Krankenversicherung, wie weiter?

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Aftershock
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Beitrag von Aftershock »

Brummler-1952 hat geschrieben:Ich bi hütte uss em Spittel heimecho, ha miesse öbbis operativ lo fligge.

Ich ha e Diskussion zwüsche ere Krankeschweschter und eme andere Patient mitbicho. Es isch drum gange d' Fäde z' vo dr Operationsnoht z' zieh. Die Schweschter hett däm gseit, är soll das bim Huusarzt mache lo, dä griegi jo e Bricht vom USB.

Denn hett dä afo ussriefe, här hegi kei Huusarzt, wenn är öppis heig, gieng är in d' Notfall vom Spittel, wo logischerwiis alles öbbe drei- bis vier mol so düür isch (wenns numme längt) wie bim Huusarzt. E Huusarzt choschti numme viel Gäld und är wohni schliesslig nit eso wyt ewägg vom Spittel.

Ab däre asoziale Ystellig ha ich mi grausam gnärvt muess i sage. Und dä Mensch isch nonig sehr alt gsi, öbbe Mitti vierzig, schätz ich öbbe,
Nerve dich doch nicht ab Menschen, welche freiwillig wegen einem Wehwechen in den Notfall gehen, und sich von Medizinischen Anfängern behandeln lassen wollen. Wer glaubt, dass man, auch im USB, auf dem Notfall von den besten Ärzten behandelt wird, weiss nicht was der Begriff Assistenzarzt oder Unterassistenzarzt bedeutet.

Auch die Assis müssen lernen. Und ehrlich, lieber an einem anderen als an mir.

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andreas
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Beitrag von andreas »

Ich bin für eine Obergrenze der Prämien (10 % des steuerbaren Einkommens beispielsweise).
Die entgangenen Prämien sollen über die Prämien der "Reichen" oder über Steuern ausgeglichen
werden, was überhaupt kein Problem darstellen sollte.
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Pro Sportchef bim FCB
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Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

andreas hat geschrieben:Ich bin für eine Obergrenze der Prämien (10 % des steuerbaren Einkommens beispielsweise).
Die entgangenen Prämien sollen über die Prämien der "Reichen" oder über Steuern ausgeglichen
werden, was überhaupt kein Problem darstellen sollte.
Und Leistung dürfen alle die Gleiche beziehen?
Was ist mit Kindern? Gilt dann einfach 10% des Einkommens für einen Elternteil?
Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten kaputt machen!

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Nakata
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Nakata »

Und es goot munter witter. D Prämie stiige, Mittelstand wird usbluetet (doppelti Belastig durch Zahle vo de volle Krankekasse plus mitfinanziere vo de Prämieverbilligunge über d Stüüre). Wenn wird das stoppe?

Krankenkassenprämien steigen im Schnitt um 6,6 Prozent – Berset erklärt den Anstieg https://www.watson.ch/!149574767


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S kunnt scho guet :cool:

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Pro Sportchef bim FCB
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Nakata hat geschrieben: 27.09.2022, 16:11 Und es goot munter witter. D Prämie stiige, Mittelstand wird usbluetet (doppelti Belastig durch Zahle vo de volle Krankekasse plus mitfinanziere vo de Prämieverbilligunge über d Stüüre). Wenn wird das stoppe?

Krankenkassenprämien steigen im Schnitt um 6,6 Prozent – Berset erklärt den Anstieg https://www.watson.ch/!149574767


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Problem und Lösung sind bekannt. Zu viel Lobby in der Politik, das klassische Führungsproblem des Bundesrates in Krisen und fehlende Selbstreflexion und Eigenverantwortung der Bürger verhindern wirkliche Kostensenkungen.

Wenn niemand möchte passiert auch nichts. Jänu.
 

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BaslerBasilisk
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von BaslerBasilisk »

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Aficionado
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »

BaslerBasilisk hat geschrieben:Prämien vergleichen
Eine Einheitskrankenkasse würde diese Zeitverschwendung endlich stoppen.
Die Administration wäre auch viel weniger aufgebläht.
Komisch, sonst heisst es doch immer «Synergien nutzen».

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Lällekönig
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Lällekönig »

Ich sehe ein Problem darin, dass der Wettbewerb nicht frei spielen kann, solange das Obligatorium damit verknüpft ist. Das Obligatorium generiert Trägheit.

Meiner Meinung nach sollte die Allgemeine Krankenversicherung von den Zusatzversicherungen auf sämtlichen Ebenen, also auch auf jener des Anbieters entkoppelt werden. Eine staatliche, über die Steuer gedeckte Einheitskasse mit einem minimalen Leistungsstandard, den wir uns als Gesellschaft leisten wollen (bedarf auf jeden Fall einer gesellschaftlichen Diskussion über den Umfang, der dürfte von mir aus auch wesentlich geringer ausfallen als bisher) und einen freien Markt für Zusatzversicherungen aller Art, um neue Angeboten zu entwickeln und zu unterbreiten und die entstandenen Nachfrage-Lücken zu schliessen.

Ich finde es falsch, wenn der Staat die Bürger dazu verpflichtet, Kunde eines gewinnorientierten Unternehmen zu sein, denn meiner Meinung nach fällt auch durch die Allgemeine Krankenversicherung ein Gewinn an, selbst wenn gleich viel Geld wieder rausfliesst, wie reingeflossen ist.

