Verfasst: 03.04.2015, 16:17
Nach 6 Wochen in Argentinien, wovon 5 in B. Aries, denk ich geb ich hier mal kurz durch, wie es mir dabei so ergangen ist. Zuallererst bin ich in einen Bus Richtung La Boca gestiegen, obwohl kein Spiel war, wollt ich einfach den Mythos einmal beschnuppern.. Da ein Feiertag war, standen die Leute Schlange um ins Boca Museum reinzukommen, hab dreimal nachgeschaut, ob sich die Wartezeit verkürzt hatten, aber keine Chance.. egal, würde meine Chance eh lieber an einem Spieltag packen.. und so schau ich mir halt „El Caminito“, die bunten Häuschen und die Souvenirläden an, wo ich auf „Lisa“ (auf den Namen wär ich nie gekommen, nur MK aus der MK..) treff, welche sich von mir in Englisch unterrichten lassen möchte (!).. der Rest soll im Dunkeln bleiben..
Das erste Spiel, welches ich mir dann aber tatsächlich angeschaut hab, war Velez v Cruzero del Norte: Stadion von aussen sehr beeindruckend. WM Stadion 1978, wo beispielsweise Spanien gegen Oesterreich und Schweden zwei Gruppenspiele ausgetragen hat. Neben dem Monumental das zweite Stadion in BsAs. Ticket an der Tageskasse gekauft, Kurve, 90 Pesos. Sollte das billigste Erstligaspiel bleiben.
In der Kurve auffällig viele sehr junge Barras. Die steilen Oberränge der Seitentribünen bleiben mangels Zuschauerzuspruch geschlossen. Mag mich erinneren, als „Fortin“ Mitte der Neunziger noch mit Chilavert im Tor die Libertadores gewonnen hat, hatten sie im Finalheimspiel auch nicht mehr als 10 000 Zuschauer. Da scheint wohl fanmässig einfach die Obergrenze dieses Vereins erreicht. Schade um den Ground, stelle mir zwischendurch wie dieses Schmuckstück wohl wirken würde, wenn die Terassen randvoll wären. Trotzdem und trotz des mässigen Kicks, bin ich froh meine Taufe im argentinischen Fussball hier in Liniers erleben zu dürfen. Historischer Ground, ansonsten, was Spektakel angeht, aber doch noch ausbaufähig.
Gästefans sind übrigens in der nationalen Meisterschaft bis auf weiteres offiziell keine zugelassen.
Einen Tag später geht’s zum nächsten Spiel. Stadion umso historischer: Das Monumental, wohl eines der bedeutendsten Stadien weltweit. River v Quilmes..
Offiziell kein Kartenverkauf (nur für Socios), und somit erstmals Improvisation gefragt.
Bei dem schwülheissen Wetter brennt erstmal die Kehle und nur noch 415 Pesos in der Tasche, aber wozu hat man Kreditkarte. Also rein in die Bar zur Verköstigung. Bierflasche im Champagnereiskübel serviert.. Auf Nachfrage empfiehlt mir der Kellner mich an „Santa Claus“ (alte weissbärtige, sehr korpulente Type mit Klappstühlchen..) zu wenden, welchen ich zuvor schon als Kartenverchecker ausgemacht hatte. Dem Rat folgend muss ich erstmal feststellen, dass meine Knete nicht reichen soll für die Karte..)
Ich jammer ein bisschen und zeig ihm, dass ich nicht mehr als 415 hab.. er fordert mich auf zu warten. Ich such mir einen Bancomaten, was in der Umgebung kein Problem ist. Spitzname von River ist ja nicht vergeblich „Los Millionarios“..
Krieg aber tatsächlich keine Kohle aus dem Kasten und geh zurück zu Santa, welcher mir erklärt, dass meine Karte eben verkauft wurde, da ich unauffindbar war.. Sch...
