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Verfasst: 04.03.2013, 10:28
von Soriak
cantona hat geschrieben:Meiner Meinung nach geht es sicher nicht darum handelsübliche Termingeschäfte zu verbieten. Dass es bei diesen Geschäften zwei Parteien mit je verschiedenen Erwartungen gibt ist logisch, treibt aber die Nahrungsmittelpreise nicht in die Höhe.
Es geht darum Aussenstehende, die nichts mit dem direkten Handel von Nahrungsmitteln zu tun haben, sich in das Geschehen einmischen und je nach Marktsituation z.B. stark in Getreide investieren, d.h. einen grossen Teil des Weltbestandes an Getreide kaufen.
Mein Punkt ist eben, dass der Kaeufer eines solchen Termingeschaeftes immer ein Spekulant ist. Schliesslich wuerde er den Vertrag nicht abschliessen, wenn er glauben wuerde, die Preise wuerden runter gehen. Dass er nebenbei noch in der Verarbeitung taetig ist, ist fuer den Markt der Termingeschaefte doch vollkommen egal.

Angenommen, ein reiner Spekulant erhaelt den Zuschlag. Nun wird dieser - spaetestens zum Zeitpunkt der Lieferung - das Getreide weiterverkaufen muessen. Schliesslich kann/will er das ja nicht ewig lagern (das ist teuer). Spaetestens dann wird der Spotpreis entscheident sein. Wenn er (oder ein vorheriger Besitzer) also vorher den Preis in die Hoehe getrieben hat, verliert er jetzt Geld. Denn niemand zahlt mehr fuer das Termingeschaeft als fuer den Spotpreis. Und diesen kann man nicht ohne massive Lagerkapazitaeten beeinflussen (dann braucht man aber auch kein Termingeschaeft).
Es geht darum Aussenstehende, die nichts mit dem direkten Handel von Nahrungsmitteln zu tun haben, sich in das Geschehen einmischen und je nach Marktsituation z.B. stark in Getreide investieren, d.h. einen grossen Teil des Weltbestandes an Getreide kaufen. Dadurch verknappt sich die zu verkaufende Menge, wodurch die Preise in die Höhe getrieben werden.

Es treibt die Preise fuer Lieferungen in der Zukunft nach oben, wovon die Bauern heute profitieren. Aber wenn diese Lieferungen faellig sind, dann entscheidet wiederum der Spotpreis. Denn wenn es z.B. keinen Ernteausfall gab, dann ist das Angebot eben gross... und der Spekulant verliert Geld.

Die Preise sind in letzter Zeit wegen vielen Ernteausfaellen gestiegen. Und ja, darauf haben gewisse Leute spekuliert - und vielleicht haben sich auch einige Versicherungen ueber solche Vertraege abgesichert. (Man macht Geld mit den futures und zahlt Schadenssummen aus.) Aber die Kosten sind nicht Folge von Spekulation, sondern Folge des Klimawandels.

Futures Produkte helfen eben gerade, sich auf solche Maengel vorzubereiten. Wenn viele Marktteilnehmer eine Knappheit erwarten, treiben sie den Preis fuer zukuenftige Lieferungen in die Hoehe. Das schafft Anreize, heute mehr zu pflanzen und z.B. in Duenger und Pestizide zu investieren. Man kann den Ertrag dann ja zu einem sicheren Preis absetzen. Ergo erhoeht sich die Menge an Nahrungsmitteln, die in der Zukunft vorhanden sein wird. Zur Erinnerung: wir haben global eine Ueberproduktion von Nahrungsmitteln - lediglich die Verteilung ist ein Problem. Es ist also nicht so, als ob jeder prinzipiell so viel produziert, wie er nur kann. Das gibt es in der Schweiz als Sonderfall, weil man die Ueberproduktion trotzdem absetzen kann, ohne den Markt zu beeinflussen (also sie wird einfach vernichtet).

Für uns im Westen sind diese Preisänderungen als Endabnehmer nicht wirklich von Bedeutung, aber für leute in Entwicklungsländern schon. Auch in den Entwicklungsländer schauen die Leute darauf, wie sie am besten zu viel Geld kommen. Wenn Investoren mehr für das Getreide zahlen als der örtliche Bäcker, dann leidet später das ganze Dorf darunter. Das verwerfliche daran ist einfach, dass die Investoren das nur des Geldes wegen machen, viele Menschen aber stark darunter leiden, wenn es nicht sogar eine Hungersnot gibt.

