Bauer Sauer - einfach nur peinlich unsere Bauern

Der Rest...
Benutzeravatar
IP-Lotto
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 938
Registriert: 06.12.2004, 19:55
Wohnort: Wohnung: Ja, obschon wechselnd

Beitrag von IP-Lotto »

ScHaTt hat geschrieben:ich kenne keinen bauern in der schweiz, der einen zweit job oder andere sachen macht - panikmache

im durschnitt verdient ein schweizer bauern ca. 7500 chf - mit dem kann man auch mit familie gut leben - vergleich eine verkäuferin/verkäufer zwischen 2800-3200 chf
http://www.blw.admin.ch/dokumentation/0 ... +hoJVn6w==
"Ich muss heute wieder einen Glückstag haben. Polizisten sind das Beste, was ich kenne - gleich nach Rhabarbergrütze."
P.V.R.P.E. Langstrumpf

nogomet
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1664
Registriert: 08.12.2004, 12:41
Wohnort: triglavski dom

Beitrag von nogomet »

ScHaTt hat geschrieben:ich kenne keinen bauern in der schweiz, der einen zweit job oder andere sachen macht - panikmache

im durschnitt verdient ein schweizer bauern ca. 7500 chf - mit dem kann man auch mit familie gut leben - vergleich eine verkäuferin/verkäufer zwischen 2800-3200 chf
selten so einen unsinn hier drinn gelesen.
Der Kapitalist ist nicht mehr der einsame Geizhals, der sich an den verbotenen Schatz klammert und ab und zu im stillen Kämmerlein hinter der fest verschlossenen Tür einen verstohlenen Blick darauf wirft, sondern ein Subjekt, welches das grundsätzliche Paradox akzeptiert, dass die einzige Art und Weise, den eigenen Schatz zu bewahren und zu vermehren, darun besteht, ihn auszugeben.

[RIGHT]Slavoj Zizek[/RIGHT]

Benutzeravatar
Karli
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 254
Registriert: 08.12.2004, 13:35
Wohnort: Dört wos Buure het

Beitrag von Karli »

ScHaTt hat geschrieben:ich kenne keinen bauern in der schweiz, der einen zweit job oder andere sachen macht - panikmache

im durschnitt verdient ein schweizer bauern ca. 7500 chf - mit dem kann man auch mit familie gut leben - vergleich eine verkäuferin/verkäufer zwischen 2800-3200 chf
So ein Bullschitt.
Geh mal aufs Land und informiere dich.
ALTE SÄCKE BASEL

Malinalco
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1374
Registriert: 29.12.2004, 21:48

Beitrag von Malinalco »

Karli hat geschrieben:Ich behaupte mal, dass keiner der hier über die Bauern schimpft einen solchen kennt und weis wie er arbeitet was er verdient und welche zum Teil unsinnigen Gesetze er einhalten muss.

Natürlich gibt es Grossbauern die sich eine goldene Nase verdienen. Aber der normalsterbliche Bauer, der eine Familie zu ernähren hat geht zum grossen Teil nebenher noch einem Zweitjob nach. Würde gerne mal sehen was passieren würde, wenn die Nörgler die selbe Anzahl Stunden pro Woche arbeiten müsste wie es ein Durchschnittsbauer tut.

Und nein, ich bin kein Bauer. Wohne aber im Bauernland, habe Bauern als Kollegen und bekomme so einiges mit.
Wenn sich der Job nicht rechnet (zu viel arbeit, zu wenig geld dafür), wieso bleibt er dann bauer?

Wenn sich Grossbauern eine goldene Nase verdienen, wieso haben wir dann noch Kleinbauern? das andere wäre doch viel effizienter?

Wieso bezahlt der Stadt (oder Agglomerations) mensch dem Bauern sein Leben (via Steuern und Subventionen?).

Für eine schöne Landschaft? Landschaftsgärtner anstellen ist billiger
Für die Selbstversorgung? Da erübrigt sich eine Antwort!
Für die Kultur und Tradition? Die finde ich nicht erhaltenswert, und wenn, ein geschütztes "Museum" reicht. Zudem ist die "Stadt"kultur vibrierender, interessanter und nützlicher für die moderne Schweiz.
Für den Tourismus? Gleiche Antwort: LAndschaftsgärtner + Museumsschauspieler sind billiger.

hab ich ein argument vergessen?

Benutzeravatar
Karli
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 254
Registriert: 08.12.2004, 13:35
Wohnort: Dört wos Buure het

Beitrag von Karli »

Malinalco hat geschrieben:Wenn sich der Job nicht rechnet (zu viel arbeit, zu wenig geld dafür), wieso bleibt er dann bauer?

Wenn sich Grossbauern eine goldene Nase verdienen, wieso haben wir dann noch Kleinbauern? das andere wäre doch viel effizienter?

Wieso bezahlt der Stadt (oder Agglomerations) mensch dem Bauern sein Leben (via Steuern und Subventionen?).

Für eine schöne Landschaft? Landschaftsgärtner anstellen ist billiger
Für die Selbstversorgung? Da erübrigt sich eine Antwort!
Für die Kultur und Tradition? Die finde ich nicht erhaltenswert, und wenn, ein geschütztes "Museum" reicht. Zudem ist die "Stadt"kultur vibrierender, interessanter und nützlicher für die moderne Schweiz.
Für den Tourismus? Gleiche Antwort: LAndschaftsgärtner + Museumsschauspieler sind billiger.

hab ich ein argument vergessen?
Wieso gibt es in der Schweiz working poor (schreibt man das so)? Wieso suchen die sich nicht einen beseren Job?