Nach fünfminütigem Warten auf Bruder Zufall, kommt einer und hat ne Karte für 400 für „Santa“, welcher mir diese eins zu eins weiterreichen will, vom Verkäufer allerdings genötigt wird mir die letzten 15 Pesos, welche noch fürn Wasser gerreicht hätten, als Provision abzunehmen. Easy, man ist ja schon oft verdurstet..
„Centenario baja“, unglaublich mächtige Schüssel, mir kommen Bilder Vom 78er Finale in den Sinn; Kempes, Luque, weisse Papierschnitzel, die in der Luft tanzen, die Holländer,
welche schon wieder hautnah vor dem Ziel die Waffen strecken müssen..
Zudem erinnert mich das Stadion live auch ein bisschen an das alte Maracana.
Stimmung ist eigentlich ziemlich gut, laut, die Riverfans hungrig auf das erste Heimspiel der Saison. Die Mannschaft spielt nervös und gerät durch einen ehmaligen Riverspieler in Rückstand. Stimmung schlägt etwas um, aber immer noch postiv, wenn auch leichte Enttäuschung aufzukommen droht. River dreht das Resultat zwar, verschenkt den Sieg aber wieder im Gegenzug..
Am Mittwoch dann Auftakt zur Gruppenphase der Copa Libertadores 2015: meine Chancen einen sogenannten Doppler zu landen stehen recht gut: Kick-off bei Huracan gegen Mineros aus Venezuela um 19 Uhr. Ich schleich ein bisschen ums Stadion, frag an nem Ticketschalter erstmal wegen Gästekarten, gibt aber nur hinterlegte Karten für Sponsoren. Dass mein Onkel ein solcher sein könnte und an diesem Abend verhindert wäre, scheint mir zwar keine so schlechte Idee, aber, dass „Manuel Lopez“ seine Karte noch nicht abgeholt haben könnte, zwar nicht völlig unmöglich, aber doch etwas gewagt.
Gibt bestimmt auch Platz unter den heimischen Fans, obwohl kein Kartenverkauf stttfindet. Polizeiaufgebot auch komplett überzogen, angesichts der Harmlosigkeit der Affiche! Unterdessen mach ich rasch einen Typen mit irgendwelchen Absichten aus:
kurze Aussprache, von 250 auf 200 runter. Kein Ticket, dafür soll ich ihm folgen, und er bringt mich in die „Gancha“ rein, was problemlos klappt. Drinnen möchte er dann wieder 250, ich bleib bei 200, da so ausgemacht.. Typ zieht ab.
Stadion, welches ich natürlich von Fotos schon kannte, ist eine echte „Artdecoreliquie“ der „Good Old Seventies“. Der Turm auf der Höhe der Mittellinie, ein echter Hingucker. Gästefans sind in der „Libertadores“ zwar zugelassen, aber trotzdem nicht besonders zahlreich, da Venezuela ja nicht gleich um die Ecke liegt, und die Mineros wohl auch nicht der Kultverein schlechthin zu sein scheint, zumal ich zugegebenermassen, vorher noch nie von ihnen gehört habe. Auch die Anhänger des „Globito“ sind jetzt nicht in gigantischem Masse aufmarschiert, an diesem aus Vereinssicht wohl doch eher historischen Abend. Spielt man doch nicht alle Jahre in der südamerikanischen Königsklasse, zumal man nach vierjähriger(?) Absenz erst wieder in die erste argentinische Liga aufgestiegen und in diesem Wettbewerb als Pokalsieger vertreten ist.
