JohnHolmes hat geschrieben:Wir haben es tatsächlich geschafft. Kaum zu glauben, aber es ist so. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, speziell was der Gesetzgeber und die Bürokraten, die Medien und die Informationsgesellschaft uns täglich vorbeten und verbieten, müssten wir all
e, die in den Sechzigern bis Anfang der Achtziger aufgewachsen sind, längst tot sein.
Unsere Kinderbetten waren mit bleihaltigen Farben bemalt und Formaldehyd sickerte aus jeder Pore. Ganz zu schweigen vom Tapetenleim, dem Kleber des Linoleums oder den PVC-Dämpfen des Stragula. Wasserfeste Filzstifte hatten Ausdünstungen die benebelten und
wer erinnert sich noch an den leicht salzigen Geschmack des abzuleckenden Tintenkillers?
Steckdosen, Medizinflaschen, Schranktüren und Schubladen waren noch nicht kindersicher. Messer, Schere, Gabel und Licht wurden uns zwar verboten, aber meistens mussten wir uns erst einmal daran verletzten um es zu glauben. Unsere Fahrräder, Roller und Rol
lschuhe fuhren wir ohne Schützer und Helme. Die Risiken per Anhalter in den nächsten Ort zu fahren waren uns unbekannt!
Zum Thema Auto erinnere ich mich weder an einen Sicherheitsgurt, noch an Airbags, Kopfstützen, ABS oder ähnliche Sicherheitsvorrichtungen im Wagen meines Vaters. Man sass zwar hinten, aber an einem heissen Sommertag gab es doch nichts schöneres als seinen
Kopf aus dem Fenster des fahrenden Autos zu stecken und sich den Fahrtwind ins Gesicht blasen zu lassen, dass man kaum noch Luft bekam.
Wasser haben wir direkt aus dem Gartenschlauch getrunken und nicht aus einer Flasche. Wir assen fettige Speisen und frischgebackenes Brot mit ordentlich Butter drauf, dazu gab es überzuckerte Limonaden oder künstlich gefärbtes Sunkist. Zu fett geworden si
nd wir deswegen nie, weil wir immer draussen waren. Wir haben zu fünft aus einer Limoflasche getrunken und es ist tatsächlich keiner daran gestorben.
Wir haben stunden- und tagelang an Seifenkisten oder ähnlichen Gefährten geschraubt, die wir aus rostigem Schrott und splitterigem Holz konstruiert hatten. Dann sind wir den Hügel damit runtergebrettert nur um festzustellen, dass wir die Bremsen vergessen
hatten. Nachdem wir ein paar Mal in der Böschung gelandet waren, haben wir gelernt auch dieses Problem zu lösen.
Wir gingen in der Früh raus und haben den ganzen Tag gespielt, höchstens unterbrochen von Essenspausen und kamen erst wieder rein, als es dunkel wurde und man den Fussball nicht mehr richtig sehen konnte. Wir waren nicht zu erreichen. Keine Handys!
Wenn es regnete spielten wir bei Freunden DKT oder Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Dame und bauten mit Matchbox Autos und Holzbauklötzen ganze Städte auf. Wir hatten weder Playstations oder Nintendo, X-Boxen oder Videospiele, keine PCs, keine 50 Fern
sehkanäle oder Surround Anlagen.
Ins Kino zu gehen war ein Ereignis, für das man sich herausputzte und das einem vor Vorfreude den Magen kribbeln liess. Es gab noch Vorfilme, die immer eine Überraschung waren, weil keiner wusste was zu erwarten war und wenn zufällig ein Donald Duck oder
Micky Maus Film dabei war, hatte man das ganz grosse Los gezogen.
Wir hatten Freunde! Wir gingen raus und haben uns diese Freunde gesucht. Wir haben Fussball gespielt mit allem was sich kicken liess und wenn einer einen echten Lederball hatte war er der King und durfte immer mitspielen, egal wie schlecht er war.
Umzugehen. Wir spielten Völkerball bis zum Umfallen und manchmal tat es weh, wenn man abgeschossen wurde. Wir sind von Bäumen und Mauern gestürzt, haben uns geschnitten, aufgeschürft und haben uns Knochen gebrochen und Zähne ausgeschlagen. Wir hatten Unfä
lle! Es waren einfach Unfälle an denen wir Schuld waren. Es gab niemanden, den man dafür verantwortlich gemacht hat und vielleicht sogar noch verklagt hat. Wer erinnert sich noch an Unfälle? Unsere Knie und Knöchel waren von Frühjahr bis Herbst lädiert un
d ein Schienbein ohne blaue Flecke gab es nicht.
Wenn wir uns an Brennesseln gebrannt haben, oder uns eine Mücke gestochen hatte, haben wir entweder drauf gespuckt oder drauf gepinkelt. Geholfen hat alles.
Wir haben gestritten und gerauft, uns gegenseitig grün und blau geprügelt und gelernt damit zu leben und darüber weg zu kommen. Wir haben Spiele erfunden mit Stöcken und Bällen, haben mit Ästen gefochten. Und obwohl es uns immer wieder prophezeit wurde, h
aben wir uns kaum ein Auge ausgestochen.
Wir sind zu einem Freund geradelt, haben an der Tür geläutet und sind dort geblieben, einfach nur so, zum Spielen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere, also haben sie eine Klasse wiederholt. Sie sind nicht durchgefallen, sondern wurden von den
Lehrern einfach zurückgestuft. Noten bei Prüfungen wurden nie manipuliert, egal aus was für Gründen.
Wir waren für unsere Aktionen selbst verantwortlich. Konsequenzen waren immer zu erwarten, wenn wir Scheisse gebaut hatten. Der Gedanke, dass sich ein Elternteil für uns opfert, wenn wir mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, war undenkbar. Im Gegentei
l, die Eltern stellten sich meistens auf die Seite des Gesetzes.
Stellen Sie sich das einmal vor! Unsere Generation hat einige der grössten Erfinder hervorgebracht. Die letzten 50 Jahre waren eine wahre Explosion an Innovationen und Ideen. Wir hatten Freiheit und Zwang, Erfolg und Misserfolg. Verantwortung und Konseque
nz. Und wir habengelernt, damit umzugehen. Erinnere Dich daran, wie Du aufgewachsen bist und Du wirst sehen, was unseren Kindern heute fehlt. Als die Eltern einmal ein Auge zudrückten, anstatt die Kinder mit übergrosser Vorsicht zu erdrücken.
Unsere Eltern trauten uns zu, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Meistens hat es geklappt. Die paar Mal, die daneben, gingen zählen wir zu unseren Lebenserfahrungen.
so isch es gsi in dr guete alte zyt....