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Verfasst: 01.02.2005, 14:45
von Ignorant
Mätzli hat geschrieben:So dumm ist der Eintrag meineserachtens nicht. Wenn ein Volk über 2 Jahrtausende verfolgt wird, hat das logischerweise zur Folge, dass bei jedem Progrom nur die Wendigsten, Weitsichtigsten und die Führungsschicht davonkommen. Ich sage dies ganz wertfrei.

Ich möchte fast wetten, dass in jeder Gesellschaft, in der sich Juden angesiedelt haben, der wissenschftliche, wirtschaftliche, und kulturelle Fortschritt verstärkt bemerkbar gemacht hat. Quasi ein ethnischer Turbo Effekt. Belege dafür habe ich nicht. Sicher gibt es da aber Studien von Historikern. Wenn ich an Wien 18. Jhdt, an Budapest und Wien im 19. Jhdt und die USA im 20. Jhdt. denke..... na ja.
ich sehe dein argument und kann es bis zu einem gewissen punkt nachvollziehen (hoch lebe der darwinismus in all seinen formen). aber alles gute einer aufstrebenden (oder weltmacht) nation EINER "ethnischen" gruppe zuzuschreiben finde ich doch ein wenig zu simpel.

lass es mich so fragen: warum standen dann andere nationen mit einem höheren jüdischen anteil nicht besser da?

Verfasst: 01.02.2005, 14:56
von Mätzli
Ignorant hat geschrieben:ich sehe dein argument und kann es bis zu einem gewissen punkt nachvollziehen (hoch lebe der darwinismus in all seinen formen). aber alles gute einer aufstrebenden (oder weltmacht) nation EINER "ethnischen" gruppe zuzuschreiben finde ich doch ein wenig zu simpel.

lass es mich so fragen: warum standen dann andere nationen mit einem höheren jüdischen anteil nicht besser da?
warum sind dann andere nationen in der gleichen lage nicht auch
Deswegen habe ich ja auch geschrieben. "Turbo". Ein Turbo ersetzt nicht den Motor; er verbessert aber die Leistung, respektive erhöht die Effizienz.

Natürlich hat jedes Land seine eigene Geschichte. Grossbritannien z.B. hatte IMHO nie eine starke jüdische Oberschicht. Das Empire wurde durch MILITÄRISCHE Faktoren was es war. Das Deutschland der Nachkriegszeit wiederum erlebte sein Wirtschaftswunder im Windschatten der yankees. Sein Finanzplatz ist aber ohne die Juden bedeutungslos geworden. Das Argument von daffy ist in seiner Grundtendenz nicht vollkommen abwegig.

Verfasst: 01.02.2005, 15:18
von Ignorant
[quote="Mätzli"]Deswegen habe ich ja auch geschrieben. "Turbo". Ein Turbo ersetzt nicht den Motor]


doch ist es. und zwar absolut. siehe nicht-europäische kulturen in asien und afrika wo es käumlich eine jüdische population gab.

Verfasst: 01.02.2005, 16:19
von Orgetorix
daffy hat geschrieben: aber was red ich do dir sind eh alles näzis, wo d'fakte nid wohrnämmet!!!
wieder mol typisch ei kritik und mir wird in bruune topf gschmisse!

aber sälber primitivi witz über d'araber mache isch gar ned rassistisch :confused:

Verfasst: 01.02.2005, 16:21
von Rinoceronte
Orgetorix hat geschrieben:wieder mol typisch ei kritik und mir wird in bruune topf gschmisse!

aber sälber primitivi witz über d'araber mache isch gar ned rassistisch :confused:
Nei nei. Är dörf das. Si Volk het glitte, also dörf är mit em Finger zeige.

Verfasst: 01.02.2005, 17:51
von daffy
Rinoceronte hat geschrieben:Nei nei. Är dörf das. Si Volk het glitte, also dörf är mit em Finger zeige.
so xehts uss.

Näzi!!

Verfasst: 01.02.2005, 18:13
von Mantrax
nette diskussion hier. so was dummes wie daffy, der anderen vorwirft die fakten nicht sehen zu wollen selbst aber alles andere als objektiv und nur dumm und provokativ ist, habe ich schon lange nicht mehr gelesen. :mad:

mätzli findet einen guten mittelweg!!!