Die Kurve ist aber sehr euphorisch gestimmt und bringts auch lautstark rüber, was zu gefallen weiss. Die Elf aus „Parque Patricios“ scheint anfangs auch heftig überlegen zu sein. Langsam schleicht sich aber etwas Nervosität ein, und die Zuspiele werden vermehrt ungenauer, was den erst sehr harmlosen Gegner zu ein paar Kontern lädt, von welchen auch einer zur Führung genutzt werden kann. Huracan stemmt sich eher verzweifelt, als gekonnt gegen weiteres Ungemach. Der Ausgleichstreffer gelingt zwar ziemlich rasch, danach versanden die Angriffsversuche aber meist mangels der nötigen Gelassenheit der heimischen Offensivabteilung. In der 82. Min. führt ein Freistoss zur erneuten Führung der Gäste, welche nun auch in der Lage scheinen das Ding relativ cool zu Ende bringen. Selber muss ich kurz vor Abpfiff aufbrechen, um mit einem Taxi rüber nach Avellaneda zum „Cilindro“ von Racing zu gelangen. Nach wenigen Minuten ertönt ein krasser Torschrei in meinem Rücken: Ausgleich des „Globito“..
Taxis gibt’s jede Menge, fahren aber etliche an mir vorbei, trotz deutlicher Handzeichen.
Frag mich, ob die Bestellungen haben, oder ob ich so schräg rüberkomm (?)..
Nach kurzen Zweifeln hält endlich einer und es kann losgehen, südwärts über den Riachuelo, den kleinen stinkenden Bruder des Rio de la Plata. Der Taxifahrer outet sich als Boca Fan und gibt sich etwas erstaunt ob meiner Unwissenheit bezüglich Vereinshistorie des Racing Clubs: Vor zehn Jahren letztmals in der Libertadores dabei..
Ich korrigiere nicht, als mir nachträglich einfällt, dass es zwölf Jahre waren, der Mann ist ja schliesslich Boca nicht Racing, also was solls..
Als er begreift, dass ich von einem Spiel zum anderen kutschiert werd, ist seine überraschung ungespielt gross, und er hält mich für einen europäischen Scout. Ich versichere ihm, dass ich nur ein verrückter Schweizer sei, nicht zuletzt um die geringen Fahrtkosten nicht unnötig in die Höhe schnellen zu lassen. Man kann nie wissen. Wobei ich vorwegnehmen darf, dass ich selber keine schlechten Erfahrungen mit Taxis in Buenos Aires machen sollte, im Gegensatz zu Brasilien, vor etlichen Jahren..
Beim blauerleuchteten Zylinder angekommen, gilt es ein Ticket klarzumachen.
Schalter ist geöffnet, aber niemand mehr zuständig, da Anpfiff schon erfolgt. Man verweist mich an die Polizei (!) gegenüber. „Ein Oberbefehlshaber“ befragt mich, woher ich komme, Ausweis will er auch sehen, und warum ich mir dieses Spiel im Gästeblock ansehen möchte und und und. Ich werd langsam genervt, da lässt man mich passieren, offenbar gratis (!).. Auf der dunklen Treppe wird mir dann doch noch ein Ticket verkauft. Etwas seltsames Vorgehen, aber wenigstens komm ich endlich rein. Der Gästeblock ist recht gut gefüllt mit Gelbschwarzen: Guarani aus Asuncion, Paraguay.
Tore hab ich noch keine verpasst. Die Heimmannschaft agiert etwas nervös, die Hütte ist recht voll. Die gegenüberliegende Heimkurve gleicht einem Termitenhügel:
„La Guardia Imperial“, die kaiserliche Garde, netter Name. Die Gesänge sind laut, aber als der Führungstreffer vor der Pause gelingt, scheinen die Dämme zu brechen. Jetzt erst erleb ich wirklich, was Stimmung in Argentinien bedeuten kann. Jetzt sind die Gesänge sehr, sehr laut, langanhaltend, kraftvoll und mächtig! Geil! Würd gern mitfeiern, was ich aber besser unterlass, denn die Guarani Fans hätten wohl nicht so richtig Freude ☺
Nach der Pause rollt die „Guardia“ eine riesige Kurvenfahne aus! -Racing legt nach. Die Stimmung ist genial. So macht Fussball Spass! Die Paraguayer sehen das anders, „Gelbschwarz“ verkürzt, aber Gustavo Bou ist an diesem Abend nicht zu halten, und trifft noch zweimal zum 4:1 Schlussresultat. Ganz geiles Spiel, geile Stimmung, geiler Abend!
