Auf Neuland die grosse Chance nutzen
DER SCHWEIZER MEISTER FC ZÜRICH VOR DEM RÜCKSPIEL AUF SALZBURGER KUNSTRASEN

Champions-League-Routiniers. Salzburgs Alexander Zickler (l.) und Zürichs Hannu Tihinen. Foto Keystone
HANSJÖRG SCHIFFERLI
Mit einem 2:1-Vorsprung und reellen Aussichten aufs Weiterkommen geht der FCZ ins Rückspiel der 2. Qualifikationsrunde zur Champions League.
Der FCZ war am vergangenen Mittwoch auf dem Hardturm unbestritten die bessere Mannschaft. Aber er nutzte dies nur zu einem 2:1 gegen Österreichs Millionenteam Red Bull Salzburg; und deshalb stehen die Chancen für einen Platz in der 3. Runde der Qualifikation zur Champions League gegen Valencia und - vor allem - in der Hauptrunde des Uefa-Cups weiterhin bei 50:50. Entschieden wird diese Frage heute im EM-Stadion Wals-Siezenheim, neuerdings «Bullen-Arena» genannt, mit seinem Kunstrasen.
Es treffen Salzburger und ihr prominentes Trainerduo Giovanni Trapattoni/Lothar Matthäus, die nach den Millioneninvestitionen ihres Vereinsbesitzers Dietrich Mateschitz unter sehr konkretem Erfolgsdruck stehen, auf Zürcher, die spielerisch zwar eindeutig besser sind, aber auch jünger, und die erstmals eine Aufgabe dieser Bedeutung zu lösen haben.
Tihinens Erfahrung. Oder anders gesagt: Für Salzburg verteidigt der 36-jährige Deutsche Thomas Linke und stürmt sein 32-jähriger Landsmann Alexander Zickler. Die beiden gewannen 2001 mit Bayern München die Champions League. Auf der andern Seite stehen zehn Zürcher mit einem Durchschnittsalter von 23,1 Jahren und der 30-jährige Finne Hannu Tihinen, der als einziger Champions-League-Erfahrung hat. Aber er kam in den vergangenen drei Saisons mit Anderlecht nie über die Vorrunde hinaus.
In Helsinki, bei West Ham United, Viking Stavanger in Norwegen und dann vier Jahre beim belgischen Rekordmeister hat Tihinen gespielt. Und in Finnlands Nationalteam ist er seit Jahren neben Liverpools Sami Hyypiä im Abwehrzentrum gesetzt. Bei Anderlecht war er, «der Eisberg» genannt, Publikumsliebling. Aber allmählich gefiel ihm und seiner vierköpfigen Familie Belgiens Hauptstadt nicht mehr, weshalb er sich, als sein Vertrag auslief, nach einem neuen Klub umsah. In Leverkusen galt er schon als Nachfolger Jens Nowotnys, dann aber unterschrieb er bis 2009 beim FCZ.
Dort soll er jenen Mann ersetzen, der die Zürcher mit seinem einzigen Tor, mit dem 2:1 in Basel, zum Meister machte. Iulian Filipescu verteidigt jetzt für den MSV Duisburg in der 2. Bundesliga; Tihinen ist, weil mit dem Training noch in Rückstand, «noch nicht zu 100 Prozent da», wie Trainer Lucien Favre sagt. Dennoch wirkt er schon gut integriert, auch menschlich; mit seiner Art, auf die Leute zuzugehen, die sich doch von jener seines Vorgängers aus Rumänien unterscheidet. Mit seinen 1,90 m Grösse ist er ein Kopfballspezialist, allerdings in den Zweikämpfen am Boden weniger wendig als andere.
Keita zieht es weg. Der Mann im Blickpunkt ist in Salzburg allerdings nicht Tihinen, sondern Alhassane Keita, der kleine Stürmer aus Guinea. Als jener, der Salzburgs Verteidiger in Zürich schwindlig dribbelte, mit seinem Foul an Jorge Vargas und Aktionen, die von den Österreichern als «Provokationen» empfunden wurden, aber auch negativ auffiel.
Für die Führung des FCZ ist er aber auch deshalb regelmässig ein Thema, weil er immer wieder den Wunsch hat, den Verein zu verlassen. So ist es auch jetzt wieder, da eine Anfrage aus Saudi-Arabien vorliegt. Als «relativ klein» sieht denn auch FCZ-Sportchef Fredy Bickel die Wahrscheinlichkeit, dass Keita noch bis Ende Jahr für die Zürcher spielt. Bis Ende August werde «zwar nichts passieren», dann aber, wenn die Transferzeit zu Ende geht, womöglich schon. «Bei ihm weiss man nie», sagt Bickel noch, «aber allmählich ist der Zeitpunkt da, dass er geht.» Vielleicht eben Ende August, vielleicht auch nicht, weil internationale Spiele mit dem FCZ auch eine Verlockung sein könnten.
So gesehen kann das Ergebnis von heute auch für Keita eine Bedeutung haben. Denn scheitert der FCZ gegen Salzburg, ist für ihn die Europacup-Saison zu Ende. Spielt die Mannschaft wie zuhause, siehts allerdings gut aus für sie. Nicht mal der Salzburger Kunstrasen muss ein Nachteil sein. Zum einen bereitete sich der FCZ mit zwei Trainings in Bern einschlägig vor.
Zum andern haben die Salzburger ihre ersten vier Pflichtspiele der Saison auswärts bestritten. Erst am Sonntag, nach dem 1:1 gegen Meister Austria in Wien, begannen sie wieder auf dem Kunstrasen zu trainieren; für die Neuen in ihrem Team, und das ist die Hälfte der Startelf, wird das Geläuf also genauso Neuland sein wie für die Zürcher.
Voraussichtliche Aufstellungen
EM-Stadion Wals-Siezenheim. - SR Vink (Ho). - Spielbeginn: 20.15.
Salzburg: Ochs; Bodnar, Vargas, Linke, Dudic; Tiffert, Carboni, Kovac, Jezek; Vonlanthen; Zickler. - Es fehlt der gesperrte Aufhauser.
FCZ: Leoni; Stahel, Tihinen, Von Bergen, Schneider; Margairaz, Dzemaili, Inler, César; Raffael, Keita.