Also Nahrungsmittel werden sowieso aus Laendern exportiert, in denen Hungersnot herrscht. Das gibt es auch dort, wo keine futures gehandelt werden. (Zeig mir mal ein Entwicklungsland, in dem es einen futures Markt gibt. Das Fehlen solcher Maerkte und von Versicherungsprodukten ist wohl gerade ein Grund, warum dort alle paar Jahre wieder die Existenzgrundlage ausgeloescht wird, und ergo niemand langfristig investieren kann.)

Ja, es gab Versuche diese Exporte zu verhindern. Nein, das hat nicht geholfen: wenn ein Bauer seine Produkte nicht gewinnbringend absetzen kann, pflanzt er eben weniger an. Wohl nicht der gewuenschte Effekt.
rethabile hat geschrieben:es geht darum, dass es völllig unnötig ist, dass eine sojaladung, welche südamerika verlässt, auf der überfahrt nach europa sechs mal den besitzer wechselt und jeder dieser wixxxxer einen gewinn einstreicht. oder kannst du mir erklären, warum wir das als gesellschaft zulassen sollten?

Ich bestreite eben genau, dass dies den Preis nach oben treibt. Angenommen, heute kommen dutzende Spekulanten und treiben den Preis von Getreide mit Liefertermin in 6 Monaten in die Hoehe. 6 Monate spaeter werden diese Leute massiv Geld verloren haben: denn der Spotpreis wird unter dem liegen, was fuer die Futures bezahlt wurde. Futures sind ein Nullsummenspiel - also macht es gar nichts aus, wie viel mal ein solcher contract den Besitzer wechselt.



Verfasst: 04.03.2013, 10:40
von Soriak
Nur so als Beispiel: http://www.risk.net/asia-risk/feature/2 ... activities

Extreme Wetterverhaeltnisse haben zu grossen Ernteausfaellgen gefuehrt.
Drought in north-east China, combined with floods in Australia, has driven the volatility of wheat prices dramatically higher during the past few months. And wheat is not the only soft commodity whose price volatility is causing problems for market participants.

Severe flooding in Australia late last year reportedly left parts of the country the size of France and Germany combined under water. Meanwhile, droughts in Russia last summer and more recently in the major wheat-growing regions of north-east China, has led to concerns about a global shortfall of high-protein wheat, with wheat prices climbing to their highest level since August 2008 in Chicago and to an all-time record of 3,100 yuan ($471) per tonne on the Zhengzhou Commodity Exchange in China.
(Nebenbei: kurz darauf folgten Artikel darueber, wie Spekulanten die Preise in die Hoehe treiben. In diesen hetzerischen Artikeln wird nichts von Ernteausfaellen erwaehnt... und die zwei kurzen Paragraphen, die ich hier kopiert habe, sind nur Teil der Ausfaelle. Die USA, als grosser Lieferant, waren z.B. auch betroffen.)

Dann folgt eine Beschreibung, wie Banken und Firmen im Agrarbereich darauf reagieren - unter anderem auch, wie sie mit Verboten in China umgehen.
As with other leading banks in the softs business, Standard Chartered offers linear and non-linear OTC products tailored to meet the hedging needs of its clients – be they animal feed producers in north Asia or palm oil plantations in South-east Asia. Moreover, Ashish Mittal, Singapore-based global head of commodity sales at Standard Chartered Bank, says the bank is also helping clients meet their liquidity needs related to commodity positions.

This is a problem also highlighted by Romain Ravel, vice-president agricultural commodities derivatives trading at JP Morgan, who is based in Singapore. Ravel says while most opportunities exist in China and India in terms of helping clients meet their hedging needs, the restrictions in accessing the onshore market poses a significant challenge. There are also legal obstacles and currency convertibility issues, other dealers say.


As a result, the risks related to soft commodity physical – where natural offsets cannot be found – and derivatives transactions tends to be managed using relevant futures and options markets on international markets, such as the CME Group, Ice Futures and Nyse Euronext’s Liffe unit.


“This is done by hedging all physical trades with a corresponding futures contract,” says Singapore-based Sameer Patil, vice-president of risk management at Olam International, a supply chain manager of agricultural products and food ingredients. “We manage the risk of price changes through hedging our purchases in the futures markets and in the case of non-futures traded products, by making forward sales to reliable counterparties.


