«YB wird immer bevorzugt»
Christian Constantin, umtriebiger Präsident der Walliser, spricht über seinen Trainerverschleiss, die Todesstrafe, Hakan Yakin und den angeblichen Schiedsrichterbonus für YB.
Christian Constantin, ist Ihnen Ihr Image egal?
Christian Constantin: Welches Image habe ich denn?
Nun ja, Sie gelten als umtriebiger und streitbarer Präsident, der immer wieder für eine Trainerentlassung und andere Negativschlagzeilen gut ist.
Es ist doch so: Wenn man in seinem Leben immer nur stromlinienförmig agiert, dann ist man langweilig und eckt nirgends an.
Ihr Image ist Ihnen also egal?
Ich habe mir längst abgewöhnt, zu schauen, was in welcher Zeitung über mich geschrieben wird. Das kann ich meist nicht beeinflussen, und ich kann mein durch die Medien erzeugtes Image nicht ändern. Daher ist es mir auch egal, was andere Leute über mich denken. Wichtig ist einzig, dass es für mich und für den FC Sion stimmt.
Aber Sie können sich vorstellen, dass die hektischen Vorgänge in Sion kritisch betrachtet werden?
Das stört mich nicht. Ich bin der Chef beim FC Sion, und der Chef entscheidet immer. Das ist doch in Ihrer Unternehmung auch so.
Wer sind Sie: der Retter des FC Sion oder ein Gambler, der finanziell ein gefährliches Spiel treibt?
Ich habe den FC Sion in die Super League und zum Cupsieg geführt. Wir haben wirtschaftlich keine Probleme, die Sponsoren und Zuschauer haben wieder Freude an Sion. Es ist halt einfach so, dass ich die Fragen der Journalisten immer ehrlich und offen, vor allem aber sehr direkt beantworte. Ich sage, was ich denke. Und dadurch entsteht vielleicht dieses verzerrte Bild, das viele Leute von mir haben.
Mit Alberto Bigon haben Sie bereits den vierten Trainer in dieser Saison engagiert. Warum?
Wenn man beim FC Sion wie Gabet Chapuisat (der Vorgänger von Bigon, die Red.) aus vier Spielen nur einen Punkt holt, dann ist das wie eine Todesstrafe. Bigon hat die Aufgabe, das Team wieder stark zu machen.
Ihr Trainerverschleiss ist legendär. Glauben Sie, dass es der richtige Weg ist, alle zwei Monate einen neuen Trainer einzustellen?
Ein Trainer muss beim FC Sion sofort Erfolg haben. Die Vergangenheit gibt mir Recht: Ich bin in der Position des Gewinners. Schliesslich hat sich kein Trainer nach seiner Entlassung bei einem anderen Klub durchgesetzt, keiner ist bei Real Madrid gelandet. Wir haben keine Zeit zu verlieren, sondern verfolgen sehr hohe Ziele. Für diese Mentalität sind nicht alle Trainer geeignet.
Welches sind denn Ihre Ziele in dieser Saison?
Die ändern sich von Woche zu Woche. In der Winterpause wollten wir Meister werden, da standen wir als Aufsteiger auf Rang zwei. Doch jetzt, nach diesem schwachen Start in die Rückrunde, müssen wir Spiel für Spiel nehmen. Nach dem Match gegen YB sehen wir weiter.
Sie haben bereits mehrmals davon gesprochen, mit dem FC Sion die Champions League erreichen zu wollen. Auch Basel, Zürich, GC, YB und sogar Xamax streben dieses Ziel in den nächsten Jahren an. Ist das in der Schweiz überhaupt realistisch?
Ja, wenn man seriös arbeitet, wie wir es tun, dann kann man seine Ziele erreichen. Und die Champions League ist der höchste Wettbewerb, den es in Europa gibt. Dorthin gehört irgendwann auch der FC Sion. Mit dem neuen Stadion werden wir einen wichtigen Schritt in eine erfolgreiche Zukunft machen.
Hat Sion überhaupt das bessere Team als zum Beispiel YB?
Im Moment nicht.
Warum nicht?
Weil YB Hakan Yakin hat.
Am Samstag spielt Sion in Bern. Sie sind wahrscheinlich kein Freund des Kunstrasens?
Das sehen Sie völlig richtig. Das hat nichts mit Fussball zu tun.
Es gibt Gerüchte, wonach Sie behaupten, YB werde von den Schiedsrichtern bevorteilt.
Das ist korrekt. YB wird bevorzugt. In der Schiedsrichterkommission sitzen viele Berner, und die sind teilweise langjährige und eingefleischte YB-Anhänger. Das ist ein Fakt, und das stört mich gewaltig.
Schiedsrichter sind sowieso nicht Ihre Freunde. Sie stehen vor Gericht, weil Sie am 5.Dezember 2004 nach Spielschuss der Challenge-League-Partie Kriens gegen Sion Schiedsrichter von Känel und dessen Assistenten Gonzales attackiert haben sollen. Wie beurteilen Sie diesen Fall?
Ich habe den Schiedsrichter bei einem Ausweichmanöver im Gedränge unabsichtlich zu Fall gebracht. Der Tritt in den Unterleib des Assistenten kam erwiesenermassen nicht von mir. Das habe ich auch vor Gericht so erklärt. Ich bin absolut unschuldig. Aber die Justiz ist nicht immer unfehlbar.
Interview: Fabian Ruch
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