Ich bin überzeugt, dass sich die Krankenkassen gegen so ein Modell wehren würden. Also muss es gewinnbringend sein. Ich vermute, dass bereits die Kundenbeziehung einen erheblichen Wert darstellt. Die Bürger sind verpflichtet, sich mit dem Thema Krankenversicherung auseinanderzusetzen und so kann die Bewerbung von Zusatzversicherungen über günstigere Kanäle laufen, als wenn man erst eine Beziehung aufbauen müsste. Ausserdem eröffnet das grössere Investitionsvolumen Anlagemöglichkeiten, welche alleine durch ihren Umfang höhere Rendite generiert, als wenn man nur das Kapital aus den Zusatzversicherungen zur Verfügung hätte. Für absolut vertretbar halte ich das Argument der anfallenden Kosten einer Umstrukturierung. So ein Modell würde vermutlich weniger und sicherlich anderes Personal voraussetzen.

Mich würde ernsthaft interessieren, worin aus Sicht der Krankenkassen der Nutzen für die Bevölkerung liegt, wenn sie den obligatorischen Teil abwickeln. Und «dass sie es besser als eine staatliche Einheitskasse können», ist kein stichhaltiges Argument, sondern nur eine Behauptung oder ein Werbeversprechen. Kann mir jemand erklären, was ich nicht berücksichtigt habe? Käppelijoch, vielleicht du?

Wenn die obligatorische Allgemeine Krankenversicherung keinen (auch keinen indirekten) Gewinn abwirft, dann sollten die Krankenkassen eigentlich bereitwillig den allgemeinen Teil an eine staatliche Einheitskasse abtreten wollen, oder sehe ich das falsch?

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Sean Lionn
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Sean Lionn »

Lällekönig hat geschrieben: 27.09.2022, 20:58 Mich würde ernsthaft interessieren, worin aus Sicht der Krankenkassen der Nutzen für die Bevölkerung liegt, wenn sie den obligatorischen Teil abwickeln. Und «dass sie es besser als eine staatliche Einheitskasse können», ist kein stichhaltiges Argument, sondern nur eine Behauptung oder ein Werbeversprechen. Kann mir jemand erklären, was ich nicht berücksichtigt habe? Käppelijoch, vielleicht du?

Wenn die obligatorische Allgemeine Krankenversicherung keinen (auch keinen indirekten) Gewinn abwirft, dann sollten die Krankenkassen eigentlich bereitwillig den allgemeinen Teil an eine staatliche Einheitskasse abtreten wollen, oder sehe ich das falsch?

Eine Einheitskasse ist der Vorbote des Kommunismus und deshalb unschweizerisch! :salamitaktik: :moskaueinfach:

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Zuletzt geändert von Sean Lionn am 27.09.2022, 23:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Lällekönig »

Sean Lionn hat geschrieben: 27.09.2022, 22:25 Eine Einheitskasse ist der Vorbote des Kommunismus und deshalb unschweizerisch! :salamitaktik: :moskaueinfach:
Vorbote? In anderen Bereichen kennen wir die staatliche Einheitsversicherung doch schon lange. Die geläufigsten sind AHV und IV.

Rollercoaster
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Rollercoaster »

Lällekönig hat geschrieben: 27.09.2022, 20:58 Ich sehe ein Problem darin, dass der Wettbewerb nicht frei spielen kann, solange das Obligatorium damit verknüpft ist. Das Obligatorium generiert Trägheit.

Meiner Meinung nach sollte die Allgemeine Krankenversicherung von den Zusatzversicherungen auf sämtlichen Ebenen, also auch auf jener des Anbieters entkoppelt werden. Eine staatliche, über die Steuer gedeckte Einheitskasse mit einem minimalen Leistungsstandard, den wir uns als Gesellschaft leisten wollen (bedarf auf jeden Fall einer gesellschaftlichen Diskussion über den Umfang, der dürfte von mir aus auch wesentlich geringer ausfallen als bisher) und einen freien Markt für Zusatzversicherungen aller Art, um neue Angeboten zu entwickeln und zu unterbreiten und die entstandenen Nachfrage-Lücken zu schliessen.

Ich finde es falsch, wenn der Staat die Bürger dazu verpflichtet, Kunde eines gewinnorientierten Unternehmen zu sein, denn meiner Meinung nach fällt auch durch die Allgemeine Krankenversicherung ein Gewinn an, selbst wenn gleich viel Geld wieder rausfliesst, wie reingeflossen ist.

Ich bin überzeugt, dass sich die Krankenkassen gegen so ein Modell wehren würden. Also muss es gewinnbringend sein. Ich vermute, dass bereits die Kundenbeziehung einen erheblichen Wert darstellt. Die Bürger sind verpflichtet, sich mit dem Thema Krankenversicherung auseinanderzusetzen und so kann die Bewerbung von Zusatzversicherungen über günstigere Kanäle laufen, als wenn man erst eine Beziehung aufbauen müsste. Ausserdem eröffnet das grössere Investitionsvolumen Anlagemöglichkeiten, welche alleine durch ihren Umfang höhere Rendite generiert, als wenn man nur das Kapital aus den Zusatzversicherungen zur Verfügung hätte. Für absolut vertretbar halte ich das Argument der anfallenden Kosten einer Umstrukturierung. So ein Modell würde vermutlich weniger und sicherlich anderes Personal voraussetzen.

