch nicht gesehen. Aber auf Fotos. Und ich hab' sie natürlich wiedererkannt. Ich hab' sogar eine neue Nichte dazubekommen. Sieben Jahre ist sie jetzt. Die kleine Alina. Und ich, ja, ich hab' mich sehr gefreut, dass ich jetzt noch eine Verwandte dazu habe.
ORF: Eine Nichte schon!
(...) ORF: In diesen zwei Wochen haben Sie sich ja sicher viele Gedanken um Ihre Zukunft gemacht. Was haben Sie für Pläne? Gibt es einen Berufswunsch?
Kampusch: Na ja, konkrete Berufswünsche hab' ich noch nicht. Ich möchte zuerst meine Bildung komplettieren. Und die Matura machen. Und vielleicht studieren. Aber ich weiß noch nicht, was ich studieren möchte.
ORF: Irgendjemand hat mir erzählt, dass Sie gerne Schauspielerin werden möchten.
Kampusch: Ja, schon. Aber seien wir uns doch ehrlich! Hollywood ist auch nicht so ...
ORF: Es muss nicht immer Hollywood sein.
Kampusch: Das meine ich ja!
ORF: Wir haben auch ein schönes Burgtheater!
Kampusch: Ja, meine Mutter hat immer gesagt: "Wenn du groß bist, kommst du auf die Burg."
ORF: Dieser Berufwunsch ... Also rein schon der Gedanke ... Ich habe von Ihnen auch Kinderfotos gesehen. Da hab' ich gesehen: Sie haben sich gern verkleidet.
Kampusch: Ja, schon.
ORF: Ich hab' Sie mit Hüten gesehen. Auch ein bisschen schon geschminkt. Hat das auch damit zu tun? Irgendwie schon damals?
Kampusch: Ja, schon. Außerdem war das immer so eine Art Alibi, Geburtstag zu feiern. Also ich meine ... weil ich feierte gerne. Aber ich wollte auch nicht sagen, ich möchte gerne feiern. Sondern ich hab' den Geburtstag dann immer als Anlass genommen. Und es mussten sich alle verkleiden. Das mit dem Verkleiden hat mich irrsinnig amüsiert. Überhaupt so Kleidungsvorschriften. Für mich eigentlich nicht, aber für die anderen.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002: «Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
ORF: Lesen Sie eigentlich alles, was über Sie oder über den Fall Natascha Kampusch in den Zeitungen veröffentlicht wird?
Kampusch: Im Prinzip möchte ich mich nicht mit solchen Verunglimpfungen, Verleumdungen und Demütigungen belasten momentan. Das ist auch zu viel. Ich könnte mir nicht jede Zeitung zu Gemüte führen. Ich hab' so viel zu tun: medizinische Untersuchungen, Gespräche, alles Mögliche.
ORF: Was sind die Dinge, die Sie am meisten ärgern?
Kampusch: Ja, also zum Beispiel ... hm ... so Sachen, die einfach der Unwahrheit entsprechen. Missbrauch oder ... Vor allem ärgern mich diese Fotos von meinem Verlies, weil ... das geht niemanden etwas an. Ich möchte auch nicht in die Wohnzimmer und Schlafzimmer von den Leuten schauen. Warum sollen die Leute dann, wenn sie ihre Zeitung aufschlagen, in mein Zimmer schauen?
Das ist schon ein Eingriff in die Persönlichkeit und ich glaube, das geht einfach niemanden etwas an.
ORF: Sie sagen jetzt selber "das Verlies".
Kampusch: Ja.
ORF: Im Brief haben Sie geschrieben, es war "Ihr Raum".
Kampusch: Na ja. Das hat mir der Dr. Friedrich so vorgeschlagen, um ehrlich zu sein. Es ist ja auch mein Raum. Aber trotzdem: Verlies klingt einfach besser. Weil es kommt dem nahe. Es ist unterirdisch. Ja, und die deutsche Sprache bietet einfach nicht mehr Möglichkeiten.
ORF: Ich habe gehört, dass Sie ein Buch schreiben wollen. Sie wollen nicht, dass irgendjemand ein Buch über Sie schreibt. Sondern Sie wollen selbst schreiben.