Die Milch kommt aus der Migros. die Eier aus dem Coop. Das Getreide wächst im Volg. Das Fleisch schneidet der Metzger von den Wänden. Gemüse kommt aus dem Keller. Hab ich was vergessen?
ALTE SÄCKE BASEL

Allez Basel!
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 606
Registriert: 06.12.2004, 21:29

Beitrag von Allez Basel! »

ScHaTt hat geschrieben:ich kenne keinen bauern in der schweiz, der einen zweit job oder andere sachen macht - panikmache

im durschnitt verdient ein schweizer bauern ca. 7500 chf - mit dem kann man auch mit familie gut leben - vergleich eine verkäuferin/verkäufer zwischen 2800-3200 chf
Und was verdient deine Lehrtochter, welche immer zu spät zur Arbeit kommt? :rolleyes: Befass dich lieber mit dem Thema, anstatt einen solchen scheiss rauszulassen.

Benutzeravatar
Mundharmonika
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 10176
Registriert: 16.04.2008, 23:09

Beitrag von Mundharmonika »

und wieviel verdient jetzt ein durchschnittsbauer tatsächlich? weiss das jemand?

Benutzeravatar
Kawa
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 6069
Registriert: 22.12.2004, 16:36

Beitrag von Kawa »

Mundharmonika hat geschrieben:und wieviel verdient jetzt ein durchschnittsbauer tatsächlich? weiss das jemand?
Das weiss garantiert niemand, dafür sorgt schon der extrem mächtige Bauernverband mit über Jahrzehnten perfekten politischen Beziehungen.

PS : es gibt mehr als einige Bauern die Millionäre sind weil mal kurz ein (kleiner) Teil ihres Landes umgezohnt wurde, aber vorher haben sie jahrelang von unseren Steuern gelebt und sehr erfolgreich rumgejammert ...

Benutzeravatar
IP-Lotto
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 938
Registriert: 06.12.2004, 19:55
Wohnort: Wohnung: Ja, obschon wechselnd

Beitrag von IP-Lotto »

Mundharmonika hat geschrieben:und wieviel verdient jetzt ein durchschnittsbauer tatsächlich? weiss das jemand?
Fr. 34'492.- pro Jahr beträgt der Arbeitsverdienst einer betriebseigenen Arbeitskraft.

Nochmal der Link: http://www.blw.admin.ch/dokumentation/0 ... +hoJVn6w==.
Auf der 3. Seite, ganz unten findet man diese Zahl. Man kann darin auch bequem nachlesen, wie hoch die Einkünfte aus nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten sind, wie sich die Durchschnittswerte zwischen Berg- und Talgebiet oder pro Produktuktionsrichtung unterscheiden. Wenn man etwas genauer hinschaut, sieht man auch, wieviele Betriebe in den letzten 15 Jahren aufgegeben haben.

Die Tabellen sind aus dem Anhang des aktuellsten Landwirtschaftsberichts. Es täte dem Einen oder Anderen gar nicht so schlecht, mal kurz da reinzuschauen, bevor er hier herumtönt.
"Ich muss heute wieder einen Glückstag haben. Polizisten sind das Beste, was ich kenne - gleich nach Rhabarbergrütze."
P.V.R.P.E. Langstrumpf

Benutzeravatar
Sergei Derkach
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 241
Registriert: 15.10.2005, 03:06

Beitrag von Sergei Derkach »

IP-Lotto hat geschrieben:Fr. 34'492.- pro Jahr beträgt der Arbeitsverdienst einer betriebseigenen Arbeitskraft.

Nochmal der Link: http://www.blw.admin.ch/dokumentation/0 ... +hoJVn6w==.
Auf der 3. Seite, ganz unten findet man diese Zahl. Man kann darin auch bequem nachlesen, wie hoch die Einkünfte aus nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten sind, wie sich die Durchschnittswerte zwischen Berg- und Talgebiet oder pro Produktuktionsrichtung unterscheiden. Wenn man etwas genauer hinschaut, sieht man auch, wieviele Betriebe in den letzten 15 Jahren aufgegeben haben.

Die Tabellen sind aus dem Anhang des aktuellsten Landwirtschaftsberichts. Es täte dem Einen oder Anderen gar nicht so schlecht, mal kurz da reinzuschauen, bevor er hier herumtönt.
Sicherlich muss man aufpassen mit Polemiken im Stil der "Mercedes-Fahrenden-Bauern". Gleichzeitig gibt es aber auch eine andere Kennzahl, welche in diesem Landwirtschaftsbericht interessant ist. Pro Betrieb werden 50'033 CHF Direktzahlungen entrichtet, was bei einer durchschnittlichen Anzahl von Arbeitskräften/Betrieb von 1.63 30'695 CHF Direktzahlungen ausmacht. Wenn man noch die Beihilfen und Zulagen, Investitionshilfen und Subventionen für nachgelagerte Produktion und Export (Käseunion ca. 460 Mio./Jahr, Butterverwertung etc.) miteinrechnet, wird fortwährend in der Landwirtschaft eine negative Wertschöpfung generiert. Natürlich kann man diesen Gesichtspunkten den Ansatz der Pflege der Kulturlandschaft etc. entgegenhalten. Aber man muss sich schon fragen, ob es sozialverträglich ist, Einwohnergruppen mit einem nicht unerheblichen Kapitalbestand (auch aus dem Landwirtschaftsbericht zu entnehmen) in diesem Umfang zu fördern. Solange man an dieser Förderungspolitik festhält, gebietet es sich zu Fragen wie Missbrauch in der Sozialhilfe die Schnauze ganz tief zu halten (was natürlich nicht gegen Dich gerichtet ist, sondern gegen die lieben wertkonservativen Schichten in der Schweiz).