Mich würde ernsthaft interessieren, worin aus Sicht der Krankenkassen der Nutzen für die Bevölkerung liegt, wenn sie den obligatorischen Teil abwickeln. Und «dass sie es besser als eine staatliche Einheitskasse können», ist kein stichhaltiges Argument, sondern nur eine Behauptung oder ein Werbeversprechen. Kann mir jemand erklären, was ich nicht berücksichtigt habe? Käppelijoch, vielleicht du?

Wenn die obligatorische Allgemeine Krankenversicherung keinen (auch keinen indirekten) Gewinn abwirft, dann sollten die Krankenkassen eigentlich bereitwillig den allgemeinen Teil an eine staatliche Einheitskasse abtreten wollen, oder sehe ich das falsch?

Mich würde interessieren was du genau noch aus der Grundversicherung streichen möchtest?

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BaslerBasilisk
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von BaslerBasilisk »

Aficionado hat geschrieben: 27.09.2022, 17:07
BaslerBasilisk hat geschrieben: Prämien vergleichen
Eine Einheitskrankenkasse würde diese Zeitverschwendung endlich stoppen.
Die Administration wäre auch viel weniger aufgebläht.
Komisch, sonst heisst es doch immer «Synergien nutzen».
Wurde doch vom Volk abgelehnt.
 
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Goldust
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Goldust »

BaslerBasilisk hat geschrieben: 28.09.2022, 08:45
Aficionado hat geschrieben: 27.09.2022, 17:07
BaslerBasilisk hat geschrieben: Prämien vergleichen
Eine Einheitskrankenkasse würde diese Zeitverschwendung endlich stoppen.
Die Administration wäre auch viel weniger aufgebläht.
Komisch, sonst heisst es doch immer «Synergien nutzen».
Wurde doch vom Volk abgelehnt.


das ist korrekt. ich bin sicher, dass das heute prozentual zumindest knapper, wenn nicht gar angenommen würde. viele leute wünschen sich ja jetzt schon einen steuerlichen abzug direkt vom lohn, weil sie mit dem papierkram oder schlicht mit dem geldjonglieren überfordert sind. in DE hast du da auch gleich noch die krankenkasse mit drin (in GB und Skandinavien sowieso). ich glaube, den allermeisten leuten käme eine einheitskasse zupass. man könnte dann ja immer noch eine variable franchise haben - genau so wie eine private versicherung obendrauf. 

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Aficionado
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »

BaslerBasilisk hat geschrieben:
Aficionado hat geschrieben: 27.09.2022, 17:07
BaslerBasilisk hat geschrieben: Prämien vergleichen
Eine Einheitskrankenkasse würde diese Zeitverschwendung endlich stoppen.
Die Administration wäre auch viel weniger aufgebläht.
Komisch, sonst heisst es doch immer «Synergien nutzen».
Wurde doch vom Volk abgelehnt.
 
Ja, ist mir bewusst. Habe diesen schwarzen Tag nicht vergessen.
Sonst kann ich mich Goldust anschliessen. Würde es aber nicht als «überfordert» bezeichnen sondern einfach als ein weiterer sinnloser Zeitaufwand.

Finde die Idee von Lällekönig gut. Basisversicherung etwas abgespeckter als aktuell, dafür staatlich und nicht gewinnorientiert. Zusatzversicherungen sollen von mir aus dem freien Markt ausgesetzt werden. Die Idee von Goldust, die staatliche Basisversicherung (obligatorisch) direkt vom Lohn abzuziehen, finde ich ebenfalls positiv. So können auch Leute, die etwas Mühe haben mit der Organisation ihrer Finanzen (ja, diesbzgl. sind einige überfordert. Ja, mit dem Geld jonglieren, hast du ja gesagt Goldust) die Prämien fristgerecht bezahlen. Der administrative Aufwand wäre gleich null.

Denke auch, dass eine weitere Abstimmung btrf. Einheitskasse nun angenommen werden würde.

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Aficionado
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »

Rollercoaster hat geschrieben:
Lällekönig hat geschrieben: 27.09.2022, 20:58 Ich sehe ein Problem darin, dass der Wettbewerb nicht frei spielen kann, solange das Obligatorium damit verknüpft ist. Das Obligatorium generiert Trägheit.

Meiner Meinung nach sollte die Allgemeine Krankenversicherung von den Zusatzversicherungen auf sämtlichen Ebenen, also auch auf jener des Anbieters entkoppelt werden. Eine staatliche, über die Steuer gedeckte Einheitskasse mit einem minimalen Leistungsstandard, den wir uns als Gesellschaft leisten wollen (bedarf auf jeden Fall einer gesellschaftlichen Diskussion über den Umfang, der dürfte von mir aus auch wesentlich geringer ausfallen als bisher) und einen freien Markt für Zusatzversicherungen aller Art, um neue Angeboten zu entwickeln und zu unterbreiten und die entstandenen Nachfrage-Lücken zu schliessen.

Ich finde es falsch, wenn der Staat die Bürger dazu verpflichtet, Kunde eines gewinnorientierten Unternehmen zu sein, denn meiner Meinung nach fällt auch durch die Allgemeine Krankenversicherung ein Gewinn an, selbst wenn gleich viel Geld wieder rausfliesst, wie reingeflossen ist.

