40 Jahre McLaren - eine Bestandsaufnahme
Vor 40 Jahren nahm Bruce McLaren erstmals mit einem McLaren an einem GP teil. Seither ist viel passiert im Team McLaren. Die Höhen und die Tiefen...

Der jüngste McLaren im orangefarbenen Retrolook. (c) Mercedes
Anlässlich des 40jährigen Team-Jubiläums liefert McLaren beeindruckende Zahlen: 602 GP-Teilnahmen. 148 Siege. 11 Fahrertitel. 8 Konstrukteurs-Titel. 122 Pole-Positions. 126 Schnellste Rennrunden. 40 Doppelsiege. 387 Podestplätze. Insgesamt 42 Piloten aus 16 Nationen. Dazu kommen zahlreiche Erfolge außerhalb der Formel 1: 3 Indy 500-Siege. 5 CanAm-Gesamtsiege.
40 Jahre ist es her, als Bruce McLaren in seinem McLaren-Ford M2B beim Freien Training für den Grand Prix von Monaco debütierte - als rennfahrender Rennstallbesitzer. Zuvor war McLaren bei Cooper unter Vertrag, konnte zwischen 1958 und 1965 drei Grand Prix gewinnen. Doch der Neuseeländer sah sich nicht nur als Rennfahrer, sondern auch als Konstrukteur. Bei Cooper war er frustriert, weil er keinen Einfluss auf die Designabteilung hatte. So war es also naheliegend, ein eigenes Team zu gründen - für dieses konnte er Robin Herd als Designer engagieren. Das Team bestritt nicht nur Formel 1-Rennen - so wie das damals üblich war, wurden auch CanAm oder Indycar-Rennen gefahren - im Falle von McLaren noch dazu äußerst erfolgreich. In der CanAm belegten McLaren und sein Pilot Denny Hulme am Jahresende die Ränge eins und zwei. In den Folgejahren dominierte man in der Serie.
Das Formel 1-Debüt jedoch verlief mittelprächtig. Zehnter Startplatz, der Monaco-Grand Prix dauerte für Bruce McLaren nur neun Runden an - ein Ölleck beendete das Debüt des einzigen McLaren im Felde. Damals war es noch nicht zwingend, dass ein Team zwei Autos einsetzen muss. Insgesamt konnte Bruce McLaren mit seinem eigenen Boliden im Debütjahr nur mickrige drei WM-Zähler an Land ziehen. Im nächsten Jahr, mit BRM-Motoren, holte das Team ebenfalls nur drei Punkte, bei neun Rennteilnahmen.
Der erste Sieg
Doch im Jahr 1968 wurde alles anders. Der legendäre und siegreiche Ford Cosworth DFV-Motor tauchte in der Formel 1 auf - Robin Herd konstruierte rund um den neuen Motor den M7. Mit dem Boliden feierte Bruce McLaren in Spa-Francorchamps den ersten GP-Sieg eines McLaren, Denny Hulme war in diesem Jahr in Monza und Kanada siegreich. McLaren-Ford wurde 1968 Vizemeister. Zugleich dominierten McLaren und Hulme immer noch in der CanAm-Serie.
Im Juni 1970 verstarb Bruce McLaren bei Testfahrten in Goodwood. Doch die Tragödie bedeutete nicht das Ende des Rennstalls. Teddy Mayer, der zuvor McLaren beim Aufbau seines Teams zur Seite stand, übernahm McLaren. 1974 wurde mit Emerson Fittipaldi erstmals ein McLaren-Pilot Weltmeister. In diesem Jahr gab es kurioserweise zwei McLaren-Teams: Das siegreiche Marlboro Texaco Team, das auch Konstrukteurs-Weltmeister wurde, mit Fittipaldi und Hulme am Steuer. Sowie Yardley McLaren mit Mike Hailwood als Fahrer, der später im Jahr durch David Hobbs und in weiterer Folge durch Jochen Mass ersetzt wurde.
