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Verfasst: 16.07.2007, 15:35
von Kawa
Mätzli hat geschrieben:Keine Angst. Wenn Frau Lang Ni Poo in Kambodschia dank meines Kredites ihren Kleinstbetrieb vergrössern kann, und die Nachfrage nach ihren Produkten besser befriedigen kann, wird sie deswegen noch lange nicht zur Kapitalistin, sondern kann ihr Einkommen durch ihre redliche Arbeit vergrössern, und sich so vom Existenzminimum fortbewegen und besser für ihre Kinder sorgen als dass das jeder Regierungsbeamte könnte.
Und sogar wenn sie zur Kapitalistin wird, was machts ???
Sie will dann mehr Geld verdienen, d.h. ihren Betrieb vergrössern was wiederum bedeutet mehr Leuten Arbeit bieten ....
Verfasst: 16.07.2007, 15:38
von Nur So...
Dingo hat geschrieben:In meiner Welt sieht es sehr ähnlich aus, auch bei mir ARBEITEN die Menschen für das Wohl der Gemeinschaft. Da nicht alle in Kinderkrippen, Spitälern und Altersheimen arbeiten können oder in der Landwirtschaft/Jagd, bieten einige auch Dienstleistungen und Produkte (Angebot) an, welche von der Gemeinschaft verlangt werden (Nachfrage). Um diesen einen Preis zu geben und Werte aufbewahren zu können, gibt es Geld. Wenn Du Dir aus angespartem Konsumverzicht etwas zu Eigentum kaufst, garantiert Dir der Staat (Gemeinschaft), dass es auch Dein bleibt. Für diese Aufgabe/Reschtsicherheit und noch einige andere Funktionen kriegt der Staat jährlich etwas von deinem Arbeitserwerb, nämlich Steuern. Daneben zieht er auch direkt etwas von deinem Arbeitserwerb ab, um soziale Auffangeinrichtungen/Versicherungen zu unterhalten. Diese Welt heisst soziale Marktwirtschaft.
Es gibt in der sozialen Marktwirtschaft die Möglichkeit für jeden, persönliches Glück oder Unglück mal ausgeschlossen, viel zu arbeiten (am Besten fängt man schon in der Schule damit an, vor allem wenn man nicht die beste Auffassungsgabe hat), dadurch viel zu verdienen und wenn man nicht alles gleich wieder ausgibt, gehört einem bald auch irgendwas, WENN man das unbedingt möchte und das ein Ziel ist im Leben. Vielleicht findest es der eine oder andere auch toll, eine nette Frau zu heiraten (oder einen Konkubinatsvetrag zu machen) und Kinder zu haben. Und eher "bescheiden" zu Leben. Soll auch ein schönes Ziel sein.
In der sozialen Marktwirtschaft gibt es keine Leibeigenen, ausser man redet sich das ein. Oder man sieht seinen Lebenszweck im Konsum oder Besitztum.
Ich jedenfalls fühle mich nicht als Leibeigener, und ich bin sicher, dass die kleine Minderheit die Du erwähnst sich vielmehr selbst durch den Kapitalismus als Geisel hält als die breite Masse.
Wie traurig muss ein Leben sein, wenn man sich über das definiert, was man besitzt. Oder sich nur wohl fühlen kann, wenn man über andere Menschen Macht für seine eigenen Zwecke ausüben kann.
Das Du so mit Fingern auf diese Minderheit zeigst, heisst eigentlich eher, dass Du so sein möchtest wie diese. Neid nennt man das, ist keine gute Sache.
Dieses von dir geschilderte System für welches unter anderem John Locke den Grundstein gelegt hat scheint oberflächlich betrachtet bei uns ja gar nicht schlecht zu Funktionieren, betrachtet man das Ganze jedoch Global und zieht die Geschichte unserer Väter mit ein, sieht man jedoch worauf es schlussendlich Gründet, nähmlich auf der Armut der Mehrheit der Weltbevölkerung. Die Regierungen vieler Drittwelt Länder sind gar nicht an einem höcheren Lebensstandard des eigenen Volkes interessiert sondern handeln im Interesse unsers Wohlstands der von unseren Regierungen, gleich wie der Wohlstand der wenigen superreichen innerhalb von unseren Ländern mit Argusaugen beschützt wird und hier geht die Rechnung für mich nicht mehr auf. Die Armut der Mehrheit auf dieser Erde ist nicht Gottgegeben sondern hat ihren Ursprung in unserem Reichtum.