“For example, when a physical quantity of a product is bought, we would sell the equivalent quantity of futures. When a product is sold to the ultimate customer on a fixed price basis, we would buy back the futures sold earlier to close the hedge. The basis or spread risk for futures traded products, which is a small subset of the outright price risk, is controlled through exposure limits on size and tenor,” Patil says.


In addressing margin call concerns, Patil says, “The margin call or cashflow risk involved in risk management hedging is mitigated by the use of options for some part of the hedging.”
Sind Palmoelproduzenten nun Spekulanten oder nicht? Was mit Herstellern von Tierfutter? Duerfen die weiter handeln?

Mein Problem ist eben, dass die Initianten der Initiative nichts von diesem Markt verstehen. Sie glauben einfach mal da reinfummeln zu muessen, und irgendwie kommt es schon so, wie sie sich das vorstellen.

Das sollte einem doch zu denken geben.

Verfasst: 04.03.2013, 11:13
von Pro Sportchef bim FCB
Soriak hat geschrieben: Sie glauben einfach mal da reinfummeln zu muessen, und irgendwie kommt es schon so, wie sie sich das vorstellen.
Das hat dann auch einen Namen...

Verfasst: 04.03.2013, 12:46
von PadrePio
[quote="Pro Sportchef bim FCB"]Ich schätze 10% der Ja Stimmer haben wirklich gelesen um was es ging.

und 100% der Nein Stimmer waren bestens informiert :o

Verfasst: 04.03.2013, 12:47
von PadrePio
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Ich schätze 10% der Ja Stimmer haben wirklich gelesen um was es ging.
und 100% der Nein Stimmer waren bestens informiert :o

Verfasst: 04.03.2013, 13:06
von Fahneschwänker
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Das hat dann auch einen Namen...
Bspw. "Rettet-die-Welt-Initiative"

Verfasst: 04.03.2013, 13:09
von Tsunami
Jetzt wurde die Initiative grandios angenommen! Gut so!
Und was macht der Laveri Levrat? Er will da gleich noch weiss der Teufel alles noch mit reinpacken! Der war wieder einmal unter jeder Kanone! Na ja, man weiss ja, dass er aus der Schweiz einen Kommunistenstaat machen will.
Nur gut, konnte ihm der FDP Präsident klar machen, wie der Staat funktionniert. Er hat von allen Präsidenten den mit Abstand besten Eindruck gemacht. Endlich wieder mal ein FDP Präsi, der auch die FDP Werte vertritt!

Verfasst: 04.03.2013, 13:33
von Pro Sportchef bim FCB
Minder ist ja schon ein ganz lustiger Kauz:
http://www.blick.ch/news/politik/svpler ... 24717.html
Seit heute steht nämlich folgender Satz in der Bundesverfassung: «Die Pensionskassen stimmen im Interesse ihrer Versicherten ab und legen offen, wie sie gestimmt haben
Heute würden Pensionskassen, welche Aktien bei unzähligen Firmen besitzen, ihr Stimmrecht oftmals dem Verwaltungsrat delegieren, so Motionär Aeschi. Neu müssen sie sich aber aktiv darum bemühen, im Interesse ihrer Versicherten abzustimmen.
Die Anliegen der Versicherten herauszufinden sei für die Pensionskassen praktisch ein Ding der Unmöglichkeit, beklagt sich Wirtschaftspolitiker Aeschi.

Thomas Minder hält nicht viel von Aeschis Vorstoss: «Das hat nichts mit der Initiative und schon gar nicht mit deren Umsetzung zu tun».
Kennt er denn den eigenen Initiativtext nicht mehr?!

Verfasst: 04.03.2013, 15:28
von hanfueli
in der baz war vor einigen wochen ein artikel über eine sehr umfangreiche und langfristige studie einer deutschen Universität über die Auswirkungen von Spekulationen auf die Marktpreise. ich weiss leider nicht mehr von welcher uni und finde auch mit google nichts. hat das sonst noch jemand gelesen? Würde mich interessieren, was deren Schlussfolgerung ist.
Sicher ist nur, dass (egal ob wir es nun verbieten oder nicht) nicht wir die Konsequenzen tragen. Deshalb ist es für uns ein leichtes, moralisch die Welt zu retten.