Ich bin überzeugt, dass sich die Krankenkassen gegen so ein Modell wehren würden. Also muss es gewinnbringend sein. Ich vermute, dass bereits die Kundenbeziehung einen erheblichen Wert darstellt. Die Bürger sind verpflichtet, sich mit dem Thema Krankenversicherung auseinanderzusetzen und so kann die Bewerbung von Zusatzversicherungen über günstigere Kanäle laufen, als wenn man erst eine Beziehung aufbauen müsste. Ausserdem eröffnet das grössere Investitionsvolumen Anlagemöglichkeiten, welche alleine durch ihren Umfang höhere Rendite generiert, als wenn man nur das Kapital aus den Zusatzversicherungen zur Verfügung hätte. Für absolut vertretbar halte ich das Argument der anfallenden Kosten einer Umstrukturierung. So ein Modell würde vermutlich weniger und sicherlich anderes Personal voraussetzen.

Mich würde ernsthaft interessieren, worin aus Sicht der Krankenkassen der Nutzen für die Bevölkerung liegt, wenn sie den obligatorischen Teil abwickeln. Und «dass sie es besser als eine staatliche Einheitskasse können», ist kein stichhaltiges Argument, sondern nur eine Behauptung oder ein Werbeversprechen. Kann mir jemand erklären, was ich nicht berücksichtigt habe? Käppelijoch, vielleicht du?

Wenn die obligatorische Allgemeine Krankenversicherung keinen (auch keinen indirekten) Gewinn abwirft, dann sollten die Krankenkassen eigentlich bereitwillig den allgemeinen Teil an eine staatliche Einheitskasse abtreten wollen, oder sehe ich das falsch?

Mich würde interessieren was du genau noch aus der Grundversicherung streichen möchtest?
Z.b. Komplementärmedizin (Homöopathie) oder auch Physio streichen und nur noch Generika Medikamente, sofern schon erhältlich.
Zuletzt geändert von Aficionado am 28.09.2022, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Aficionado
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »

Lällekönig hat geschrieben:Ich sehe ein Problem darin, dass der Wettbewerb nicht frei spielen kann, solange das Obligatorium damit verknüpft ist. Das Obligatorium generiert Trägheit.

Meiner Meinung nach sollte die Allgemeine Krankenversicherung von den Zusatzversicherungen auf sämtlichen Ebenen, also auch auf jener des Anbieters entkoppelt werden. Eine staatliche, über die Steuer gedeckte Einheitskasse mit einem minimalen Leistungsstandard, den wir uns als Gesellschaft leisten wollen (bedarf auf jeden Fall einer gesellschaftlichen Diskussion über den Umfang, der dürfte von mir aus auch wesentlich geringer ausfallen als bisher) und einen freien Markt für Zusatzversicherungen aller Art, um neue Angeboten zu entwickeln und zu unterbreiten und die entstandenen Nachfrage-Lücken zu schliessen.

Ich finde es falsch, wenn der Staat die Bürger dazu verpflichtet, Kunde eines gewinnorientierten Unternehmen zu sein, denn meiner Meinung nach fällt auch durch die Allgemeine Krankenversicherung ein Gewinn an, selbst wenn gleich viel Geld wieder rausfliesst, wie reingeflossen ist.

Ich bin überzeugt, dass sich die Krankenkassen gegen so ein Modell wehren würden. Also muss es gewinnbringend sein. Ich vermute, dass bereits die Kundenbeziehung einen erheblichen Wert darstellt. Die Bürger sind verpflichtet, sich mit dem Thema Krankenversicherung auseinanderzusetzen und so kann die Bewerbung von Zusatzversicherungen über günstigere Kanäle laufen, als wenn man erst eine Beziehung aufbauen müsste. Ausserdem eröffnet das grössere Investitionsvolumen Anlagemöglichkeiten, welche alleine durch ihren Umfang höhere Rendite generiert, als wenn man nur das Kapital aus den Zusatzversicherungen zur Verfügung hätte. Für absolut vertretbar halte ich das Argument der anfallenden Kosten einer Umstrukturierung. So ein Modell würde vermutlich weniger und sicherlich anderes Personal voraussetzen.

Mich würde ernsthaft interessieren, worin aus Sicht der Krankenkassen der Nutzen für die Bevölkerung liegt, wenn sie den obligatorischen Teil abwickeln. Und «dass sie es besser als eine staatliche Einheitskasse können», ist kein stichhaltiges Argument, sondern nur eine Behauptung oder ein Werbeversprechen. Kann mir jemand erklären, was ich nicht berücksichtigt habe? Käppelijoch, vielleicht du?

Wenn die obligatorische Allgemeine Krankenversicherung keinen (auch keinen indirekten) Gewinn abwirft, dann sollten die Krankenkassen eigentlich bereitwillig den allgemeinen Teil an eine staatliche Einheitskasse abtreten wollen, oder sehe ich das falsch?
Vielleicht ist gewinnorientiert der falsche Ausdruck aber zumindest muss die Administration, Verwaltung, Leadership fürstlich entschädigt werden. Und das ca. 50 Mal (Anzahl KKs?).

