Master hat geschrieben:der artikel ist nicht an der sache vorbeigeschrieben, er beschreit das problem ziemlich gut.
das einzige was er eben nicht liefert, ist eine lösung - aber das kannst du ja von einem zeitungsartikel nicht erwarten. beziehungsweise, es ist lächerlich, wenn journalisten versuchen, lösungen für diese probleme einzubauen in ihre texte. das ist nämlich nicht ihre aufgabe. oder von mir aus können sie das in einer kommentar-zeile machen.
nein, weder von einem noch von hunderten von zeitungsartikeln darf erwartet werden, dass fixfertige lösungen präsentiert werden. ich habe eher sehr verhalten darauf reagiert, weil der artikel als auf den punkt gebrachtes "that's it" gelobt wurde. er versucht zwar das verständnis in eine richtung zu lenken, die der boulevard-journalismus als oberflächliches und sensationsgeiles organ sicher nie beleuchten wird, aber er suggeriert auch eine gewisse resignation vor der situation. und wenn ich etwas erwarten würde, dann -wie hier öfters beschrieben- wäre es der wunsch nach distanzierung der fanclubs und somit der kurven zu den (wiederholten) geschehnissen.
Admin hat geschrieben:Es gibt keine fixfertige Lösung! Alle schreien nach Lösungen, schmeissen mit Massnahmen umher ohne sich mit dem Thema richtig auseinanderzusetzen und zu differenzieren. So wird man nie was erreichen!
so ist es! der ball wird seit jahren hin und her geschoben, ohne zählbares resultat. dies tun die kurven aber genau gleich. da sie aber diejenigen sind, welche von der ursache und wirkung am meisten betroffen sind, müssten eigentlich sie das grösste anliegen an lösungen haben. der rückzug in eine eigene welt mit eigenen regeln und vor allem der rückzug aus öffentlicher kommunikation (welcher subjektiv verständlich ist) wird da auch nichts bewirken.
Lällekönig hat geschrieben: ... Beides ist in meinen Augen falsch. Wenn die Fackel in einen Zuschauersektor geworfen wird, riskiert man heftige Verletzungen, im schlimmsten Fall eine Massenpanik. In meinen Augen überschreitet es zum einen die Kompetenz der Selbstregulierung, zum anderen nimmt die Kurve dadurch die Schuld auf sich. Von daher würde ich zumindest den Täter nicht mehr schützen und den Zugriff zulassen. Ja sogar der Polizei die Sache vereinfachen, aber hier divergieren die Meinungen. Würde die Fackel sagen wir mal auf die Tartarbahn im Letzi geworfen, also nicht gegen Personen, so wäre eine interne Sanktion angebracht. Denn hier stehen nicht Verletzungen zur Debatte, sondern im schlimmsten Fall «nur» ein Spielabbruch. Diese Schuld ist aus meiner Sicht von einer Kurve tragbar, diese hätte aber mit den Folgen zu leben, trotzdem würde ich publik machen, was es für den Werfer für Konsequenzen gab.
sehr richtig, die selbstregulierung ist grundsätzlich sehr dünnes eis. einerseits besteht kein rechtsanspruch darauf, dieser muss in genau festgelegten grenzen gewährt werden. dazu braucht es klare spielregeln und klare bemessungsregeln für die einhaltung dieser 'vertraglichen' vereinbarung. dabei finde ich es als äusserst gefährlich zu differenzieren, ob eine fackel in eine menschenmenge oder eine tartanbahn geworfen wird: eine fackel hat überhaupt nicht geworfen zu werden. schon alleine die hier immer wiederholte zwischenstufe (z.b. auslandbasler der sagt, es sei ja nicht so gefährlich einem delta in ritterrüstung so ein ding nachzuschmeissen) ist inakzeptabel und sicherlich nicht dem ursprünglichen wunsch (nach legalisierung von pyros unter bedingungen) förderlich.
Lällekönig hat geschrieben: Der Artikel schildert zumindest die Geschehnisse im Stadion relativ sachlich, man hat das Gefühl der Journalist war entweder im Stadion oder hat gut recherchiert. Er schiebt die Schuld auch nicht auf einzelne sondern sieht sie als Folge des Phänomen der Ultra-Kultur, zeigt aber gleichzeitig, wie diese Kultur auch die Attraktivität des Fussballs steigert (medial und finanziell via Merchandising). Dies mag jetzt für dich nichts Neues sein, aber ich glaube auch nicht, dass sich der Artikel an Leute richtet, welche regelmässig im Stadion sind. Und für das finde ich ihn gut. Was hättest du denn unter einer brauchbaren Schlussfolgerung erwartet? Die Lösung aller Probleme?
was ich erwartet hätte? einige dinge, die du z.b. hier geschrieben hast. ich habe den artikel einmal gelesen und nicht bis auf das letzte komma analysiert, aber die message "die vereine sind abhängig von diesen kurven und können nichts dagegen tun" gefällt mir nicht. denn damit fördert man beim 08/15 leser (der sowieso darauf wartet, dass es der staat diesen 'primaten' mal richtig zeigt) eher genau das, was man mit dem artikel eigentlich zu verhindern versucht: das ende eines differenzierten nachdenkens und betrachtens der gegebenen situation. irgendwo wäre ein aufruf zur klaren distanzierung zu diesen taten z.b. etwas gewesen, was mir den artikel noch sympathischer gemacht hätte. dass er wenigstens versucht einen aspekt zu beleuchten, der so praktisch nie beleuchtet wird ist sicherlich löblich.
