DER STÜRMER HÄLT IN DER NACHSPIELZEIT EINEN PENALTY UND DAS 2:2 GEGEN NANCY

Ein Abend zum Vergessen. Ein Torhüter im Pech: FCB-Goalie Franco Costanzo kassiert das 0:1. Foto Keystone
FLORIANRAZ
Der FC Basel steht nach einem grossen Europacup-Abend mit zu geringem Lohn da. Nach dem 2:2 gegen Nancy sind die Basler auf fremde Hilfe angewiesen, um die Gruppenphase des Uefa-Cups zu überstehen.
Am Ende war es nur noch der helle Wahnsinn. Da stand mit Mladen Petric jener Mann im Tor des FC Basel, der ansonsten dafür besorgt ist, Treffer zu erzielen. Ihm gegenüber wartete der Verteidiger Michael Chrétien, zuvor für einen Angreifer eingewechselt, um das 2:2 für Nancy zu halten, darauf, dass der Schiedsrichter den Ball freigeben würde. Es war die 93. Minute - und der FCB lief Gefahr, in letzter Sekunde alles gesucht zu haben und alles zu verlieren.
Dann lief Chrétien an, den sein Trainer Pablo Correa im Wissen darum benannt hatte, «dass Michael einen sehr starken Schuss hat». Petric tauchte nach links unten - und stoppte den Ball nicht nur, er konnte ihn sogar fangen. Eine unglaubliche Szene, die in den Worten des Basler Helden dennoch so einfach klang: «Ich stand schon als kleiner Junge von Zeit zu Zeit im Tor. Franco sagte, ich solle eine Finte machen und in die andere Ecke springen.» Und so rettete die Basler Nummer 10 seiner Mannschaft einen mehr als verdienten Punkt.
Beste Partie. Das war die stärkste Geschichte eines Basler Europacup-Abends, an dem alle Unrecht hatten, die nicht unter den knapp 15000 im St.-Jakob-Park waren. Denn sie haben die vielleicht beste Partie der Rotblauen in dieser Saison verpasst - ganz sicher war es die dramatischste.
Atemberaubend. Der Abend hatte schon vor dem Petric-Wahnsinn seine Historien erzählt. Da war jene schöne von Mile Sterjovski, dessen Ersatz Eduardo sich schon seines Einlaufleibchens entledigt hatte, als dem Australier doch noch sein Treffer zum 2:2 gelang. Und es gab jene weniger nette von Franco Costanzo, der im Basler Tor beim 1:2 sicher nicht unschuldig war. Und der nach seinem Foul am durchgebrochenen Issiar Dia in der 91. Minute mit einer Roten Karte sein Tor für Petric räumen musste.
Atemberaubend auch jene rund 120 Sekunden von der 31. bis zur 34. Minute, als gleich drei Tore fielen. Als die Basler auf einen ersten Rückstand in beeindruckender Art und Weise reagierten - nur um einen Moment später gleich wieder in Rücklage zu geraten. Es waren zwei Unkonzentriertheiten, die den FCB teuer zu stehen kommen könnten. Zuvor und danach hatte er die keinesweges ultradefensiv angetretenen Lothringer so gut im Griff gehabt, wie es bei der Qualität der Gegenspieler nur möglich war. Doch davon kann sich der FCB in der Uefa-Cup-Endabrechnung nichts kaufen.
Keine Extrapunkte. Schade für die Basler ist darum, dass es für Unterhaltung und Suspense im Uefa-Cup keine Extrapunkte gibt. Denn so stehen sie nach drei Spielen mit nur zwei Punkten zu Buche. Eine Ausgangslage, die sie in einer Woche bei Wisla Krakau zum Siegen verdammt. Wobei sie selbst im besten Fall noch auf die Ergebnisse der anderen vier Teams in ihrer Gruppe angewiesen sind, um den angestrebten dritten Rang zu besetzen. Für die Basler positiv ist da, dass Feyenoord Rotterdam bei Blackburn ebenfalls nicht über ein 0:0 hinaus kam und nun ebenfalls zwei Punkte auf dem Konto hat.
Doch die Ausgangslage kann Christian Gross trotzdem nicht gefallen. Und so erklärte der FCB-Trainer, «dass es immer sehr, sehr schwierig wird, wenn man hoffen muss». Und dennoch war Gross zu Recht nicht unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. «Ein sehr gutes Spiel» hatte er von seinen Schützlingen gesehen - es war ihm beizupflichten. Und doch hatten sich die Basler mit zwei Eigenfehlern zu viel um einen besseren Lohn für ihre aufopferungsvolle Darbietung gebracht.