Edith: zudem hat Kawa natürlich Recht mit seiner Anmerkung, wie Bauern den Wert ihres Kapitals durch Ausweitung der Agglomerationen Knall auf Fall vermehrfacht haben. Und das sage ich als Spross einer Bauernfamilie, welche es vor 100 Jahren durch die Ausweitung der Agglomeration Berns geschafft hat, den Stallgeruch abzulegen und sich als Grossbürger zu gerieren.

Malinalco
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1374
Registriert: 29.12.2004, 21:48

Beitrag von Malinalco »

Karli hat geschrieben:Wieso gibt es in der Schweiz working poor (schreibt man das so)? Wieso suchen die sich nicht einen beseren Job?
Weil es nicht genügend Arbeit hat. Diese werden durch die SOZIALSYSTEME aufgefangen, nicht durch undurchsichtige Subventionen.
Die Milch kommt aus der Migros. die Eier aus dem Coop. Das Getreide wächst im Volg. Das Fleisch schneidet der Metzger von den Wänden. Gemüse kommt aus dem Keller. Hab ich was vergessen?
Nein, die Milch kommt aus Polen, die Eier aus Deutschland. Das Getreide wächst in Missouri und das Fleisch kommt aus Wyoming. Gemüse kommt aus der Türkei. Hab ich was vergessen?

Soviel als möglich sollte aus der Schweiz kommen, aber wir sind zu viele Menschen für diesen kleinen Flecken Land. Also brauchen wir es von anderswo, und hört auf mit dem Schweizer Qualität nonsense, wer das wil, kann immer noch teurer einkaufen, für die Information wird schon gesorgt.

Benutzeravatar
Karli
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 254
Registriert: 08.12.2004, 13:35
Wohnort: Dört wos Buure het

Beitrag von Karli »

Malinalco hat geschrieben:Weil es nicht genügend Arbeit hat. Diese werden durch die SOZIALSYSTEME aufgefangen, nicht durch undurchsichtige Subventionen.



Nein, die Milch kommt aus Polen, die Eier aus Deutschland. Das Getreide wächst in Missouri und das Fleisch kommt aus Wyoming. Gemüse kommt aus der Türkei. Hab ich was vergessen?

Soviel als möglich sollte aus der Schweiz kommen, aber wir sind zu viele Menschen für diesen kleinen Flecken Land. Also brauchen wir es von anderswo, und hört auf mit dem Schweizer Qualität nonsense, wer das wil, kann immer noch teurer einkaufen, für die Information wird schon gesorgt.
Jeder hat die Möglichkeit Schweizer Produkte zu kaufen. Wenn Du diese am richtigen Ort kaufst, sind sie nicht mal viel teurer als ausländische.
Wenn Du schreibst es hätte zu viele Menschen in der Schweiz, dann sollte es doch noch mehr Bauern geben um uns zu versorgen.
ALTE SÄCKE BASEL

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

Malinalco hat geschrieben: Und betreffend "Landwirtschaft wird nie so effizient sein in der Schweiz": Auf was basierst du deine Aussage? Seh das nicht ein, wenn die Bauern so keien Erwerb erbringen können, brauchen wir halt weniger Bauern! Und wenn wir die Bauern aus sonstigen Gründen brauchen, dann sollen die Gemeinden sie sich halt leisten!
vielleicht wegen der topographie?

Malinalco
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1374
Registriert: 29.12.2004, 21:48

Beitrag von Malinalco »

Nein, denn nicht der Bauer produziert, sondern das Land, welches der Bauer bewirtschaftet. Und dieses ist begrenzt. Jetzt ist es sogar so, dass wenige grosse Bauern mehr erwirtschaften können als viele kleine. Deswegen brauchen wir weniger, nicht mehr bauern.

Das Topographieargument gilt nur für die Bergbauern. Ich muss zugeben, bei der Sache kenn ich mich wirklich nicht aus. Kann sein, dass es sich in gewissen Alpentälern wirklich nicht lohnt, muss aber nicht sein. Trotzdem, wenn nicht ökonomisch, wegrationalisieren oder als Gärtner anstellen.

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

ScHaTt hat geschrieben:ich kenne keinen bauern in der schweiz, der einen zweit job oder andere sachen macht - panikmache

im durschnitt verdient ein schweizer bauern ca. 7500 chf - mit dem kann man auch mit familie gut leben - vergleich eine verkäuferin/verkäufer zwischen 2800-3200 chf
ich kenne einige die einen zweitjob haben. und 7500 ist für die meisten ein traum. sie verdienen das netto, nach abzug der kosten für die kredite, die es braucht, bleibt häufig einiges weniger. ich kenne familien mit mehreren kindern, die weniger als verkäufer verdienen.

Benutzeravatar
Sergei Derkach
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 241
Registriert: 15.10.2005, 03:06

Beitrag von Sergei Derkach »

Karli hat geschrieben:Jeder hat die Möglichkeit Schweizer Produkte zu kaufen. Wenn Du diese am richtigen Ort kaufst, sind sie nicht mal viel teurer als ausländische.
Wenn Du schreibst es hätte zu viele Menschen in der Schweiz, dann sollte es doch noch mehr Bauern geben um uns zu versorgen.
In der Schweiz ist das nicht ein Problem der Arbeitskräfte, sondern der Anbauflächen.

Wenn's Dich wirklich interessiert: INFRAS (1995) "Quantitative Aspekte einer zukunftsfähigen Schweiz"

Laut dieser Studie hat die Schweiz eine Absorbtionsfähigkeit für eine Bevölkerungszahl von 1,3 Mio. mit NACHHALTIGER Selbstversorgung mit Lebensmitteln.

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

Malinalco hat geschrieben:Weil es nicht genügend Arbeit hat. Diese werden durch die SOZIALSYSTEME aufgefangen, nicht durch undurchsichtige Subventionen.