Verfasst: 16.07.2007, 15:41
von Mätzli
Kawa hat geschrieben:Und sogar wenn sie zur Kapitalistin wird, was machts ???
Sie will dann mehr Geld verdienen, d.h. ihren Betrieb vergrössern was wiederum bedeutet mehr Leuten Arbeit bieten ....
Du wirfst meine mühsamen pädagogischen Annäherungsversuche über den Haufen. Jetzt fängt "nur so " an zu fauchen wie ein Vampir vor einer Knoblauchzehe.

Verfasst: 16.07.2007, 15:42
von ced
Nur So... hat geschrieben:Die Armut der Mehrheit auf dieser Erde ist nicht Gottgegeben sondern hat ihren Ursprung in unserem Reichtum.
Das begreife ich nicht? Wieso ist unser "Reichtum" daran schuld? Was nehme ich denn den "armen" Laendern weg? Sehe mich in keiner Verantwortung. Wenn ich mal spenden werde (wenn ich mal Geld verdienen werde), werd ich dies einfach aus Solidaritaet tun, und nicht aus schlechtem Gewissen.
Verfasst: 16.07.2007, 15:42
von Nur So...
Mätzli hat geschrieben:Wie traurig muss ein Leben sein, wenn man sich über das definiert, was man besitzt. Oder sich nur wohl fühlen kann, wenn man über andere Menschen Macht für seine eigenen Zwecke ausüben kann.
Das Du so mit Fingern auf diese Minderheit zeigst, heisst eigentlich eher, dass Du so sein möchtest wie diese. Neid nennt man das, ist keine gute Sache.
Bäng! Volltreffer.
Das war keinesfalls ein Volltreffer sondern Meilenweit vorbei... Es könnt jedoch sein das ihr beide in den Spiegel gesehen habt und nun von euch selbst auf mich zu schliessen versucht.
Verfasst: 16.07.2007, 15:45
von Gascht
Mätzli hat geschrieben:Acgtung bei der Vorwahl der tel. nr.
Kontrollzahl unten eingegeben?
Daran lag es nicht, ich war nur ein bisschen blind. Jetzt hat es geklappt. Danke trotzdem.
Verfasst: 16.07.2007, 15:55
von Vincent Vega
ced hat geschrieben:Das begreife ich nicht? Wieso ist unser "Reichtum" daran schuld? Was nehme ich denn den "armen" Laendern weg? Sehe mich in keiner Verantwortung. Wenn ich mal spenden werde (wenn ich mal Geld verdienen werde), werd ich dies einfach aus Solidaritaet tun, und nicht aus schlechtem Gewissen.
Moment, jetzt muss ich Nur so.. doch teilweise unterstützen: Das Elend in der dritten Welt hat ihren Ursprung primär in der Kolonialisierung durch den Westen! Dieser Imperialismus gründete (und gründet teilweise noch immer) auf unserem Reichtum...
...unser Reichtum ist aber nicht hinreichende Bedingung zur Ausbeutung der dritten Welt! (Hier trennen sich meine und Nur so...'s Analyse)
mE falsch ist Nur so...'s Schluss daraus, dass eine globale Marktwirtschaft von welcher alle profitieren nicht möglich ist. Wie sonst kann man sich die Entwicklung des Ostblocks (Slowenien, Slowakei), der Tigerstaaten (Vietnam, Korea usw.) oder auch einzelner afrikanischer Staaten (Botswana, Südafrika) erklären?
(Und ja: ich weiss, dass in diesen Ländern nicht nur Friede Freude Eierkuchen herrscht, aber dem Gros der Menschen geht es deutlich besser als in vergangenen (sozialistischen) Tagen.
EDIT: Nein ced, du persönlich bist nicht Schuld, aber unsere Vorfahren - und das führt mE zu einer moralischen Verpflichtung für uns gegenüber der dritten Welt. (Da unser Wohlstand
auch auf diesem düsteren Kapitel der Weltgeschichte beruht).
Verfasst: 16.07.2007, 15:58
von ced
Vincent Vega hat geschrieben:Moment, jetzt muss ich Nur so.. doch teilweise unterstützen: Das Elend in der dritten Welt hat ihren Ursprung primär in der Kolonialisierung durch den Westen! Dieser Imperialmus gründete (und gründet teilweise noch immer) auf unserem Reichtum...
Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber wieso hat der Imperalismus was mit dem Elend zu tun?
