Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37Mit Migration fördern meine ich:
1) Schiffe wie die von der Rackete
2) Merkels Aufruf "wir schaffen das"
3) Abgewiesene Asylanten bekommen weiterhin Sozialgelder
Auf dieser Argumentationsebene könnte ich dir auch unterstellen, dass du den Rassismus «förderst». Ich sehe das aber nicht als zielführend.
Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37Ursachen der Migration:
Hausgemacht in den Ländern, aus denen die Leute zu uns kommen wollen (Übervölkerung, Armut, eigene Regierungen).
«Hausgemacht» … das sehe ich ein wenig anders. Wurde die bessere Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Leistung «In House» gemacht (Überbevölkerung)? Ist die Armut nicht auch eine Folge von Kolonisation, gezielt geschaffene Abhängigkeiten (zB im Agrarsektor), Übervorteilung naiver junger Staaten durch globale Unternehmen (Rohstoffhandel)? Halten sich einige dieser Regierungen nicht auch mit Waffengewalt an der Macht, welche sie sich nur durch den Verkauf von Rohstoffen leisten können?
Klimawandel und Kriege sehe ich als weitere Migrationsgründe, aber der Klimawandel ist ja offensichtlich nicht hausgemacht und bei Kriegen gibt es gelegentlich auch solche, welche sich nicht ausschliesslich der eigenen Regierungen anlasten liessen.
Ich habe eine kürzere Version. Ich sehe die Hauptursache von Migration in der Hoffnungslosigkeit, im Mangel lebenswerter Perspektiven vor Ort.
Daher halte ich Massnahmen für sinnvoll, welche die Perspektiven vor Ort verbessern, also die Hoffnung schüren.
Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37Wie könnte man die Migration reduzieren?
1) Entwicklungshilfe (Zugang zu Strom und sauberem fliessendem Wasser) **
Es freut mich, dass bei dir Entwicklungshilfe an erster Stelle steht. Sehe ich auch so. Zugang zu fliessendem Wasser und Strom reicht aber nicht aus, ich halte es zB für essentiell, dass Grundwasser (zB Nestlé) und Stromproduktion auch in deren Händen verbleibt. Den wichtigsten Entwicklungsbereich sehe ich aber in der Bildung. Diese schafft echte Perspektiven.
Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37 2) Keine Gelder mehr an abgewiesene Asylanten
3) Ausschaffung krimineller Ausländer (wurde in der CH mal in einer Volksinitiative angenommen)
4) Mittelmeer-Rettungsschiffe sollen Asylanten aus den seeuntauglichen Booten weiterhin retten, aber zurück an den Abgangshafen statt nach Italien (so macht es z.B. die Libysche Küstenwache)
5) Siehe auch die SP in Dänermark
Ich merke gerade, dass man meine zweite Frage «Wie kann man diese reduzieren?» verschieden lesen kann. Ich bezog mich mit «diese» auf «die Ursachen». Deinen weiteren Punkten (2-5) entnehme ich aber, dass du «diese» vor allem auf «die Migration» bezogen hast. Das mag als reine Symptombekämpfung ja einigermassen funktionieren, aber ich halte es für sinnvoller, weiterhin über die Ursachen zu diskutieren.
Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37Thema Expats: Immer wieder weisen Rotgrüne, aber m.E. in diesem Fall zu recht, darauf hin, dass auch Betriebe wie z.B. Ems Chemie von Frau Martullo-Blocher ausländische Arbeitskräfte reinholt. Unter anderem genau deshalb bin ich nicht SVP-Mitglied und werde es auch nie und bleibe Polit-Beobachter. Meine Lösung: Facharbeiter ausbilden statt importieren. Dafür viele unnötige Behörden-Arbeitsplätze streichen, dann könnte man diese Leute zu Fachkräften ausbilden.
Das mit den Expats sehe ich ähnlich. Hätte wohl aber zur Folge, dass leichte Abstriche in der Qualifikation einhergingen (eine Horrorvorstellung mit Blick auf den Wettlauf zur Weltspitze), aber ich traue uns trotzdem zu, im globalen Wettbewerb noch immer sehr weit vorne mitzuspielen.
Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37** um das zu finanzieren sollten die Armee-Ausgaben weltweit mindestens halbiert werden, dann wäre Geld in Hülle und Fülle vorhanden, um die Welt zu rettet, unter der Voraussetzung, dass endlich die Zunahme der Weltbevölkerung gestoppt wird, denn ohne dies würde jeder diesbezügliche Fortschritt irgendwann zunichte gemacht. Bei z.B. 50 Milliarden Menschen weltweit hätte es trotz allen von Rotgrün und denen von mir erwünschten Massnahmen keinen Platz mehr für Natur, die ganze Erde müsste zum einen Teil als Agrarland dienen und zum anderen Teil mit Häusern bebaut sein.
Geopolitisch ist es gerade ein ungünstiger Zeitpunkt um über die Reduktion von Militärausgaben zu debattieren. Der andere Teil spricht des Pudels Kern zumindest an: Weltbevölkerung im Verhältnis zu Weltressourcen.
Ich halte Bildung und Altersperspektive für geeignete Mittel, die Geburtenraten zu senken. China hat ihre Ein-Kind-Politik 2016 aufgegeben und die Rate stieg dennoch nicht nennenswert an. Ich führe dies darauf zurück, dass sich die Bevölkerung dort bessere Perspektiven im Alter ausmalt, wenn sie ihre ganze Aufmerksamkeit in die Erziehung eines einzelnen Kindes stecken. Die Menschen glauben aber nur daran, weil ökonomischer Aufstieg beobacht- und erlebbar ist. Wenn es künftigen Generationen nicht mehr besser geht als den aktuellen und keine Form von Altersvorsorge existiert, würde ich mich nicht wundern, wenn die Geburtenrate wieder anstiege.
Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37Länder wie China, Taiwan, Südkorea, Japan und Vietnam zeigen, dass arme und kriegsgebeutelte Länder prosperieren können, …
Wenn man sich den Aufstieg Chinas genauer anschaut, so ist dieser nicht ausschliesslich auf Fleiss zurückzuführen. China unterbot zuerst die Konkurrenz zu Lasten der Freiheiten und Arbeitsbedingungen der eigenen Bevölkerung und der Umwelt. Die wachsende Bedeutung im Welthandel schuf zunehmende Abhängigkeiten. Mit dem Hebel der Relevanz öffnete China sich dem Markt zu eigenen Bedingungen, welche endlich die eigene Wohlfahrt fördern.
Chinas Wohlfahrt trägt nicht unwesentlich zu den Gründen der Migration bei. Stand 2022 sind 281’210 Chinesen auf der Flucht oder beantragen Asyl (meist auf Grund politischer Vertreibung/Verfolgung). Vergangene Migrationen (Bsp Tibet) sind nicht enthalten, da diese längst Asyl oder neue Staatsbürgerschaften erhalten haben. 1998 emittierte China noch 14% der weltweiten Treibhausgase. Schon 2006 war China Weltmeister und jetzt verursacht China die doppelte Menge an CO2 der USA. Somit trägt es massiv zum Klimawandel und den daraus resultierenden Migrationsbewegungen bei. Die globale Sicherung von Rohstoffen (zB Seltene Erden) führt dazu, dass Ressourcenkapital nach China abfliesst und die Ursprungsländer somit selber weniger Kapital daraus schlagen können, ergo weniger Aussicht auf eigene Wohlfahrt haben, was langfristig einen Beitrag zur Armut dieser Länder darstellt.
Mir erschliesst sich nicht, wie du das Beispiel China im Zusammenhang mit Reduzierung von Migrationsgründen nennen kannst. Chinas Weg war nur durch die billige Arbeitskraft (Überbevölkerung) möglich, verursachte Flucht und Vertreibung vor der eigenen Regierung und festigt langfristig die Armut in den Ländern, in welchen sie die Rohstoffe abschöpfen. Die drei von dir genannten Ursachen der Migration.
Taiwans Aufstieg ist die Folge von Migration. Gerade die vielen Wissenschaftler, Ingenieure und Intellektuellen, also die Eliten der Republik China welche sich nach der Niederlage gegen Mao nach Taiwan zurückzogen, werden als entscheidender Faktor von Taiwans rasantem Aufstieg angesehen.
Japan hat eine unvergleichbae Sonderstellung, da es einen einzigartigen Wandel hin zur Industrienation vollzog. Es übernahm nicht bloss die Industrialisierung, sondern propfte diese auf ihre bestehenden feudalen Strukturen auf. Dadurch blieben gesellschaftliche Strukturen und Werte mit all ihren Vor- und Nachteilen besser konserviert. Ich sehe in diesem von weniger Disruption geprägten Wandel den Hauptgrund für Stabilität und Vertrauen, was ich als Grundlage der trotz Schulden prosperienden Wirtschaft sehe.
