Aus dem heutigen BZ Artikel kann man auch viel rauslesen, was das Kader betrifft (Leihen Super League, Kade, Kaderbreite, Transfers etc.)
Daniel Stucki, beim FC Basel herrscht viel Ruhe und Konstanz im Kader und bislang sind trotz intensiver Einheiten alle gesund. Sie dürften ein zufriedener Sportchef sein?
Ja, es wird sehr gut und sehr hart gearbeitet. Die Mentalität ist sehr gut. Es besteht ein gutes Teamgefüge, unsere Identifikationsfiguren gehen voran, sind topmotiviert. Und auch im Staff herrscht eine sehr positive Stimmung. Der neue Trainer war sehr schnell und gut integriert. Und die wenigen Wechsel bislang sind sicher ein grosser Vorteil. Die meisten Double-Sieger noch da und voller Selbstvertrauen.
Welche Abgänge erwarten Sie?
Stand jetzt zeichnet sich noch nichts ab, aber das Transferfenster ist noch zwei Monate offen und ich gehe schon davon aus, dass der eine oder andere noch konkretes Interesse wecken wird. Aber ich habe noch nichts auf dem Tisch.
Begehrt dürfte die Flügelzange Traoré und Otele sein. Sie wollen aber nur maximal einen von den beiden ziehen lassen, richtig?
Das Ziel ist, dass beide bleiben. Und ich gehe davon aus, dass sicher mindestens einer von beiden bleibt. Sie sind auch nicht unter Druck. Wenn ein gutes Angebot kommt, wie bei Thierno Barry letztes Jahr, dann müssen wir das neu beurteilen. Da können wir schlicht nicht konkurrieren, Europacup hin oder her. Und wir sind auch kein Verein, der die Wechsel von Spielern blockiert, wenn sich ihnen eine tolle Chance bietet, ins Ausland zu gehen. Aber der Preis muss stimmen.
Was sagen die beiden zu ihrer Zukunft?
Sie sind sehr entspannt, auch die jeweiligen Managements. Sie würden gerne diese Saison mit dem Europapokal mitnehmen. Aber auch hier: Wenn ein Berater ein Top-Angebot vorliegen hat, dann werden die Spieler nicht bleiben.
Barry steht kurz vor einem Wechsel zu Everton. Bei Villarreal hat er eine Ausstiegsklausel von 40 Millionen Euro. Der FCB hat eine Weiterverkaufsbeteiligung, wird also einen ordentlichen Batzen bekommen.
Wir machen nie einen Verkaufsvertrag ohne Weiterverkaufsbeteiligung. Von daher werden wir sicher etwas bekommen. Die 40 Millionen sind ein stattlicher Betrag für einen Spieler, der noch vor einem Jahr beim FCB war. Diese Summe hat bislang erst Riccardo Calafiori als Ex-Basler getoppt. Aber ja, entsprechend bekommen wir einen Betrag, den ich als gross empfinde. Und es ist ja auch möglich, dass er noch einmal weitertransferiert werden wird, wenn er sich weiter so entwickelt.
Das heisst, Sie haben auch bei einem zweiten Weiterverkauf eine fixierte Transferbeteiligung?
Wenn ich gut verhandelt habe, dann haben wir das drin. (schmunzelt)
Mit Keigo Tsunemoto und Koba Koindredi sind zwei Neue dabei. Sind sie für Sie Startelf-Kandidaten oder eher Ergänzungen in der Breite?
Wir brauchen sicher mehr Breite. Aber: Wir haben wiederum schon eine extreme Breite (der FCB weilt mit 31 Spielern im Trainingslager, Anm. d. Red.). Wir sind eher am Abbauen. Entsprechend müssen Transferzuzüge, die wir machen, schon die Qualität haben, um in der Startelf stehen zu können.