Verfasst: 01.02.2005, 19:37
von Jason
also daffy han ich doch eigentlich meh oder weniger rächt gha oder ned?
und üs understelle mier siged näzi`s????? ich weiss ned ob du derzue berächtiged bisch. de bergriff oder besser gseit die titlulierig "nazi" isch hüt nüm das wos früener mal gsie isch!
so jetz aber hochdütsch (tönt gebildeter):
den aussdruck "nazi" wird heute (vorallem in der schweiz) nicht mehr gebraucht um hinzuweisen, dass jemand angehöriger der NSDAP und somit ein mitstreiter hitlers ist (das war die bedeutung vor und während des zweiten weltkrieges) sondern er wird benutzt um rechtextreme,antisemiten,rassisten und vielfach auch skinheads (beachte: skinhead ist nicht unbedingt gleich rechtsextrem antsemitisch...) zu beschimpfen.
was wotsch du üs also understelle? ;)

Verfasst: 01.02.2005, 20:28
von Gollum
Rinoceronte hat geschrieben:Stark. Hast du den ganzen Beitrag gelesen?(...)
Ja, ich habe sogar den ganzen Thread gelesen!!!!! :cool: Ich habe einfach der Überschaubarkeit halber jene Aussage Deines Beitrags zitiert, mit welcher ich nicht einverstanden bin. Gezwungenermassen wurde sie dadurch ein wenig aus dem Kontext gerissen...
Rinoceronte hat geschrieben:(...)Intensive Beschäftigung mit der Vergangenheit? Je mehr man sich mit der Vergangenheit (Weiter als Schindlers Liste) beschäftigt, umso mehr kann man den Holocaust mit anderen Ereignissen in der Geschichte der Menschheit in Verbindung bringen(...)
Man kann durchaus Parallelen ziehen zu früheren und auch späteren Genoziden oder ethnischen "Säuberungen". Dennoch liegt mir daran, klarzustellen, dass ein Genozid in dieser Form und Konsequenz (so makaber das tönt) in der Geschichte einzigartig ist. Das mit Schindler's Liste hab ich jetzt überhöhrt.
Rinoceronte hat geschrieben:(...)Das stinkt doch zum Himmel oder?
Ja, das stinkt zum Himmel. Ich habe ja in meinem Beitrag geschrieben, dass mich solcherlei ebensosehr auf die Palme bringt wie die meisten hier. Nur hielt ich es für überflüssig die ~100 Beiträge vor dem Meinen nochmals zu wiederholen.
Ignorant hat geschrieben:doch ist es. und zwar absolut. siehe nicht-europäische kulturen in asien und afrika wo es käumlich eine jüdische population gab
Die hatten dafür Sklaven.

Verfasst: 02.02.2005, 08:44
von Rinoceronte
daffy hat geschrieben:so xehts uss.

Näzi!!
Drum streck die Rechte zum Himmel und lasst uns fröhlich sein
Wir marschieren zusammen und keiner ist allein.....
Bild

Liebe Daffy, i ha s gfühl dir fählt jeglichs Verständniss vo dr Materie und Objektivität zum do e guete Bitrag leischte.

UHHHH. Ich ha kei Ahnig vo was die do Rede, die Böse. Und si sin nit minere Meinig. BUHUHUHU. Die sin alles Nazi, will si mir nid Rächt gän. Ich bi scheisse, aber doderfür kanni andere d Schuld gäh...

Verfasst: 02.02.2005, 09:26
von O.Hitzfeld
daffy hat geschrieben: aber was red ich do dir sind eh alles näzis, wo d'fakte nid wohrnämmet!!!
Du bisch so ängstirnig dass de mit beidene Auge durchs Schlüsselloch luege kahsch....unglaublich!!!

Verfasst: 02.02.2005, 10:37
von Ignorant
Gollum hat geschrieben:Die hatten dafür Sklaven.
äähhhmmmmm. aha. mal wieder was gelernt. ALLE und wirklich ALLE grossen kulturen gab es nur wegen den sklaven und juden...
:eek: :rolleyes:

Verfasst: 02.02.2005, 10:45
von Rinoceronte
Leibeigene gabs auch in Europa bis ca ins 1900 Jahrhundert....

Was hat das mit den Juden zu tuen?

Verfasst: 02.02.2005, 11:37
von Golega
Die Grund für höhere Wirtschaftsleistung dank den Juden hat mit dem Kredit- und Wechselsystem zu tun das die Juden erfunden haben, weil sie kein Land besitzen durften und Christen keine Kredite erteilen durften.

Kredit -> Investition -> Wirtschaftswachstum.

Verfasst: 02.02.2005, 11:39
von XxNOSTRADAMUSxX
Rinoceronte hat geschrieben:Leibeigene gabs auch in Europa bis ca ins 1900 Jahrhundert....

Was hat das mit den Juden zu tuen?
Ein Grossteil (v.a. prozentual am Anteil Juden in der Bevölkerung gemessen) der "Besitzer von Leibeigenen" waren Juden.

