Lexus definiert Luxus vollkommen neu
SO VIEL INNOVATIVE TECHNIK GAB ES BIS ANHIN IN EINEM LUXUSWAGEN NOCH NIE

Nur fliegen ist schöner. Der neue LS 460 von Lexus hat so viel Elektronik, Radarsysteme, Kameras und Sensoren an Bord, dass selbst ein Airbus-Pilot darob eifersüchtig werden könnte.
Alfons Studer
Mit dem LS 460 zieht der Toyota-Ableger Lexus alle Register der Automobilkunst. Zwar zeigt sich der Luxusliner im traditionellen Design, was er aber an neuen Techniken mitbringt, dürfte den Chefs von Mercedes, BMW und Co Kopfzerbrechen bereiten.
Wo nur soll man bei der Beschreibung der neuen Top-Limousine von Lexus beginnen? Bei der Form vielleicht? Das wäre wohl das Einfachste, denn da hielten sich die Designer streng an traditionelle Vorgaben. Oder beim Motor? Auch machbar! Die überarbeitete V8-Maschine wurde zwar vergrössert und mit deutlich mehr Muskeln bepackt, trotzdem hat sie kaum das Zeug dazu, der Konkurrenz vom Kaliber einer Mercedes-S-Klasse, 7er BMW oder Audi A8 das Fürchten zu lehren. Wenn aber Luxus oder Sicherheit im Vordergrund stehen, wirds kompliziert. Denn was die Japaner darunter verstehen, sprengt bei weitem jenes Mass, das die europäischen Hersteller unter Innovation bisher verstanden haben.
Sie glauben es nicht? Dann wissen Sie wahrscheinlich, was unter PCS (Advanced Pre-Crash-Safety-System), LKA (Lane Keeping Assist) oder Advanced Obstacle Dedection verstanden werden kann? Wenn nicht, dann erraten Sie vielleicht, was die Lexus-Ingenieure mit Pre-Crash Safety respektive Driving Monitoring meinen. Oder sagt Ihnen Emergency Steering in Verbindung mit VGRS, VDIM und AVS eher zu? Wenn nicht, wäre da noch der Gesichtsmonitor, der ultimative Roof-Climate Diffuser und nicht zu vergessen das welterste 8-Gang-Automatik-Getriebe, das automatische Einparksystem, die Hold-Funktion und für kalte Finger ein beheiztes Lenkrad.
HIGH-TECH-MASCHINE.
Alles klar? Wohl kaum! Der Lexus LS 460 ist mit all diesen Details und einigen mehr dieser Tage auf dem Schweizer Markt erschienen. Und weils doch eher kompliziert ist, hier nun der Versuch, die einzelnen Teile, die durch Infrarot, Radar Fahrerüberwach-Kamera und spezielle Sensoren unterstützt werden, in eine einigermassen verständliche Ordnung zu bringen.
Die Japaner haben mit der neuen Limousine eine High-Tech-Maschine auf die Räder gestellt, auch wenn es ihr auf den ersten Blick nicht anzusehen ist. Die Form beweist aber, dass es sich beim LS 460 trotz technischer Höhenflüge um ein Auto handelt, das weder fliegen noch schwimmen kann, auch wenn es Chips an Bord mitführt, die einem Airbus ohne Weiteres die Stange halten könnten. Vorne zeigt der 5,03 Meter lange Edel-Japaner das typische Lexus-Gesicht, hinten gibt es viel BMW. Dazwischen eine Coupé-Linie, die gefallen kann.
Sanft und Leise.
Um im Verein der europäischen Edelmänner mithalten zu können, mussten die Techniker ihren 8-Zylinder-Motor in die Kur nehmen und ihm Muskeln antrainieren. Schliesslich soll er auch sportlich eine gute Figur abgeben. Bei einem Gewicht von knapp über zwei Tonnen buchstäblich kein leichtes Unterfangen. Die Japaner steigerten das bisherige Volumen von 4,3 auf 4,6 Liter, garnierten das Ganze mit neuen Techniken, was zum Erfolg führte, und dies nicht zu knapp. Das Angebot von 381 PS/280 kW und 493 Newtonmetern liegt nicht nur um 35 Prozent (PS) respektive 20 Prozent (Nm) über dem Vorgänger LS 430, es kann sich auch mit der europäischen Elite messen. Die vom Werk genannten Fahrleistungen jedenfalls lassen keine Zweifel am erfolgreichen Fitness-Training offen. Für den Sprint soll sich der Lexus nur 5,7 Sekunden Zeit nehmen, bei 250 km/h wird, wie in Europa üblich, dem Temporausch elektronisch Einhalt geboten.
In der Praxis sind es aber vor allem die 8-Gang-Automatik (Weltpremiere) und der Geräuschpegel, die den LS 460 zum Luxusliner stempeln. Sanfter und leiser rollt jedenfalls keine andere Limousine zurzeit über die Strasse.