Sie sind am Abbauen, sind aber gleichzeitig auf der Suche nach einem Innenverteidiger sowie einem defensiven Mittelfeldspieler. Xherdan Shaqiri sagte vor zwei Tagen, er wünsche sich ausserdem ein, zwei Routiniers mehr, die eher über 30 sind. Was sagen Sie dazu?
Meiner Meinung nach haben wir mit Xherdan und Marwin Hitz genug Spieler, die über 30 sind und regelmässig spielen. Ausserdem haben wir viele Zugpferde, die im richtigen Performance-Alter sind. Es ist ausserdem auch schwierig, dieses Profil zu finden. Klar: Wenn wir die absolute Top-Lösung haben könnten, - ob in der Verteidigung oder im Zentrum – die uns auch kommunikativ weiterhilft und die Mannschaft von hinten heraus führt, wäre das sicher eine Option. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen solchen Treffer landen, ist relativ tief. Das müsste ein absoluter Zufall sein. Denn bei Top-Spielern über 30, die nicht selbst Basler sind, ist es eher unwahrscheinlich, dass sie unbedingt zum FCB wollen.
Ein Kandidat wäre Ivan Rakitic gewesen. Am Donnerstag wurde in Kroatien sein Karriereende kolportiert, der Spieler selbst sagt, er habe sich noch nicht final entschieden. Haben Sie sich um ihn bemüht?
Er hat eine riesige Karriere gemacht und wäre auch für uns immer noch ein guter Spieler. Ich bin jedoch nicht sicher, ob er in unsere Teamstruktur hineinpassen würde. Und wir haben auch Shaq, einen Ausnahmespieler, der von uns aber auch gewisse Sachen abverlangt, weil er in der Offensive den Unterschied ausmacht, die anderen in der Defensive aber auch mehr arbeiten müssen. Zwei, drei solche Spieler kannst du wahrscheinlich nicht drin haben. Und ich weiss auch nicht, ob die Mannschaft zwei solche FCB-Stars überhaupt vertragen würde.
Aber er wäre, was Shaqiri gefordert hat: ein Routinier. Und dazu noch Basler. Das hätte doch gepasst?
Ja, aber er hätte auch vor einem Jahr schon kommen können. Damals wurde es aber gar nie zum Thema. Er ging nach Kroatien, wir hatten dazumal gar keinen Kontakt. Und wir haben uns auch jetzt nicht mit diesem Thema befasst und hatten keinen Kontakt.
Hatten Sie bei Shaqiri einmal Angst, dass ihm nach seiner letzten Saison ein Angebot aus Saudi-Arabien winkt?
Angst nicht. Aber das ist schon ein realistisches Szenario, welches der Spieler dann auch prüfen muss. Ich gehe aber nicht davon aus, dass es jetzt schon so weit ist. Man darf aber auch nie etwas ausschliessen in der heutigen Zeit.
Glauben Sie wirklich, er würde jetzt gehen? Wo er doch immer betont, wie wichtig es ihm ist, wieder zu Hause zu sein.
Ich denke es nicht. Er will unbedingt diese europäische Kampagne spielen und nach seiner letzten Saison bestätigen, dass das nicht nur ein Jahr so gut funktioniert hat. Denn dann würden endgültig alle Stimmen verstummen. Das motiviert ihn schon extrem. Aber was danach passiert? Wer weiss. Aber unser Ziel ist es ganz klar, dass er dereinst mal seine Karriere hier beenden wird.
Und dann könnte ihn Granit Xhaka ersetzen, der dann billiger wäre als aktuell?
Das ist absolut kein Thema im Moment. Und so weit in die Zukunft plane ich nicht.
Mit dem Rücktritt seines Bruders Taulant fällt ein Führungsspieler weg. Müssen Schmid und Ajeti dieses Vakuum füllen?
Ja, und sie machen es sehr gut. Es ist ein riesiger Vorteil für uns als FC Basel, dass wir mit ihnen und Shaqiri drei eigene haben, die auf dem Platz vorangehen. Diese Konstellation mit drei Spielern aus der Region, die eine extreme Motivation haben, mit dem Verein etwas zu erreichen, hatten wir in den letzten Jahren nie. Ich könnte mich zumindest nicht daran erinnern.
