Lällekönig hat geschrieben:Aficionado, ich mag deinen Denkansatz sehr, weil er in den Möglichkeiten auch Chancen sieht, statt nur Ängste. Miteinbezieht, dass etwas Neues an die Stelle des Wegfallenden tritt, etc.
Ich teile deine Ansichten über sehr weite Strecken.
Guete Morge Lällekönig, freut mich zu lesen. Schön zu wissen, dass es noch andere Zeitgenossen gibt, die daran zumindest interessiert und nicht abgeneigt sind, etwas am jetzigen System zu ändern.
Nun ist mir beim Lesen der markierten Stellen etwas aufgefallen.
Meiner Ansicht nach stehen beide, EU und Bilaterale unter dem Banner, dass sie Finanzen und Menschen in gleichem Masse dienen wollen. Schliesslich hängt beides auch irgendwie zusammen. Aber EU und Bilaterale messen beide den Finanzen mehr Gewicht zu als den Menschen.
Siehst du die Bilateralen per se als Quatsch oder nur in der aktuellen Ausprägung?
Ich halte die EU in der aktuellen Form auch noch nicht für das, was sie angegeben hat sein zu wollen (oder was sie sein könnte). Wäre es aber nicht einfacher, die Bilateralen neu zu gestalten (formatieren), statt darauf zu warten, dass die EU sich verändert? Wenn es der Schweiz gelänge, die Bilateralen dahingehend zu verändern, dass das Übergewicht der finanziellen Interessen abnimmt und in Balance zu den menschlichen Interessen rückt, dann könnte dies durchaus auch die EU zu einer Reform inspirieren.
Ich würde den bilateralen Weg unter keinen Umständen gefährden wollen, auch wenn mir die aktuelle Ausprägung nicht passt. Ich finde aber, dass die Bilateralen sich in eine andere Richtung entwickeln sollen, um auf den vernachlässigten Interessensgebieten zu den finanziellen Interessen aufzuschliessen.
Da du der SVP nicht zutraust, die Gespräche in eine positive Richtung zu steuern, glaubst du anscheinend auch an eine Fortsetzung der Gespräche. Somit auch an eine Form von bilateralen Verhandlungen. Sehe ich das richtig?
Ich weiss, dass die bevorstehende Begrenzungsinitiative nicht zu Ende gedacht ist. Es enttäuscht mich auch sehr, dass m.E. die falsche Partei für mehr Lebensqualität, kleineren Verdrängungskampf im Arbeitsmarkt, weniger Zersiedelung und Überbauungen (die Schweiz ist das Land in Europa, mit den meisten Kanalisierungen von Gewässern!) einsteht. Die Linken sind jetzt schon überfordert, 8.5 Mio Menschen mit erneuerbarer Energie bis 2040 versorgen zu können. Windparks werden verhindert und Gewässerverunstaltungen gefördert. Wie soll die Versorgung erst möglich sein, bei 15 – 20 Mio Einwohnern?
Wie kann man nur so dumm sein, dass Prinzip eines geschlossenen Systems (analog dazu dient die Fläche der Schweiz) nicht zu verstehen (es wird solange Druck aufgebaut, bis es zur Explosion führt)? Auch diese Seite ist nicht in der Lage, nachhaltig und langfristig zu denken und handeln. Jetzt in dieser Coronazeit wäre die Zeit für ein Umdenken gekommen. Hin zu weniger aber dafür in einer exzellenten Qualität, auf welche die globale Wirtschaft auch angewiesen ist (ein Produzent kann nicht von heute auf morgen die ganze Produktion ändern, wenn ihm ein bestimmtes Glied in der Produktionskette fehlt). Einem Pharmamulti ist es egal, aus welchem Land es die Lizenzen/Patente aus Forschung einkauft. Die Branchen mit Zukunft habe ich bereits erwähnt. Wir brauchen keine Pharma mit 50'000 Angestellten, davon 2/3 Grenzgängern und der Rest sind Expats/Trainees aus China, Indien, USA, UK, die für kurze Zeit hier wohnen und die Grundstückpreise in die Höhe treiben und oft auch ein Chaos im Betrieb hinterlassen. Was wir brauchen sind innovative Hightechdenkfabriken, Hightech in Nischengebieten (da sind wir schon stark, z.B. Weltraumforschung >>> Robotik). Kleine, äusserst
spezialisierte Unternehmen in Pharma, LifeScience, Robotik, KI, IT, Mechanik, Elektrotechnik, Medizin und in den traditionellen Richtungen Banken, Versicherungen und übrige Dienstleistungen.