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Goldust
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Goldust »

Aficionado hat geschrieben: 28.09.2022, 09:39
BaslerBasilisk hat geschrieben:
Aficionado hat geschrieben: 27.09.2022, 17:07
Eine Einheitskrankenkasse würde diese Zeitverschwendung endlich stoppen.
Die Administration wäre auch viel weniger aufgebläht.
Komisch, sonst heisst es doch immer «Synergien nutzen».
Wurde doch vom Volk abgelehnt.
Ja, ist mir bewusst. Habe diesen schwarzen Tag nicht vergessen.
Sonst kann ich mich Goldust anschliessen. Würde es aber nicht als «überfordert» bezeichnen sondern einfach als ein weiterer sinnloser Zeitaufwand.

Finde die Idee von Lällekönig gut. Basisversicherung etwas abgespeckter als aktuell, dafür staatlich und nicht gewinnorientiert. Zusatzversicherungen sollen von mir aus dem freien Markt ausgesetzt werden. Die Idee von Goldust, die staatliche Basisversicherung (obligatorisch) direkt vom Lohn abzuziehen, finde ich ebenfalls positiv. So können auch Leute, die etwas Mühe haben mit der Organisation ihrer Finanzen (ja, diesbzgl. sind einige überfordert. Ja, mit dem Geld jonglieren, hast du ja gesagt Goldust) die Prämien fristgerecht bezahlen. Der administrative Aufwand wäre gleich null.

Denke auch, dass eine weitere Abstimmung btrf. Einheitskasse nun angenommen werden würde.



also, nur, dass ich da richtig verstanden werde betr. überforderung mit den finanzen: nicht, weil sie dumm sind oder nicht mit geld umgehen können (die gibts natürlich auch, sind aber wohl nicht die regel), sondern weils einfach nicht reicht.

generell finde ich, solche dinge würden auch in den schulunterricht gehören.

Ich befürworte oftmals eine zentralistische Organisation von Dingen, weil sie gewisse ungleichheiten in der bevölkerung - von denen es ja weiss gott genug gibt - beseitigen, gleiche(re) voraussetzungen schaffen und auf solidarität basieren. hängt natürlich damit zusammen, dass ich diesem unserm staate plus/minus vertraue, auch wenn ich mit vielem nicht einverstanden bin. 

ich glaube, die einheitskasse wäre eine super idee. ich würde auch eine staatlich organisierte und finanzierte kinderbetreuung befürworten, obwohl ich keine kinder habe und (wohl) auch keine haben werde. auch dem hintersten marktliberalen glögglifrosch sollte einleuchten, dass dies letzten endes dazu führen würde, dass damit mehr wertschöpfung generiert werden könnte (durch leute, die früher wieder arbeiten könnten.)

solche dinge gibts noch zahlreich und man sieht, dass das in ländern, wo das seriös organisiert und finanziert wird (siehe vA skandinavische staaten) im endeffekt zu einer hohen lebensqualität führt, welche jener der schweiz locker das wasser reichen kann.

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Pro Sportchef bim FCB
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Lällekönig hat geschrieben: 27.09.2022, 22:50
Sean Lionn hat geschrieben: 27.09.2022, 22:25 Eine Einheitskasse ist der Vorbote des Kommunismus und deshalb unschweizerisch! :salamitaktik: :moskaueinfach:
Vorbote? In anderen Bereichen kennen wir die staatliche Einheitsversicherung doch schon lange. Die geläufigsten sind AHV und IV.
Ja, und diese haben vergleichsweise höhere Verwaltungskosten als die Krankenkassen.

Zum hundertsten Mal und jedes Jahr wieder: Die Einheitskasse würde kaum Kosten sparen. Wenn überhaupt. Und wenn dann nicht genügend in einem System dass 90 Milliarden kostet.

Der Hund liegt an anderen Orten begraben. z.B. im ungesunden Lebensstil der Bevölkerung. Damit könnte über die Hälfte der Kosten gespart werden.

Oder Fehlmedikation weil die Leistungserbringer keinen Austauschen zwischen einander haben. Das elektronische Patientendossier könnte da helfen und man könnte so einen zweistelligen Milliardenbetrag sparen.

Aber Berset trötzelt lieber rum und gibt dem Parlament die Schuld. Und treibt den Digitalisierungsverantwortlichen im BAG ins Burnout. Berset ist einfach inkompetent und dummerweise für viele wichtige Themen verantwortlich (Krankenkasse, Corona, AHV, etc.)
 

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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »



Goldust hat geschrieben:
Aficionado hat geschrieben: 28.09.2022, 09:39
BaslerBasilisk hat geschrieben:
Wurde doch vom Volk abgelehnt.
Ja, ist mir bewusst. Habe diesen schwarzen Tag nicht vergessen.
Sonst kann ich mich Goldust anschliessen. Würde es aber nicht als «überfordert» bezeichnen sondern einfach als ein weiterer sinnloser Zeitaufwand.

Finde die Idee von Lällekönig gut. Basisversicherung etwas abgespeckter als aktuell, dafür staatlich und nicht gewinnorientiert. Zusatzversicherungen sollen von mir aus dem freien Markt ausgesetzt werden. Die Idee von Goldust, die staatliche Basisversicherung (obligatorisch) direkt vom Lohn abzuziehen, finde ich ebenfalls positiv. So können auch Leute, die etwas Mühe haben mit der Organisation ihrer Finanzen (ja, diesbzgl. sind einige überfordert. Ja, mit dem Geld jonglieren, hast du ja gesagt Goldust) die Prämien fristgerecht bezahlen. Der administrative Aufwand wäre gleich null.

