Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:Hat sich eigentlich jemand den Pandemieplan vom BAG angesehen?
Ich bin ein Laie. Finde den Plan an gewissen Punkten sehr umfangreich und praxisorientiert, sprich man kann ihn aus der Schublade herausnehmen und anwenden.
An anderen Punkten lässt er viel Spielraum bzw. ist einfach zu unkonkret und lässt die Führung deshalb unvorbereitet.
In gewissen Punkten hat sich die Führung aber einfach nicht an den Plan gehalten. So schreibt er z.B. ein Veranstaltungsverbote über 50 Personen vor (wir sind mit 1'000 gestartet und es gab viele Veranstaltungen die sich auf 900 Personen beschränkt haben) und die Lagerung von Schutzmasken, welche nicht erfüllt worde.
Dann hat der Plan auch noch einige Mängel, so wird z.B. die Impfung als Hauptbekämpfung der Pandemie bezeichnet und man rechnet mit einer Bereitstellung von Impfstoffen 2-6 Monate nach Pandemieausbruch...
Zu erwähnen ist noch, dass der Plan Influenza Pandemieplan heisst. Möglicherweise ist er also gar nicht geeignet für andere Viren. Dann wiederum würde der Einleitungssatz des Plans umso besser passen:
If you fail to plan, you are planning to fail
Kommt drauf an, was man plant. Man kann seinen Plan spezifisch halten, dass man damit zwangsläufig scheitern wird. Man kann seinen Plan aber auch so offen halten, dass er immer zur Anwendung kommen kann.
Influenza-Impfstoffe lassen sich kurzfristiger herstellen, weil die Anlagen für die Vervielfältigung bereit stehen und schnell umgerüstet werden können. Biochemische Wirkstoffe werden sehr unterschiedlich produziert und nicht bloss durch Maschinen. Einige lassen sich in Hühnereiern vervielfältigen, andere nicht. Man kann nicht für jede Art eine Massenproduktion brach liegen haben oder genügend schnell umrüsten.
Befolgst du nun blind den Plan, obwohl er auf ein 2-6 Monate Szenario ausgelegt ist? Oder passt du ihn an, damit er auch einem 12-18 Monate (das waren die anfänglichen Schätzungen der Experten) gerecht wird? Holst du nicht tiefer Luft, wenn du weisst, dass du eventuell dreimal länger abtauchen musst?
Für wieviele fixfertige Szenarien hast du einen Plan in der Schublade? Wenn jetzt etwas leicht anders kommt oder es eine Überschneidung gibt? Aktuelles Erbeben plus Pandemie in Zagreb. Nach draussen rennen und sich in Gruppen versammeln oder eben nicht in Gruppen versammeln und Abstand halten? Oder gibt es dafür auch eine Eventualität? Am Schluss wird man immer auf den gesunden Menschenverstand angewiesen sein.
Ich schätze die Erfahrung der asiatischen Länder wie Südkorea, Japan, Taiwan usw. mit Krisen wie Tsunamis, Erbeben, Fukushima, Bedrohung von China oder Nordkorea, etc. als sehr wertvoll. Weil dadurch Kommunikations- und Informationssysteme für die Bevölkerung installiert wurden und die Bevölkerung sich daran hält, ihr Verhalten rasch anpassen kann. Weil die unterschiedlichen Katastrophen gezeigt haben, was immer hilft und was nur spezifisch hilft.
Meine Art der Planung
Planung muss den Fokus auf die eigenen Möglichkeiten auslegen. Wie mobilisieren, wie kommunizieren, wie delegieren, wie kontrollieren, wie überprüfen, etc. Diese Dinge sind in
jedem Szenario von Nutzen. Hier besteht meiner Meinnung nach der grösste Nachholbedarf.
Planung sollte auch Dinge beinhalten, welche die Möglichkeiten erweitern. Erweiterte Befugnisse (EpG). Variabel einsetzbare Strukturen (zB. Armee). Sinnvolle, weil universell einsetzbare Vorräte (da gehörten beispielsweise die Masken rein). Etc. Dies Dinge sind multifunktional und können sich an Szenarien anpassen.
Planung sollte sich nicht zu fest auf spezifische Szenarien einschiessen, weil dadurch spezifische Lösungen auf Vorrat gehalten werden, welche im ausserspezifischen Fall nicht zur Anwendung kommen können. Abgelaufene Tamiflu Vorräte oder einen spezifischen Influenza-Pandemieplan gehören meiner Meinung nach in diese Kategorie. Ich würde auf jeden Fall überprüfen, was bei spezifischen Fällen für Bedürfnisse auftauchen könnten, aber diese Bedürfnisse sollten möglichst universeller, als spezifischer abgedeckt werden können.
Eine Planung, welche in einer Anleitung endet, halte ich für zum Scheitern verurteilt. Weil man beim Befolgen einer Anleitung entweder den eigenen Kopf ausschaltet oder sich situativ regelmässig der Anleitung widersetzt.