Dazu noch Firmen, welche in einer Krise im Stande sind, essentielle Güter zu produzieren (insb. in der Medizin).
Um an die Köpfe zu kommen, muss unser Schul/Bildungssysten revolutioniert werden. Das alles sollte eigentlich die Vision der Linken sein. Weniger ist mehr (und dazu muss man nicht den Kapitalismus abschaffen). Natürlich hat die aktuelle Begrenzungsinitiative nicht allzuviel mit diesen Themen zu tun. Bei einem kleineren Bedarf an "Fachkräften» und unqualifiziertem Personal würde sich die Zuwanderung automatisch regulieren. Und die besten Köpfe WELTWEIT sollen und müssen noch immer den Weg in die Schweiz finden können. Ist doch eigentlich vergleichbar mit Fussballern. Wir brauchen keinen Durchschnitt von extern.
Die Linken haben aber eine andere Vision: Mehr Zuwanderung = höheren Wähleranteil (welche sonst. Vielleicht kann mich jemand aufklären?). Oder laufen irgendwelche Kompromissgespräche zwischen den Linken und den Wirtschaftsverbände im Hintergrund? Vielleicht streben sie auch einfach die totale Völkerdurchmischung an? Mag sein, dass sie ebenfalls von einem einheitlichen Europa träumen, aber die Richtung die sie gehen wollen ist komplett die falsche und ebenfalls nicht zu Ende gedacht. Der richtige Weg wäre gemeinsam mit der EU über eine Umverteilung der finanzstarken Konzerne nachzudenken. Möglich wäre dieses Szenario mit einer europaweit einheitlichen Unternehmenssteuer. Aber wie du richtig schreibst sind die EU-Funktionäre nicht interessiert, am Konstrukt EU etwas zu ändern (genauso wenig wie die Schweizer). Meine Visionen haben mit Realpolitik leider nichts zu tun. Folge davon sind immense Völkerwanderungen und Lohnabsprachen.
Die Länder, welche jetzt schon extrem dicht besiedelt sind werden weiter unkontrolliert aufkonzentriert und andere Teile in Europa bleiben leer. In D scheint die Stimmung auch alles andere als positiv zu sein. Wie sonst schafft es eine Nazipartei (die AfD ist eine durchorganisierte Nazipartei mit unzähligen Ausläufern und Ablegern), in den Bundestag zu gelangen?
Ja natürlich, es werden wieder mühsame bilaterale Gespräche geführt mit gefühlten 299 Unterbrüchen, bei welchen die Schweiz nur zweiter werden kann. Aber die Martullo würde schon nach 20 Min alleine am Tisch sitzen bei den Verhandlungen. ��
Die Schweizer haben es leider verpasst, 1992 dem EWR beizutreten. Das war ein kapitaler Fehler.
Bei einer Annahme und folgendem worst case hätten die Linken gewonnen. Der EU-Beitritt wäre dann noch Formsache (deshalb schwer nachvollziehbar ihre Strategie. Gehen sie doch von einem Erfolg der SVP-Strategie in Brüssel aus?).
Ich persönlich bin für einen EU Beitritt. Österreich beweist, dass eine Zugehörigkeit absolut verkraftbar wäre. Das österreichische Volk kann ebenfalls von den Vorteilen der EU profitieren (denke mal nur schon an die Telekommunikation). AUT plus weitere kleinere Länder können innerhalb der EU auch Allianzen bilden (gute Chance für kleinere Länder, seine Anliegen durchzusetzen, anders als im Alleingang mit bilateralen Losergesprächen, welche von den Lobbyisten (Pharma, Banken, Versicherungen) diktiert werden. Wer etwas anderes glaubt ist einfach ungeheuerlich naiv.