Was waere denn, wenn er nicht stattgefunden haette? Die "armen" Laender waren doch wohl kaum reicher jetzt oder?
Also, entweder ich habe wiedermal ne Lektion Geschichte noetig (kann gut sein) oder es ist wirklich nicht ganz so einfach, wie ihr es darstellt.
Verfasst: 16.07.2007, 16:08
von Vincent Vega
ced hat geschrieben:Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber wieso hat der Imperalismus was mit dem Elend zu tun?
Was waere denn, wenn er nicht stattgefunden haette? Die "armen" Laender waren doch wohl kaum reicher jetzt oder?
Also, entweder ich habe wiedermal ne Lektion Geschichte noetig (kann gut sein) oder es ist wirklich nicht ganz so einfach, wie ihr es darstellt.
Ein paar Stichworte (das ganze aufzurollen würde Tage dauern ]ohne wirkliche Gegenleistung[/B] in den Westen. (Und tun es teilweise bis heute).
- Grenzen (Die Grenzen in Afrika wurden willkürlich durch die Kolonialmächte gezogen, ohne Rücksicht auf Ethnien, Stämme usw.), das würde auch bei uns im Chaos enden.
- Nach dem Ende des Kolonialismus überliess man die künstlich geschaffenen Staaten ihrem Schicksal (oder finanzierte sogar noch deren Diktatoren (Idi Amin als Bsp.).
- Bevölkerungsexplosion (eine der Hauptursachen für Hunger und Armut) hat ihren Ursprung in der unkontrollierten "Eil-Industrialisierung" in den Entwicklungsländern.
Völkermorde, Sklavenhandel usw. gab es soviel ich weiss auch noch... usw...
Verfasst: 16.07.2007, 16:09
von Kawa
Nur So... hat geschrieben:Bin absolut kein Befürworter dieser Mikrokredite, eben weil es sich bei selbigen um Kredite handelt welche man ja irgendwann auch zurückzahlen muss.
Du meinst also es wäre besser das Geld zu verschenken ?
Dank Krediten lernen diese Leute unter anderem mit Geld umzugehen, wenn man es ihnen schenkt würden sie es einfach ausgeben und dann nochmals um Geld fragen ...
Verfasst: 16.07.2007, 16:10
von Mätzli
Kawa hat geschrieben:..., wenn man es ihnen schenkt würden sie es einfach ausgeben und dann nochmals um Geld fragen ...
An welche Schweizer Partei erinnert mich das?

Verfasst: 16.07.2007, 16:13
von Elitef
Natürlich sind Infrastruktur und Institutionen wichtig! Nur, wie willst Du diese aufbauen? Es ist inzwischen erwiesen, dass reine Finanztransfers in diese korrupten Staaten nie in die Infrastruktur fliessen, sondern allenfalls ins Militär oder noch schlimmer: in die Taschen des korrupten Regimes. Kleine Projekte, welche an der Regierung vorbei organisiert werden, sind hingegen durchaus sinnvoll (z.B.Lotti Latrousse Aids-Hospitz), nur ist es illusorisch zu glauben, dass man so die Infrastruktur eines ganzen Landes aufbauen kann.
Und das eine schliesst das andere ja nicht aus!
Inwiefern das den Markt ruiniert, musst Du mir als VWL-Student bitte noch erklären... Was den Markt allenfalls verzerrt sind reine Spenden, aber sicher nicht Kredite oder Darlehnen welche zurückbezahlt werden müssen! Ein funktionierender Kreditmarkt ist eine Voraussetzung für eine funktionierende Marktwirtschaft!
Naja, ich meine dass es insofern den Markt ruiniert, als dass einige Individuen bevorzugt behandelt werden und diese sich dann auf Kosten der anderen "Dorfbewohner" bereichern können. Es ist ja nicht so, dass alle einen Kredit erhalten sondern nur ausgewählte Personen. Diese haben dann vielfach bessere Chancen als ihre "Nachbarn". Ich frage mich einfach, ob dann nicht der gesamte Gewinn, den sie mit ihrem Geschäft machen, nicht auf Kosten der anderen Geschäfte erwirtschaftet wird. Weil Geld welches zum Kauf von Produkten verwendet werden kann, ist ja nicht zusätzlich vorhanden!?
Sry, ich bin nich gerade ein Wirtschaftsfachmann aber als Laie fragt man sich halt solche Dinge. Können also gerne auch berichtigt werden.
