«Verein und Fans waren sich noch nie so nahe»
MARCUS MEIER BAUTE DAS FANPROJEKT BASEL AUF - UND VERLÄSST ES NUN MIT STOLZ AUF DIE GELEISTETE ARBEIT

Zufrieden. Marcus Meier gibt seinen Job als Fanprojekt-Leiter mit gutem Gewissen ab - in den letzten vier Jahren sei viel erreicht worden: «Wir können stolz auf uns sein.»
Foto Nicole Pont
INTERVIEW:PHILIPPLOSER
Nach vier Jahren tritt Marcus Meier (35) per Ende März als Leiter des Basler Fanprojekts zurück. Er wird den Job vermissen.
baz: Herr Meier, Sie müssen erleichtert sein. Sie haben sich vier Jahre lang mit schwierigen Kunden herumgeschlagen.
Marcus Meier: Erleichtert ist das falsche Wort und nur schwierige Kunden waren es nicht. Es kommt eine neue Herausforderung im sozialen Bereich auf mich zu, auf die ich mich freue. Die vier letzten Jahre möchte ich aber auf keinen Fall missen.
Blicken Sie ein wenig wehmütig zurück?
Sicher, es waren vier intensive Jahre. Wir haben mit dem Fanprojekt ein greifendes Angebot für Jugendliche aufgebaut, was uns auch gelungen ist.
Wie etabliert ist das Fanprojekt heute?
Gut. Das sehe ich an der Nachfrage für unsere Angebote - sie sind sehr gefragt. Dies zeigt, dass wir unsere Arbeit gut machen, sonst bestünde dieses Bedürfnis nicht. Das Fanprojekt wird als Anlaufstelle von den Fans genutzt. Zulegen müssen wir noch in der Öffentlichkeit - in Zukunft muss noch mehr Gewicht auf die Kommunikationsarbeit gelegt werden.
Die Öffentlichkeit nahm jeweils nur nach Ausschreitungen Notiz vom Fanprojekt. Hat Sie das genervt?
Ich musste lernen, mit den negativen Schlagzeilen umzugehen. Vor meinem Job als Fanprojektleiter hatte ich keine Erfahrungen mit den Medien - das war manchmal schon ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Ihnen wurde immer wieder vorgeworfen, zu nahe bei den Fans zu sein.
Das ist eine ewige Diskussion. Bei der Jugendarbeit ist es nun mal so: Damit die Arbeit funktioniert, braucht es die Akzeptanz des Publikums. Man muss für die Jugendlichen da sein. Das funktioniert genau gleich bei Jugendarbeit in anderen Bereichen - wenn man eine Beziehung aufbaut, kommt man sich automatisch näher.
Gerade zu Beginn war das Verhältnis des Fanprojekts zum FCB nicht das beste. Sie standen zwischen Vorstand und Fans.
Das war eine ständige Gratwanderung, die sehr viel diplomatisches Geschick brauchte. Am Anfang war es schwierig, als neues Projekt Fuss zu fassen. Es ist uns aber schliesslich gelungen.
Gerade nach den Ausschreitungen vom 13. Mai 2006 scheint das Verhältnis viel harmonischer geworden zu sein.
Das stimmt - hat aber nicht nur mit dem 13. Mai zu tun. Schon davor haben sich die Parteien darum bemüht. Das Resulata ist die heutige Situation. Verein und Muttenzer Kurve waren noch nie so nahe beieinander. Man hört sich zu, man akzeptiert sich.
Nach dem 13. Mai wurde immer die «Vertrauensbasis» zwischen Verein und Fans bemüht. Wie stabil ist diese Basis?
Im Moment sieht sie sehr stabil aus. Das Ganze wird aber immer ein fragiles Gebilde bleiben. Darum muss an dieser Gesprächskultur weitergearbeitet werden.
Wie sieht Ihre Bilanz als Leiter des Fanprojekts aus?
Äusserst positiv. Ich bin stolz auf das Fanprojekt, ich bin stolz, dass wir in diesem grossen Spannungs- feld nicht nur überlebt, sondern inzwischen eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Verein und Fans haben.
Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin, Ihrem Nachfolger?
Dass das vorhandene Entwicklungspotenzial genutzt wird. Dabei habe ich keine Bedenken - mit Thomas Gander und Ornella Pessotto arbeiten ja zwei kompetente Fachpersonen weiterhin beim Projekt.
Wird man Sie im Stadion trotzdem noch antreffen?
Natürlich, ich habe eine Jahreskarte. Ich freue mich darauf, einen Match für einmal ganz entspannt sehen zu können. >
http://www.fanprojekt-basel.ch