Im Innern zeigt sich der Lexus edel, wohnlich und luxuriös. So eben, wie es sich für ein Premium-Fahrzeug geziemt. Vorteile gegenüber der Konkurrenz kann er auf diesem Gebiet aber keine ausspielen. BMW, Mercedes oder Audi schaffen das mindestens eben so gut, teilweise gar einen Tick besser. Das gilt genauso für das Platzangebot, das für vier Personen fürstlich ausgelegt ist, bei einer Fünferbesetzung aber an Attraktivität verliert. Bei einer Breite von 1,88 Metern doch erstaunlich. Bei der Verarbeitung können wir uns die Details sparen. Sie ist schlicht überragend.
Ausstattungs-Feuerwerk.
Bei der Ausstattung zündeten die Verantwortlichen bei Lexus ein Feuerwerk, das an Sprengkraft und Vielfältigkeit alles in den Schatten stellt. Ob in jedem Fall nötig oder nicht, was die Japaner in den LS gepackt haben, zeigt sich wie eine Wundertüte der ganz grossen Sorte. Der Parking Assist, aus dem Prius bekannt, wurde weiterentwickelt. Sensoren und Kamera erfassen eine Parklücke, messen sie aus und lassen den Wagen automatisch in den Raum einfahren. Nur bremsen muss der Fahrer (Fahrerin) noch selbst. Im Fond sind zwei Lüftungsschlitze im Dach eingelassen, die für eine bessere Frischluftzirkulation sorgen. Beim Driver Monitoring System überwacht eine Infrarotkamera über der Lenksäule die Kopfbewegung des Fahrers. Weicht der Blick des Piloten von der Strasse ab und zeigt sich ein Hindernis, wird das Pre-Crash-Warnsystem aktiviert. Will heissen, ein Bremsmanöver wird eingeleitet und der Fahrer damit hoffentlich wieder hellwach. Unterstützung gibt es zusätzlich vom Emergency Steering Assist, der die Lenkbewegung in die richtige Richtung forciert, um ein Ausweichen zu garantieren.
Mit Infrarot und Kamera.
Dass ein Hindernis auf der Strasse erkannt werden kann, dafür sorgt das Advanced Obstacle Dedection System. Eine Infrarotkamera arbeitet zusammen mit einem Mikrowellen-Radar und kann so jegliche Gegenstände bis auf 25 Meter auf der Strasse ermitteln. Das Gleiche gilt für den Heckbereich, wo das Rear Pre-Crash Safety System mit einem Mikrowellen Radarsensor den hinteren Bereich überwacht.
Der Spurhalte-Assistent wiederum, der die Infrarotkamera und Radar des AODS benutzt, hält den Lexus in der Spur. Das System beobachtet mit der Kamera die weissen Linien auf der Strasse und stellt sicher, dass das Auto sich zwischen den Linien bewegt. Bei der Gefahr einer Überschreitung lenkt der LS automatisch dagegen. Schliesslich werden bei einer allfälligen Gefahr eines Crashs sofort die Kopfstützen nach vorne an den Kopf der vorderen Insassen gelegt, um einem Schleudertrauma entgegenzuwirken.
Das ist noch nicht alles, denn auch das adaptive Fahrwerk mit automatischer Wankstabilisierung, die Nockenwellenverstellung, Doppelkammer-Airbag oder die variable Servolenkung sind nicht ohne. Ganz zu schweigen vom Super-Sound der 10 Lautsprecher umfassenden HiFi-Anlage oder dem DVD-System mit im Dachhimmel eingelassenem Monitor für die Fondpassagiere.
Neue Massstäbe.
Der Lexus LS 460 setzt bei der Sicherheit neue Massstäbe, die allerdings in der Praxis (noch) nicht über alle Zweifel erhaben sind. Zwar erkennt das Spurhaltesystem die Linien, aber eben nicht immer. Auch ist die Gegenlenkbewegung oft sehr unangenehm, vor allem, wenn eine Linie überfahren werden muss. Eine akustische Warnung würde ausreichen. Ob alle anderen Sicherheitseinrichtungen im Falle eines Falles funktionieren, haben wir nicht ausprobiert, wäre doch etwas zu gefährlich gewesen.
Eines bleibt aber: Der Lexus LS 460 ist eine Luxuslimousine der Sonder- klasse, selbst wenn einige der Erfindungen vielleicht des Guten zu viel sind. Trotz Radar, Sensoren, Kameras und Mikrowellen zeigt sich nämlich, dass der Fahrer immer noch der Chef auf der Strasse bleiben muss.
technische daten:
Motor: 8 Zylinder, Hubraum 4608 cm3, Leistung 381 PS/280 kW, Drehmoment 493 Nm/4100, Euro 4.
Kraftübertragung: Antrieb auf Hinterräder, 8-Gang-Automatik mit sequenzieller Schaltung, ABS, Traktionskontrolle, Antischlupfregelung
Reifen: Leichtmetallfelgen 18 Zoll, Reifen 235/50 R 18
Abmessungen/Gewicht: Länge 5,03 m; Breite 1,88 m; Höhe 1,47 m; Radstand 2,97 m; Leergewicht 2000 kg, Kofferraum 510 Liter
Fahrleistungen/Verbrauch: 0-100 km/h 5,7 Sek., Spitze 250 km/h,
Verbrauch im Schnitt 11,1 Liter/100 km.
Preis: ab Fr. 119 800.- (Garantie und Service 3 Jahre/100 000 km)