Und dann kommen halt noch grundsätzliche Dinge mit denen ich Mühe habe. Wieso muss diesen Leuten überhaupt ein Kredit gewährt werden? Wieso macht man das ganze nicht als Darlehen?
Genau deswegen bin ich auch absolut gegen die Schuldenerlasse für die dritte Welt!
Wenn ich sowas lese frage ich mich ernsthaft in was für einer Welt wir eigentlich leben. Es scheint fast ein weing, dass lange Zeit nur Entwicklungshilfe "gemacht" wurde damit man selbst davon profitiert. D.h. man hatte eigentlich keinerlei Interesse daran, dass es den Ländern besser geht sondern wollte lediglich möglichst viele teure Kredite spendieren. Natürlich ist es schliesslich Eigenverschulden wenn diese Länder dann pleite gehen weil sie halt nicht richtig kalkuliert haben aber im Wesentlichen machen sie eh nur das was die Weltbank ihnen aufträgt. Und wenn der Staatshaushalt dann so aussieht, dass sie 200% ihrer jährlichen Staatseinnahmen für die Zinsentilgung ausgeben müssen - was bleibt denn noch überig ausser entschulden? Ihr Staatsgebiet verkaufen? Das Problem liegt doch schon darin, dass die wirklich unterentwickelten Länder überhaupt Zinsen begleichen müssen - aber ohne hätten die westlichen Länder gar kein Interesse an Entwicklungshilfe. Oder wo liegt jetzt hier der Denkfehler?
Im Endeffekt ist eine wirklich nachhaltige Entwicklungshilfe sowieso nur möglich wenn auch der politische Wille dazu da ist. Wenn der Westen bereit ist, seine Zölle zu streichen, damit diese Länder auf dem Weltmarkt vollständig konkurrenzieren können. Aber da würden wir ja auch wieder Abstriche machen müssen.. Mist! Ist wohl der Grund wieso man immer wieder neue Alibiaktionen startet.
Weil im Prinzip ist das doch nur ein Nischengeschäft, wo man auch noch Geld machen kann. Und marketingtechnisch ist es dermassen schlau, dass die Leute auch noch bereit sind, ihr Geld der Bank kostenlos zur Verfügung zu stellen, damit diese dann noch eine grössere Marge rausholen können
Fazit: Hilfe zur Selbshilfe? Super! Aber warum nicht kostenlos?
Verfasst: 16.07.2007, 16:15
von Kawa
Mätzli hat geschrieben:An welche Schweizer Partei erinnert mich das?
Mit der hab ich aber rein gar nix am Hut ...
Es ist aber eine Tatsache, dass Entwicklungshilfe (= geschenktes Geld) sehr oft versickert und die Mentalität "nächstes Jahr kommt ja sowieso ein neuer Check" fördert.
Mikrokredite sind aber eine Einmalchance für die Leute.
Verfasst: 16.07.2007, 16:23
von ced
Vincent Vega hat geschrieben:Ein paar Stichworte (das ganze aufzurollen würde Tage dauern ]ohne wirkliche Gegenleistung[/B] in den Westen. (Und tun es teilweise bis heute).
- Grenzen (Die Grenzen in Afrika wurden willkürlich durch die Kolonialmächte gezogen, ohne Rücksicht auf Ethnien, Stämme usw.), das würde auch bei uns im Chaos enden.
- Nach dem Ende des Kolonialismus überliess man die künstlich geschaffenen Staaten ihrem Schicksal (oder finanzierte sogar noch deren Diktatoren (Idi Amin als Bsp.).
- Bevölkerungsexplosion (eine der Hauptursachen für Hunger und Armut) hat ihren Ursprung in der unkontrollierten "Eil-Industrialisierung" in den Entwicklungsländern.
Völkermorde, Sklavenhandel usw. gab es soviel ich weiss auch noch... usw...
Vielen Dank fuer die knappe Ausfuehrung. An die Rohstoffe beispielsweise habe ich natuerlich ueberhaupt nicht gedacht!! Insofern haben wir uns wirklich bereichert und diesen Laendern ihre "natuerliche" Chance genommen, von ihren Reichtuemern zu profitieren.
Komplett ueberzeugt bin ich aber irgendwie nicht.
Uebrigens, waere es nicht sinnvoller in Dinge wie Schulen, Hygiene, Gesundheitsversorgung, Medikamente, Buecher oder Erwachsenenbildung zu investieren anstatt in einzelne "Unternehmer"?