Kampusch: Ja, ich werde vielleicht oder auch nicht ein Buch über mich schreiben. Aber ich möchte auf keinen Fall, dass irgendwer anders sich als Experte über mein Leben ausgibt. Wenn, dann schreibe ich das selbst.
ORF: Was wollen Sie in diesem Buch erzählen?
Kampusch: Das weiß ich noch nicht, da ich noch überhaupt nicht sicher bin, ob ich je ein Buch schreiben werde.
ORF: Auf der Titelseite einer Zeitung habe ich gelesen: "Natascha Kampusch, das begehrteste Gesicht der Welt". Ist dieses enorme mediale Interesse ein bissel zu viel für Sie?
Kampusch: Was heißt da "ein bissel zu viel"!? Es ... Ja, schon. Aber auf der anderen Seite ist mir dadurch klar geworden, dass ich durch diese Berühmtheit und, wie Sie gesagt haben, mit dem begehrten Gesicht, dass ich dadurch eine gewisse Verantwortung habe und die auch nützen möchte.
Mir ist klar geworden, dass man das nicht einfach so verstreichen lassen sollte. Sondern dass man das auch zu seinem eigenen Vorteil und zu dem Vorteil von vielen Menschen, denen man helfen kann ... Also ich plane, eine Foundation zu gründen. Wo ich gewisse Hilfsprojekte aufstellen möchte, die sich mit der Thematik von zum Beispiel verschwundenen Leuten, die nie gefunden worden sind, so wie ich ...
ORF: Sie haben gesagt, dass Sie einen Teil der Spendengelder auch für etwas spenden wollen. Was schwebt Ihnen da vor?
Kampusch: Es geht dann auch noch um diese verschleppten, missbrauchten und gefolterten und ermordeten jungen Frauen, die in Mexiko verschwinden. Da gibt es eine gewisse Gegend, wo sehr viele Frauenmorde passieren. Da werden die Frauen vor oder nach der Arbeit gekidnappt und auf brutalste und bestialischste Art und Weise misshandelt. Und da möchte ich auch eingreifen.
Ich möchte das Geld dazu verwenden, um weitere Fälle zu verhindern. Und ferners plane ich, da ich ja weiß, wie entwürdigend und unmenschlich es ist, andere Leute hungern zu lassen ... Ich möchte, dass Hunger leidende Menschen sozusagen ... Ich möchte ein Programm aufbauen, dass die Leute sich selbst helfen können, den Hunger zu bekämpfen. Sie sollen ...
ORF: Sie haben vorher gesagt, dass Sie aus eigener Erfahrung kennen, was Hunger heißt. Was meinen Sie damit? Wollen Sie uns darüber etwas erzählen?
Kampusch: Ja. Ich habe in meiner Gefangenschaft auch sehr oft gehungert. Und hab' dadurch auch miterlebt, was man da alles hat: Kreislaufbeschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten. Man ist nur noch zu den primitivsten Gedanken fähig. Man ... Man kann sich gar nicht mehr auf irgendetwas fixieren. Man hat nur noch so ... Ja, jedes Geräusch, jedes Kratzen ist schon so aufreibend und schmerzend. Jeder Gedanke quält sich aus einem heraus. Und ich kann mir vorstellen, dass diese Leute unmenschliche Qualen durchmachen müssen.
Und deswegen möchte ich mich dafür einsetzen, dass die zumindest, ja, zumindest dass die Kinder dort was Gutes zum Essen kriegen. Weil das setzt sich auch ... Ich meine die Intelligenz. Wir tun immer so, als wenn wir so gescheit wären. Aber wenn wir das ganze Essen nicht hätten, dann würden wir auch blöd sein.
Ich meine, es lässt sich ja leicht reden: Die roden dort die Wälder und so. Aber wenn man einen irrsinnigen Hunger hat: Was soll man sonst tun? Man kann ja nicht mehr denken, wenn man nichts zum Essen hat.
ORF: Sie haben in Ihrem Brief an die Medien symbolhaft geschrieben, er habe Sie auf Händen getragen und mit Füßen getreten.