Verfasst: 02.02.2005, 12:25
von O.Hitzfeld
Golega hat geschrieben:Die Grund für höhere Wirtschaftsleistung dank den Juden hat mit dem Kredit- und Wechselsystem zu tun das die Juden erfunden haben, weil sie kein Land besitzen durften und Christen keine Kredite erteilen durften.

Kredit -> Investition -> Wirtschaftswachstum.
Das stimmt, aber es steckt überall ein gewisses Eigeninteresse dahinter. Ich glaube nicht das es nur des Wirtschaftswachstums wegen erfunden wurde? Soll aber keine Kritik sein...

Kredit + Zinsen = Mehreinnahmen (Reichtum)

Verfasst: 02.02.2005, 12:32
von Gollum
Ignorant hat geschrieben:äähhhmmmmm. aha. mal wieder was gelernt. ALLE und wirklich ALLE grossen kulturen gab es nur wegen den sklaven und juden...
:eek: :rolleyes:
So siehts aus! Alles oder Nichts. Schwarz oder Weiss, gäll Jungschen. :rolleyes:

Verfasst: 02.02.2005, 12:49
von Golega
O.Hitzfeld hat geschrieben:Das stimmt, aber es steckt überall ein gewisses Eigeninteresse dahinter.
Eigeninteresse ist das natürlichste was es gibt. Gemeinsam mit Überlebensdrang, was hier ebenfalls mitspielt.

Weil Juden kein Land besitzen durften, deshalb keine Landwirtschaft ausübten, und auch kein Gewerbe ausführen durften, weil diese den rein christlichen Zünften vorbehalten waren, blieb ausser Handel und Kreditgeschäft wenig übrig. Manchmal gab es auch den Kreditzwang!

Wachstum und so...

Verfasst: 02.02.2005, 13:26
von Rinoceronte
Wirtschaftliches Wachstum, oder zumindest das Streben danach ist noch nicht so alt. In der Zeitspanne, von welcher wir hier sprechen bedeutete Land Macht. Je mehr Land man besass um so mehr Steuern kassierte man.

Es stimmt. Juden haben zum Beispiel bei der Finanzierung der Kreuzzüge eine Entscheidende Rolle gespielt. Die Kreuzfahrer haben in Europa selbst, die jüdischen Viertel in den meisten Städten überfallen und sich so die Reise finanziert.....

Singer nimmt Kritik an Schweiz nicht zurück

Verfasst: 13.02.2005, 09:02
von Bodesurri
http://www.baz.ch/news/index.cfm?Object ... BD1A0E27D6


Singer nimmt Kritik an Schweiz nicht zurück



SDA/baz. Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Israel Singer, nimmt seine Kritik an der Schweizer Neutralität nicht zurück. In der «NZZ am Sonntag» räumt Singer aber ein, dass die Schweiz womöglich keine andere Wahl gehabt habe.

Die Schweiz habe nicht zu den Tätern oder Kollaborateuren im Zweiten Weltkrieg gehört, aber ihre historische Lektion müsse sie noch lernen, unterstreicht Singer in dem Interview. Er fordert die Schweiz auf, «keine Phantasien über die eigene Rolle» im Zweiten Weltkrieg zu pflegen.

Die Neutralität sei für die Schweiz vielleicht die einzige Möglichkeit gewesen, unversehrt zu bleiben, räumt Singer ein, «aber das Resultat ihrer Entscheidung sollte unter allen Aspekten erklärt werden».

An der Berliner Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtslagers Auschwitz-Birkenau im Januar hatte Singer die Schweizer Neutralität im Zweiten Weltkrieg «angesichts des Bösen» als «Verbrechen» bezeichnet. Seine Äusserungen hatten in der Schweiz empörte Reaktionen ausgelöst.

Der Historiker Jean-François Bergier, Präsident der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz - Zeiter Weltkrieg, bezeichnete Singers Angriff als «Entgleisung». Seine Äusserungen beruhten auf den Erkenntnissen der Bergier-Kommission, versicherte Singer nun im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Er räumte ein: «Vielleicht war es etwas provozierend, was ich gesagt habe, aber es war mindestens gut abgestützt.»

Verfasst: 13.02.2005, 09:20
von IP-Lotto
13. Februar 2005, 08:53, NZZ Online http://www.nzz.ch/2005/02/13/il/newzzE54XFBU7-12.html

«Wenn die Leute die Lektion lernen, sind sie nicht empört»

Israel Singer zur Kritik an der Schweiz

Angesichts des Bösen sei die Schweizer Neutralität im Zweiten Weltkrieg ein Verbrechen gewesen, hat Israel Singer, Vorsitzender des Jüdischen Weltkongresses, gesagt. Jetzt räumt er ein, dass die Schweiz womöglich keine andere Wahl gehabt habe. Doch er hält an der Kritik fest, dass die Lehren aus der Geschichte noch nicht ins öffentliche Bewusstsein gedrungen seien.