Auch die Koreaner haben schon lange eine nationale Identität und wehrten sich ständig (mehr oder weniger erfolgreich) gegen äussere Einflüsse. Ich bin der Ansicht, dass das Südkoreanische Wirtschaftswunder ohne die Enteignungen von Land und Industrieunternehmen der ehemaligen Kolonialmacht Japan (nach WK2) und ohne das Wiederaufbauprogramm der UN (nach Koreakrieg) unmöglich gewesen wäre. Das starke nationale Bewusstsein legte den Grundstein, nicht in eine Abhängigkeit abzurutschen, sondern auf relativer Augenhöhe zu verhandeln.
Bei Vietnam kann ich einigermassen zustimmen. Sie versuchen aus den «Fehlern» anderer zu lernen. Es strebt eine gemässigtere Nutzung der Ressourcen und Umwelt als China an um als Produktionsland erfolgreich zu sein und eine gemässigtere Nutzung der Ressource Natur als Thailand für den Tourismus. Man sollte aber nicht vergessen, dass Vietnam auch über die Ressource Öl verfügt.
Rotblau2 hat geschrieben: 21.01.2024, 12:37… wenn die Menschen fleissig genug sind, statt einfach nur tagein tagaus dazustehen und Daumen zu drehen, wie ich es schon in vielen entfernten Ländern mit eigenen Augen gesehen habe.
«Fleiss» alleine generiert noch keine Wohlfahrt. Erst wenn fleissig eine Ressource abgeschöpft und feilgeboten wird, kann Wohlfahrt generiert werden. Selbst die Ressource Arbeitskraft kann erst dann in Wohlfahrt gemünzt werden, wenn diese extern «verkauft» wird.
Um auf das Beispiel Vietnam zurückzukommen. Dieses Modell funktioniert, weil wir bereit sind, für die höheren Standards zu bezahlen (ethischere Produktionsbedingungen oder sanfteren Tourismus). Also ein klein wenig auf den eigenen Vorteil zu Gunsten des Grossen und Ganzen zu verzichten. Und genau darin sehe ich den Schlüssel, die Ursachen der Migration einzudämmen.
Was sind denn deiner Ansicht nach die faulen Däumchendreher-Länder? In Südostasien fällt mir vor allem Kambodscha ein. Das Land leidet immer noch am durch die Roten Khmer verursachten Trauma durch die Tilgung der Bourgeoisie. Die brauchen dringendst Hilfe zur Selbsthilfe, Bildung und einen Ausweg aus der Korruption.
Viele afrikanische Staatsgrenzen wurden von den ehemaligen Kolonialmächten mit dem Lineal gezogen. Wenn ein derart «konstruierter» Staat mit wenig gewachsenem nationalen Selbstbewusstsein in die «Freiheit» entlassen wird, wundert es mich nicht, dass er sich in seiner Naivität ausnutzen lässt und in Abhängigkeiten gerät (anders als Korea, resp. Südkorea). Egal ob dies nun die europäische Agrarpolitik oder der globale Rohstoffhandel ist. Neben der Zeit heranzureifen brauchen diese Staaten auch Aussenbeziehungen, welche mehr eigene Wohlfahrtsperspektiven aufzeigen. Das führt aber langfristig dazu, dass vor Ort weniger «abgeschöpft» werden wird. Das globale Gefälle sich ausgleicht.
Mein Fazit:
Ich bin mit dir also gleicher Meinung, was das Misverhältnis der globalen Bevölkerung zu den globalen Ressourcen angeht. Wir sehen auch Entwicklungshilfe als Schlüssel zur Ursachenbekämpfung der Migration.
Worin ich einen Unterschied unserer Ansichten sehe ist, dass du die Hoffnung auf die Ursachenbekämpfung teilweise aufgegeben hast und dich vermehrt auf die Symptombekämpfung fokussierst.
Was ich noch nicht erörtern konnte ist, wie du zur globalen Ressourcenverteilung stehst. Also ob der Anspruch von wenigen Menschen auf viele Ressourcen unantastbar bleibt und das Gleichgewicht nur hergestellt werden kann, indem diejenigen mit weniger Ressourcen einfach weniger werden müssen. Oder ob man sich dem Gleichgewicht nähert, indem man den überproportionalen Anspruch mindert.
Dies ist lediglich meine Wahrnehmung. Wo siehst du Gemeinsamkeiten und Unterschiede unserer Sichtweisen?