Kampusch: Ja.
ORF: Sie seien aber gleich stark gewesen.
Kampusch: Ja, das war seine Formulierung. Das hat man eh gemerkt, dass das ein bisschen hakt. Ich finde ja eher, dass ich stärker war. Mhm.
ORF: Inwiefern?
Kampusch: Na ja. Er hatte einfach eine labile Persönlichkeit. Ich hatte dadurch, dass ich früher ein sehr gesundes soziales Umfeld hatte, eine - na ja - nicht unbedingt glückliche, aber dafür eine liebevolle Familie. Also beide Eltern haben mir immer wieder glaubhaft versichern können, dass sie mich lieben. Und er hatte so was nicht.
Ihm fehlte in gewisser Weise so etwas wie Selbstsicherheit. Und so was. Diese ... diese Geborgenheit. Das hat ihm gefehlt.
ORF: Das muss aber auch im Laufe der Zeit passiert sein, dass Sie sich dessen bewusst geworden sind.
Kampusch: Im Prinzip war ich mir schon innerhalb der ersten paar Stunden nach meiner Entführung dessen bewusst, dass ihm etwas fehlt. Dass er ein Defizit hat.
ORF: Frau Kampusch, wollen Sie uns erzählen, was an diesem Morgen, dem 2. März 1998, passiert ist?
Kampusch: Ja. Möchte ich. Also ich bin in der Früh aufgestanden. Hab' natürlich noch nicht geahnt, was passiert. Ich war sehr traurig. Es gab am Abend eine Auseinandersetzung mit meiner Mutter. Weil mein Vater mich zu spät nach Hause brachte.
ORF: Und das schon öfters vorkam, dass ...
Kampusch: Ja. Meine Mutter war vordringlich auf meinen Vater böse. Aber irgendwie auch auf mich. Und ich hab' ... ich war sehr traurig darüber, weil ... es war nicht der erste diesbezügliche Streit und so.
Übrigens: Was mit dieser Auseinandersetzung geschildert wurde in den Medien, dass meine Mutter mir eine Watschen gegeben haben soll, das stimmt nicht. Oder jedenfalls nicht in der Form, wie das in den Medien geschildert wurde. Ich war einfach nur so geknickt.
Bevor ich aus der Wohnungstür gegangen bin, habe ich mir noch gedacht ... Meine Mutter hat nämlich diesen Merksatz, dass sie meinte: Man soll nie böse auseinander gehen. Man soll sich immer vertragen. Denn es könnte ja ihr oder mir etwas passieren, und wir sehen uns nie wieder.
ORF: Was ja fast passiert wäre.
Kampusch: Und, ja, ich dachte mir an der Tür noch: Mir ist eh bis jetzt nichts passiert. Also vertrag ich mich zum Trotz jetzt extra nicht mit meiner Mutter. Und also ich ... Ich bin dann den Schulweg gegangen bis zu dieser ... Wie heißt die Gasse?! Mollardgasse?
Friedrich: Melangasse.
Kampusch: Melangasse. Genau. Melangasse. Also bis zur Melangasse. Und aus einigen Metern Entfernung habe ich ihn schon bei seinem Auto stehen gesehen. Ich dachte mir noch, ich wechsle die Straßenseite. Ich weiß auch nicht. Aus irgendeinem Bauchgefühl heraus, vermutete ich ... Ich weiß nicht. Es war mir einfach unangenehm. Was man über diese "Kinderverzahrer" gehört hat in der Schule. Ich weiß auch nicht, warum.
Und dann hab' ich aber dieses Bauchgefühl meiner emotionalen aufgeladenen Stimmung zugeschrieben. Und bin einfach ... Ich dachte: Der wird dich schon nicht beißen. Und bin einfach weitergegangen. Und er packte mich. Ich versuchte zu schreien. Aber es ist nicht ... Es kam kein Laut raus. Ja.
ORF: Wie war ... Hat er da auch etwas zu Ihnen gesagt? Hat er da schon mit Ihnen gesprochen?