Interview: Luzi Bernet

NZZ am Sonntag: In Ihren Äusserungen aus Anlass des Auschwitz-Gedenktages haben Sie gesagt, es sei ein Mythos, zu glauben, dass Deutschland allein für die Sünden des Holocaust verantwortlich sei. Wollen Sie die Rolle Deutschlands damit relativieren?

Israel Singer: Nein, bestimmt nicht. Sechs Millionen Juden wurden ermordet, es geschahen grauenvolle Dinge. Die Verantwortung für dieses grösste aller menschlichen Verbrechen trägt Deutschland, für immer. Das kann man nicht relativieren.

Was war dann Ihre Aussage?

Ich sagte, dass auch andere Länder Verantwortung zu tragen haben. Nehmen Sie England. England war zweifellos eines der tapfersten Länder im Kampf gegen die Nazis. Ich war schockiert, als ich erfuhr, dass in England laut Umfragen 47 Prozent der Leute keine Ahnung von Auschwitz haben. Das ist doch einfach unglaublich! Die Briten haben eine Verpflichtung gegenüber ihrer eigenen Geschichte. Sie müssen wissen, was der Weltkrieg war und was der Holocaust. Nicht wegen der Juden, sondern wegen ihrer eigenen Geschichte. Dies aufzuzeigen, war eines der Ziele meiner Rede und des Artikels, den ich für die «Financial Times» geschrieben habe. Jedes Land hat seine eigene Verpflichtung. Die Deutschen wissen das. Deutschland hat vorzügliche Erziehungsprogramme in dieser Hinsicht.

Deutschland als Vorbild in dieser Frage? Ist das nicht paradox?

Ich sage nicht, dass Deutschland das Vorbild ist. Der Krieg geschah nicht irgendwo, sondern in Europa. Alle Länder waren - jedes auf seine Weise - vom Krieg betroffen. Vielleicht ist Dänemark ein Spezialfall. Es ist das einzige Land mit einer sauberen Geschichte. Das gilt möglicherweise auch für Bulgarien. Aber alle anderen tragen eine Verantwortung. Nehmen Sie die Niederlande, wo 92 Prozent der Juden verschleppt und getötet wurden. Die Niederländer sind nette Leute, aber diese Seite ihrer Geschichte gehört auch zu ihnen. Oder die Osteuropäer, wo die Leute durch 50 Jahre Kommunismus nicht die Chance einer richtigen Erziehung hatten. In Osteuropa gab es spezielle Verdrängungsmechanismen: Man trichterte den Leuten ein, dass sie nichts mit dem Holocaust zu tun gehabt hätten. Was einfach nicht stimmt. Man könnte andere Länder nennen, Norwegen, Ungarn, die Ukraine, Litauen. Jedes Land muss die Wahrheit über sich selber sagen, auch in den Schulen. Das Gute wie das Schlechte.

Gibt es Länder, die das wirklich tun?

In Frankreich vollzog Präsident Chirac 1995 einen historischen Wandel, als er öffentlich und mit präsidialer Autorität sagte, dass Frankreich im Krieg nicht nur das Frankreich de Gaulles war, sondern auch das Frankreich Pétains und der Kollaboration. Dieses Bekenntnis hat jeder Franzose vor Auge, wenn er über diese Zeit spricht. Auf solche Dinge achten wir, auf Lernprogramme, auf öffentliche Statements der Politiker, auf Aussagen der Kirchenführer.

In der Schweiz hat sich der damalige Bundespräsident Kaspar Villiger 1995 für die Flüchtlingspolitik der Schweiz im Zweiten Weltkrieg entschuldigt

Ja, ich weiss. Die Frage ist nur, ob das jedes Kind weiss und zur Kenntnis genommen hat. Nehmen wir den Bankenvergleich. Wird dereinst in den Schulen gesagt, die Banken seien unter Druck gesetzt worden und hätten deshalb bezahlt, oder wird man sagen, die Banken hätten gezahlt, weil sie sich im und nach dem Krieg nicht richtig verhalten haben? Die Art und Weise, wie etwas vermittelt wird, spielt eine wichtige Rolle.

Warum haben Sie in Ihrer Rede die Schweiz besonders hervorgehoben?