Verfasst: 04.03.2013, 16:05
von SeBaselOnMyRhein
hanfueli hat geschrieben:in der baz war vor einigen wochen ein artikel über eine sehr umfangreiche und langfristige studie einer deutschen Universität über die Auswirkungen von Spekulationen auf die Marktpreise.
Immer diese bösen Spekulanten. ;) Die Linken scheinen nicht zu verstehen, das praktisch jedem Spekulanten der einen Gewinn einfährt auch ein Spekulant (armes Schwein) gegenübersteht, der schlaflose Nächte durchlebt, heimlich ins Kissen weint, Stress mit "der Alten" bekommt oder sich am liebsten vom Balkon stürzen würde.

Ungerecht ist nicht die Spekulation - die ist so alt wie die Menschheit und ist sogar sehr hilfreich - ungerecht wird es meistens, wenn der Staat (oder die Nationalbank) einzelnen Marktteilnehmern (bzw. einzelnen Spekulanten) aus der Patsche hilft und sie in irgend einer Form bevorteilt (siehe Bankenrettung in Euro-Krise).

Verfasst: 04.03.2013, 16:16
von SubComandante
SeBaselOnMyRhein hat geschrieben:Immer diese bösen Spekulanten. ;) Die Linken scheinen nicht zu verstehen, das praktisch jedem Spekulanten der einen Gewinn einfährt auch ein Spekulant (armes Schwein) gegenübersteht, der schlaflose Nächte durchlebt, heimlich ins Kissen weint, Stress mit "der Alten" bekommt oder sich am liebsten vom Balkon stürzen würde.

Ungerecht ist nicht die Spekulation - die ist so alt wie die Menschheit und ist sogar sehr hilfreich - ungerecht wird es meistens, wenn der Staat (oder die Nationalbank) einzelnen Marktteilnehmern (bzw. einzelnen Spekulanten) aus der Patsche hilft und sie in irgend einer Form bevorteilt (siehe Bankenrettung in Euro-Krise).
Oh Mann, red doch nicht so einen Stuss. Wenn in Tunesien plötzlich der Weizen das doppelte kostet, weil durch die Spekulation der Preis verdoppelt wurde, sind nicht ein paar Spekulanten am Rumheulen, sondern Hunderte von Millionen weltweit am Hungern. Oder was einer der Auslöser der Nordafrikanischen Revolutionen? Also nicht der Grund, nur das, was das quäntchen zuviel war?

Verfasst: 04.03.2013, 16:58
von Pro Sportchef bim FCB
SubComandante hat geschrieben:Wenn in Tunesien plötzlich der Weizen das doppelte kostet, weil durch die Spekulation der Preis verdoppelt wurde, sind nicht ein paar Spekulanten am Rumheulen, sondern Hunderte von Millionen weltweit am Hungern.
Mich würde vorallem der fett markierte Teil interessieren, wie konnte man dies genau belegen?

Verfasst: 04.03.2013, 17:04
von SubComandante
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Mich würde vorallem der fett markierte Teil interessieren, wie konnte man dies genau belegen?
Ist Google kaputt? Sollte doch leicht zu finden sein. Habe aber keine Zeit/Lust dafür jetzt...

Verfasst: 04.03.2013, 17:18
von Soriak
SubComandante hat geschrieben:Ist Google kaputt? Sollte doch leicht zu finden sein. Habe aber keine Zeit/Lust dafür jetzt...
Gibt bestimmt viele Zeitungsartikel, die das behaupten. Aber ein kausaler Link wird schwer/unmoeglich zu finden sein. Paul Krugman (bestimmt kein konservativer Oekonom) hat vor ein paar Jahren gut aufgezeigt, warum Spekulanten den Benzinpreis nicht nach oben treiben.

Es ist einfach so, dass mehr in futures gesteckt wird, wenn man davon ausgeht, dass dort starke Schwankungen entstehen werden. Wenn diese Schwankungen dann kommen, dann nicht weil in die Futures investiert wurde. Solche Investitionen fuehren nicht zu Duerren und Fluten.