Kampusch: Also bei dem Reinzerren und ... Also bevor er ... also während des Startens hat er schon gesagt, dass es ... dass mir nichts passiert oder so, wenn ich das mache, was er sagt. Und dass ich ruhig sein soll. Und mich nicht rühren soll.
Und dann, später, also ein paar Minuten später hat er dann schon gesagt, dass es angeblich eine Entführung ist. Und wenn meine Eltern was zahlen, dann könnte ich noch am selben Tag oder am nächsten Tag wieder zu Hause sein.
ORF: Haben Sie den Weg dann real mitbekommen? Ich meine ... Da müssen Sie ja unglaubliche Ängste ausgestanden haben.
Kampusch: Ich hatte vom ersten Moment an eigentlich überhaupt, außer den schlimmsten Befürchtungen, was er mit mir anstellen könnte, keinerlei Angst. Im Gegenteil. Ich dachte mir: Der bringt dich sowieso um. Also kannst du deine letzten paar Stunden, Minuten oder was auch immer noch gezielt nützen, um wenigstens zu versuchen, irgendetwas daraus zu machen. Zu fliehen oder auf ihn einzureden oder so irgendwie.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002: «Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
Kampusch: Na ja. Ich habe ihm gesagt, dass das nichts wird und dass unrecht Gut nie gedeihen wird. Und dass die Polizei ihn schon schnappen wird und so.
ORF: Wie war das dann beim Haus? Wollen Sie darüber sprechen?
Kampusch: Ja, also ... Beim Haus war's dann so, dass ich ihn, weil ich mir dachte, vielleicht kann ich irgendwelche Einzelheiten des Hauses erkunden, vielleicht kann ich irgendwas erkennen, um es später dann der Polizei ... Ich war zu dem Augenblick, zu diesem Zeitpunkt noch sicher, dass mich die Polizei finden und befreien wird. Und dass das ein gutes Ende haben wird. Nehmen wird.
ORF: Wollen Sie beschreiben, wie das war, als Sie das erste Mal den Kellerraum gesehen haben?
Kampusch: Ja, also das erste Mal habe ich den Kellerraum überhaupt nicht gesehen. Weil es dort stockdunkel war. Es war keine Lampe eingeschraubt. Die brachte er erst nach einigen Minuten oder, ich weiß nicht, nach einer halben Stunde.
ORF: Sie waren zuerst im Stockfinsteren?
Kampusch: Ja, genau. Ich war sehr verzweifelt und sehr wütend und habe mich darüber geärgert, dass ich die Straßenseite nicht gewechselt habe oder dass ich nicht mit meiner Mutter in die Schule gegangen bin. Das war sehr ... Ja, also es war furchtbar.
ORF: Wollen Sie uns erzählen ...
Kampusch: Vor Un-Macht auch. Dieses Weinen vor Un-Macht, dass man nichts dagegen machen kann.
ORF: Wollen Sie uns erzählen über die Stille, die dort geherrscht haben muss? Wie haben Sie denn das damals als zehnjähriges Mädchen gespürt?
Kampusch: Also ...
ORF: Das muss ja doch ...
Kampusch: ... da war ein Ventilator. Ach so, sie meinen in den ersten Minuten?
ORF: Auch später.
Kampusch: Später ... es war ein Ventilator. Ich konnte dieses ewige Geräusch des Ventilators am Anfang überhaupt kaum ertragen. Das ist mir dermaßen auf die Nerven gegangen. Es war furchtbar. Und ich habe beinahe klaustrophobische Zustände bekommen in diesem kleinen Raum und schlug mit Mineralwasserflaschen an die Wände oder mit den Fäusten. Und ja, ich weiß nicht. Auch damit irgendwer mich vielleicht hört oder so. Ich weiß nicht.
Es war ... es war grauenvoll. Und wenn er mich nicht irgendwann einmal rauf ins Haus genommen hätte, damit ich ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit hab' ... Ich weiß nicht, ob ich dann nicht wahnsinnig geworden wäre.
ORF: Können Sie sich erinnern, wann dieser Moment war, dass er Sie ins Haus hinaufgenommen hat? War das nach Jahren oder nach ein paar Monaten ...?
Kampusch: Nein, das war nach einem halben Jahr. Da durfte ich dann immer zum Waschen rauf. Also Baden im Badezimmer und so.
