Mundharmonika hat geschrieben:Was für User ayrton_michael_legends sein Schutzmasken-Wahn ist, ist für Dich der Gleichbehandlungs-Wahn. Wieso um Gottes Willen beharrst Du andauernd darauf, dass die Risikogruppe ums Verrecke gleich behandelt werden muss wie alle anderen? Das ist doch völlig irrational und absurd.
Ich beharre darauf, weil es in unserer
Bundesverfassung steht. Ich finde sie nicht absurd. Wenn du Verfassung absurd findest, müsstest du ihre Veränderung anstreben.
Mundharmonika hat geschrieben:Nehmen wir einmal folgendes Szenario: X und ich kommen gleichzeitig ins Uni-Spital. Wir sind beide Jahrgang 1970 und beide positiv auf Covid-19 getestet worden. Während ich keine Vorerkrankungen vorzuweisen habe, hat X eine angeborene Herz- und Lungeninsuffizienz. Wir husten beide ein wenig und beiden fällt das Atmen schwerer als sonst. Aufgrund der Krankenakte beschliesst der Arzt, sich sofort um X zu kümmern, während er mich darum bittet, im Wartezimmer Platz zu nehmen, wo bereits sechs weitere Patienten sitzen.
Nie im Leben würde ich auf die Idee kommen, hier nach Gleichbehandlung zu schreien und zu hinterfragen, weshalb X ohne Warten sofort zum Arzt zur Untersuchung reingelassen wurde, während ich nochmals 30 bis 40 Minuten zu warten habe. Es ist doch - sowohl für mich wie auch für X - völlig klar, dass einer aus der Risikogruppe gefährdeter ist und deshalb möglichst rasch behandelt oder betreut gehört.
Normalerweise werden die Patienten schneller behandelt, welche die Behandlung nötiger haben. Das ist korrekt und auch keine Diskriminierung. Es wurde aber im Hinblick auf die zu erwartenden Engpässen auf eine spezielle
Triage von intensivmedizinischen Behandlungen bei Ressourcenknappheit umgestellt. Weil uns dieses Szenario mit grösster Wahrscheinlichkeit noch bevorsteht. Die Ärzte würden also auf Grund der zu knappen Ressourcen dir den Vorzug geben, weil die Überlebenschancen von X geringer sind. Dieses Szenario trifft praktisch mit Garantie ein, wenn man gänzlich auf Massnahmen verzichtet. Ob es jetzt um eine Untersuchung oder eine Behandlung geht. Das knappe Gut an medizinischer Versorgung (ob das jetzt Untersuchung oder Behandlung ist) wird so aufgeteilt, dass die Verluste so gering wie möglich ausfallen.
Mundharmonika hat geschrieben:So wie ich also in dieser imaginären Szene Verständnis für eine Person der Risikogruppe aufbringe und so wie es für Risikopatient X selbstverständlich ist, aufgrund einer Herz- und Lungeninsuffizienz prioritär behandelt zu werden, genau so muss dieser X doch umgekehrt verstehen und akzeptieren, dass für ihn als Risikopatient andere Regeln gelten.
Das Verständnis, das du aufbringst ist nobel, es entspringt aber dem Alltagsszenario, indem du auf deinen Vorrang verzichten kannst, aber immer noch die Gewissheit hast, gleich behandelt zu werden. Im Krisenszenario kannst du nur verzichten, wenn du X den Vorrang lassen willst. Der Umstand wird aber prioritär dir die Behandlung zukommen lassen. Nachzulesen in den Richtlinien. Wie du hieraus andere Regeln ableiten, resp. die Rechtsgleichheit aushebeln kannst, erschliesst sich mir nicht ganz.
Mundharmonika hat geschrieben:Die drei Personen, die ich kenne und die zur Risikogruppe gezählt werden, hätten übrigens absolut kein Problem damit, wenn für sie die Ausgehmassnahmen weiterhin gelten, während sie für die Restbevölkerung aufgelockert würden. Sie sind es sich ohnehin gewohnt, dass sie mit ihrem Gesundheitszustand gewisse Sachen nicht tun können, die für andere selbstverständlich sind. Sie sind, was eine mögliche Ansteckung betrifft, eben nicht gleich wie ich und andere, die keinerlei Vorerkrankungen aufweisen und sich dessen auch völlig bewusst. Wieso Du diese Risikogruppe also unbedingt gleich stellen willst, wie die Gesundern oder Personen oder medizinische Defizite, leuchtet mir beim besten Willen nicht ein.
Ich habe kein Problem damit, zu Hause zu bleiben. Ich hätte ein Problem damit, zu Hause bleiben zu müssen, während andere sich frei draussen bewegen dürfen. Solange deine Freunde das freiwillig machen ist doch alles Bestens.
Beispiel Wirtschaft: Wäre eine Quotenregelung für Frauen auf Stufe Management und in Verwaltungsräten OK? Wäre es besser für die Wirtschaft, eine Annäherung der Geschlechterquote über Freiwilligkeit oder über Vorschrift zu erreichen? Ist es ein Argument, wenn ich dir drei Firmen nenne, die es OK finden würden, weil sie es eh schon so haben?
Ich streite nicht ab, dass es sinnvoll ist, wenn die Risikogruppen sich schützen. Ich sage nur, dass dies kein Zwang sein soll.