Rückt Ajeti folglich auch im Captain-Team nach?
Das haben wir noch gar nicht besprochen. Aber ich gehe schon davon aus, dass es auf die üblichen Verdächtigen hinauslaufen wird.
Welchen Einfluss hat der Ausgang der Champions-League-Playoffs auf die Kaderplanung? Wenn es der FCB schafft, könnte in anderen Sphären nach neuen Spielern gesucht.
Das sehe ich nicht so. Wir sind sowieso europäisch bis im Februar vertreten, egal ob es die Europa oder die Champions League sein wird. Natürlich hätten wir einen finanziellen Boost, wenn wir in die Champions League kommen sollten, aber die strukturelle Strategie, die wir haben, werden wir deswegen nicht ändern. Wenn wir einen Spieler für drei Jahre holen, nächstes Jahr das europäische Geschäft aber wieder verpassen, dann haben wir Spieler im Kader, die wir uns gar nicht leisten könnten.
Aber man könnte ein bisschen höhere Ablösen bezahlen mit den Champions-League-Millionen.
Ja, da könnten wir etwas machen, was wir sonst vielleicht nicht machen würden. Aber auf das Lohngefüge wird es keinen Einfluss haben.
Metinho wäre ein Spieler, in den man investieren könnte. Wie ist der aktuelle Stand bei ihm?
Wir sind immer noch dran, sind in engem Austausch mit dem Spieler, der unbedingt zu uns will. Er fühlt sich hier wohl und spürt, dass ihm das Umfeld guttut. Auch der Berater möchte, dass er hier bleiben kann. Es wäre eine Win-win-Situation für alle. Aber wir streiten mit Manchester City um die Ablösesumme. Sie wollen etwas, was wir nicht zahlen wollen. Es ist keine horrende Summe, aber wir haben ihn bereits teilweise weiterentwickelt, durch uns hat er schon eine Marktwert-Steigerung erreicht, daher möchten wir die geforderte Summe nicht zahlen. Logisch ist aber auch, dass sie, wenn sie damals 5 Millionen bezahlt haben, keinen Verlust machen wollen.
Was auffällt bei den bisherigen Zugängen ist, dass alle aus der Super League gekommen sind. Sowohl der Trainer als auch Tsunemoto und Koindredi. Beobachten wir da einen Paradigmenwechsel?
Nein, gar nicht. Die Strategie ist die gleiche, aber es geht immer um Nachfrage und Angebot und was wir gesucht haben. Wir werden lange international spielen und brauchen eine gewisse Stabilität. Vor allem auch defensiv. Offensiv haben wir bereits Spieler drin, die europäisch für Furore sorgen können. Aber wenn wir Spieler aus der eigenen Liga holen, dann kennen wir die schon besser, wie wenn wir jemanden von Braga holen, das ist ja ganz logisch. Und sie kennen die Liga, sind adaptiert. Das hat natürlich viele Vorteile. Wir waren vorher durchaus schon an Spielern aus der Schweizer Liga interessiert, haben die Strategie nicht gewechselt. Aber gewisse Super-League-Klubs blockieren auch, wenn der FCB anfragt – oder werfen horrende Summen auf.
Alvyn Sanches wäre ein weiterer Schweizer Spieler, den der FCB holen könnte.
Er ist ein interessanter Spieler, absolut. Aber aktuell ist er verletzt. Ich habe mit Lausanne noch gar nicht über diese Personalie geredet.
Bedeutet der Zuzug Tsunemotos, dass Anton Kade doch wieder offensiver spielen wird?