ORF: Aber ein halbes Jahr waren Sie nur in dem Keller?
Kampusch: Ja.
ORF: Wie haben Sie sich über die Außenwelt informiert? Was haben Sie mitbekommen?
Kampusch: Am Anfang eben nicht viel. Die ersten zwei Jahre hab' ich keine Nachrichten sehen dürfen. Er hat gemeint, dass vielleicht auch etwas über mich gebracht würde. Was mich aufregen könnte oder ... Ich weiß nicht, was für Gründe er hatte, warum er mir keine Nachrichten zeigte.
ORF: Nach zwei Jahren haben Sie dann Radio bekommen. Was noch? Wie ist das dann weitergegangen?
Kampusch: Na ja, also nach zwei Jahren habe ich einfach die Nachrichten im ORF oder so gehört. Nicht, dass ich mich einschmeichle! Aber ... Ja, also ... Zeitungen hab' ich eigentlich am Anfang nur Wochenzeitungen bekommen. Und dann durfte ich schon auch Zeitungen lesen.
Er hat's gelesen, ich hab's gelesen. Dann hat er jede einzelne Seite durchgeblättert, ob ich nicht was draufgeschrieben hab'. Das war seine Paranoia.
Überhaupt, er hat immer alles kontrolliert. Und untersucht, dass ich ja keine Botschaft schreibe oder so. Oder Nachrichten verschlucke, die ich dann wieder irgendwie ... Ich weiß auch nicht. Er war sehr paranoid. Mhm.
ORF: Haben Sie Geburtstag, Weihnachten, Ostern gefeiert? So die großen Feiertage auch für eigentlich auch einen, eine Jugendliche?
Kampusch: Äh ... Ja. Ich hab' Geburtstag, Weihnachten und Ostern gefeiert.
ORF: Haben Sie das auch mit Herrn Priklopil gefeiert?
Kampusch: Ja, sicher hab ich's mit dem Herrn Priklopil gefeiert! Ich hab' ihn dazu genötigt, das mit mir zu feiern. Ja, er hat mir viele Sachen geschenkt. Ostereier oder Weihnachtsgeschenke und so. Schließlich war das einfach ... Andere Kinder und Jugendliche können sich etwas kaufen. Ich konnte mir dort natürlich nichts kaufen.
Und er war offenbar der Meinung, dass er mir wenigstens in dieser Art eine gewisse Entschädigung oder Gleichberechtigung mit den anderen Menschen draußen in der normalen Realität gibt.
ORF: Da sagen Sie etwas sehr Interessantes. Glauben Sie, hatte er ein schlechtes Gewissen?
Kampusch: Ja, schon sehr. Sehr. Irgendwie war das so zwiespältig. Ich glaube, er hatte ein sehr starkes schlechtes Gewissen. Aber er versuchte, es massivst zu verdrängen und abzuleugnen. Und gerade das hat sozusagen gezeigt, dass er ein schlechtes Gewissen hat.
ORF: Sie waren nicht immer allein in dem Haus. Es war ja auch oft die Mutter von Herrn Priklopil da. Haben Sie das mitbekommen? Wie haben Sie das mitbekommen?
Kampusch: Ich habe es mitbekommen, indem er vorher erzählt hat, dass seine Mutter kommt. Und nachher war dann halt das Haus oben blitzeblank geputzt. Manchmal waren auch Sachen, die sie brachte, dort. Und vorgekochtes Essen oder so. Ja, einfach alles. Ja. Ich, ich ... hab' es einfach bemerkt.
ORF: Sie haben vorher gesagt, er wollte Meldungen verstecken über die Suche nach Ihnen.
Kampusch: Ja.
ORF: Haben Sie gar nichts über diese Suchaktionen mitbekommen?
Kampusch: Später dann schon. Weil ich ihm gesagt hab', dass das nicht Recht wäre, mir diese Informationen, da sie ja mich betreffen, zu entziehen.
ORF: Hat er Ihnen über Ihre Eltern etwas erzählt?
Kampusch: Äh, ja.
