«Diese Massnahmen sind drastisch»
REGIERUNGSRAT CHRISTOPH EYMANN ÜBER DIE VERSCHÄRFTE ÜBERWACHUNG IM ST.-JAKOB-PARK
INTERVIEW: MARCELROHR
Der FCB-Fan und LDP-Politiker war nach den Fankrawallen vom 13. Mai Initiant des «runden Tisches» - und wirkte gestern bei der Präsentation der dort beschlossenen Massnahmen sehr entspannt.
baz: Wie bewerten Sie die Massnahmen?
CHRISTOPH EYMANN: Bei allen Massnahmen besteht die Gefahr, dass die Leute sagen: «Das ist übertrieben, nun kann ich nicht mehr mit Freude an ein FCB-Spiel gehen, weil mich dies und das erwartet.» Aber wir mussten lernen, dass selbst bei einem friedlichen Fussballspiel enorm viel kriminelle Energie aufkommen kann. Darauf mussten wir uns einrichten, der schlimmste Fall wie am 13. Mai darf nicht mehr eintreten. So gesehen sind alle Massnahmen drastisch; eine Personenkontrolle beispielsweise ist unangenehm.
Von der neuen Saison an werden die Fussballfans mit der Einführung des Fan-Passes mit Name und Foto registriert. Auch das tönt einschneidend.
Ja, richtig. Wir wissen, dass wir einen hohen Prozentsatz an Fans haben, die sich nie etwas zu Schulden haben kommen lassen, die nun aber erfasst werden - wegen der Muttenzer Kurve. Ich habe viel Respekt vor den meisten Leuten dort. Was mich persönlich jedoch enttäuscht, sind die vielen Schimpfwörter, mit denen gegnerische Spieler regelmässig eingedeckt werden.
Wie viele Male hat der «runde Tisch» getagt?
Nur dreimal. Die Arbeitsgruppen Sicherheit und Fanarbeit sassen öfters zusammen. Aus Sicht der beiden Regierungen ist hervorragende Arbeit geleistet worden. Wir fahren hart ein; aber es musste einfach sein.
Was hat Sie am meisten gefreut bei den Gesprächen?
DasKlima. Es gab keine Sekunde lang irgendwelche Schuldzuweisungen. Wir wussten, dass wir sehr wenig Zeit hatten. Es freut mich, das uns ein erster, sehr positiver Schritt gelungen ist. Wir mussten schnell bereit sein, der FCBspielt ja bald wieder. So kommt das Vertrauen zurück, da bin ich mir sicher.
Die Kosten sind immer ein Thema. Im Moment tragen der FCBasel und Stadionbetreiberin Basel United die ganze Last. War es kein Thema für Sie, dass auch die Kantone ihre Kassen öffnen müssen?
Im Moment gar nicht. Aber es ist uns klar, dass wir weitere bauliche Massnahmen ausserhalb des St.-Jakob-Parks treffen müssen. Ein Beispiel: Das Gleistrassee des Trams ist mit Steinen aufgefüllt. Das gibt den Randalierern Gelegenheit, Steine zu werfen. Eventuell müssen wir dort Rasen säen. Es tönt lächerlich, aber solche Details müssen wir behandeln. Es zeigt, wie ernst wir die Sache nehmen, wie weit gedacht wird. Denn wir wollen aus dem Ganzen ja auch lernen für die Euro 2008. Über einen Kostenteiler haben wir jedoch nie gestritten.
Warum nicht?
Weil wir in anderen Schweizer Städten auch Probleme mit der Sicherheit haben. Das muss den Schweizerischen Fussballverband kümmern. Der FCB wurde sehr gestraft, die finanzielle Einbusse ist enorm. Mit diesem Hintergrund ist zu prüfen, ob die Liga nicht auf jedes Ticket einen sogenannten Sicherheitsbeitrag einziehen muss. Denn die Gewalt ist eine Erscheinung der Gesellschaft. Wenn ein paar Spinner Flugzeuge in die Luft jagen, muss ich als Passagier auch mehr für die Sicherheit bezahlen. Die Liga müsste ein gesamtschweizerisches Paket schnüren, um das Thema Sicherheit in den Griff zu bekommen. Wir müssen das diskutieren, auch wenn es eigentlich nicht unsere Aufgabe ist.
Können Sie sich vorstellen, dass die eine oder andere Massnahme bald wieder gelockert wird?
Ja, die Bestuhlung des ganzen Stadions ist ein solches Thema. Es gibt Fans, die einfach gerne stehen. Das behalten wir im Auge.
Werden Sie gerne ans nächste FCB-Heimspiel gehen?
Sehr gerne, am liebsten mit meinen Kindern.