Nein, die Milch kommt aus Polen, die Eier aus Deutschland. Das Getreide wächst in Missouri und das Fleisch kommt aus Wyoming. Gemüse kommt aus der Türkei. Hab ich was vergessen?

Soviel als möglich sollte aus der Schweiz kommen, aber wir sind zu viele Menschen für diesen kleinen Flecken Land. Also brauchen wir es von anderswo, und hört auf mit dem Schweizer Qualität nonsense, wer das wil, kann immer noch teurer einkaufen, für die Information wird schon gesorgt.
damit machst du dich noch abhängiger vom benzinpreis, als wir es eh schon sind. es kann gut sein, dass der transport mal zu teuer wird. zudem ist die verknappung von lebensmitteln ja jetzt schon ein thema gewesen. natürlich werden wir uns nie selber versorgen können, aber wenigstens sollten wir die abhängigkeit begrenzen.

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

Malinalco hat geschrieben:Nein, denn nicht der Bauer produziert, sondern das Land, welches der Bauer bewirtschaftet. Und dieses ist begrenzt. Jetzt ist es sogar so, dass wenige grosse Bauern mehr erwirtschaften können als viele kleine. Deswegen brauchen wir weniger, nicht mehr bauern.

Das Topographieargument gilt nur für die Bergbauern. Ich muss zugeben, bei der Sache kenn ich mich wirklich nicht aus. Kann sein, dass es sich in gewissen Alpentälern wirklich nicht lohnt, muss aber nicht sein. Trotzdem, wenn nicht ökonomisch, wegrationalisieren oder als Gärtner anstellen.
das mit den gärtnern kannst du getrost vergessen. die sind teuerer. zudem müssen heute schon die bauern wegränder und strassenboards, die an ihre ländereien grenzen, bewirtschaften, dafür wurde dann der gemeindearbeiter nummer 5 eingesparrt. das weisst du aber natürlich nicht.

und topographie und nur in den alpen, sorry kolleg, da müsstest du dich noch einmal informieren. in der schweiz ist gerade das mittelland theoretisch geeignet für industrielle landwirtschaft, das ist aber total zersiedelt. alleine die zersiedelung der schweiz benachteiligt unsere landwirtschaft, von der topographie ganz zu schweigen. der jura, die voralpen und alpen....

ich bezweifel nicht, dass die flurbereinigung bei den bauern weitergeht und gehen soll. keine angst, wird sie auch. auch die anzahl der milchbauern nimmt ab, dafür wird mehr mutterkuh betrieben. logisch, gibt auch weniger zu tun und man verdient fast gleich viel. man soll auch aufhören nach giesskannenprinzip zu verteilen. aber von den bauern zu fordern, sie sollen einfach preise wie im ausland liefern, zeugt von unwissen. oder man ist halt ein totaler befürworter unregulierter märkte, nur ist mir, als sei gerade bewiesen worden, dass dies keine optimale lösung ist.

Benutzeravatar
Sergei Derkach
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 241
Registriert: 15.10.2005, 03:06

Beitrag von Sergei Derkach »

auslandbasler hat geschrieben:damit machst du dich noch abhängiger vom benzinpreis, als wir es eh schon sind. es kann gut sein, dass der transport mal zu teuer wird. zudem ist die verknappung von lebensmitteln ja jetzt schon ein thema gewesen. natürlich werden wir uns nie selber versorgen können, aber wenigstens sollten wir die abhängigkeit begrenzen.
Da läufst Du aber in einen gewaltigen Zielkonflikt in Sachen Ökologie und Subventionen. Um die Abhängigkeit klein zu halten, müssten die Hauptanstrengungen auf intensivste Landwirtschaft für Produkte wie Weizen, Kartoffeln, Milchproduktion und Gemüse umorientiert werden - also ziemlich genau das Gegenteil von dem, was heute politisch gewollt ist. Zudem müssten die Subventionen noch weiter hochgefahren werden, denn für Produkte wie Weizen herrschen in der Schweiz nicht wirklich günstige Wettbewerbsbedingungen.

Also lasst uns ein bisschen "Suisse miniature" spielen, die Landwirtschaft betreibt ein bisschen Landschaftspflege und produziert für den Bioladen von nebenan. Aber von Illusionen wie Selbstversorgung oder auch nur schon Notversorgung im Kriegs-/Katastophenfall sollten wir uns ein für alle mal verabschieden. Man muss sich halt bloss fragen, welche Kosten man bereit ist zu tragen für dieses Ballenberg in Gross.

Malinalco
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1374
Registriert: 29.12.2004, 21:48

Beitrag von Malinalco »

auslandbasler hat geschrieben:das mit den gärtnern kannst du getrost vergessen. die sind teuerer. zudem müssen heute schon die bauern wegränder und strassenboards, die an ihre ländereien grenzen, bewirtschaften, dafür wurde dann der gemeindearbeiter nummer 5 eingesparrt. das weisst du aber natürlich nicht.
Bist du dir sicher? Wir unterstützen Bauern überall, Gärtner (oder nenn sie von ir aus Förster) kannst du gezielt einsetzen: Landschaftspflege in Tourismusgebieten und Naherholungsgebieten, die von der CH-Bevölkerung genutzt werden. Der Rest ein Naturschutzgebiet. Nicht jede Kleingemeinde braucht alles!
und topographie und nur in den alpen, sorry kolleg, da müsstest du dich noch einmal informieren. in der schweiz ist gerade das mittelland theoretisch geeignet für industrielle landwirtschaft, das ist aber total zersiedelt. alleine die zersiedelung der schweiz benachteiligt unsere landwirtschaft, von der topographie ganz zu schweigen. der jura, die voralpen und alpen....
Und wieviel Ertrag bringt dieser kleine Bereich des Mittellandes im Vergleich zu den Alpen? Hab keine Zahlen da, aber ich denke, die Frage lohnt sich!

