Bayern sind an Cesar dran!
VON FRANÇOIS SCHMID (TEXT) UND TOTO MARTI (FOTOS)
19.08.2006 | 23:17:29
SCHNÄPPCHENJAGD Das Zürcher Derby hat wieder Anziehungskraft! Scouts von Bayern München, Stuttgart, Bochum, Köln, Mainz, Tottenham, Sampdoria und Chievo sahen den 2:1-Sieg des FCZ gegen GC. Der Grund: In der Schweiz gibt es grosse Talente zu kleinen Preisen.
Es ist Fluch und Segen. Erfolgreiche Teams fallen auseinander. Erfolgreiche Schweizer Teams ziehen das Interesse der millionenschweren Klubs aus den grossen europäischen Ligen auf sich.
Der FC Basel beispielsweise hat in den letzten drei Jahren 14 Teamstützen verloren. Der FC Thun war dank der Champions-League-Teilnahme im letzten Jahr ein Karriere-Katapult für Eldin Jakupovic und Mauro Lustrinelli. Und auch der FC Zürich hat diese Saison schon einen Eckpfeiler verloren. Alhassane Keita liess sich von saudischen Petro-Dollars verführen, obwohl die sportliche Herausforderung eher für den FCZ sprechen würde.
Unsere einheimischen Spieler sind taktisch und technisch gut ausgebildet. Und jene, die aus Afrika oder Südamerika den Weg in die Schweiz gefunden haben, konnten sich bei uns schon mal akklimatisieren.
Die neusten Objekte der Begierde sind GC-Starstürmer Eduardo und der FCZ-Künstler Cesar.
Bayern beobachtet Cesar
Eduardo, der nach überstandenen Problemen an der Patellasehne immer besser in Fahrt kommt, steht bei Bochum, Köln und Mainz auf dem Wunschzettel. Cesar wird schon seit Wochen intensiv von Bayern beobachtet.
Gestern avancierte der Mittelfeldspieler zur grossen Attraktion. Cesar war der beste Mann auf dem Platz und verwertete seinen elften Penalty für den FCZ so traumwandlerisch sicher, wie man es von ihm gewohnt ist.
Bochum will Eduardo
«Es liegt ein Angebot für Eduardo von Bochum auf dem Tisch», sagt GC-Sportchef Karl-Heinz Riedle. Die Hoppers sind selbst schon vor Wochen in die Offensive gegangen. Haben Eduardo eine Vertragsverlängerung um vier Jahre angeboten. «Eine sensationelle Offerte. Finanziell haben wir das Maximum ausgereizt», erzählt Riedle. Doch der Brasil-Stürmer mag nicht unterschreiben. Nach sechs Saisons ist für ihn die Zeit reif fürs Ausland.
Fragt sich, ob GC bereit ist, Eduardo vor Ablauf des Vertrags (2007) ziehen zu lassen. Riedle: «Wir sind nicht gewillt, jeden Spieler abzugeben. Man darf auch nicht jedes Mal klein beigeben. Aber es ist der Lauf der Dinge, dass wir in der Schweiz mit Klubs aus Deutschland finanziell nicht mithalten können.»
Wenn Eduardo weg will, wird er auch gehen. Auch wenn die Ablösesumme von knapp einer Million Franken relativ tief ist. Denn so viel haben die Klub-Dirigenten schon gelernt: Es bringt nichts, Spieler gegen ihren Willen zu halten. Tut man es trotzdem, zahlt es einen der Spieler mit unmotivierten Auftritten zurück.
Eduardo wird wohl der einzige Hopper sein, der vor Ende der Transferfrist am 31. August den Klub verlassen wird. Doch die nächsten sind schon auf dem Sprung. Ist Eduardo erst mal weg, wird sein Landsmann Toni Dos Santos noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Und auch Goalie Fabio Coltorti hat die Klasse fürs Ausland.
Die Sorge beim FCZ: Fällt jetzt die Mannschaft auseinander?
Akut ist die Sorge beim FCZ, dass die Meistermannschaft auseinanderfällt. Cesar, wie erwähnt, ist bei Bayern als Ergänzung für Bastian Schweinsteiger hoch im Kurs. Und falls es trotzdem nichts mit einem Engagement beim deutschen Rekordmeister wird, zieht allein schon das Interesse der Bayern weitere Klubs aus der Bundesliga an.
Blerim Dzemaili (Vertrag bis 2007) wird von seinen Managern in der Bundesliga angeboten. Eine erste Offerte von Nürnberg hat der 20-jährige Nati-Spieler abgelehnt. Weitere werden folgen, spätestens im Winter. Doch FCZ-Sportchef Fredy Bickel sagt: «Dann verzichten wir lieber auf ein paar Franken Ablösesumme, halten aber das Team zusammen.»
Eduardo, Dos Santos, Cesar und Dzemaili haben etwas gemeinsam. Als Nobodys haben sie fast zum Nulltarif bei ihren Klubs angeheuert. Und das ist die wunderbarste Geschichte, eine Schweizer Fussball-Eigenheit sozusagen, dass in der Super League viele Spieler-Beine glänzen, weil sie golden sind
Boa...
