[Quote=Josef Zindel]
Vorschau FCB - Sion http://www.fcb.ch
Am Samstag...
…sei ein geläufiger Satz hinterfragt, der dauernd zu hören ist. Zum Beispiel, wenn Dir der Kellner den Kaffee über die Hose schüttet, der Taxifahrer zu spät kommt oder der Korrektor ein Ackusativfeler übersieht. Wo gearbeitet wird, heisst es in solchen Fällen oft mit penetrantem Grossmut, dürfen auch Fehler passieren.
Selbstverständlich, dürfen sie! Überall!!
Überall, ausser offenbar im Fussball. Denn Fussballer dürfen, so muss man meinen, nicht normale Berufsleute sein, die mal einen guten, mal einen schlechten Tag haben, sondern sie haben bitteschön fehlerlos sein. Und selbst wenn sie fehlerlos spielen, sollen sie gefälligst noch ein wenig attraktiver spielen!
Einverstanden, eine 1:5-Niederlage ist nicht ein Fehler, sondern die krasse Anhäufung ganz vieler Fehler. Und dass sich nach einem 1:5 da und dort Spott mit Hohn und Ärger mit Wut mischen, ist verständlich, normal und legitim.
Aber es ist auch einfach nur spannend, was ein derartiges Ergebnis – übrigens in 290 FCB-Meisterschaftsspielen unter Christian Gross seit 1999 eine absolute FCB-Premiere – vor allem sprachlich auslösen kann. Das belegt die folgende kleine Auswahl von Adjektiven und Substantiven, zusammengestellt aus Artikeln, Sendungen und Mail-Zuschriften der letzten Tage:
Debakel, Desaster, Versager, Krise, Pleite, desolat, überfordert, liederlich, clownesk, wehrlos, gewaltiger Einbruch, Gross’ Trugschluss, Pleiten-Pech-und-Pannen-Auftritt, SCHANDE!!!, SCHANDE!!!, SCHANDE!!!, Schlafmützenfussball, FC Basel in Auflösung, desaströs, Zerfallserscheinungen, Richtungsstreit, völlig von der Rolle.
Umgekehrt ist ebenso aussagekräftig, welche Reaktionen ein 5:1 nach sich ziehen kann: Grandios, Gala, euphorisch, mehr wert als drei Punkte, mitreissend, ausgezeichnet, toll, begeisternd, Sondervorstellung, glänzend…
Es sei an dieser Stelle ausdrücklich betont: Die Medien haben nach dem 1:5 des FCB und dem 5:1 von YB korrekt berichtet – und dennoch können positive und negative Kritiken fast die Wirkung von Keulenschlägen haben, wenn man sie in dieser konzentrierten Form, in einer so geballten Ladung konsumiert.
Der FCB hat letzten Sonntag miserabel gespielt, auch das sei auch noch hier, quasi an „offizieller“ Stelle, als Fazit nachgereicht. Doch damit sei nun genug zurück geschaut, denn in den folgenden Tagen kommt nun zweimal der Leader ins Joggeli: Am Samstag der FC Sion, seit seinem 1:0-Sieg vom letzten Dienstag in Thun der Tabellenerste der Schweiz, am kommenden Donnerstag dann der SV Mattersburg, das führende Team in Österreich. Da ist es fast überflüssig, anzufügen, was sich der FCB für diese zwei Auftritte vorgenommen hat. Ob die FCB-Spieler ihre Ziele auch erreichen, ist nicht klar. Sicher aber ist Erstens: Die Mannschaft wird alles versuchen, sich zu rehabilitieren, denn es geht auch um ihren Berufsstolz und ihr Ansehen bei den Fans. Und zweitens: Fehlerlos wird dabei keiner bleiben. Denn auch Fussballer sind nur Berufsleute. Wie du, wie ich, wie der Kellner, der Korrektor und der Taxifahrer.
Josef Zindel
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