Denke auch, dass eine weitere Abstimmung btrf. Einheitskasse nun angenommen werden würde.



also, nur, dass ich da richtig verstanden werde betr. überforderung mit den finanzen: nicht, weil sie dumm sind oder nicht mit geld umgehen können (die gibts natürlich auch, sind aber wohl nicht die regel), sondern weils einfach nicht reicht.

generell finde ich, solche dinge würden auch in den schulunterricht gehören.

Ich befürworte oftmals eine zentralistische Organisation von Dingen, weil sie gewisse ungleichheiten in der bevölkerung - von denen es ja weiss gott genug gibt - beseitigen, gleiche(re) voraussetzungen schaffen und auf solidarität basieren. hängt natürlich damit zusammen, dass ich diesem unserm staate plus/minus vertraue, auch wenn ich mit vielem nicht einverstanden bin. 

ich glaube, die einheitskasse wäre eine super idee. ich würde auch eine staatlich organisierte und finanzierte kinderbetreuung befürworten, obwohl ich keine kinder habe und (wohl) auch keine haben werde. auch dem hintersten marktliberalen glögglifrosch sollte einleuchten, dass dies letzten endes dazu führen würde, dass damit mehr wertschöpfung generiert werden könnte (durch leute, die früher wieder arbeiten könnten.)

solche dinge gibts noch zahlreich und man sieht, dass das in ländern, wo das seriös organisiert und finanziert wird (siehe vA skandinavische staaten) im endeffekt zu einer hohen lebensqualität führt, welche jener der schweiz locker das wasser reichen kann.

Sehe ich alles gleich.

Bei einer staatlich finanz. Kinderbetreuung analog Schweden entstehen auch weniger Kosten btrf. Sucht- und andere Arten von Therapien, die halt bei vernachlässigten, vorwiegend Kinder und Jugendlichen entstehen.


Zuletzt geändert von Aficionado am 28.09.2022, 10:55, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »

Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:
Lällekönig hat geschrieben: 27.09.2022, 22:50
Sean Lionn hat geschrieben: 27.09.2022, 22:25 Eine Einheitskasse ist der Vorbote des Kommunismus und deshalb unschweizerisch! :salamitaktik: :moskaueinfach:
Vorbote? In anderen Bereichen kennen wir die staatliche Einheitsversicherung doch schon lange. Die geläufigsten sind AHV und IV.
Ja, und diese haben vergleichsweise höhere Verwaltungskosten als die Krankenkassen.

Zum hundertsten Mal und jedes Jahr wieder: Die Einheitskasse würde kaum Kosten sparen. Wenn überhaupt. Und wenn dann nicht genügend in einem System dass 90 Milliarden kostet.

Der Hund liegt an anderen Orten begraben. z.B. im ungesunden Lebensstil der Bevölkerung. Damit könnte über die Hälfte der Kosten gespart werden.

Oder Fehlmedikation weil die Leistungserbringer keinen Austauschen zwischen einander haben. Das elektronische Patientendossier könnte da helfen und man könnte so einen zweistelligen Milliardenbetrag sparen.

Aber Berset trötzelt lieber rum und gibt dem Parlament die Schuld. Und treibt den Digitalisierungsverantwortlichen im BAG ins Burnout. Berset ist einfach inkompetent und dummerweise für viele wichtige Themen verantwortlich (Krankenkasse, Corona, AHV, etc.)
 
Aber btrf. gesunden Lebensstil belegt die Schweiz - ohne jetzt zu googeln, sicher einen der vorderen Ränge im europ. Vergleich.
Meinst du, all die Angestellten einer KK arbeiten gratis?
Auch jetzt schon werden immer mehr kleinere KKs zu Subunternehmen der grossen KKs, um Kosten zu sparen. Z.B. Sanagate wurde kürzlich von CSS geschluckt, usw..

Ergänzung zum elektr. Patientendossier.
Da fehlt mir dann schon noch das Vertrauen, insb. bei privaten KKs. Kann locker missbraucht werden. Dein Genom kann in einigen Jahren auch hinterlegt werden in diesem digitalen Dossier.


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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Pro Sportchef bim FCB »

Aficionado hat geschrieben: 28.09.2022, 11:01
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:
Lällekönig hat geschrieben: 27.09.2022, 22:50
Vorbote? In anderen Bereichen kennen wir die staatliche Einheitsversicherung doch schon lange. Die geläufigsten sind AHV und IV.
Ja, und diese haben vergleichsweise höhere Verwaltungskosten als die Krankenkassen.

Zum hundertsten Mal und jedes Jahr wieder: Die Einheitskasse würde kaum Kosten sparen. Wenn überhaupt. Und wenn dann nicht genügend in einem System dass 90 Milliarden kostet.

Der Hund liegt an anderen Orten begraben. z.B. im ungesunden Lebensstil der Bevölkerung. Damit könnte über die Hälfte der Kosten gespart werden.

Oder Fehlmedikation weil die Leistungserbringer keinen Austauschen zwischen einander haben. Das elektronische Patientendossier könnte da helfen und man könnte so einen zweistelligen Milliardenbetrag sparen.

Aber Berset trötzelt lieber rum und gibt dem Parlament die Schuld. Und treibt den Digitalisierungsverantwortlichen im BAG ins Burnout. Berset ist einfach inkompetent und dummerweise für viele wichtige Themen verantwortlich (Krankenkasse, Corona, AHV, etc.)