Die Schweiz war neutral. Sie beteiligte sich nicht am Krieg wie die anderen Länder in Europa. Sie ist nicht gleichzusetzen mit den Tätern oder den Kollaborateuren. Aber auch die Schweiz hat eine Verantwortung. Sie war mittendrin, zwar geschützt von den Alpen, doch in konstanter Angst vor einem Überfall. Ich weiss das. Meine Frau ist Schweizerin. Aber die Schweiz sollte sich nicht auf ein einseitiges Selbstbild stützen. Es ist nicht so, dass alle Schweizer tapfer und mit einer Waffe in der Hand an der Grenze standen und aufpassten, dass die Nazis nicht hereinkommen konnten.

Ich bitte Sie: Spätestens Bergier hat dieses Bild korrigiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten hat die Schweiz ihre Vergangenheit aufgearbeitet.

Das ist es ja. Im Bergier-Bericht steht alles drin. Ich zitiere nur das, was die Bergier-Kommission herausgefunden hat. Vielleicht war es etwas provozierend, was ich gesagt und geschrieben habe, aber es war mindestens gut abgestützt. Die Schweizer Flüchtlingspolitik half beim scheusslichsten Nazi-Verbrechen mit, beim Holocaust. Der J-Stempel in den Pässen der Juden, das Abweisen von Flüchtlingen an der Grenze - das gehört alles dazu. Mag sein, dass die Schweiz mehr Flüchtlinge aufgenommen hat als andere Länder. Und sie hat sich bestimmt auch nicht so verhalten wie Frankreich, die Niederlande, Ungarn, Kroatien oder die Slowakei. Es gab viele, viele mutige Personen in der Schweiz, Juden wie Nicht- Juden. Aber warum ist einer davon, Carl Lutz, nicht einer der grossen Helden in der Schweiz? Lutz war einer der Helden des Zweiten Weltkriegs, vielleicht so gross wie Wallenberg. In Schweden kennt jedes Kind Wallenberg. Das ist es, was ich zu sagen versuche: Die Schweizer sollten ihre wahren Helden kennen. Solche wie Lutz, die jüdische Leben retteten. Aber auch die negativen wie Heinrich Rothmund, der den Ausdruck «Das Boot ist voll» prägte.

In Ihrer Rede sprachen Sie aber nicht von der Flüchtlingspolitik, sondern von der Neutralität der Schweiz.

Ich wiederhole mich: Jedes Land hat seine Verantwortung zu tragen. Die Opfer, die Täter, die Kollaborateure, die Neutral[/I]en. Jeder hat seine spezielle Geschichte, die er seinen Menschen erzählen muss. Wenn Sie an die Philosophie der Neutralität glauben, wie die Schweizer es tun, dann haben Sie eine Verpflichtung, zu sagen, was gut daran war und was schlecht. Auch Amerika war übrigens neutral bis 1941. Meine Familie wurde ausgelöscht, bevor Amerika in den Krieg zog. Wir kritisieren das Verhalten der Amerikaner auch. Die Neutralität der USA bis 1941 gab den Russen und den Deutschen die Gelegenheit, den Molotow-Ribbentrop-Pakt zu schliessen.

Die Bergier-Kommission hat festgehalten, dass die Neutralität die einzige Möglichkeit für die Schweiz war, unversehrt zu bleiben.

Das mag richtig sein. Es gibt viele Möglichkeiten, die Frage der Neutralität zu beurteilen. Bergier hat in seinem Bericht auch die schlechten Seiten gezeigt. Alle diese Dinge müssen in die Schulen, in die Kirchen, in die Zeitungen durchsickern. So dass man in der Schweiz keine Phantasien mehr über die eigene Rolle pflegt. Wir heute sind nicht verantwortlich für den Holocaust, aber wir sind verantwortlich für unser Verhalten und dafür, dass wir aus der Vergangenheit lernen.

Hätte sich die Schweiz auf die Seite der Alliierten stellen müssen?

Das sage ich nicht. Die Schweiz hatte damals und hat heute ihre eigenen Entscheide zu treffen. Die Art und Weise, wie Ihre Aussenministerin die Neutralität heute interpretiert, finde ich übrigens bemerkenswert, gerade mit Blick auf den Nahostkonflikt.

Sie sagen, alle müssten ihre Lehren aus der Geschichte ziehen. Warum aber haben Sie ganz speziell die Schweiz hervorgehoben?

Ich habe nicht alle Staaten nennen können. Das perfekte Beispiel eines neutralen Landes ist nun einmal die Schweiz. Und ich wiederholte nur, was andere auch schon gesagt haben: dass die neutrale Haltung angesichts des Bösen ein Verbrechen war. Die Schweizer sahen sie als einzige Option. Ich verstehe das. Aber sie sollten es in ihrer eigenen Art unterrichten und weitergeben. Warum und was haben wir getan? Mit welchen Folgen?


