Schweiz-Argentinien ist das erste Länderspiel im Stade de Suisse seit der EM 2008. Geht es nach YB-Sportchef Ilja Kaenzig, das erste von vielen. Ob die Politiker der Hauptstadt mitspielen?
Der letzte Auftritt der Schweizer Nationalmannschaft in der Hauptstadt liegt über sechs Jahre zurück: Am 12. November 2005 spielte die Schweiz in der Barrage zur WM 2006 gegen die Türkei in Bern und legte mit einem 2:0-Sieg den Grundstein zur Teilnahme der WM-Endrunde in Deutschland. Mit der Verlegung des Naturrasens in der Winterpause der Saison 2011/12 hat das Warten ein Ende: Heute kehrt die Nati nach Bern zurück. Mit dem fussballerischen Leckerbissen gegen Argentinien und dem Weltfussballer Lionel Messi.
Besonders freut sich YB-Boss Ilja Kaenzig auf die Rückkehr der Nationalmannschaft. Denn damit rückt sein Ziel, dem St.-Jakob-Park wieder den Rang abzulaufen und aus dem Stade die Suisse ein Nationalstadion zu machen, ein bisschen näher. Ein Teilstück auf dem Weg dorthin ist, dass nach alter Tradition auch der Cupfinal in die Hauptstadt zurückkehrt. Die beiden Finalisten werden sich den Cup 2012 am 16. Mai in Bern ausspielen, nach dem die letzten beiden Austragungen in Basel stattgefunden hatten. Die alte Tradition, dass ein Cupfinal in die Hauptstadt gehört, wollen fast alle in der Schweiz, ist Kaenzig überzeugt.
Nachholbedarf im Bereich Vermarktung
Vor allem aber will es Kaenzig und die Sport & Event Holding AG, die Besitzerin des Stadions in Bern. Sportlich sei man bei YB inzwischen sehr gut aufgestellt. Im Bereich der Vermarktung ortet der YB-Chef Nachholbedarf: «Basel hat die Zeit ohne Länderspiele in Bern optimal genutzt. YB und das Stadion können und müssen noch besser vermarktet werden. Wir können mehr Werbeflächen verkaufen, im Hospitality-, Kongress- und Gastronomiebereich haben wir auch Potenzial. Mit dem System des Kunstrasens unter dem Naturrasen müssen wir auch andere Events wie Konzerte ins Stadion bringen und dadurch die Einnahmen steigern. Es geht darum in Zukunft besser zu sein und permanent schneller, um unsere Position zu optimieren.»
Die Basis hat Kaenzig gelegt, indem er die Führungsebene verstärkt hat. Für Hansruedi Hasler hat er eigens die Stelle eines Technischen Direktors geschaffen. Und mit Trainer Christian Gross einen Mann verpflichtet, der für akribische Arbeit und Erfolge steht. «Wir haben die Strukturen verbessert, jetzt wollen wir unsere Visionen konsequent weiterverfolgen», so Kaenzig.
Der «Wanderzirkus» YB
Der Naturrasen in Bern bringt aber auch Probleme. YB braucht Trainingsplätze. Passendes Terrain in und um Bern ist rar. Überlegungen, ins Exil nach Kerzers zu gehen, hat Kaenzig bislang verworfen. Das Hauptproblem wäre da der Transport der Junioren und die fehlende Bindung zur Stadt. Der Trainingsbetrieb der YB-Mannschaften gleicht einem «Wanderzirkus» wie es der CEO ausdrückt.
Obwohl sich Politiker, lokal oder national, in der Regel gerne an Fussballspielen zeigen – wenn es darum geht ein klares Bekenntnis zum Sport abzugeben, hört die Begeisterung ausser in Luzern und in Basel meist auf. Denn Fakt ist: «Die anderen sind uns in vielerlei Hinsicht voraus.» Konkret spricht Kaenzig das Nachwuchs-Problem an. Der FC Basel generiert kontinuierlich Einnahmen aus dem Verkauf von Eigengewächsen. GC hat den Campus und auch Luzern und der FC Zürich hätten aufgeholt. «Diesen Rückstand gilt es schneller wett zu machen. Dazu fehlt uns aber die Infrastruktur.»
Einen Campus kann sich YB nicht leisten
Einen Campus nach dem Vorbild wie es GC oder der FC Basel haben, kann sich YB neben dem räumlichen Problem auch finanziell nicht leisten. Kaenzig: «Dazu müssten wir jemand finden, der uns rund 20 Millionen à fonds perdu zur Verfügung stellt.» Um die Qualität dennoch weiter zu steigern, hat Kaenzig das Scouting intensiv vorangetrieben.
Erfahrung hat der 38-Jährige aus Leverkusen mitgebracht, wo er eine der weltweit besten Scouting-Abteilungen aufgebaut hat. «Das Scouting war vor mir praktisch inexistent. Es darf nicht sein, dass Talente aus der Region nach Basel, Zürich oder Luzern abwandern. Bis wir aber Spieler in die erste Mannschaft einbauen können, dauert das noch. Denn wir sprechen hier von 13-Jährigen. Bis wir einen Output haben vergehen noch vier bis fünf Jahre.»
Neufeld hat Kapazitätsgrenze erreicht
Darum verweist Kaenzig noch einmal auf die Relevanz von Trainingsmöglichkeiten, denn auch das Neufeld, wo die Juniorenteams zum Teil untergebracht sind, hat seine Kapazitätsgrenze erreicht. «Ein Bekenntnis der Stadt Bern könnten wir in unserer aktuellen Situation sicher gut gebrauchen», so Kaenzig. Der Pass ist mit der Rückkehr der Nati und dem Cup in die Hauptstadt gespielt. Bleibt abzuwarten, ob die Fussball-begeisterten Stadtpolitiker etwas draus machen.
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