Aber btrf. gesunden Lebensstil belegt die Schweiz - ohne jetzt zu googeln, sicher einen der vorderen Ränge im europ. Vergleich.
Meinst du, all die Angestellten einer KK arbeiten gratis?
Auch jetzt schon werden immer mehr kleinere KKs zu Subunternehmen der grossen KKs, um Kosten zu sparen. Z.B. Sanagate wurde kürzlich von CSS geschluckt, usw..

Ergänzung zum elektr. Patientendossier.
Da fehlt mir dann schon noch das Vertrauen, insb. bei privaten KKs. Kann locker missbraucht werden. Dein Genom kann in einigen Jahren auch hinterlegt werden in diesem digitalen Dossier.
Vorne zu sein im Vergleich mit anderen Ländern ist halt immer noch relativ. Das heisst es gibt absolut gesehen trotzdem ungesund lebende Menschen. z.B. beim Übergewicht. Ja, wir stehen mit 42% relativ gut da im internationalen Vergleich. Trotzdem heisst das, 42% der Bevölkerung sind übergewichtig, haben ein höheres Risiko auf Krankheiten und deshalb höhere Gesundheitskosten. Studien und Schätzen haben ergeben, dass mit einem gesünderen Lebensstil der Bevölkerung mehr als die Hälfte der Gesundheitskosten eingespart werden könnten. Ist mir schon klar, es ist eine Schätzung und man könnte dann nicht von heute auf morgen die Hälfte der Ärzte entlassen und Spitäler schliessen um die Kosten zu sparen. Aber andererseits ist es ja logisch, gesünder = weniger Kosten.

Selbstverständlich arbeiten die Mitarbeitenden der KK nicht gratis. Deiner Frage nach nehme ich an, sie würden es bei einer Einheitskasse tun und auch die Angestellten der AHV und IV kosten nichts?  ;)
Spass beiseite. Im heutigen System (wo die Kassen die gleichen Leistungen in der Grundversicherung erbringen) haben die verschiedenen Kassen einen hohen Effizienzdruck in der Verwaltung, zur Digitalisierung und Automatisierung. Eine Einheitskasse, vor allem eine staatliche, hätte dies nicht.

AHV und IV haben dies auch nicht. Deshalb gibt es auch keinen grossen Unterschied im Anteil der Verwaltungskosten. Ich habe die Zahlen nicht genau zur Hand, habe aber im Kopf dass sich alle (AHV, IV, KK) um die 5% bewegen.
Hier gibt es Zahlen bezüglich Krankenkassen:
https://www.bonus.ch/Pdf/2021/Verwaltun ... n-2020.pdf
Es gibt hier zwar Ausreisser bis 2,5% und 9,6%. Aber die meisten Versicherten dürften sich bei so um die 5% bewegen.

Zum Patientendossier. Ich sehe deinen Punkt  :) Dann muss man halt abwägen zwischen Datenschutz und Gesundheitskosten. Manchmal kann man nicht alles haben.
Ich habe ja auch geschrieben, das Patientendossier sei eine mögliche Lösung um Fehlmedikationen zu vermeiden. Man könnte mittels Digitalisierung auch andere Lösungen bieten. Beispielsweise eine gute und sichere App, in der man seine Medikamente erfasst. Die könnte man dann in der Apotheke oder beim Arzt auch zeigen.

Sorry, lange Nachricht geworden. Aber wir schnitten hier gerade 4 verschiedene Themen an  ;)

Malinalco
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Malinalco »

Ich stimme zu, Einheitskrankenkasse für den Grundbedarf, der durchaus knapp gehalten werden darf.

Aber wenn man zum Beispiel alle Präventionsangebote rausschmeisst und (!) unbezahlbar macht für einen grossen Teil der Bevölkerung, generierst du damit später nur noch mehr Kosten in der Behandlung. Wichtig wäre es zB auch, in diesem Grundbedarf eine Verpflichtung zu regelmässigen Gesprächen machen, in denen unbedingt Kostentransparenz hergestellt werden muss. Den Menschen muss klar sein, was sie wirklich wollen.

Bisher wurde ja erst die Beitragsseite der Krankenkassen angesprochen, ich würde sie da gerne auch noch ein wenig mehr in die Pflicht nehmen bei ihren Tätigkeiten, die über Kundenakquise und Marketing hinausgehen. Stichwort Qualitätskontrolle: Die Krankenkassen müssten genauer hinschauen, ob a) die Leistungen wirklich so erbracht wurden (oder ob einfach 5 Minuten Beratung auf eine Stunde aufgerundet wird), und b) ob diese denn auch wirklich nötig waren. Den Krankenkassen fehlt oft die Motivation dafür, weil es sich für sie nicht rechnet. Womit wir bei EFAS wären, der einheitlichen Finanzierung von ambulant und stationär. Das ist vielen gar nicht bewusst, das bei Aufenthalten im Spital 55% der Kosten aus Steuergeldern kommen, nicht aus den Krankenkassen...

Es gibt viel Reformpotenzial!

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Aficionado
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »



Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:
Aficionado hat geschrieben: 28.09.2022, 11:01
Pro Sportchef bim FCB hat geschrieben:
Ja, und diese haben vergleichsweise höhere Verwaltungskosten als die Krankenkassen.