ORF: Ich meine, wie sie reagieren. Hat er Sie da unter Druck gesetzt?
Kampusch: Ach so, nein. Er meinte, meine Eltern würden sich nicht um mich kümmern oder nach mir suchen. Und später meinte er, dass meine Eltern im Gefängnis gewesen wären. Was ich dann auch erfahren habe, dass das stimmt. Weil man verdächtigte zu diesem Zeitpunkt relativ viele Menschen, die dann in Untersuchungshaft waren damals.
Das hat er mir schon erzählt. Aber er schilderte es mir ein bisschen überzeichnet und übertrieben. Aber ich hab' natürlich gleich gewusst, dass das nicht der Fall ist, dass meine Eltern jetzt im Knast sitzen.
ORF: Sie haben ihm nicht geglaubt.
Kampusch: Nein.
ORF: Ich war mehrmals nach Ihrem Verschwinden in Ihrem
Kinderzimmer. Ihre Mutter hat es mir gezeigt. Könnten Sie sich vorstellen, dorthin zurückzukehren? Mit all den Erinnerungen, die dort sind an die Zeit vor der Entführung?
Kampusch: Also leben werde ich, glaube ich, nicht mehr dort. Aber ich werde ab und zu bei meiner Mutter in dem Zimmer übernachten. Und jetzt ... Also meine Mutter hat es nicht fertig gebracht, die Tapeten umzufärben.
Aber ... aber jetzt haben sie es gemacht. Mit Überwindung haben sie vor ein paar Monaten den Teppich rausgerissen, den alten grauen. Ich hab' ihn sowieso irrsinnig gehasst. Er war äußerst hässlich. Und einen neuen Teppich, ich glaube, grün oder so. Und meine Nichte darf ab und zu bei meiner Mutter übernachten.
Die Tapeten sind orange oder so. Und jetzt gefärbt. Frisch. Weil meine Mutter hat es eben nicht über sich gebracht, das zu machen. Sie hat die Möbel zwar schon von den Wänden gestellt. Aber hat lange gezaudert, bis sie ... Sie konnte es einfach nicht. Sie hat es einfach nicht über sich gebracht, die Tapeten ... Weil sie nicht wusste, ob mir die Farbe gefallen würde, die neue.
ORF: Frau Kampusch, Sie haben öfter auch mit Herrn Priklopil das Haus verlassen.
Kampusch: Ja.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002: «Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
Kampusch: Na ja. Ich habe ihm gesagt, dass das nichts wird und dass unrecht Gut nie gedeihen wird. Und dass die Polizei ihn schon schnappen wird und so.
ORF: Wie war das dann beim Haus? Wollen Sie darüber sprechen?
Kampusch: Ja, also ... Beim Haus war's dann so, dass ich ihn, weil ich mir dachte, vielleicht kann ich irgendwelche Einzelheiten des Hauses erkunden, vielleicht kann ich irgendwas erkennen, um es später dann der Polizei ... Ich war zu dem Augenblick, zu diesem Zeitpunkt noch sicher, dass mich die Polizei finden und befreien wird. Und dass das ein gutes Ende haben wird. Nehmen wird.
ORF: Wollen Sie beschreiben, wie das war, als Sie das erste Mal den Kellerraum gesehen haben?
Kampusch: Ja, also das erste Mal habe ich den Kellerraum überhaupt nicht gesehen. Weil es dort stockdunkel war. Es war keine Lampe eingeschraubt. Die brachte er erst nach einigen Minuten oder, ich weiß nicht, nach einer halben Stunde.
ORF: Sie waren zuerst im Stockfinsteren?
Kampusch: Ja, genau. Ich war sehr verzweifelt und sehr wütend und habe mich darüber geärgert, dass ich die Straßenseite nicht gewechselt habe oder dass ich nicht mit meiner Mutter in die Schule gegangen bin. Das war sehr ... Ja, also es war furchtbar.
ORF: Wollen Sie uns erzählen ...
Kampusch: Vor Un-Macht auch. Dieses Weinen vor Un-Macht, dass man nichts dagegen machen kann.
ORF: Wollen Sie uns erzählen über die Stille, die dort geherrscht haben muss? Wie haben Sie denn das damals als zehnjähriges Mädchen gespürt?