Mit dem Rest bin ich einverstanden! (ausser)
aber von den bauern zu fordern, sie sollen einfach preise wie im ausland liefern, zeugt von unwissen. oder man ist halt ein totaler befürworter unregulierter märkte, nur ist mir, als sei gerade bewiesen worden, dass dies keine optimale lösung ist.
Hab ich gar nie gefordert, jedenfalls nicht absichtlich. Alles was ich sage ist, dass die Bauern gleich produzieren sollen. wenn sie es nicht können, brauchen wir sie auch nicht! Dies hat nichts mit unregulierten Märkten zu tun, nur heisst reguliert nicht, dass der Staat einfach zahlt oder erhält ohne irgendeinen ertrag zu haben. Der einzige Ertrag, denn die Baueren momentan liefern ist ein Beitrag an den Tourismus (denn ich sicherlich würdigen will) sowie ein bisschen Legitimitation, denn unser Eigenbild baut doch sehr auf der alten Schweiz auf. Und nur wegen einer Idee viel Geld auszugeben, hinter der zwar noch eine Mehrheit der Bevölkerung steht, weswegen es sie noch gibt, halte ich für sehr dumm!

Die Lösung liegt hier halt wieder mal in der Öffnung: EU! (so leid es mir tut, aber Österreichs Bauern sind heute auch nicht alle im Armenhaus)

Benutzeravatar
Gollum
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1057
Registriert: 07.12.2004, 23:30
Wohnort: 4059

Beitrag von Gollum »

Sergei Derkach hat geschrieben:Sicherlich muss man aufpassen mit Polemiken im Stil der "Mercedes-Fahrenden-Bauern". Gleichzeitig gibt es aber auch eine andere Kennzahl, welche in diesem Landwirtschaftsbericht interessant ist. Pro Betrieb werden 50'033 CHF Direktzahlungen entrichtet, was bei einer durchschnittlichen Anzahl von Arbeitskräften/Betrieb von 1.63 30'695 CHF Direktzahlungen ausmacht. Wenn man noch die Beihilfen und Zulagen, Investitionshilfen und Subventionen für nachgelagerte Produktion und Export (Käseunion ca. 460 Mio./Jahr, Butterverwertung etc.) miteinrechnet, wird fortwährend in der Landwirtschaft eine negative Wertschöpfung generiert. Natürlich kann man diesen Gesichtspunkten den Ansatz der Pflege der Kulturlandschaft etc. entgegenhalten. Aber man muss sich schon fragen, ob es sozialverträglich ist, Einwohnergruppen mit einem nicht unerheblichen Kapitalbestand (auch aus dem Landwirtschaftsbericht zu entnehmen) in diesem Umfang zu fördern. Solange man an dieser Förderungspolitik festhält, gebietet es sich zu Fragen wie Missbrauch in der Sozialhilfe die Schnauze ganz tief zu halten (was natürlich nicht gegen Dich gerichtet ist, sondern gegen die lieben wertkonservativen Schichten in der Schweiz).

Edith: zudem hat Kawa natürlich Recht mit seiner Anmerkung, wie Bauern den Wert ihres Kapitals durch Ausweitung der Agglomerationen Knall auf Fall vermehrfacht haben. Und das sage ich als Spross einer Bauernfamilie, welche es vor 100 Jahren durch die Ausweitung der Agglomeration Berns geschafft hat, den Stallgeruch abzulegen und sich als Grossbürger zu gerieren.
Top Beitrag.

Auch wenn ich tendenziell eher mit IP-Lotto und auslandbasler bin, anerkenne ich Deinen Willen (und die Fähigkeit) zur differenzierten Betrachtung indem Du Agumenten wie der Kulturlandschaftspflege, ökologischen Leistungen etz. ohne sie ökonomisch zu gewichten (was nebenbei bemerkt eine komplexe Angelegenheit ist) ihre Berechtigung einräumst.

Man merkt einmal mehr, dass hier drin bei der Bauerndebatte unausgewogen argumentiert wird. Dies mag mit einer gewissen städtischen Arroganz und einem Desinteresse gegenüber ländlichen Belangen zu tun haben, was in Ermangelung an Sachkenntnis in unqualifizierten Statements gipfelt.

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

Sergei Derkach hat geschrieben:Da läufst Du aber in einen gewaltigen Zielkonflikt in Sachen Ökologie und Subventionen. Um die Abhängigkeit klein zu halten, müssten die Hauptanstrengungen auf intensivste Landwirtschaft für Produkte wie Weizen, Kartoffeln, Milchproduktion und Gemüse umorientiert werden - also ziemli......
Man muss sich halt bloss fragen, welche Kosten man bereit ist zu tragen für dieses Ballenberg in Gross.
ja, schon klar, selbstversorgung geht nicht, habe ich ja geschrieben. aber mindestens zu einem gewissen teil, erachte ich als wichtig....

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

Malinalco hat geschrieben: Die Lösung liegt hier halt wieder mal in der Öffnung: EU! (so leid es mir tut, aber Österreichs Bauern sind heute auch nicht alle im Armenhaus)
generell, es profitiert nicht nur der tourismus. auch ich und ich wage zu behaupten die meisten anderen, mögen die landschaft so wie sie ist. eine verwilderung des kulturlandes ist in gewissen bereichen durchaus wünschenswert, nicht jeder wald muss ein park sein und nicht jedes feld muss kultiviert werden. aber generell mag ich schon eine gewisse ordnung. ich bin auch froh, dass viele bauern gegen ambrosia und co. ankämpfen und bezahle dafür gerne meinen beitrag. (allerdings müssten die, die nicht gegen solche pflanzen kämpfen auch einbussen bei den zahlungen haben).

eine öffnung zu eu befürworte ich, auch eine veringerung der zahlungen an bauern. aber man darf einfach nicht vergessen, dass ein österreicher weniger verdient, weniger bezahlt für land, liegenschaften und das leben ganz allgemein. jeder sollte in der schweiz von dem leben können was er verdient, so er denn arbeitet. diese soziale marktwirtschaft ist für mich das am wenigsten schlechte system. und wie gesagt, dafür braucht es meiner meinung nach auch einen funktionierenden bauernstand.