Verfasst: 16.07.2007, 16:24
von Dingo
Nur So... hat geschrieben:Dieses von dir geschilderte System für welches unter anderem John Locke den Grundstein gelegt hat scheint oberflächlich betrachtet bei uns ja gar nicht schlecht zu Funktionieren, betrachtet man das Ganze jedoch Global und zieht die Geschichte unserer Väter mit ein, sieht man jedoch worauf es schlussendlich Gründet, nähmlich auf der Armut der Mehrheit der Weltbevölkerung. Die Regierungen vieler Drittwelt Länder sind gar nicht an einem höcheren Lebensstandard des eigenen Volkes interessiert sondern handeln im Interesse unsers Wohlstands der von unseren Regierungen, gleich wie der Wohlstand der wenigen superreichen innerhalb von unseren Ländern mit Argusaugen beschützt wird und hier geht die Rechnung für mich nicht mehr auf. Die Armut der Mehrheit auf dieser Erde ist nicht Gottgegeben sondern hat ihren Ursprung in unserem Reichtum.
Und deshalb sind jetzt Mikrokredite schlecht?
Und auch sozialistische/kommunistische Führer haben das Volk schon bis auf's Blut ausgesaugt, was hat das mit Kapitalismus zu tun und mit unserem Wohlstand.
Die Welt ist ein bisschen komplizierter, als Du sie hier darstellen willst....
Verfasst: 16.07.2007, 16:26
von Mätzli
Elitef hat geschrieben:Naja, ich meine dass es insofern den Markt ruiniert, als dass einige Individuen bevorzugt behandelt werden und diese sich dann auf Kosten der anderen "Dorfbewohner" bereichern können. Es ist ja nicht so, dass alle einen Kredit erhalten sondern nur ausgewählte Personen. Diese haben dann vielfach bessere Chancen als ihre "Nachbarn". Ich frage mich einfach, ob dann nicht der gesamte Gewinn, den sie mit ihrem Geschäft machen, nicht auf Kosten der anderen Geschäfte erwirtschaftet wird. Weil Geld welches zum Kauf von Produkten verwendet werden kann, ist ja nicht zusätzlich vorhanden!?
Sry, ich bin nich gerade ein Wirtschaftsfachmann aber als Laie fragt man sich halt solche Dinge. Können also gerne auch berichtigt werden.
Dem ist eben nichts so. Diese Leute sind aufgrund von Liquiditätsengpässen oft nicht in der Lage, eine bestehende Nachfrage zu befriedigen. Niemand im Dorf.
Beispiel: Eine Dame in Vietnam, eine Schneiderin braucht Kapital, um Stoffe zu kaufen, um die Nachfrage nach der von ihr genähten Kleidern zu decken. Kann sie nicht liefern, findet eben keine Transaktion statt, oder der Kunde fährt in die nächste Stadt und kauft in einem (amerikanischen) Warenhaus chinesische Importartikel aus Massenproduktion ein, anstatt das lokale Gewerbe zu berücksichtigen.
Theoretische Folge:
Schwindender Binnenkonsum, höhere Importquote und steigendes Handelsbilanzdefizit sind die Folge. Oder sagen wir: Die Wertschöpfung von Stoff zu Kleid findet anderswo statt.
Verfasst: 16.07.2007, 16:27
von Nur So...
Ich frage mich warum Entwicklungshilfe innerhalb der eigenen Ländergrenzen absolut akzeptiert ist, (siehe Finanzausgleich der Kantone in CH, siehe Osthilfe und Finanzausgleich der Länder innerhalb Deutschlands, siehe Europäischer Finanzausgleich innerhalb der EU... ) wenn es jedoch um den Globalen Finanzausgleich geht die reichen Länder nur Krümmel abzugeben bereit sind während man selber vor überfüllten Tellern sitzt (Fettleibigkeit in der Westlichen Welt).
Noch was würde man bspw. den Agarhaushalt der EU-Länder sinnvoll einsetzen wollen könnte man einen solchen Finanzausgleich durchaus Schritt für Schritt finanzieren anstatt den armen Länder noch übersubventionierte Konkurrenz vor die Nase zu setzen...
Verfasst: 16.07.2007, 16:27
von Kawa
ced hat geschrieben:An die Rohstoffe beispielsweise habe ich natuerlich ueberhaupt nicht gedacht!! Insofern haben wir uns wirklich bereichert und diesen Laendern ihre "natuerliche" Chance genommen, von ihren Reichtuemern zu profitieren.