Verfasst: 04.03.2013, 17:22
von hanfueli
SubComandante hat geschrieben:Ist Google kaputt? Sollte doch leicht zu finden sein. Habe aber keine Zeit/Lust dafür jetzt...
Es gibt auf Google so viele verschiedene Meinungen zu dem Thema, wie es Internetseiten gibt. Jeder sieht das, was er sehen will.
FAZ.net hat geschrieben:Ob Spekulationen mit Nahrungsmitteln die Preise für die Produkte in armen Ländern nach oben treiben, ist in der Wissenschaft allerdings umstritten. Eine Übersicht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg über die Forschungsarbeiten zu dem Thema kommt zu dem Schluss, dass die Zunahme der Finanzspekulationen nicht zu einem höheren Preisniveau bei Agrarprodukten geführt habe. Auch die Schwankungen der Preise seien hierauf nicht zurückzuführen. Dafür seien eher realwirtschaftliche Faktoren verantwortlich.

Verfasst: 04.03.2013, 17:53
von SeBaselOnMyRhein
Natürlich gibt es auch manchmal übertriebene Preisschwankungen bei den Rohstoffen die für viele Leute unangenehm sein können, aber allermeistens gibt es halt auch rationale Gründe für die vorherrschende Preisentwicklung (Bsp. Abwertung des Dollars, Gelddruckerei der Nationalbanken, Konflikte, Unwetter etc.).

Ein hoher Preis für Agrarrohstoffe ist übrigens mittelfristig/langfristig das beste Mittel, um eine ausreichende Versorgung in Zukunft zu garantieren. Kann es jetzt nicht beweisen und ich kenne auch keine entsprechende Studie, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass gerade die Entwicklungs- und Schwellenländer am meisten unter anhaltend tiefen Rohstoffpreisen leiden.

Wer die Spekulation und damit die Preisfindung an den Märkten einschränken will, der Tut der Menschheit keinen Gefallen. Auch die Märkte und Spekulanten machen die Welt nicht perfekt, aber die Einmischungen welche sich die Sozialisten und die Staatsgläubigen vorstellen, machen alles mit Garantie (!) viel schlechter.
Der Dateianhang 93bba616599b13257754a9116a8f5926_image_document_large_featured_borderless.jpg existiert nicht mehr.

Verfasst: 04.03.2013, 18:00
von team17
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Minder ist ja schon ein ganz lustiger Kauz:
http://www.blick.ch/news/politik/svpler ... 24717.html



Kennt er denn den eigenen Initiativtext nicht mehr?!
Wenn du richtig zitieren würdest, wäre da überhaupt kein Wiederspruch vorhanden. Der Vorstoss dass man zukünftig die Pensionskasse frei wählen können sollte, hat wirklich nichts mit der Initiative zu tun.

Verfasst: 04.03.2013, 18:05
von cantona
@ SeBaselOnMyRhein

Wenn das von dir kommt, muss es ja fast etwas gutes für mich bedeuten.

Nachdem was ich jetzt in diesem Faden von dir gelesen habe, denke ich aber trotzdem nicht, dass du ein solches Urteil über mich fällen kannst.

Verfasst: 04.03.2013, 18:31
von cantona
Soriak hat geschrieben:Mein Punkt ist eben, dass der Kaeufer eines solchen Termingeschaeftes immer ein Spekulant ist. Schliesslich wuerde er den Vertrag nicht abschliessen, wenn er glauben wuerde, die Preise wuerden runter gehen. Dass er nebenbei noch in der Verarbeitung taetig ist, ist fuer den Markt der Termingeschaefte doch vollkommen egal.

Angenommen, ein reiner Spekulant erhaelt den Zuschlag. Nun wird dieser - spaetestens zum Zeitpunkt der Lieferung - das Getreide weiterverkaufen muessen. Schliesslich kann/will er das ja nicht ewig lagern (das ist teuer). Spaetestens dann wird der Spotpreis entscheident sein. Wenn er (oder ein vorheriger Besitzer) also vorher den Preis in die Hoehe getrieben hat, verliert er jetzt Geld. Denn niemand zahlt mehr fuer das Termingeschaeft als fuer den Spotpreis. Und diesen kann man nicht ohne massive Lagerkapazitaeten beeinflussen (dann braucht man aber auch kein Termingeschaeft).


Es treibt die Preise fuer Lieferungen in der Zukunft nach oben, wovon die Bauern heute profitieren. Aber wenn diese Lieferungen faellig sind, dann entscheidet wiederum der Spotpreis. Denn wenn es z.B. keinen Ernteausfall gab, dann ist das Angebot eben gross... und der Spekulant verliert Geld.