.... Fortsetzung -->

Verfasst: 13.02.2005, 09:21
von IP-Lotto
Können Sie die Empörung verstehen, die Ihre Äusserung in der Schweiz ausgelöst hat?

Das ist ein interessanter Punkt. Die Schweiz ist ein kleines Land. Kleine Länder sind immer empfindlicher. Die Juden sind auch so. So gesehen, reagieren die Schweizer wie die Juden. Sie sind übervorsichtig, wenn es um ihren Ruf und ihre Reputation geht.

Überempfindlich?

Wenn die Erkenntnisse der Geschichtsforschung in der Schweiz schon ins Bewusstsein der Leute durchgesickert wären, hätte es keine Empörung gegeben. In den anderen Ländern, die ich in Berlin erwähnte, hat es keinen Aufschrei der Empörung gegeben. Die Franzosen sagten nichts, Präsident Chiracs Worte sind ins allgemeine Bewusstsein übergegangen. Wenn die Erziehung in der Schweiz schon greifen würde, würde man wissen, dass nicht alles perfekt war.

Empörung als Beweis für die fehlende Aufarbeitung?

Richtig. Wenn die Leute ihre Lektion gelernt haben, werden sie nicht mehr empört sein. Die Schweiz hatte im Krieg vielleicht keine andere Wahl. Aber das Resultat ihrer Entscheidung für die Neutralität sollte unter allen Aspekten erklärt werden. Das war es, was Bergier machte. Es geht um nichts anderes als darum, das zu vermitteln, was Bergier gefunden hat. Es darf nicht wie in England passieren, dass die Leute nicht mehr wissen, was Auschwitz war. Denn wenn sie es nicht mehr wissen, wird es Darfur geben oder Kambodscha.

Der frühere US-Unterstaatssekretär Stuart Eizenstat hat gesagt, nun sei die Zeit für Versöhnung gekommen.

Ich stimme ihm völlig zu. Stuart Eizenstat und ich argumentieren auf der genau gleichen Linie. Eine Rede ist keine Dissertation. Wenn Sie sich den Rest meiner Ausführungen in Berlin anschauen, sehen Sie, dass ich genau das Gleiche meine wie er: Wir sind jetzt von der Zeit der Entschädigung zur Zeit der Versöhnung und der Ausbildung gekommen. Man sollte nicht drei Worte aus dem Kontext reissen. Wenn ich den Platz gehabt hätte - der Artikel wurde von der «Financial Times» gekürzt -, hätte ich auch die Niederlande oder die Vereinigten Staaten erwähnt. Und man hätte die positiven Aspekte erwähnen können - beispielsweise das Abkommen mit den Banken. Eizenstat und ich haben uns übrigens letzte Woche abgesprochen, und wir werden zusammen öffentlich unsere gemeinsame Position zum Ausdruck bringen.

Aber am Rande des World Economic Forum in Davos sagte Eizenstat immerhin, Ihre Aussage zur Neutralität sei historisch falsch.

Sagte er das so? In seinem Buch «Imperfect Justice» sagt er genau das Gleiche wie ich.

Am deutlichsten haben die Schweizer Juden Ihre Äusserungen zur Schweiz kritisiert. Was antworten Sie ihnen?

Es wird Sie überraschen, aber ich habe von den Juden in der Schweiz viel mehr positive Reaktionen erhalten als negative. Die Schweizer Juden haben mich ermuntert und bekräftigt, dass die Wahrheit gesagt werden muss. Ich habe übrigens kürzlich in einem Dokumentarfilm - «The Un- likely Heroes» - ganz speziell auf die mutige Haltung von Schweizer Juden während des Weltkrieges hingewiesen. Dieser Film beschäftigt sich mit jenen Leuten, die sich im Stillen durch besondere Tatkraft auszeichneten.

Werden Sie mit den kritischen Schweizer Juden das Gespräch suchen?

Das machen wir zum Beispiel gerade mit diesem Interview. Und ich machte es im erwähnten Film. Ich hoffe, dass die Schweizer Juden sich diesen Film ansehen werden.

Glauben Sie, die Spitze des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG führe eine Kampagne gegen Sie?

Einige meiner besten Freunde und Verwandten sind Schweizer. Ich glaube nicht an eine Kampagne. Ich denke, dass einige mit mir nicht einverstanden sind. Das ist das Schicksal jeder Person, die in der Öffentlichkeit steht. Das gehört dazu. Es sind im Übrigen gerade die Kritiker in der Schweiz, die mich am besten verstanden haben. Hans J. Bär zum Beispiel oder auch Marcel Ospel von der UBS - beide Bankiers, die seinerzeit zum Vergleich beigetragen haben. Solche Persönlichkeiten werden die Schweiz von morgen prägen. Was die Banken heute tun, ist gut. Was Bergier machte, auch.