OPEC-Länder

Verfasst: 16.07.2007, 16:31
von Vincent Vega
ced hat geschrieben: (...) Uebrigens, waere es nicht sinnvoller in Dinge wie Schulen, Hygiene, Gesundheitsversorgung, Medikamente, Buecher oder Erwachsenenbildung zu investieren anstatt in einzelne "Unternehmer"?
Ist sicher auch wichtig, nur ist es viel schwieriger (da man es in derart korrupten Ländern nur an den Behörden vorbei machen kann und man die Infrastruktur auch nach Aufbau streng kontrollieren muss - sonst fliesst das Geld schnell in die falschen Taschen).
Dazu kommt, dass Bildung usw. nur dann wirklich etwas nützt, wenn ein Mittelstand vorhanden ist. (Jemand der den ganzen Tag schauen muss, dass er und seine Familie etwas zu essen bekommen, hat herzlich wenig ürbig für Bildung...).
Verfasst: 16.07.2007, 16:43
von Vincent Vega
Elitef hat geschrieben:Naja, ich meine dass es insofern den Markt ruiniert, als dass einige Individuen bevorzugt behandelt werden und diese sich dann auf Kosten der anderen "Dorfbewohner" bereichern können. Es ist ja nicht so, dass alle einen Kredit erhalten sondern nur ausgewählte Personen. Diese haben dann vielfach bessere Chancen als ihre "Nachbarn". Ich frage mich einfach, ob dann nicht der gesamte Gewinn, den sie mit ihrem Geschäft machen, nicht auf Kosten der anderen Geschäfte erwirtschaftet wird. Weil Geld welches zum Kauf von Produkten verwendet werden kann, ist ja nicht zusätzlich vorhanden!?
Sry, ich bin nich gerade ein Wirtschaftsfachmann aber als Laie fragt man sich halt solche Dinge. Können also gerne auch berichtigt werden.
Siehe Mätzlis Antwort (Nachfrageüberschuss kann derzeit nicht befriedigt werden)
Elitef hat geschrieben: Und dann kommen halt noch grundsätzliche Dinge mit denen ich Mühe habe. Wieso muss diesen Leuten überhaupt ein Kredit gewährt werden? Wieso macht man das ganze nicht als Darlehen?
Zinslose Darlehnen (welche aber genau festgelegt zurückbezahlt werden müssen) wären sicher auch ein Weg. Nur wird das extrem teuer, die NGOs welche das Mikrokredit"geschäft" betreiben arbeiten schon heute nicht gewinnorientiert und könnten es sich schlicht nicht leisten, zinslose Darlehnen anzubieten (die Alternative wäre, dass von deinen 20$ 2$ für administrative Zwecke draufgingen und das wäre ja auch nicht der Sinn und Zweck).
Elitef hat geschrieben: (...)Natürlich ist es schliesslich Eigenverschulden wenn diese Länder dann pleite gehen weil sie halt nicht richtig kalkuliert haben aber im Wesentlichen machen sie eh nur das was die Weltbank ihnen aufträgt. Und wenn der Staatshaushalt dann so aussieht, dass sie 200% ihrer jährlichen Staatseinnahmen für die Zinsentilgung ausgeben müssen - was bleibt denn noch überig ausser entschulden? Ihr Staatsgebiet verkaufen? Das Problem liegt doch schon darin, dass die wirklich unterentwickelten Länder überhaupt Zinsen begleichen müssen - aber ohne hätten die westlichen Länder gar kein Interesse an Entwicklungshilfe. Oder wo liegt jetzt hier der Denkfehler?
Ich sehe das Problem und habe auch keine Patentlösung! Nur, ein Schuldenerlass ist auch keine, denn dann wird einfach so weiterregiert wie bisher und in 10 Jahren braucht man den nächsten Schuldenerlass. Und sowieso, von einem Schuldeneralss profitiert nur das korrupte Regime, der Bevölkerung bringt er so gut wie nix (oder er schadet ihr, indem die Regierung gestützt wird).
Elitef hat geschrieben: Im Endeffekt ist eine wirklich nachhaltige Entwicklungshilfe sowieso nur möglich wenn auch der politische Wille dazu da ist. Wenn der Westen bereit ist, seine Zölle zu streichen, damit diese Länder auf dem Weltmarkt vollständig konkurrenzieren können. Aber da würden wir ja auch wieder Abstriche machen müssen.. Mist! Ist wohl der Grund wieso man immer wieder neue Alibiaktionen startet. (...)