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

Sergei Derkach hat geschrieben:Edith: zudem hat Kawa natürlich Recht mit seiner Anmerkung, wie Bauern den Wert ihres Kapitals durch Ausweitung der Agglomerationen Knall auf Fall vermehrfacht haben. Und das sage ich als Spross einer Bauernfamilie, welche es vor 100 Jahren durch die Ausweitung der Agglomeration Berns geschafft hat, den Stallgeruch abzulegen und sich als Grossbürger zu gerieren.
bisschen spät zwar aber da noch ein kommentar.

zum glück gibts ja die grundstückgewinnsteuer, da muss er wenigstens einen teil davon dem staat geben, der ihn reich gemacht hat.....

Benutzeravatar
IP-Lotto
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 938
Registriert: 06.12.2004, 19:55
Wohnort: Wohnung: Ja, obschon wechselnd

Beitrag von IP-Lotto »

Sergei Derkach hat geschrieben:Sicherlich muss man aufpassen mit Polemiken im Stil der "Mercedes-Fahrenden-Bauern". Gleichzeitig gibt es aber auch eine andere Kennzahl, welche in diesem Landwirtschaftsbericht interessant ist. Pro Betrieb werden 50'033 CHF Direktzahlungen entrichtet, was bei einer durchschnittlichen Anzahl von Arbeitskräften/Betrieb von 1.63 30'695 CHF Direktzahlungen ausmacht. Wenn man noch die Beihilfen und Zulagen, Investitionshilfen und Subventionen für nachgelagerte Produktion und Export (Käseunion ca. 460 Mio./Jahr, Butterverwertung etc.) miteinrechnet, wird fortwährend in der Landwirtschaft eine negative Wertschöpfung generiert. Natürlich kann man diesen Gesichtspunkten den Ansatz der Pflege der Kulturlandschaft etc. entgegenhalten. Aber man muss sich schon fragen, ob es sozialverträglich ist, Einwohnergruppen mit einem nicht unerheblichen Kapitalbestand (auch aus dem Landwirtschaftsbericht zu entnehmen) in diesem Umfang zu fördern. (...)
Dies darf einem durchaus auffallen und man darf sich auch daran stören. Nur bin ich der Überzeugung, dass es zu "kurz" gedacht ist, sich ausschliesslich auf diese Zahlen zu stürzen. Der ersten Datenzeile des Anhangs ist zu entnehmen, dass der gesamte landwirtschaftliche Rohertrag der Schweiz in 12 Jahren um 28.9% zurückgegangen ist. Die Produktion wurde in dieser Zeitspanne nicht verringert und es wurden sogar mehr stärker veredelte Produkte produziert und verkauft. Bei gleichbleibenden oder sogar steigenden Konsumentenpreisen bedeutet das doch, dass wir mit den Direktzahlungen in erster Linie die steigenden Produzentenrenten der Verarbeiter und der Händler finanzieren, währenddem unsere Bauern seit 10 Jahren eine negative Eigenkapitalrendite haben. Mich dünkt irgendwie, dass wir auf die falschen losgehen, wenn wir über die Bauern wettern. Es wäre in unserer Verantwortung, mit unserem Einkaufsverhalten dafür zu sorgen, dass wieder ein grösserer Anteil unserer Ausgaben direkt bei den Produzenten landet.

Ebenfalls zu kurz zielt in meinen Augen die Landschaftsgärtnergeschichte. Es geht nicht nur um die Pflege der Kulturlandschaft, sondern um die gesamte Wirtschaftsgeographie. Der primäre Sektor ist nachwievor das Fundament und der Magnet eines einigermassen funktionierenden ländlichen Lebensraums, wo immerhin noch knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung lebt. Solange es noch Gemeinden mit Bauern gibt, findet noch eine Art normales Alltagsleben statt. Es gibt eine Metzgerei, eine Käserei, eine Bäckerei, Futtermüller und -Händler, alle paar Dörfer einen Tierarzt, einen Mech etc. Es bleibt eine Struktur erhalten, die sich nicht schwergewichtig an den Agglomerationen orientiert und die Gemeinden nicht zu reinen Schlafdörfern ohne echtes Leben mutieren lässt.
"Ich muss heute wieder einen Glückstag haben. Polizisten sind das Beste, was ich kenne - gleich nach Rhabarbergrütze."
P.V.R.P.E. Langstrumpf

Benutzeravatar
Sergei Derkach
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 241
Registriert: 15.10.2005, 03:06

Beitrag von Sergei Derkach »

IP-Lotto hat geschrieben:.. dass wir mit den Direktzahlungen in erster Linie die steigenden Produzentenrenten der Verarbeiter und der Händler finanzieren, währenddem unsere Bauern seit 10 Jahren eine negative Eigenkapitalrendite haben. Mich dünkt irgendwie, dass wir auf die falschen losgehen, wenn wir über die Bauern wettern...