Kampusch: Also ...
ORF: Das muss ja doch ...
Kampusch: ... da war ein Ventilator. Ach so, sie meinen in den ersten Minuten?
ORF: Auch später.
Kampusch: Später ... es war ein Ventilator. Ich konnte dieses ewige Geräusch des Ventilators am Anfang überhaupt kaum ertragen. Das ist mir dermaßen auf die Nerven gegangen. Es war furchtbar. Und ich habe beinahe klaustrophobische Zustände bekommen in diesem kleinen Raum und schlug mit Mineralwasserflaschen an die Wände oder mit den Fäusten. Und ja, ich weiß nicht. Auch damit irgendwer mich vielleicht hört oder so. Ich weiß nicht.
Es war ... es war grauenvoll. Und wenn er mich nicht irgendwann einmal rauf ins Haus genommen hätte, damit ich ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit hab' ... Ich weiß nicht, ob ich dann nicht wahnsinnig geworden wäre.
ORF: Können Sie sich erinnern, wann dieser Moment war, dass er Sie ins Haus hinaufgenommen hat? War das nach Jahren oder nach ein paar Monaten ...?
Kampusch: Nein, das war nach einem halben Jahr. Da durfte ich dann immer zum Waschen rauf. Also Baden im Badezimmer und so.
ORF: Aber ein halbes Jahr waren Sie nur in dem Keller?
Kampusch: Ja.
ORF: Wie haben Sie sich über die Außenwelt informiert? Was haben Sie mitbekommen?
Kampusch: Am Anfang eben nicht viel. Die ersten zwei Jahre hab' ich keine Nachrichten sehen dürfen. Er hat gemeint, dass vielleicht auch etwas über mich gebracht würde. Was mich aufregen könnte oder ... Ich weiß nicht, was für Gründe er hatte, warum er mir keine Nachrichten zeigte.
ORF: Nach zwei Jahren haben Sie dann Radio bekommen. Was noch? Wie ist das dann weitergegangen?
Kampusch: Na ja, also nach zwei Jahren habe ich einfach die Nachrichten im ORF oder so gehört. Nicht, dass ich mich einschmeichle! Aber ... Ja, also ... Zeitungen hab' ich eigentlich am Anfang nur Wochenzeitungen bekommen. Und dann durfte ich schon auch Zeitungen lesen.
Er hat's gelesen, ich hab's gelesen. Dann hat er jede einzelne Seite durchgeblättert, ob ich nicht was draufgeschrieben hab'. Das war seine Paranoia.
Überhaupt, er hat immer alles kontrolliert. Und untersucht, dass ich ja keine Botschaft schreibe oder so. Oder Nachrichten verschlucke, die ich dann wieder irgendwie ... Ich weiß auch nicht. Er war sehr paranoid. Mhm.
ORF: Haben Sie Geburtstag, Weihnachten, Ostern gefeiert? So die großen Feiertage auch für eigentlich auch einen, eine Jugendliche?
Kampusch: Äh ... Ja. Ich hab' Geburtstag, Weihnachten und Ostern gefeiert.
ORF: Haben Sie das auch mit Herrn Priklopil gefeiert?
Kampusch: Ja, sicher hab ich's mit dem Herrn Priklopil gefeiert! Ich hab' ihn dazu genötigt, das mit mir zu feiern. Ja, er hat mir viele Sachen geschenkt. Ostereier oder Weihnachtsgeschenke und so. Schließlich war das einfach ... Andere Kinder und Jugendliche können sich etwas kaufen. Ich konnte mir dort natürlich nichts kaufen.
Und er war offenbar der Meinung, dass er mir wenigstens in dieser Art eine gewisse Entschädigung oder Gleichberechtigung mit den anderen Menschen draußen in der normalen Realität gibt.
ORF: Da sagen Sie etwas sehr Interessantes. Glauben Sie, hatte er ein schlechtes Gewissen?