Grund für die Unruhe beim SIG ist ein Konto in Genf, über das undurchsichtige Transaktionen gelaufen sein sollen.

Es gibt keine «undurchsichtigen» Transaktionen. Für uns ist das erledigt. PricewaterhouseCoopers hat die Transaktionen detailliert überprüft und festgestellt, dass es keinerlei Hinweise auf irgendwelche Unregelmässigkeiten auf dem Genfer WJC-Konto gibt. Ich hoffe, dass die Angelegenheit auch für den SIG bald abgeschlossen sein wird.

Es ging um den Betrag von 1,2 Millionen Dollar? Was war das für Geld?

Das Geld gehört dem WJC, und es war immer unter Kontrolle des Weltkongresses. Diejenigen, die behaupteten, beim Genfer Konto habe es sich um ein geheimes Nummernkonto gehandelt, sind Lügner. Es war immer unter der Kontrolle des WJC. Man hört, dass sich in New York mittlerweile auch Staatsanwalt Eliot Spitzer für den WJC interessiert. Der Generalstaatsanwalt ist die Aufsichtsbehörde für Nonprofitorganisationen. Das Büro des Generalstaatsanwalts macht im Moment eine informelle Vorabklärung. Das ist völlig normal, wenn es Gerüchte gibt. Ich bin erfreut, dass Spitzers Leute dies abklären. Wir kooperieren voll und ganz mit ihnen.
Streit um die Neutralität

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«Die schweizerische Neutralität angesichts des Bösen» - gemeint der Nationalsozialismus - sei «ein Verbrechen». Dies schrieb Israel Singer, Vorsitzender des Jüdischen Weltkongresses, am 26. Januar 2005 in der «Financial Times». Dasselbe hatte er an der Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau verkündet, die tags zuvor in Berlin stattfand. Die Kritik hatte in der Schweiz empörte Reaktionen ausgelöst. Der Historiker Jean- François Bergier bezeichnete sie im Radio DRS als «Entgleisung», und der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, Alfred Donath, verlangte zunächst eine Entschuldigung. Den Anlass für Singers Attacke sehen verschiedene Kommentatoren darin, dass der Dachverband der Schweizer Juden die Überprüfung eines Genfer Bankkontos des Jüdischen Weltkongresses verlangt hatte.

Singer bleibt bei Schweiz-Kritik

Verfasst: 13.02.2005, 18:51
von Bodesurri
Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Israel Singer, beharrt auf seiner Kritik an der eidgenössischen Neutralität im Zweiten Weltkrieg.

In der «NZZ am Sonntag» räumt Singer allerdings ein, dass die Schweiz womöglich keine andere Wahl gehabt habe. Sie habe nicht zu den Tätern oder Kollaborateuren im Zweiten Weltkrieg gehört, aber ihre historische Lektion müsse sie noch lernen, so unterstreicht Singer in dem Interview.
Er fordert die Schweiz auf, «keine Phantasien über die eigene Rolle» im Zweiten Weltkrieg zu pflegen. Die Neutralität sei für die Schweiz vielleicht die einzige Möglichkeit gewesen, unversehrt zu bleiben, räumt Singer ein, «aber das Resultat ihrer Entscheidung sollte unter allen Aspekten erklärt werden».

An einer Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Januar hatte Singer die Schweizer Neutralität im Zweiten Weltkrieg «angesichts des Bösen» als «Verbrechen» bezeichnet. Seine Äusserungen hatten Empörung ausgelöst.

Der Historiker Jean-François Bergier, Präsident der bekannten Expertenkommission zu diesem Thema, hatte Singers Angriff als «Entgleisung» bezeichnet. Singer widerspricht dieser Aussage: Seine Äusserungen beruhten auf jenen Erkenntnissen der Bergier-Kommission, so versicherter im Interview. «Vielleicht war es etwas provozierend, was ich gesagt habe», so räumt Singer ein, «aber es war mindestens gut abgestützt.» (raa/sda)

Verfasst: 15.02.2005, 09:23
von Tolkien
Jüdische Kritik an Calmy- Rey


Bern. u2013 Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund ( SIG) hat die « unausgewogene Haltung » von Bundesrätin Micheline Calmy- Rey anlässlich ihrer Nahostreise bedauert.
Diese zeige sich insbesondere im mangelnden Verständnis für die Sicherheitsbedürfnisse der israelischen Zivilbevölkerung.
Kritisiert werden im Communiqué vom Montag auch der « stetige Gebrauch des Wortes Palästina für die Autonomiegebiete » und die Gleichbehandlung anlässlich der Kranzniederlegungen am Grab des verstorbenen palästinensischen Präsidenten Yassir Arafat und an der Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem. Der SIG schreibt weiter, dass eine ausgewogenere Haltung es der Schweiz erlaubt hätte, im Friedensprozess « eine ihrer Tradition besser entsprechende Rolle zu spielen » . ( SDA) :rolleyes:

Verfasst: 15.02.2005, 09:44
von Seemann
aus ähnlichen gründen wie matthias sammer am vergangenen wochenende kommentiere ich dies bewusst nicht....