Lällekönig hat geschrieben:Wenn du selber nicht mehr daran glaubst, hast du schon aufgegeben und wir sehen einer sehr langweiligen, stimmungslosen Fussballzukunft entgegen.
der gedanke ging mir beim posting von auslandbasler und auch schon früher im gespräch im bekanntenkreis schon durch den kopf. schade, dass sisyphos keiner kurve angehört! auch der rückzug in die komplette anonymitiät und somit in eine welt mit eigenen regeln, die aussenstehenden nicht zugänglich ist, ist meiner meinung nach der erste schritt in die unabwendbare niederlage und somit gleichzustellen mit dem verlust jeglichen anspruches auf ein recht als kultur wahrgenommen zu werden. weil eben der gesetzgeber das volk ist und dieses durch die öffentliche wahrnehmung gesteuert ist. das kann man zwar schlecht finden, ändern tut sich deswegen aber nichts daran.
Lällekönig hat geschrieben: Ich bleibe dabei, die Kurven müssen sich mehr in die Verantwortung nehmen, Stellung beziehen und durchgreifen, wenn sie das Recht auf Selbstregulierung behalten wollen (was ja an und für sich schon eine gewaltige Forderung darstellt). Die Öffentlichkeitsarbeit würde ihre Standpunkte lediglich anschaulicher machen und es massiv vereinfachen, mit ihren Anliegen durchzukommen, ist aber nicht wirklich zwingend, man kann auch den längeren, steinigeren Weg gehen.
sie haben ein recht auf selbstregulierung? wo genau ist dieses recht verbrieft? die kurven hätten gerne ein solches recht und ich kann dieses anliegen auch durchaus verstehen und bin ebenso der meinung, dass es unterstützt werden sollte. aber als recht besteht es meiner meinung nach nicht.
genau da fängt die misere doch auch an! so sind z.b. pyros klar verboten, das ist der aktuelle stand und daran gibt es nichts rumzuinterpretieren. die situation ist mittlerweile derart festgefahren, dass es in der öffentlichkeitswahrnehmung keine rolle mehr spielt, ob eine fackel zur stimmungsunterstützung angezündet wird, oder zum zweck eines wurfgeschosses.
wahrscheinlich bräuchte es einen mutigen schritt der kurven, nämlich einen komplettverzicht, um überhaupt wieder darüber zu verhandeln. dies wird aber nicht passieren, da den kurven heute etwas klar fehlt, was es noch vor jahren viel ausgeprägter gab: eine klare hierarchie, die respektiert und deren beschlüsse ausnahmslos eingehalten werden. nur so wäre es dann auch möglich, dass clubübergreifend einheitliche anliegen verfasst und vertreten werden können.
mit kleinen schritten und einem gehörigen mass an geduld, ist eine akzeptierte selbstregulierung zu erreichen. mit dem blossen beharren darauf, dass es eine gibt und dass man die aber nicht öffentlich publik machen will, wird sie immer als non-existent angesehen.
vor allem bleibt dann auch die frage offen, welche kompetenzen in einer solchen selbstregulierung bestehen. denn da denke ich, dass welten zwischen den einzelnen ansichten liegen. eine selbstregulierung mit durchsetzungsanspruch (vor allem mit gewaltandrohung oder -ausübung) ist ja nicht mehr weit von dem weg, was delta's heute schon zu haben meinen. so weit kann es auch nie gehen, denn die staatsgewalt ist klar geregelt und die gewaltausübung somit auch. dies würde aber eben auslieferungen bedingen und die wird es nicht geben.
die katze beisst sich weiter in den schwanz!
Lällekönig hat geschrieben:Grossen Respekt dafür, dass er sich gestellt hat und zu seiner Tat steht. Keinen Respekt für seine Idiotie und was er damit angerichtet hat.
Ich wünsche ihm einen fairen Prozess mit entsprechend harter Bestrafung, aber auch mit Strafmilderung, weil er sich gestellt hat.
er hat sich deshalb selbst gestellt, weil hunderttausende online- und print-blick leser sein gesicht sehen und in seinem umfeld viele ihn erkennen konnten. ob das strafmildernd ist, wage ich zu bezweifeln.