Toni ist polyvalent einsetzbar und hat in den letzten Spielen hinten rechts einen guten Job gemacht. Wir haben auch noch Kevin Rüegg, der in den letzten zwei Jahren aber extrem oft verletzt war. Wir hoffen, dass er stabil wird, dann ist er sicher ein Kandidat, um die Nummer 1 auf der rechten Position zu werden. Es wird also einen ziemlichen Konkurrenzkampf geben. Aber im Hinblick auf die internationalen Matches müssen wir defensiv sehr, sehr solide sein und da jemanden haben, der das gelernt hat. Anton Kade könnte man in einer Viererkette auch noch weiterentwickeln. Auch in einer Fünfer-Kette wäre er sehr interessant. Aber im Moment eher für die Spiele in der Schweizer Liga.
Welche Rolle spielt bei ihm, dass er nur noch ein Jahr Vertrag hat?
Wir verlängern entweder mit ihm, oder er wird gehen. Wir sind schon länger im Austausch. Der Spieler hat uns signalisiert, dass es sein Wunsch wäre, nach über 100 Spielen den nächsten Schritt zu machen. Wir wiederum haben signalisiert, dass wir interessiert wären, zu verlängern. Wir werden dieses Transferfenster eine Lösung finden.
Lösungen werden Sie wohl auch für einige Spieler suchen müssen, die aktuell in Schruns weilen. Gibt es bei den Jungen schon jemanden, dem Sie den gleichen Weg wie Leon Avdullahu zutrauen?
Das weiss man nie. Wir trainieren jetzt seit bald zwei Wochen, es ist sehr auf Athletik ausgelegt. Das wird man erst bei den Testspielen und nach Einsätzen in Pflichtspielen sehen. Dann geht es im Fussball manchmal schnell. Leon hat damals auch ein Trainingslager mitgemacht und ist danach nie mehr in die U21 zurückgekehrt. Vorher aber hatte ihn niemand auf dem Radar. Es kommt ein bisschen auf die Spieler an.
Wann werden erste Entscheide gefällt, gerade auch was die Personalien Beney, Gauto oder Junior Zé angeht?
Wir werden sicher jetzt schon mit dem Trainer zusammensitzen und eine erste Selektion treffen. Und dann nach den Testspielen wird es noch mal einen Cut geben. Ebenso wird nach den ersten Saisonspielen evaluiert werden. Die Spieler, die Sie aufgezählt haben, haben in meinen Augen aber mindestens Super-League-Niveau.
Würden Sie die Spieler auch an die direkte Konkurrenz in der Liga ausleihen?
Absolut. Für uns ist es natürlich das Beste, wenn sie in der Super League Einsatzzeit haben würden. Dann sehen wir sie, können sie eng begleiten. Das ist für uns interessant. Und dann dürfen wir auch nicht traurig sein, wenn einer von ihnen gegen uns treffen würde.
Wie erleben Sie den Trainer in seinen ersten Tagen? Konnte er Sie noch mit etwas überraschen?
Nein, ich kenne ihn schon sehr lange und wir haben ihn sehr gut überprüft. Entsprechend wussten wir genau, was wir von ihm erwarten konnten. Das ist auch eingetroffen. Für den Staff und die Spieler ist es sicher ein ziemlicher Unterschied zur letzten Saison. Ludo ist sehr kommunikativ, auch mal für ein Spässchen zu haben. Aber im Training ist er sehr laut und coacht auch sehr stringent. Er will ausserdem klare Hierarchien und verlangt gewisse Sachen, die Oldschool sind. Dass die Jungen mehr aufräumen müssen zum Beispiel.
Und fussballerisch?
Das hohe Pressing, welches Ludo schon bei Lausanne praktizierte und welches wir nun ebenfalls machen, ist schon sehr interessant zu sehen. Vor allem auch, wie schnell die Spieler sich adaptieren. Er macht es sehr gut, es gibt auch von allen gutes Feedback – egal ob von Spielern oder vom Staff. Aber wir haben noch nicht angefangen und es zählt dann, wenn wir die ersten Meisterschaftsspiele absolviert haben.
https://www.bzbasel.ch/sport/fc-basel/i ... ld.2792291