Ebenfalls zu kurz zielt in meinen Augen die Landschaftsgärtnergeschichte. Es geht nicht nur um die Pflege der Kulturlandschaft, sondern um die gesamte Wirtschaftsgeographie. Der primäre Sektor ist nachwievor das Fundament und der Magnet eines einigermassen funktionierenden ländlichen Lebensraums, wo immerhin noch knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung lebt...
(Zumindest) Mir ging es nicht um eine Schuldzuweisung an die Bauern. Die Kohlenkumpel im Ruhrpott sind auch nicht individuell verantwortlich zu machen für eine Politik, welche an einer ökologisch kaum verträglichen und wirtschaftlich überhaupt nicht mehr aufrechtzuerhaltenden Produktion festhält. Auch dort kann man das Argument machen, dass die Kohleproduktion ein wesentliches Element der sozialen Organisation (Wohlfahrtseinrichtungen, Gesangsvereine, politische Organisation etc.) darstellt. Zugegebenermassen, das landschaftsgärtnerische Argument lässt sich in diesem Fall nicht wirklich machen.

Mir ging es um drei Sachen:

1. man muss sich der Kosten und Nutzen bewusst sein, welche eine staatliche Steuerungspolitik hat. Für die Kostenanalyse müssen alle Aspekte hinzugezogen werden: Subventionen für vorgelagerte (Futtermittel) und nachgelagerte Produktion (Käseunion etc.), nach wie vor vorhandene Verzerrungen der Konsumentenpreise (welche natürlich auch teilweise von Grossverteilern einkassiert werden, aber das ganze System besteht nur zur Aufrechterhaltung der Schweizer Landwirtschaft), Direktzahlungen und ähnliches. Wenn man diesem den Nutzen eines landschaftlich und sozial lebendigen ländlichen Raum entgegenstellt, ist das ein absolut legitimes Argument, welchem ich mich nie verschliessen würde (auch mit den von Dir hinzugefügten Aspekten). Wie Gollum richtig schreibt (danke für die Blumen), lässt sich diesem Nutzen kaum ein ökonomischer Wert zuordnen, aber die gesamtgesellschaftlichen Kosten lassen sich durchaus errechnen. Ob die Kosten/Nutzen-Analyse positiv oder negativ ausfällt, muss jeder für sich individuell entscheiden, und der Ausgang dieser Kosten/Nutzen-Analyse fällt sehr unterschiedlich aus auf Grund der jeweiligen sozialen Schicht, des Wohnorts und v.a.m.

2. Für die Moral eines Bauern muss es doch verheerend sein, sich vor Augen zu halten, dass in einer enger gefassten Kosten-/Nutzenrechnung (oder siehst Du Deine Büroarbeit - reine Vermutung - als Beitrag an den urbanen Raum?) angesichts der negativen Wertschöpfung seine Tätigkeit jedes wirtschaftlichen Nutzens entbehrt. Paralysiert von diesem Sachverhalt hat die Bauernschaft jahrzehntelang v.a. in die Sicherung des status quo investiert. Aber da ist glücklicherweise in den letzten Jahren eine gewisse Dynamik entstanden, allerdings nicht zuletzt auf Grund der deutlichen Impulse der Politik.

3. Solidarität mit dem ländlichen Raum ist keine Einbahnstrasse. Ländliche Kantone bekämpfen jede Erweiterung der Bundeszuständigkeit in Fragen wie Hochschulbildung oder Kultur - Fragen, welche v.a. dem urbanen Leben zuträglich sind. Sie beteiligen sich nur zu einem sehr geringen Masse an den Kosten von urbanen Funktionen, und wollen in den vergangenen Jahren auch noch in einen Steuerwettbewerb mit den Stadtkantonen treten. Durch ihr Wahl- und Abstimmungsverhalten hat die ländliche und Agglomerationsbevölkerung zu einer isolationistischen Bewegung in der Schweiz beigetragen, deren Kosten v.a. der urbane Raum trägt, während der ländliche Raum versucht seine Renten und Strukturen zu perpetuieren. Wenn wir also von mangelnder Solidarität und Einfühlungsvermögen sprechen wollen, wäre es unter den aktuellen Gegebenheiten und Transfers in meinen Augen vor allem am ländlichen Raum (einschliesslich urbaner Agglomerationen) sich einige Gedanken zu machen.

Benutzeravatar
IP-Lotto
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 938
Registriert: 06.12.2004, 19:55
Wohnort: Wohnung: Ja, obschon wechselnd

Beitrag von IP-Lotto »

@Sergei_Derkach
Von meiner Seite besteht auch kein Problem mit anderen Meinungen; sofern ein Mindestmass an Faktenkenntnis und vernetztem Denken eine solche erlauben sollte (nicht dich gemeint).

zu 3: Ich denke nicht, dass die Verweigerung der Solidarität eine Verbesserung der Situation erlaubt. Erst wenn ich mir Mühe gebe, sie zu leben, kann ich sie von der anderen Seite fordern.

2. verstehe ich glaub nicht so richtig. Das kann aber auch an der Tageszeit liegen.
"Ich muss heute wieder einen Glückstag haben. Polizisten sind das Beste, was ich kenne - gleich nach Rhabarbergrütze."
P.V.R.P.E. Langstrumpf

Benutzeravatar
Sergei Derkach
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 241
Registriert: 15.10.2005, 03:06

Beitrag von Sergei Derkach »

IP-Lotto hat geschrieben:@Sergei_Derkach
Von meiner Seite besteht auch kein Problem mit anderen Meinungen; sofern ein Mindestmass an Faktenkenntnis und vernetztem Denken eine solche erlauben sollte (nicht dich gemeint).

zu 3: Ich denke nicht, dass die Verweigerung der Solidarität eine Verbesserung der Situation erlaubt. Erst wenn ich mir Mühe gebe, sie zu leben, kann ich sie von der anderen Seite fordern.