1976 wiederholte der charismatische Brite James Hunt das Kunststück und wurde im McLaren Weltmeister, bei den Konstrukteuren wurde das Team jedoch "nur" Vizemeister. Es war jenes Jahr, in dem der regierende Weltmeister Niki Lauda in seinem Ferrari beinahe verbrannt wäre - und es war jenes Saisonfinale in Fuji, in dem Lauda im strömenden Regen aufgab.
In den darauf folgenden Jahren war McLaren nicht wirklich konkurrenzfähig, es wurde immer schlimmer. Als die "Ground Effect"-Cars den Formel 1-Himmel erstürmten, stagnierte die Mannschaft rund um Teddy Mayer.
Ende des Jahres 1979 beschloss man, die immer wieder siegreichen Aktivitäten im amerikanischen Indycar-Sport zu beenden, um sich einzig der Formel 1 zu widmen. Doch auch das brachte wenig. Seit Mitte der Siebzigerjahre kooperierte McLaren mit dem Zigarettenkonzern Phillip Morris - das Marlboro-Logo gehörte zum McLaren wie die rote Kappe zu Niki Lauda. Im Jahr 1980 wurden verschiedene Versionen des wenig konkurrenzfähigen M29-Ford eingesetzt, später wurde ein M30 auf die Räder gestellt, der ebenfalls stagnierte. Selbst der junge Alain Prost konnte in seinem Debütjahr nicht helfen.
Der Einstieg von Ron Dennis
Der Tabaksponsor hatte genug vom Mittelmaß, beschloss im September 1980 eine Neugründung des Rennstalls. Das bisherige Team wurde zusammengespannt mit dem ebenfalls in Marlboro-Farben agierenden Formel 2-Team "Project Four Racing" eines gewissen Ron Dennis. Teddy Mayer und Ron Dennis leiteten das neue McLaren International Team.
Als Konstrukteur wurde John Barnard geholt - der hatte ein revolutionäres Projekt auf seinem Zeichenbrett: Den MP4-1-Ford, das erste Kohlefaser-Monocoque. Dieses in punkto Sicherheit neue Maßstäbe setzende Auto war auch einer der Gründe, warum Niki Lauda sich von Ron Dennis zum Comeback überreden ließ. Lauda war 1979 zurückgetreten - im Jahr 1982 kehrte er in die Formel 1 zurück, als hätte er niemals aufgehört, siegte mit dem MP4-1B in Long Beach und Brands Hatch, Stallkollege John Watson wurde Vizemeister. Am Ende des Jahres verließ Teddy Mayer das Team - Ron Dennis saß nun alleine an den Hebeln der Macht - und er plante Großes.
Die TAG-Turbo-Ära
Die Turbo-Ära war angebrochen und Dennis konnte den steinreichen Mansour Ojjeh ins Boot holen, der mit seiner Firma TAG einen Porsche-Turbomotor finanzierte. Nach dem Übergangsjahr 1983 schlug der McLaren-TAG MP4-2 im Jahr 1984 wie eine Bombe in der Formel 1 ein. Niki Lauda und sein neuer Teamkollege Alain Prost gewannen zwölf Rennen und kämpften bis zum letzten GP um die Weltmeisterschaft, welche Lauda mit einem halben Punkt Vorsprung für sich entschied. Damals war dies die bislang stärkste Dominanz in der modernen Formel 1-Geschichte. Am Ende des Jahres übernahm Ojjeh 60 Prozent des Teams, die restlichen 40 Prozent blieben bei Dennis.
Und auch 1985 ging es in diesem Stil weiter. Wieder wurde McLaren Weltmeister bei den Konstrukteuren, diesmal holte Prost den Fahrertitel, Lauda trat am Jahresende endgültig zurück. Prost wurde auch 1986 Weltmeister, doch bei den Konstrukteuren musste sich Dennis mit Rang zwei zufrieden geben. Im Jahr darauf wurde das Paket immer schwächer, Prost wurde in der WM Vierter, das Team immerhin noch einmal Vizemeister. Konstrukteur Barnard verließ das Team.
