S goht do zwar um die Dütschi Bank, aber ich ha dänggt s passt am ehschte do ine, anstatt e neue Thread ufzmache:
Usem Stern:
http://www.stern.de/wirtschaft/unterneh ... 44495.html
Von Ulrike Posche
Er ist das Gesicht des Kapitalismus. Viele glauben, Josef Ackermann und seine Finanzjongleure hätten mit ihrer Gier die Weltwirtschaft an den Abgrund gebracht. Wie fühlt man sich als Buhmann der Nation? Ein Abendessen mit dem Chef der Deutschen Bank.
Es ist spät geworden, fast Mitternacht. Vor der Villa neben den düsteren Bankriesen warten sein Fahrer und die Bodyguards inzwischen auf menschenleerer Straße. Es gab Nüssli-Salat, danach Loup de mer, dann Früchte Salpikon in der Hippenschale. Gegen elf hatte sich der Mann mit der Statur eines Kapitänsschrankes eine Zigarre im Churchill-Format angesteckt, und die Hausdame hatte die Baguette-Brösel an seinem Platz diskret vom Esstisch entfernt. Nun zieht der Rauch über Kegel aus gelben Rosen hinauf in den Kristallleuchter. Und Doktor Josef Ackermann kommt auf den Tod.
In den vergangenen Tagen hatte es wieder einmal Drohbriefe gegen den Chef der Deutschen Bank gegeben. Ein Liedermacher forderte ungehindert zum Attentat auf: "Hörst du mich Josef Ackermann, einer muss als Erster sterben, du bietest dich da an." Jeder konnte sich das im Internet auf Youtube ansehen. "Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat." Es entstanden seltsame Allianzen, aus Altkanzler Schmidt etwa und einem "Tatort"-Kommissar. Letzterer wollte am liebsten alle Banker verhaften. In Nordrhein-Westfalen hatte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers so lange herumgedruckst, bis Ackermann von sich aus einen ihm zugedachten "Zukunfts-Preis" ablehnte. Seit Tagen hatten ihn weder die Kanzlerin noch Finanzminister Steinbrück auf dem Handy angerufen. Und die Zeitungen kübelten mit Häme. Es schien, als hätte sich wieder einmal alles gegen ihn verschworen. Ist doch klar, dass man sich dann manchmal fragt, was wäre, wenn man morgen ums Leben käme. Ob die Menschen in Deutschland dann vielleicht sogar erleichtert wären.
Verkanntes Genie?
Ackermann, 60, trägt einen tiefblauen Anzug, eine winzig gemusterte Chanel-Krawatte, die er sich in Shanghai gekauft hat. Er gestikulierte den ganzen Abend lebhaft mit seinen feinen Händen, wenn es ums Ernste ging. Er ließ Banker-Anekdoten aus der Erinnerung perlen, wenn es ihm gar zu ernst wurde. Er war gerade aus New York gekommen, und der Jetlag hielt ihn wach. Doch in diesem einen melancholischen Moment waren die Strapazen der vergangenen Wochen in seinem Blick, die Enttäuschungen und das Alter falteten sich um die Augen.
Vor Jahren hatte ihm sein Vorgänger Rolf-Ernst Breuer - der mit den Bömmel-Schuhen - einmal gesagt: "Im Nekrolog wird alles besser." Das hatte ihn trösten sollen. Würdigungen kommen für Deutsche-Bank-Herren offenbar immer posthum. Auch die Heroen Hermann Josef Abs und Alfred Herrhausen seien zu ihren Zeiten verhasst gewesen - und heute verklärt. Aber einen wie Ackermann, den elegantesten Tänzer auf dem Kasino-Parkett, tröstet die Aussicht auf Nachruhm nicht. Er will, dass sich Leistung jetzt lohnt. Es reicht ihm nicht, dass der Typ vom Steakhaus um die Ecke ein Metallschild an jenem Tisch angebracht hat, an dem er gelegentlich isst. Es genügt ihm auch nicht, dass sie ihm im Berliner "Borchardt" auf die Schulter klopfen, wenn er dort mit Gattin Pirkko und Tochter Catherine sitzt.
Er hat den Deutschen ihre Deutsche Bank groß gemacht, größer und erfolgreicher, als sie es je war. 75 Länder, 80 253 Mitarbeiter, ein Gewinn von 6,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Ist es da zu viel verlangt, wenn er wenigstens jetzt ein bisschen geliebt werden will? Geliebt? Er habe den Kurs der Aktie um die Hälfte geschrumpft, werfen die Gegner ihm vor. Für den Aktionär sei außer einer dürren Dividenden-Ernte nichts übrig geblieben.
Das Gesicht der Krise
Josef Ackermann hatte angekündigt, er werde auf seinen Bonus verzichten, und er hatte erklärt, dass die Deutsche Bank kein Geld aus dem Hilfsfonds der Regierung würde annehmen müssen. Er hatte tatsächlich geglaubt, das Erste würde ihm als "noble Geste" angerechnet. "Noble Djscheste", sagt der gebürtige Schweizer. Er dachte, zum Verzicht auf Merkels Stütze gratuliere man ihm - wie sie es in Amerika taten, als gleich die Kurse hochgingen. Falsch gedacht. Als Heuchelei und PR-Gag werteten Politiker und Kommentatoren seine Ankündigung, auf mehrere Millionen pfeifen zu wollen - wobei noch dahingestellt bleibt, ob diese Millionen überhaupt abgefallen wären. Beides brachte ihm Empörung von allen Seiten. Zuletzt sogar die kalte Schulter der Kanzlerin.