100% Einverstanden: Zölle und andere Handelshemmnisse gehören beseitigt. Leider haben wir in der Schweiz (und in der EU) eine sehr einflussreiche Bauernlobby.
Verfasst: 16.07.2007, 16:44
von Mätzli
ced hat geschrieben:Vielen Dank fuer die knappe Ausfuehrung. An die Rohstoffe beispielsweise habe ich natuerlich ueberhaupt nicht gedacht!! Insofern haben wir uns wirklich bereichert und diesen Laendern ihre "natuerliche" Chance genommen, von ihren Reichtuemern zu profitieren.
Komplett ueberzeugt bin ich aber irgendwie nicht.
Uebrigens, waere es nicht sinnvoller in Dinge wie Schulen, Hygiene, Gesundheitsversorgung, Medikamente, Buecher oder Erwachsenenbildung zu investieren anstatt in einzelne "Unternehmer"?
WIR haben uns bereichert? Soso. Zähl mir mal die Schweizer Kolonien auf, die wir in die Unabhängigkeit entlassen haben. ( Der Kanton Jura ist noch nicht soweit).
Die Entwicklungshilfe nach ursprünglichen Muster hat in den letzten 50 Jahren nicht nur versagt, sie hat sogar geschadet.
Deswegen müssen wir ja neue Wege gehen. Sonst könnte ich ja gleich 200 USD an Mobutu schicken für seinen 41ten Mercedes.
Verfasst: 16.07.2007, 16:46
von Soriak
Nur So... hat geschrieben:Ich frage mich warum Entwicklungshilfe innerhalb der eigenen Ländergrenzen absolut akzeptiert ist, (siehe Finanzausgleich der Kantone in CH, siehe Osthilfe und Finanzausgleich der Länder innerhalb Deutschlands, siehe Europäischer Finanzausgleich innerhalb der EU... ) wenn es jedoch um den Globalen Finanzausgleich geht die reichen Länder nur Krümmel abzugeben bereit sind während man selber vor überfüllten Tellern sitzt (Fettleibigkeit in der Westlichen Welt).
Liegt daran, dass die Beguensteten in der westlichen Welt einen politischen Einfluss haben. Die armen 3. Welt Laender hingegen sind ein Problem in weiter Ferne - abgesehen vom Versprechen fuer Entwicklungshilfe sind sie nicht Teil der politischen Debatte.
Bildung ist durchaus wichtig und da muss
auch investiert werden... aber was nuetzt es dir, wenn du lesen, schreiben und rechnen kannst, aber es nur Arbeit auf dem Feld gibt?
Nebenbei sollte man die Wirkung von solchen Kleinstunternehmen nicht unterschaetzen. Man bedenke nur, wie viele Leute in der Schweiz in KMUs beschaeftigt sind. Diese wurden meist auch mit einem Kredit gestartet (oder mindestens zu einem Zeitpunkt unterstuetzt) und nicht voll von Eigenkapital finanziert.
Verfasst: 16.07.2007, 16:48
von Vincent Vega
Mätzli hat geschrieben:WIR haben uns bereichert? Soso. Zähl mir mal die Schweizer Kolonien auf, die wir in die Unabhängigkeit entlassen haben. ( Der Kanton Jura ist noch nicht soweit).
Die Entwicklungshilfe nach ursprünglichen Muster hat in den letzten 50 Jahren nicht nur versagt, sie hat sogar geschadet.
Deswegen müssen wir ja neue Wege gehen. Sonst könnte ich ja gleich 200 USD an Mobutu schicken für seinen 41ten Mercedes.
Mann Mätzli, diese Aussage hasse ich aufs Blut (die erste, die anderen 2 sind korrekt).
Natürlich hatte die Schweiz keine Kolonien, aber wir haben extrem vom Kolonialismus unserer Nachbarländer profitiert (indirekt und auch direkt, schau mal wieviele
Schweizer Unternehmungen z.B. während der Appartheit in Südafrika "geschäfteten").
Verfasst: 16.07.2007, 16:49
von Mätzli
Vincent Vega hat geschrieben:
100% Einverstanden: Zölle und andere Handelshemmnisse gehören beseitigt. Leider haben wir in der Schweiz (und in der EU) eine sehr einflussreiche Bauernlobby.
...die mit Erfolg Ananas, Maniok und Bananen aus Eigenbau vermarktet.