Die Honda-Senna-Prost-Ära
Doch Ron Dennis hatte längst den nächsten Coup im Köcher. 1988 trat McLaren mit Honda-Motoren an - und dem Piloten-Superduo Alain Prost und Ayrton Senna. Prost holte sieben Siege, Senna siegte achtmal und wurde Weltmeister. Beinahe hätten die beiden alle 16 Saisonläufe gewonnen. Selbst die Rückkehr zu den herkömmlichen Saugmotoren, im Jahr 1989, konnte die Siegesserie nicht beenden. Senna gewann mit dem neuen Honda-V10 sechs GP, Prost vier. Nach einer umstrittenen Kollision mit seinem Stallkollegen in Suzuka wurde Prost Weltmeister. Der Franzose verließ das Team in Richtung Ferrari, Gerhard Berger wurde Sennas neuer Teamkollege. 1990 krönte sich Senna abermals zum Champion, McLaren holte den dritten Konstrukteurs-Titel in Folge. Und auch 1991 gingen die Titel an Senna und McLaren. Es war die bislang erfolgreichste Dekade in der Teamgeschichte.
1992 wurde es härter für Senna, Berger und McLaren. Senna wurde nur Vierter in der WM, Berger Fünfter, McLaren wurde immerhin noch Vizemeister. Es war das letzte Jahr mit Honda. Ende November unterschrieb Dennis einen Kundenvertrag mit Ford, nachdem er vergeblich versucht hatte, Renault-Motoren zu erhalten. Berger wechselte zu Ferrari und wurde durch den Amerikaner Mike Andretti ersetzt. Der junge Finne Mika Häkkinen wurde als Testpilot engagiert. Dieses Paket war 1993 stärker als allgemein erwartet wurde, was einer perfekten aktiven Radaufhängung zu verdanken ist und natürlich auch an dem großen Können eines Ayrton Senna lag, der fünf Rennen gewinnen konnte. Dennoch verließ der Brasilianer das Team, wechselte zu Williams.
Im Herbst 1993 unternahm McLaren Testfahrten mit einem Lamborghini-Motor. Doch Ron Dennis beschloss in letzter Minute, einen Fünfjahresvertrag mit Peugeot zu unerzeichnen. Das Jahr 1994 war ein Tiefpunkt in der Ära McLaren - für den erfolgsverwöhnten Ron Dennis ein Albtraum. Die Resultate von Häkkinen und Martin Brundle waren dürftig - Dennis konnte am Jahresende immerhin vorzeitig aus dem Peugeot-Vertrag aussteigen und startete die bis heute anhaltende Partnerschaft mit Mercedes-Benz.
Doch auch das Jahr 1995 wurde zum Desaster. Ex-Weltmeister Nigel Mansell hätte in dem auch optisch wenig attraktiven MP4-10B ein Comeback geben sollen, doch der Brite passte zunächst nicht ins Fahrzeug. Nachdem er zwei erfolglose Rennen mit dem umgebauten McLaren bestritten hatte, verzichtete Mansell auf das Cockpit, er wurde durch Mark Blundell ersetzt. Am Ende der Saison hatte Einsatzpilot Mika Häkkinen einen schweren Unfall, lag im Koma - ein schreckliches Jahr für Ron Dennis. 1996 konnte Häkkinen zurückkehren - doch auch in diesem Jahr lief es nicht gut für McLaren-Mercedes.
Die Silberpfeil-Ära
Am Jahresende kündigte Sponsor Marlboro die 23jährige Partnerschaft mit McLaren, wechselte zu Konkurrent Ferrari. So konnte Dennis aber einen neuen großen Titelsponsor an Land ziehen, abermals ein Tabakriese - McLaren warb fortan für West-Zigaretten. Und ab 1997 beschloss Mercedes, das gute alte Mercedes-Silber wieder einzusetzen. Aus den rot-weißen McLaren wurden die neuen Silberpfeile. Zwar lief es auch im Jahr 1997 anfangs nur mittelprächtig, doch im Finale konnten Häkkinen und Coulthard, der das Rennen angeführt hatte und für den Finnen Platz machen musste, einen Doppelsieg erringen.
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