Die Preise sind in letzter Zeit wegen vielen Ernteausfaellen gestiegen. Und ja, darauf haben gewisse Leute spekuliert - und vielleicht haben sich auch einige Versicherungen ueber solche Vertraege abgesichert. (Man macht Geld mit den futures und zahlt Schadenssummen aus.) Aber die Kosten sind nicht Folge von Spekulation, sondern Folge des Klimawandels.

Futures Produkte helfen eben gerade, sich auf solche Maengel vorzubereiten. Wenn viele Marktteilnehmer eine Knappheit erwarten, treiben sie den Preis fuer zukuenftige Lieferungen in die Hoehe. Das schafft Anreize, heute mehr zu pflanzen und z.B. in Duenger und Pestizide zu investieren. Man kann den Ertrag dann ja zu einem sicheren Preis absetzen. Ergo erhoeht sich die Menge an Nahrungsmitteln, die in der Zukunft vorhanden sein wird. Zur Erinnerung: wir haben global eine Ueberproduktion von Nahrungsmitteln - lediglich die Verteilung ist ein Problem. Es ist also nicht so, als ob jeder prinzipiell so viel produziert, wie er nur kann. Das gibt es in der Schweiz als Sonderfall, weil man die Ueberproduktion trotzdem absetzen kann, ohne den Markt zu beeinflussen (also sie wird einfach vernichtet).


Also Nahrungsmittel werden sowieso aus Laendern exportiert, in denen Hungersnot herrscht. Das gibt es auch dort, wo keine futures gehandelt werden. (Zeig mir mal ein Entwicklungsland, in dem es einen futures Markt gibt. Das Fehlen solcher Maerkte und von Versicherungsprodukten ist wohl gerade ein Grund, warum dort alle paar Jahre wieder die Existenzgrundlage ausgeloescht wird, und ergo niemand langfristig investieren kann.)

Ja, es gab Versuche diese Exporte zu verhindern. Nein, das hat nicht geholfen: wenn ein Bauer seine Produkte nicht gewinnbringend absetzen kann, pflanzt er eben weniger an. Wohl nicht der gewuenschte Effekt.
"Spekuliert" wird ja nicht nur mit "einfachen" Futures, sondern oft mit hochkomplexen Derivaten, die bis zu 90% OTC gehandelt werden. Off the Counter heisst, dass praktisch keine Kontrolle über die Erfüllung der Kontrakte herrscht, es gibt keine Clearingpflicht. Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Handel mit Derivaten, ich habe das selbst schon oft genug gemacht, natürlich im kleinen Stil. Der Punkt ist einfach, dass die meisten Leute die mit Derivaten handeln, sei es mit Swaps, Futures oder Optionen überhaupt kein Interesse an der Ware an sich haben. Als ich nach Fukushima einen Call auf Solarworld gekauft habe, hat mich das Produkt dahinter doch nicht interessiert und schon gar nicht hatte ich auch nur die geringste Absicht darauf ein Produkt der Firma zu kaufen. Es lag einfach auf der Hand, dass die Aktien ein paar Wochen lag durch die Decke gehen wird um danach irgendwann zurück in den Normalzustand zu sinken (in diesem Fall noch tiefer). Aber von diesen Solarprodukten war ja nicht das Leben von Menschen abhängig. Das ist für mich der Konflikt an der Sache.
Die grossen Firmen, die mit Derivaten handeln machen das nur um Profit zu machen. Klar verlieren sie da auch mal, aber grundsätzlich ist da alles "dreifach" abgesichert. Da sitzen im Normalfall keine Männer Zuhause und flennen, wie SeBaselonmyRhein meint. Es gibt bestimmte reale Ausgangslagen, die die Analysten dazu verleiten Empfehlungen zu einer massiven kurzfristigen Investition in Nahrungsmittel herauszugeben, wodurch die Preise nach oben ausschlagen und das trifft schlicht und einfach die Ärmsten auf dieser Welt.
Aber klar, für Agrarfirmen oder halt grössere Farmer und deren Abnehmer ist der Handel mit Futures extrem wichtig. Die spekulieren da natürlich auch, weil sie mit einer gewissen Ausgangslage rechnen und darauf wetten und ja, das kann natürlich auch böse ausgehen. Aber sie machen das, weil sie Interesse am Produkt haben und nicht weil sie nur einen massiven Gewinn einstreichen wollen. Das ist für mich eine komplett andere Intention.
Es geht mir grundsätzlich nur darum, dass nicht aus reiner Gewinnabsicht mit einer Ware spekuliert ist, von welcher das Leben von Millionen von Menschen abhängt. Der Rest kann von mir aus gerne so bleiben.