So wurde der Vielverdiener Ackermann wieder einmal zum Buhmann, zur Hassfigur. Er wurde zum Gesicht der Krise und seine Bank zum Epizentrum des Bebens. "Der irrsinnige Hebel, mit dem die Deutsche Bank ihre Geschäfte macht", rief etwa der BWL-Professor Ekkehard Wenger aus Würzburg, "hat doch erst in die Katastrophe geführt!" Auf einmal rechneten sie ihm vor, all die Jahre bloß "Scheinerfolge" produziert zu haben. Wie im Fußball sei der Deutsche-Bank-Chef mit dem Geld seiner Aktionäre umgegangen, erklärte der Ackermann-Kritiker Wenger: Alles den Spielern, nichts dem Verein! Er habe die braven Privatkunden vertrieben, habe allein seine Londoner Investmentbanker mit ihren riskanten Geschäften und Hasardspielen hoch gehalten. Jene "Rainmaker", Regenmacher, die ihm die Kassen voll schütteten und sich dafür mit Boni und einem Gig der Rolling Stones belohnten. 600 Banker und Analysten der Deutschen Bank saßen im Sommer 2007 in Barcelona und bewunderten erst ihren indischstämmigen Chef Anshu Jain, den Head of Global Markets - und dann die Stones. Die Band kassierte für ihren Job rund vier Millionen Euro. Investment-Guru Anshu Jain für den seinen angeblich das Achtfache.
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Jain und seine Talente sind für Ackermann bis heute die Helden im Zentralgestirn der Bank. Für andere sind sie Herren der Finsternis. Sie bewegen mit einer Kapitalsumme von 37 Milliarden Euro eine Geldblase von zwei Billionen durch den Welthimmel und warten dann auf den Regen. Wer diesen Mechanismus einmal kapiert hat, mag ihn bewundernswert finden. Aber wie soll das ein Kleinsparer verstehen, ein Puttchen Brummel? "Warum denken Sie nur immer in diesen Kategorien des Geldes?", fragte Präsidentenanwärterin Gesine Schwan Ackermann einmal am Rande einer SPD-Veranstaltung. Ja, warum eigentlich?
Vergebliche Mühen
Im Speisesaal der Villa Sander hängen Stillleben, die aus der Entfernung aussehen wie von Klee und Macke gemalt. Wahrscheinlich sind sie es sogar. Hier ist alles echt. Im Frankfurter Bankenviertel wirft man Ackermann heute vor, dass es ihn und seine Bank nur deshalb heute noch gebe, weil er sich in den Scheinwelten seiner ner Branche nur allzu wendig und ohne Rücksicht auf Verluste bewegt habe. Niemals in ihrer Geschichte war die Deutsche Bank die Bank des kleinen Mannes. Und das nimmt der ihr übel - bis heute. Nie kann Ackermann deshalb ein Banker der Herzen werden. Es ist ein Missverständnis, eines, an dem beide leiden. Die Deutschen und der Schweizer.
Egal, ob er mit einer privaten Spende das Cuvilliés-Theater in München unterstützt oder eine Schule in Frankfurts Problemviertel; ob er mit Merkel, Steinbrück und Kollegen "nächtelang negotiiert", wie er sagt, um mit den anderen Banken auch die eigene zu retten. Er gewinnt dafür keinen Blumenstrauß. Seit er in einem Gerichtssaal zum breiten Grinsen das Victory-Zeichen machte, erwartet man Sühneleistungen von ihm, die er nicht erbringen will. Er solle ganz auf sein Gehalt verzichten, heißt es, besser noch: abtreten.
Im vergangenen Jahr, kurz vor der Krise der West LB, traf er deren Chef Thomas R. Fischer. Einst waren sie Konkurrenten um den Vorposten bei der Deutschen Bank gewesen. Doch als Ackermann am Main obsiegte, wich Fischer an den Rhein aus. "Pass auf, Ackermann", sagte Fischer, der einen Hang zu Kontrastkragen und Strunztuch hat, "pass auf, bald überholen wir dich!" Nur Wochen später stand die Westdeutsche Landesbank vor ihrer Pleite.
Schlechtes Vorbild
In Amerika warnten Freunde ihn, es gebe offenbar eine Bank in Germany, die der größten deutschen Geschäftsbank bald den Rang ablaufe. "Interessant", sagte der Joe, "wer ist es denn?" Die Antwort: "The Ai-Kei-Bee", die Mittelstandsbank IKB. Ackermann staunte und lächelte. Kurz darauf funkte die IKB "Mayday" und musste sich von der staatlichen Förderbank KfW mit acht Milliarden Euro unter die Arme greifen lassen.
Heute sagen Experten, Ackermann sei nicht unschuldig daran gewesen. Er habe der Bank vergiftete Kredite untergejubelt. Überhaupt habe er das ganze Land vergiftet, mit seinen Anleihen und mit seinem Siegerlächeln. Viele Bankmanager spielten Ackermann - ob sie es konnten oder nicht. Beim diesjährigen Nobelpreisträger-Treffen am Bodensee, auf dem der Gastprofessor der London School of Economics, Josef Ackermann also, zum Ehrensenator ernannt wurde, da kam anschließend einer auf ihn zu und gestand: "Herr Ackermann, wir haben sie alle kopiert!"