Kampusch: Ja, schon sehr. Sehr. Irgendwie war das so zwiespältig. Ich glaube, er hatte ein sehr starkes schlechtes Gewissen. Aber er versuchte, es massivst zu verdrängen und abzuleugnen. Und gerade das hat sozusagen gezeigt, dass er ein schlechtes Gewissen hat.
ORF: Sie waren nicht immer allein in dem Haus. Es war ja auch oft die Mutter von Herrn Priklopil da. Haben Sie das mitbekommen? Wie haben Sie das mitbekommen?
Kampusch: Ich habe es mitbekommen, indem er vorher erzählt hat, dass seine Mutter kommt. Und nachher war dann halt das Haus oben blitzeblank geputzt. Manchmal waren auch Sachen, die sie brachte, dort. Und vorgekochtes Essen oder so. Ja, einfach alles. Ja. Ich, ich ... hab' es einfach bemerkt.
ORF: Sie haben vorher gesagt, er wollte Meldungen verstecken über die Suche nach Ihnen.
Kampusch: Ja.
ORF: Haben Sie gar nichts über diese Suchaktionen mitbekommen?
Kampusch: Später dann schon. Weil ich ihm gesagt hab', dass das nicht Recht wäre, mir diese Informationen, da sie ja mich betreffen, zu entziehen.
ORF: Hat er Ihnen über Ihre Eltern etwas erzählt?
Kampusch: Äh, ja.
ORF: Ich meine, wie sie reagieren. Hat er Sie da unter Druck gesetzt?
Kampusch: Ach so, nein. Er meinte, meine Eltern würden sich nicht um mich kümmern oder nach mir suchen. Und später meinte er, dass meine Eltern im Gefängnis gewesen wären. Was ich dann auch erfahren habe, dass das stimmt. Weil man verdächtigte zu diesem Zeitpunkt relativ viele Menschen, die dann in Untersuchungshaft waren damals.
Das hat er mir schon erzählt. Aber er schilderte es mir ein bisschen überzeichnet und übertrieben. Aber ich hab' natürlich gleich gewusst, dass das nicht der Fall ist, dass meine Eltern jetzt im Knast sitzen.
ORF: Sie haben ihm nicht geglaubt.
Kampusch: Nein.
ORF: Ich war mehrmals nach Ihrem Verschwinden in Ihrem
Kinderzimmer. Ihre Mutter hat es mir gezeigt. Könnten Sie sich vorstellen, dorthin zurückzukehren? Mit all den Erinnerungen, die dort sind an die Zeit vor der Entführung?
Kampusch: Also leben werde ich, glaube ich, nicht mehr dort. Aber ich werde ab und zu bei meiner Mutter in dem Zimmer übernachten. Und jetzt ... Also meine Mutter hat es nicht fertig gebracht, die Tapeten umzufärben.
Aber ... aber jetzt haben sie es gemacht. Mit Überwindung haben sie vor ein paar Monaten den Teppich rausgerissen, den alten grauen. Ich hab' ihn sowieso irrsinnig gehasst. Er war äußerst hässlich. Und einen neuen Teppich, ich glaube, grün oder so. Und meine Nichte darf ab und zu bei meiner Mutter übernachten.
Die Tapeten sind orange oder so. Und jetzt gefärbt. Frisch. Weil meine Mutter hat es eben nicht über sich gebracht, das zu machen. Sie hat die Möbel zwar schon von den Wänden gestellt. Aber hat lange gezaudert, bis sie ... Sie konnte es einfach nicht. Sie hat es einfach nicht über sich gebracht, die Tapeten ... Weil sie nicht wusste, ob mir die Farbe gefallen würde, die neue.
ORF: Frau Kampusch, Sie haben öfter auch mit Herrn Priklopil das Haus verlassen.
Kampusch: Ja.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002: «Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»
hmm si het zwar guet greedet, aber isch z.T de frooge sehr ussgwiche (wobi ich do nit e absicht drhinter seh..) si het immer d auge zue kah und z.T sehr gstotteret.. has mängisch sehr müehsam gfunde zum zueloose, aber respekt vor ihre...
in dr tagesschau hän si ihre PR manager interviewed und dä het gseit dass die antworte alli vorbereitet worde sin, und si das interview öbbe 5 mol dure gspiilt hän....