Verfasst: 04.03.2013, 18:47
von SeBaselOnMyRhein
cantona hat geschrieben: Es lag einfach auf der Hand, dass die Aktien ein paar Wochen lag durch die Decke gehen wird um danach irgendwann zurück in den Normalzustand zu sinken (in diesem Fall noch tiefer). Aber von diesen Solarprodukten war ja nicht das Leben von Menschen abhängig. Das ist für mich der Konflikt an der Sache. .
Hätte auch schief gehen können. Ausserdem war derjenige welcher Dir die Calls verkauft hat glücklich darüber - aus welchen Gründen auch immer - dass Du ihm die Calls abgekauft hast.
cantona hat geschrieben:Die grossen Firmen, die mit Derivaten handeln machen das nur um Profit zu machen. Klar verlieren sie da auch mal, aber grundsätzlich ist da alles "dreifach" abgesichert. .
cantona hat geschrieben:Es geht mir grundsätzlich nur darum, dass nicht aus reiner Gewinnabsicht mit einer Ware spekuliert ist, von welcher das Leben von Millionen von Menschen abhängt. Der Rest kann von mir aus gerne so bleiben.
Tut mir Leid aber Du bestätigst gerade, dass Du von Marktwirtschaft keine Ahnung hast.

Verfasst: 04.03.2013, 18:50
von cantona
hanfueli hat geschrieben:Es gibt auf Google so viele verschiedene Meinungen zu dem Thema, wie es Internetseiten gibt. Jeder sieht das, was er sehen will.
Das ist sicher so. Der Einfluss von Derivaten ist nicht wirklich belegbar, aber Indizien dafür gibt es schon. Habe jetzt gerade aber auch kein Link dazu.

Verfasst: 04.03.2013, 18:55
von cantona
SeBaselOnMyRhein hat geschrieben:Hätte auch schief gehen können. Ausserdem war derjenige welcher Dir die Calls verkauft hat glücklich darüber - aus welchen Gründen auch immer - dass Du ihm die Calls abgekauft hast.
Tut mir Leid, aber Du bestätigst gerade, dass Du von Marktwirtschaft keine Ahnung hast.
Zu dem Zeitpunkt als er sie verkauft hat sicher.

Soll ich jetzt dein Dumpfbacken Gelabere von oben auseinander nehmen, oder beschreibst du mir was die beiden Zitate mit "keine Ahnung von Marktwirtschaft" zu tun haben?

Verfasst: 04.03.2013, 19:07
von SeBaselOnMyRhein
cantona hat geschrieben: Soll ich jetzt dein Dumpfbacken Gelabere von oben auseinander nehmen, oder beschreibst du mir was die beiden Zitate mit "keine Ahnung von Marktwirtschaft" zu tun haben?
Kannst Du ja mal machen.

Verfasst: 04.03.2013, 19:57
von cantona
SeBaselOnMyRhein hat geschrieben: Ein hoher Preis für Agrarrohstoffe ist übrigens mittelfristig/langfristig das beste Mittel, um eine ausreichende Versorgung in Zukunft zu garantieren. Kann es jetzt nicht beweisen und ich kenne auch keine entsprechende Studie, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass gerade die Entwicklungs- und Schwellenländer am meisten unter anhaltend tiefen Rohstoffpreisen leiden.
Es geht nicht um darum, dass tiefe Rohstoffpreise sehr gut für Entwicklungsländer wären. Das Problem sind die grossen Schwankungen der Rohstoffpreise. Viele Entwicklungsländer sind stark abhängig von wenigen Rohstoffen, da deren Export 40%, oder sogar noch mehr, der eingenommenen Devisen ausmachen. Der Preis sollte meiner Meinung nach nicht hoch sein, sondern in einem normalen Bereich. Durch die Schwankungen werden die Einnahmen der Entwicklungsländer extrem schwer kalkulierbar. Klar liegt der Ursprung der Preisschwankungen nicht an der Spekulation, sondern an Umwelt, Geldmarkt etc. wie du geschrieben hast. Ich sage, das die Spekulation aber seinen Teil dazu beiträgt.

