Quo hat geschrieben:Ich denke, ich habe dich und Lällekönig schon richtig verstanden. Ich bin aber der Ansicht, dass jeder Profifussballer grundsätzlich seinen Beruf mit Freude ausüben sollte, da er ja in der privilegierten Situation ist, dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte. Jeder Amateur wird auch wenig Freude an Ausdauer- oder Krafttrainings haben - aber auf das Spiel freut er sich doch (sonst würde er ja nicht Fussball spielen!)! Da braucht er doch keinen Trainer, der ihm diese Freude vermittelt!
Beim FCB spielen mit Omlin, Widmer, Cömert, Alderete, Ademi, Cabral, Okafor, Zhegrova,... eine ganze Reihe von Spielern, die noch nie Meister wurden. Die muss man doch für ein Spiel wie z.B. gegen Servette nicht extra heiss machen, wenn man nur einen Punkt hinter dem Leader liegt.
Lieber Quo, beizeiten kommst du mir schon ein wenig zu rational daher. Ein wenig Schwarz-Weiss, oder?

Ich teile deine Ansicht, dass Fussballer ihren Beruf mit Freude ausüben sollten. Aber du kannst dich nicht zu Freude zwingen.
Hier mal ein übles Szenario: Ich bin mir sicher, dass ich als Vorgesetzter jedem die Freude an der Ausübung seines Jobs unter mir nehmen könnte, wenn ich es denn wollte. Egal wie toll die Tätigkeit als Hobby zuvor war. Was nicht heisst, dass der Job an anderer Stelle oder ohne mich keine Freude mehr machen würde. Und schon gar nicht, dass ich meine Position als Vorgesetzter behalten würde
Du hast schon recht, aber auch eine eingeschränkte Sicht. Du gehst von idealen Umständen aus und dann kann man diese Selbstverständlichkeit auch problemlos voraussetzen. Zwischen Best- und Worst-Case stehen aber noch unzählige Nuancen. Deine Aussage stimmt nur, wenn du andere negative Faktoren ausblendest. Aber die Freude setzt sich aus so vielen Kleinigkeiten zusammen, dass am Schluss die Ausübung des «Fussballspielens» im Verhältnis klein erscheinen kann. Kammeraden, Trainer, Stimmung, Position, Vorgaben, Freiheiten, Erfolg, Kulisse, Trainingsbedingungen, Wertschätzung, Lohn, Teamleistung, Einzelleistung, Medien, Zuschauer, Fans, Wetter, Tagesform, Verpflegung, Trainingsplan, ja sogar der Geruch in der Kabine haben einen Einfluss. Jeder gewichtet doch in jedem Moment völlig anders und das Meiste davon geschieht im Unterbewusstsein. Vielleicht war auch das Fussball
spielen das, was das Hobby so schön machte und kommt beim Beruf Fussball
gewinnen zu kurz? Dir ist schon klar, dass dies Menschen sind und keine Maschinen?
Sobald ein Spieler seinen Beruf mit Freude ausüben
soll spricht man nicht mehr von intrinsischer Motivation. Die kommt dann aus dem Bedürfnis, einer externen Erwartung gerecht zu werden … ich schweife gerade stark in die Psychologie ab.
Es ist nicht die Primäre Aufgabe des Trainers, sich um all diese Kleinigkeiten zu kümmern, er hat aber die meisten Hebel zur Verfügung, einen grossen Einfluss darauf auszuüben. Es gibt Menschen, die diesen Einfluss instinktiv oder bewusst positiv gestalten können und solche, die darin weniger begabt sind. Aber du kannst doch nicht behaupten, dass ein Trainer nicht in der Lage wäre, jegliche Spielfreude im Keim zu ersticken, wenn er sich dies mit vollem Bewusstsein vornimmt? Und nein, ich meine nicht MK damit, sondern mich als bewusster Saboteur in dieser Postion, wenn ich es beweisen müsste. Und zwischen diesen Extremen gibt es Abstufungen.
In einer idealen Welt, wären die Spieler während des Spieles frei von allen äusseren Einflüssen (auch frei von «Freude haben sollen») und hätten diese Freude dann trotzdem, weil in dem Moment nur das Spiel zählen würde. Weil es aber Menschen sind, kommen die äusseren Faktoren doch zum tragen und je nach Situation kann sich eine Kleinigkeit durch Gruppendynamik sogar in der Wirkung potenzieren.
Führungsqualität zeichnet sich eben auch durch solche Softskills aus. Aber es bringt wenig, sich dafür zu verbiegen. Das erfordert ein gewisses Mass an Authentizität, um Wirkung zu erzielen. Die Gratwanderung zwischen eigenem Stil und situationsbedingter Adaption. Manche Stile gehen auf einzelne Spieler individuell ein, andere schaffen ein Klima, das sich von selbst reguliert und wiederum andere können die Spieler auf den Moment des Spiels fokussieren, quasi den Rest ausblenden lassen. Die ideale Konstellation der Hebel ist immer unterschiedlich. Zu jedem Moment. Das wirst du aber niemals messen und belegen können und trotzdem sind die Auswirkungen für die breite Masse an Zuschauern fühlbar. Und gerade weil es sich nicht quantifizieren lässt, gibt es kein Patentrezept dafür.
Ich glaube nicht, dass MK über schlechte Hardskills verfügt. Ich kann mir aber vorstellen, dass er der Hebelkonsole zu wenig Beachtung schenkt oder seinen Stil nicht der Situation anpasst. Vielleicht geht er wie du davon aus, dass die Spieler ihren Beruf ja von sich aus mit Freude ausüben sollten …
Im Idealfall wäre dies auch selbstverständlich, aber der Idealfall ist nicht selbstverständlich.
Keiner ist perfekt und auch wenn ich ihn in gewissen Bereichen nicht für sehr begabt halte, würde ich ihn im Augenblick nicht ersetzen wollen. Aber das hindert mich auch nicht daran, über diese von mir vermutete Schwäche zu diskutieren. Oder?