2. verstehe ich glaub nicht so richtig. Das kann aber auch an der Tageszeit liegen.
was ich mit 2. gemeint habe, war, dass jedem vernünftigen Menschen ganz gehörige Zweifel in Sachen Berufswahl entstehen müssen, wenn die Transfers, welche er erhält, höher ausfallen, als das, was er jeden Monat als Gehalt aus dem Betrieb nehmen kann. Dazu muss man sich irgendwie positionieren und das haben die Bauernverbände in der Vergangenheit nicht in ausreichendem Masse gemacht.

Zur Frage der Solidarität: die urbane Bevölkerung ist ja solidarisch, indem sie höhere Konsumentenpreise bisher akzeptiert hat, indem sie die Steueranteile für die Bauern akzeptiert, in dem sie sich am Finanzausgleich beteiligt (welche im grossen und ganzen von den urbanen Räumen Zürich, Basel (-landschaft) und dem total überschuldeten Genf bestritten wird), indem sie höhere Preise für Schiene und Strasse als Quersubventionierung an die Infrastruktur im ländlichen Raum akzeptiert. Wir müssen die Bauern nicht lieben (und dafür hatte ich in meinem Leben genug mit Bauern zu tun, um zu beurteilen, dass man bei ihnen auch nicht von einer Liebe für die Stadtbevölkerung sprechen kann), aber bisher wurde dieser Vertrag nationaler Solidarität nicht aufgekündet. Wenn aber ein Kanton wie Obwalden oder Appenzell IR, ihres Zeichens (mittel-) grosse Empfänger im NFA, und ebenso grosse Empfänger von Agrarsubventionen (Bergregionen etc.) meinen auch noch einen auf Steuerwettbewerb machen zu müssen, ist für mich die Solidarität aufgekündet.

Benutzeravatar
freestate
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 1496
Registriert: 16.12.2004, 15:28
Wohnort: Bi da Staibögg

Beitrag von freestate »

ScHaTt hat geschrieben:nichts bezahlen? wir bezahlen seit jahrzehnten zuviel geld für mittelmässige agra lebensmittel
Sorry, du hast keine Ahnung - oder noch besser: Dann iss den ausländischen Schrott. Gammelfleisch, etc. lässt grüssen.
Zitat des BAZ-Journalisten Georg Heitz im Dokumentarfilm «Der Topf im Kopf» aus dem Jahr 2002:
«Die letzten paar Jahre zeigen, dass die Zuschauer kommen wegen den Emotionen und aus Verbundenheit dem Verein gegenüber, aus Neugier oder vielleicht auch um zu lästern über diese Mannschaft. Aber auf die Länge denke ich schon, dass man muss einen Schuss Unterhaltung drin haben im Spiel einer Fussballmannschaft, sonst kommen die Zuschauer nicht mehr. Siegen alleine reicht auf die Länge nicht.»

Benutzeravatar
auslandbasler
Erfahrener Benutzer
Beiträge: 933
Registriert: 10.12.2004, 10:16

Beitrag von auslandbasler »

Sergei Derkach hat geschrieben:was ich mit 2. gemeint habe, war, dass jedem vernünftigen Menschen ganz gehörige Zweifel in Sachen Berufswahl entstehen müssen, wenn die Transfers, welche er erhält, höher ausfallen, als das, was er jeden Monat als Gehalt aus dem Betrieb nehmen kann. Dazu muss man sich irgendwie positionieren und das haben die Bauernverbände in der Vergangenheit nicht in ausreichendem Masse gemacht.

Zur Frage der Solidarität: die urbane Bevölkerung ist ja solidarisch, indem sie höhere Konsumentenpreise bisher akzeptiert hat, indem sie die Steueranteile für die Bauern akzeptiert, in dem sie sich am Finanzausgleich beteiligt (welche im grossen und ganzen von den urbanen Räumen Zürich, Basel (-landschaft) und dem total überschuldeten Genf bestritten wird), indem sie höhere Preise für Schiene und Strasse als Quersubventionierung an die Infrastruktur im ländlichen Raum akzeptiert. Wir müssen die Bauern nicht lieben (und dafür hatte ich in meinem Leben genug mit Bauern zu tun, um zu beurteilen, dass man bei ihnen auch nicht von einer Liebe für die Stadtbevölkerung sprechen kann), aber bisher wurde dieser Vertrag nationaler Solidarität nicht aufgekündet. Wenn aber ein Kanton wie Obwalden oder Appenzell IR, ihres Zeichens (mittel-) grosse Empfänger im NFA, und ebenso grosse Empfänger von Agrarsubventionen (Bergregionen etc.) meinen auch noch einen auf Steuerwettbewerb machen zu müssen, ist für mich die Solidarität aufgekündet.
ist sehr interessant deine ausführungen zu lesen. und das gegenseitige misstrauen ist durchaus etwas, was man anschauen muss. der konflikt stadt gegen bauern und land gegen urbane infrastruktur(kosten), das ist schon ein problem, das angeschaut werden.

zu den preisen, ja wir bezahlen mehr für lebensmittel, die meist aber auch von hoher qualität sind, die auch durch strengere vorschriften erreicht wird. aber nicht nur. die marge muss für den bauern grösser sein, weil eben alles hier teurer ist, nicht nur die lebensmittel. zweitens sind eben auch die margen der verarbeiteter und verkäufer grösser. es ist für mich immer wieder erstaunlich, wenn die grossverteiler die bauern angreifen, weil sie nicht konkurrenzfähig produzieren können. der deutsche detailhandel arbeitet aber auch viel günstiger, darf man einfach auch nicht vergessen.

und, die kosten für rohmilch sind in deutschland im letzten jahr zum teil höher gewesen als in der schweiz. dieser trend ist seit der finanzkrise wieder gekehrt worden, auch weil der euro gegenüber dem schweizer franken verloren hat. aber die tendenz in richtung gleichgewicht ist da. wenn der annähernd erreicht ist, kann man auch anfangen die subventionen zu kürzen.

Antworten