Teil 2 noch nicht verfasst.. PS: Würd gern ein, zwei Fotos posten, aber mein Mac weigert sich mit meinem Samsung Handy zu kommunizieren.. Scheisstechnik!
Das erste Spiel, welches ich mir dann aber tatsächlich angeschaut hab, war Velez v Cruzero del Norte: Stadion von aussen sehr beeindruckend. WM Stadion 1978, wo beispielsweise Spanien gegen Oesterreich und Schweden zwei Gruppenspiele ausgetragen hat. Neben dem Monumental das zweite Stadion in BsAs. Ticket an der Tageskasse gekauft, Kurve, 90 Pesos. Sollte das billigste Erstligaspiel bleiben.
In der Kurve auffällig viele sehr junge Barras. Die steilen Oberränge der Seitentribünen bleiben mangels Zuschauerzuspruch geschlossen. Mag mich erinneren, als „Fortin“ Mitte der Neunziger noch mit Chilavert im Tor die Libertadores gewonnen hat, hatten sie im Finalheimspiel auch nicht mehr als 10 000 Zuschauer. Da scheint wohl fanmässig einfach die Obergrenze dieses Vereins erreicht. Schade um den Ground, stelle mir zwischendurch wie dieses Schmuckstück wohl wirken würde, wenn die Terassen randvoll wären. Trotzdem und trotz des mässigen Kicks, bin ich froh meine Taufe im argentinischen Fussball hier in Liniers erleben zu dürfen. Historischer Ground, ansonsten, was Spektakel angeht, aber doch noch ausbaufähig.
Gästefans sind übrigens in der nationalen Meisterschaft bis auf weiteres offiziell keine zugelassen.
Einen Tag später geht’s zum nächsten Spiel. Stadion umso historischer: Das Monumental, wohl eines der bedeutendsten Stadien weltweit. River v Quilmes..
Offiziell kein Kartenverkauf (nur für Socios), und somit erstmals Improvisation gefragt.
Bei dem schwülheissen Wetter brennt erstmal die Kehle und nur noch 415 Pesos in der Tasche, aber wozu hat man Kreditkarte. Also rein in die Bar zur Verköstigung. Bierflasche im Champagnereiskübel serviert.. Auf Nachfrage empfiehlt mir der Kellner mich an „Santa Claus“ (alte weissbärtige, sehr korpulente Type mit Klappstühlchen..) zu wenden, welchen ich zuvor schon als Kartenverchecker ausgemacht hatte. Dem Rat folgend muss ich erstmal feststellen, dass meine Knete nicht reichen soll für die Karte..)
Ich jammer ein bisschen und zeig ihm, dass ich nicht mehr als 415 hab.. er fordert mich auf zu warten. Ich such mir einen Bancomaten, was in der Umgebung kein Problem ist. Spitzname von River ist ja nicht vergeblich „Los Millionarios“..
Krieg aber tatsächlich keine Kohle aus dem Kasten und geh zurück zu Santa, welcher mir erklärt, dass meine Karte eben verkauft wurde, da ich unauffindbar war.. Sch...
Nach fünfminütigem Warten auf Bruder Zufall, kommt einer und hat ne Karte für 400 für „Santa“, welcher mir diese eins zu eins weiterreichen will, vom Verkäufer allerdings genötigt wird mir die letzten 15 Pesos, welche noch fürn Wasser gerreicht hätten, als Provision abzunehmen. Easy, man ist ja schon oft verdurstet..