Nene. Du hast recht. Die 50 ärmsten Länder der Welt sollten ihre Produkte frei einführen dürfen. Auch bei Paralellimportverboten bin ich übrigens gar nicht gleicher Meinung wie die Lobbyisten der CH Wirtschaft. So etwas ist blanker Unsinn.
Verfasst: 16.07.2007, 16:51
von Vincent Vega
Mätzli hat geschrieben:...die mit Erfolg Ananas, Maniok und Bananen aus Eigenbau vermarktet.
Nene. Du hast recht. Die 50 ärmsten Länder der Welt sollten ihre Produkte frei einführen dürfen. Auch bei Paralellimportverboten bin ich übrigens gar nicht gleicher Meinung wie die Lobbyisten der CH Wirtschaft. So etwas ist blanker Unsinn.
Freut mich zu hören. ]Markt[/B] wirds richten!
Verfasst: 16.07.2007, 16:52
von Mätzli
Vincent Vega hat geschrieben:Mann Mätzli, diese Aussage hasse ich aufs Blut (die erste, die anderen 2 sind korrekt).
Natürlich hatte die Schweiz keine Kolonien, aber wir haben extrem vom Kolonialismus unserer Nachbarländer profitiert (indirekt und auch direkt, schau mal wieviele Schweizer Unternehmungen z.B. während der Appartheit in Südafrika "geschäfteten").
Gegenfrage. geht es den Menschen in den "befreiten" Ländern jetzt besser. Was haben sie aus ihrer Freiheit gemacht? Ist der Wohlstand gerechter verteilt?
Ich frage ja nur.
Verfasst: 16.07.2007, 16:53
von Mätzli
[quote="Vincent Vega"]Freut mich zu hören. ]
Absolut. Zudem kann man unseren Knaster kaum rauchen.
Es gibt da noch so andere Müsterchen aus der Bauernlobby.
Verfasst: 16.07.2007, 16:56
von Vincent Vega
Mätzli hat geschrieben:Gegenfrage. geht es den Menschen in den "befreiten" Ländern jetzt besser. Was haben sie aus ihrer Freiheit gemacht? Ist der Wohlstand gerechter verteilt?
Ich frage ja nur.
Teilweise ja (SO-Asien, ein paar wenige afrikanische Staaten), teilweise nein (fast alle afrikanischen Staaten).
Nur, das ist keine Entschuldigung, man kann nicht hingehen, Unheil anrichten, dann verschwinden und sagen: "seht alleine geht es ihnen auch nicht besser!"
Mätzli hat geschrieben:Absolut. Zudem kann man unseren Knaster kaum rauchen.
Es gibt da noch so andere Müsterchen aus der Bauernlobby.
Isst Du auch so oft Zuckerrüben wie ich?

Verfasst: 16.07.2007, 16:56
von Lou C. Fire
Töten statt helfen!
Verfasst: 16.07.2007, 17:03
von freestate
ced hat geschrieben:Das begreife ich nicht? Wieso ist unser "Reichtum" daran schuld?
Beispiel gefällig? Amerika gibt für Subventionen für die heimische Baumwollproduktion mehr Geld aus als für die Entwicklungshilfe in Afrika. Dabei wäre beispielsweise Äthiopien prädestiniert für den Anbau von Baumwolle. Leider ist dieses Geschäft dort aber nicht rentabel und die Menschen bleiben Selbstversorger. Und das Geld, das Amerika nach Äthiopien schickt, fliesst grösstenteils in deren gut ausgerüstete Armee - damit Äthiopien der «westliche Riegel» gegen die moslemischen Araber bleibt. Dabei wird gerade in diesem Land (noch) eindrücklich aufgezeigt wie Christen und Moslems friedlich miteinander leben (könnten).
Logisch Du und ich können direkt nichts dafür, trotzdem sollten wir unsere Politiker auch manchmal in kritischem Licht sehen und nicht nur alles unserem hochgepriesenen Fleiss zuschieben.
Mein Beitrag: Ich kaufe möglichst viel Fair Trade Artikel.
Kleinkreditprogramme sind für mich ein sehr wichtiger Teil von guten Selbsthilfeprogrammen. Der Schlüssel für mich ist aber die Bildung, damit die künftigen Generationen nicht mehr so einfach «beschissen» werden können und mit dem Geld auch umgegangen werden kann.
Karlheinz Böhms «Menschen für Menschen» hat in den letzten 15 Jahren 164 Schulen gebaut und bereits 9'267 Kleinkreditnehmerinnen (nur Frauen weil die Männer schlecht mit Geld umgehen können

).