Verfasst: 15.02.2005, 09:51
von moulegou
Tolkien hat geschrieben: Der SIG schreibt weiter, dass eine ausgewogenere Haltung es der Schweiz erlaubt hätte, im Friedensprozess « eine ihrer Tradition besser entsprechende Rolle zu spielen » .
Der SIG scheint derselben Fehleinschätzung zu verfallen wie unsere planlose Bundesräten selbst. Die Schweiz hat in diesem weltpolitisch so bedeutenden Konflikt überhaupt kein Gewicht und kann deshalb auch keine Rolle spielen.

Verfasst: 15.02.2005, 10:08
von Golega
moulegou hat geschrieben:Der SIG scheint derselben Fehleinschätzung zu verfallen wie unsere planlose Bundesräten selbst. Die Schweiz hat in diesem weltpolitisch so bedeutenden Konflikt überhaupt kein Gewicht und kann deshalb auch keine Rolle spielen.
Das ebensokleine Norwegen hatte jedenfalls Einfluss und auch die Genfer Initiative hat einen Nutzen, indem das Friedensziel weiterhin hochgehalten wurde. Dass Micheline am Grab von Arafat einen Kranz niederlegte, finde ich auch völlig übertrieben. Jetzt wird ja klar, dass er das grösste Hindernis zu friedlichen Lösungen war, und ein korrupter autoritärer Diktator.

Verfasst: 15.02.2005, 10:30
von moulegou
Golega hat geschrieben:Das ebensokleine Norwegen hatte jedenfalls Einfluss und auch die Genfer Initiative hat einen Nutzen, indem das Friedensziel weiterhin hochgehalten wurde (...)
Die Norweger hatten ein sehr viel besseres Beziehungsnetz, vor allem in den halt doch so wichtigen USA.

Klar standen dort damals auch der Diplomatie eher zugeneigte Gesprächspartner zur Verfügung, aber um überhaupt mal ein geringfügiges Interesse wecken zu können, sollte man nicht schon von vorne herein unter einer angeschlagenen Reputation leiden. Nur dies ist jedoch, zurecht oder zuunrecht, unser Problem.

Und einen wirklichen Nutzen entfaltet eine Inititative dann, wenn sie umgesetzt wird. Bei der Intitiative von Genf ist die Wahrscheinlichkeit dafür allerdings kleiner als dass die Palästinenser zuvor ihren eigenen Planeten besiedeln.

Verfasst: 15.02.2005, 10:31
von Tolkien
Jetzt wird ja klar, dass er das grösste Hindernis zu friedlichen Lösungen war, und ein korrupter autoritärer Diktator.
... der den Friedensnobelpreis ergaunert hat, das Existenzrecht Israels aus Selbstsucht anerkannt hat und aus Taktik in den Verträgen von Oslo zustimme, einen zugstimmte, einen Palästinenserstaat auf 23 % des historischen Palästinas zu errichten. :rolleyes: Jede Medaille hat 2 Seiten, es lohnt sich - so traurig und korrupt Arafat in den letzten Jahren war - auch Sharons Rolle in der Sache anzusehen.

Aber lassen wir die alte Debatte besser. :mad:

Verfasst: 15.02.2005, 11:39
von Cheerio
Mätzli hat geschrieben:Herr Singers Meinung interessiert mich nicht. Er ist Politiker, Geldbeschaffer, Lobbyist, aber kein Historiker.

Wäre er es, dann sähe er die Zahlen der Geretteten/ nicht Geretteten, gerade als Amerikaner in anderen Dimensionen. Hier die Fakten:

Umzingelte Schweiz: 200'000 gerettete Menschen semitischen Glaubens

Freies, unabhängiges, tolles Amerika: 30'000 gerettete Menschen semitischen Glaubens, wobei vollbesetzete Flüchtlingsschiffe noch im Hafen von New York wieder zurückgeschickt wurden. That was a crime, Mr. Singer!!!!

Darüber verliert Herr Singer, der Amerikaner, natürlich kein Wort. Deshalb ignoriere ich diesen Menschen, so gut es geht.
BITTE UM EINE QUELLENANGABE?