„Centenario baja“, unglaublich mächtige Schüssel, mir kommen Bilder Vom 78er Finale in den Sinn; Kempes, Luque, weisse Papierschnitzel, die in der Luft tanzen, die Holländer,
welche schon wieder hautnah vor dem Ziel die Waffen strecken müssen..
Zudem erinnert mich das Stadion live auch ein bisschen an das alte Maracana.
Stimmung ist eigentlich ziemlich gut, laut, die Riverfans hungrig auf das erste Heimspiel der Saison. Die Mannschaft spielt nervös und gerät durch einen ehmaligen Riverspieler in Rückstand. Stimmung schlägt etwas um, aber immer noch postiv, wenn auch leichte Enttäuschung aufzukommen droht. River dreht das Resultat zwar, verschenkt den Sieg aber wieder im Gegenzug..
Am Mittwoch dann Auftakt zur Gruppenphase der Copa Libertadores 2015: meine Chancen einen sogenannten Doppler zu landen stehen recht gut: Kick-off bei Huracan gegen Mineros aus Venezuela um 19 Uhr. Ich schleich ein bisschen ums Stadion, frag an nem Ticketschalter erstmal wegen Gästekarten, gibt aber nur hinterlegte Karten für Sponsoren. Dass mein Onkel ein solcher sein könnte und an diesem Abend verhindert wäre, scheint mir zwar keine so schlechte Idee, aber, dass „Manuel Lopez“ seine Karte noch nicht abgeholt haben könnte, zwar nicht völlig unmöglich, aber doch etwas gewagt.
Gibt bestimmt auch Platz unter den heimischen Fans, obwohl kein Kartenverkauf stttfindet. Polizeiaufgebot auch komplett überzogen, angesichts der Harmlosigkeit der Affiche! Unterdessen mach ich rasch einen Typen mit irgendwelchen Absichten aus:
kurze Aussprache, von 250 auf 200 runter. Kein Ticket, dafür soll ich ihm folgen, und er bringt mich in die „Gancha“ rein, was problemlos klappt. Drinnen möchte er dann wieder 250, ich bleib bei 200, da so ausgemacht.. Typ zieht ab.
Stadion, welches ich natürlich von Fotos schon kannte, ist eine echte „Artdecoreliquie“ der „Good Old Seventies“. Der Turm auf der Höhe der Mittellinie, ein echter Hingucker. Gästefans sind in der „Libertadores“ zwar zugelassen, aber trotzdem nicht besonders zahlreich, da Venezuela ja nicht gleich um die Ecke liegt, und die Mineros wohl auch nicht der Kultverein schlechthin zu sein scheint, zumal ich zugegebenermassen, vorher noch nie von ihnen gehört habe. Auch die Anhänger des „Globito“ sind jetzt nicht in gigantischem Masse aufmarschiert, an diesem aus Vereinssicht wohl doch eher historischen Abend. Spielt man doch nicht alle Jahre in der südamerikanischen Königsklasse, zumal man nach vierjähriger(?) Absenz erst wieder in die erste argentinische Liga aufgestiegen und in diesem Wettbewerb als Pokalsieger vertreten ist.
Die Kurve ist aber sehr euphorisch gestimmt und bringts auch lautstark rüber, was zu gefallen weiss. Die Elf aus „Parque Patricios“ scheint anfangs auch heftig überlegen zu sein. Langsam schleicht sich aber etwas Nervosität ein, und die Zuspiele werden vermehrt ungenauer, was den erst sehr harmlosen Gegner zu ein paar Kontern lädt, von welchen auch einer zur Führung genutzt werden kann. Huracan stemmt sich eher verzweifelt, als gekonnt gegen weiteres Ungemach. Der Ausgleichstreffer gelingt zwar ziemlich rasch, danach versanden die Angriffsversuche aber meist mangels der nötigen Gelassenheit der heimischen Offensivabteilung. In der 82. Min. führt ein Freistoss zur erneuten Führung der Gäste, welche nun auch in der Lage scheinen das Ding relativ cool zu Ende bringen. Selber muss ich kurz vor Abpfiff aufbrechen, um mit einem Taxi rüber nach Avellaneda zum „Cilindro“ von Racing zu gelangen. Nach wenigen Minuten ertönt ein krasser Torschrei in meinem Rücken: Ausgleich des „Globito“..