Beispiel: USA, katastrophale Ernte aufgrund von Klima ---> Preise steigen. Aber: Die Getreidevorräte in der Welt sind gleich geblieben oder sogar gestiegen. Irgendein Einfluss muss es da doch geben, oder nicht? In diesem Sommer sind Spekulationen mit Nahrungsmittel um das dreifache gestiegen. Innerhalb von 5 Jahren im letzten Jahrzehnt sind die Investitionen in Rohstoffindexfonds um über 2000% gestiegen. In den Jahren 2007/2008 stiegen die Preise von Mais in Afrikanischen Ländern um bis zu 100%. Da steckt einfach definitiv kein rationaler Grund dahinter.

Falls dich das Thema wirklich interessiert, kannst du diesen Text von Dirk Müller einmal lesen.

Unschuldsmythen - Wie die Nahrungsspekulation den Hunger anheizt

Viel Spass

Verfasst: 04.03.2013, 21:58
von Laufi
Tsunami hat geschrieben:Keine Angst. Diese Initiative wird keine negativen Folgen für die CH-Wirtschaft haben. Die EU wird schon bald viel schärfere und mehr Vorschriften zu diesem Thema erlassen. Sie sind ja schon dran.
Denn bin ich jo beruehigt ;)
Bild

Verfasst: 04.03.2013, 22:21
von Pro Sportchef bim FCB
SubComandante hat geschrieben:Ist Google kaputt? Sollte doch leicht zu finden sein. Habe aber keine Zeit/Lust dafür jetzt...
Also die Marxismus Links habe ich übersprungen und danach das gefunden:
Politiker haben Spekulanten als Schuldige für die steigenden Preise ausgemacht. "Lebensmittel dürfen nicht zum Objekt von Zockern werden", wettert Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will gegen Hedgefonds vorgehen, die an Terminbörsen auf steigende Preise wetten. Tatsächlich sind 98 Prozent der an der weltgrößten Terminbörse Chicago Board of Trade (CBoT) abwickelten Geschäfte mit Agrarrohstoffen reine Finanztransaktionen. Zu beweisen, dass diese die realen Preise treiben, scheint fast unmöglich. Die EU-Kommission schaffte es jedenfalls nicht. In der vergangenen Woche wollte sie eine Studie präsentieren, in der sie Spekulanten von dem Vorwurf der Preistreiberei freisprach – mangels Beweisen. Der Termin wurde allerdings abgesagt, auf Druck von Sarkozy, dem das Ergebnis nicht passte.

Perfektes Feindbild für Politiker ist etwa der britische Hegdefondsmanager Anthony Ward. Im vergangenen Jahr kaufte er für eine Milliarde Dollar 240.000 Tonnen Kakao, etwa sieben Prozent der Welternte. Ihn deshalb für den Preisauftrieb bei Kakao verantwortlich zu machen ist dennoch absurd: An der Elfenbeinküste herrscht Bürgerkrieg. 40 Prozent des weltweit exportierten Kakaos aber stammen aus dem westafrikanischen Land.
cantona, zu deinem Link, dass da gerade Kenia und Somalia erwähnt werden ist ein wenig unglücklich...

Verfasst: 04.03.2013, 23:09
von Joker59
blocher bei schawinski zu besuch.

real-satire pur :D

Verfasst: 04.03.2013, 23:20
von Pro Sportchef bim FCB
Joker59 hat geschrieben:blocher bei schawinski zu besuch.

real-satire pur :D
In der Tat, wobei ich sagen muss, dass bei Schawinski jeder zur Satire wird. Finde den Typen derart unsympathisch und völlig unmöglich eine Fernsehsendung zu moderieren.

Verfasst: 04.03.2013, 23:28
von franktroxler
"Zum Fundament des Schweizer Erfolgs gehört schliesslich das Bewusstsein, dass eine direkte Demokratie nur funktioniert, wenn Mehrheiten nicht Entscheide erzwingen, die sie selbst kaum betreffen, aber einer Minderheit schaden"
http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/au ... 1.18038455


word!

Verfasst: 04.03.2013, 23:32
von cantona
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben: cantona, zu deinem Link, dass da gerade Kenia und Somalia erwähnt werden ist ein wenig unglücklich...
Kann sein, aber das wenige, das über diese Länder in der Einleitung steht ist ja nicht falsch oder?