Taxis gibt’s jede Menge, fahren aber etliche an mir vorbei, trotz deutlicher Handzeichen.
Frag mich, ob die Bestellungen haben, oder ob ich so schräg rüberkomm (?)..
Nach kurzen Zweifeln hält endlich einer und es kann losgehen, südwärts über den Riachuelo, den kleinen stinkenden Bruder des Rio de la Plata. Der Taxifahrer outet sich als Boca Fan und gibt sich etwas erstaunt ob meiner Unwissenheit bezüglich Vereinshistorie des Racing Clubs: Vor zehn Jahren letztmals in der Libertadores dabei..
Ich korrigiere nicht, als mir nachträglich einfällt, dass es zwölf Jahre waren, der Mann ist ja schliesslich Boca nicht Racing, also was solls..
Als er begreift, dass ich von einem Spiel zum anderen kutschiert werd, ist seine überraschung ungespielt gross, und er hält mich für einen europäischen Scout. Ich versichere ihm, dass ich nur ein verrückter Schweizer sei, nicht zuletzt um die geringen Fahrtkosten nicht unnötig in die Höhe schnellen zu lassen. Man kann nie wissen. Wobei ich vorwegnehmen darf, dass ich selber keine schlechten Erfahrungen mit Taxis in Buenos Aires machen sollte, im Gegensatz zu Brasilien, vor etlichen Jahren..
Beim blauerleuchteten Zylinder angekommen, gilt es ein Ticket klarzumachen.
Schalter ist geöffnet, aber niemand mehr zuständig, da Anpfiff schon erfolgt. Man verweist mich an die Polizei (!) gegenüber. „Ein Oberbefehlshaber“ befragt mich, woher ich komme, Ausweis will er auch sehen, und warum ich mir dieses Spiel im Gästeblock ansehen möchte und und und. Ich werd langsam genervt, da lässt man mich passieren, offenbar gratis (!).. Auf der dunklen Treppe wird mir dann doch noch ein Ticket verkauft. Etwas seltsames Vorgehen, aber wenigstens komm ich endlich rein. Der Gästeblock ist recht gut gefüllt mit Gelbschwarzen: Guarani aus Asuncion, Paraguay.
Tore hab ich noch keine verpasst. Die Heimmannschaft agiert etwas nervös, die Hütte ist recht voll. Die gegenüberliegende Heimkurve gleicht einem Termitenhügel:
„La Guardia Imperial“, die kaiserliche Garde, netter Name. Die Gesänge sind laut, aber als der Führungstreffer vor der Pause gelingt, scheinen die Dämme zu brechen. Jetzt erst erleb ich wirklich, was Stimmung in Argentinien bedeuten kann. Jetzt sind die Gesänge sehr, sehr laut, langanhaltend, kraftvoll und mächtig! Geil! Würd gern mitfeiern, was ich aber besser unterlass, denn die Guarani Fans hätten wohl nicht so richtig Freude ☺
Nach der Pause rollt die „Guardia“ eine riesige Kurvenfahne aus! -Racing legt nach. Die Stimmung ist genial. So macht Fussball Spass! Die Paraguayer sehen das anders, „Gelbschwarz“ verkürzt, aber Gustavo Bou ist an diesem Abend nicht zu halten, und trifft noch zweimal zum 4:1 Schlussresultat. Ganz geiles Spiel, geile Stimmung, geiler Abend!
Teil 2 noch nicht verfasst.. PS: Würd gern ein, zwei Fotos posten, aber mein Mac weigert sich mit meinem Samsung Handy zu kommunizieren.. Scheisstechnik!