Zum hundertsten Mal und jedes Jahr wieder: Die Einheitskasse würde kaum Kosten sparen. Wenn überhaupt. Und wenn dann nicht genügend in einem System dass 90 Milliarden kostet.

Der Hund liegt an anderen Orten begraben. z.B. im ungesunden Lebensstil der Bevölkerung. Damit könnte über die Hälfte der Kosten gespart werden.

Oder Fehlmedikation weil die Leistungserbringer keinen Austauschen zwischen einander haben. Das elektronische Patientendossier könnte da helfen und man könnte so einen zweistelligen Milliardenbetrag sparen.

Aber Berset trötzelt lieber rum und gibt dem Parlament die Schuld. Und treibt den Digitalisierungsverantwortlichen im BAG ins Burnout. Berset ist einfach inkompetent und dummerweise für viele wichtige Themen verantwortlich (Krankenkasse, Corona, AHV, etc.)

Aber btrf. gesunden Lebensstil belegt die Schweiz - ohne jetzt zu googeln, sicher einen der vorderen Ränge im europ. Vergleich.
Meinst du, all die Angestellten einer KK arbeiten gratis?
Auch jetzt schon werden immer mehr kleinere KKs zu Subunternehmen der grossen KKs, um Kosten zu sparen. Z.B. Sanagate wurde kürzlich von CSS geschluckt, usw..

Ergänzung zum elektr. Patientendossier.
Da fehlt mir dann schon noch das Vertrauen, insb. bei privaten KKs. Kann locker missbraucht werden. Dein Genom kann in einigen Jahren auch hinterlegt werden in diesem digitalen Dossier.
Vorne zu sein im Vergleich mit anderen Ländern ist halt immer noch relativ. Das heisst es gibt absolut gesehen trotzdem ungesund lebende Menschen. z.B. beim Übergewicht. Ja, wir stehen mit 42% relativ gut da im internationalen Vergleich. Trotzdem heisst das, 42% der Bevölkerung sind übergewichtig, haben ein höheres Risiko auf Krankheiten und deshalb höhere Gesundheitskosten. Studien und Schätzen haben ergeben, dass mit einem gesünderen Lebensstil der Bevölkerung mehr als die Hälfte der Gesundheitskosten eingespart werden könnten. Ist mir schon klar, es ist eine Schätzung und man könnte dann nicht von heute auf morgen die Hälfte der Ärzte entlassen und Spitäler schliessen um die Kosten zu sparen. Aber andererseits ist es ja logisch, gesünder = weniger Kosten.

Selbstverständlich arbeiten die Mitarbeitenden der KK nicht gratis. Deiner Frage nach nehme ich an, sie würden es bei einer Einheitskasse tun und auch die Angestellten der AHV und IV kosten nichts?  ;)
Spass beiseite. Im heutigen System (wo die Kassen die gleichen Leistungen in der Grundversicherung erbringen) haben die verschiedenen Kassen einen hohen Effizienzdruck in der Verwaltung, zur Digitalisierung und Automatisierung. Eine Einheitskasse, vor allem eine staatliche, hätte dies nicht.

AHV und IV haben dies auch nicht. Deshalb gibt es auch keinen grossen Unterschied im Anteil der Verwaltungskosten. Ich habe die Zahlen nicht genau zur Hand, habe aber im Kopf dass sich alle (AHV, IV, KK) um die 5% bewegen.
Hier gibt es Zahlen bezüglich Krankenkassen:
https://www.bonus.ch/Pdf/2021/Verwaltun ... n-2020.pdf
Es gibt hier zwar Ausreisser bis 2,5% und 9,6%. Aber die meisten Versicherten dürften sich bei so um die 5% bewegen.

Zum Patientendossier. Ich sehe deinen Punkt  :) Dann muss man halt abwägen zwischen Datenschutz und Gesundheitskosten. Manchmal kann man nicht alles haben.
Ich habe ja auch geschrieben, das Patientendossier sei eine mögliche Lösung um Fehlmedikationen zu vermeiden. Man könnte mittels Digitalisierung auch andere Lösungen bieten. Beispielsweise eine gute und sichere App, in der man seine Medikamente erfasst. Die könnte man dann in der Apotheke oder beim Arzt auch zeigen.

Sorry, lange Nachricht geworden. Aber wir schnitten hier gerade 4 verschiedene Themen an  ;)

Schon ok, was die Länge anbelangt. Die Diskussion ist doch ganz okay. Du bist halt eher staatskritisch und bei mir ist es umgekehrt. Aber beide wollen schlussendlich tiefere Prämien. Wir kämpfen für das gleiche Ziel.

Ja, das elektr. Dossier hat sicher Vorteile, wenn die Datenintegrität eingehalten wird. Früher oder später kommen wir ja eh nicht drum herum. Ich möchte aber wissen, welche Daten gesammelt werden und ich möchte auch darüber bestimmen können.

Lebensstil ist ein Faktor bei dem du wenig schrauben kannst. Der Übergewichtige raucht evtl. nicht und trinkt keinen Alk - der Schlanke aber vielleicht schon. Der Fitnessfreak haut sich Kiloweise Aminosâuren und Eiweiss rein oder sonst irgendwelche Substanzen. Körperliche Überanstrengung ist auch ungesund auf Dauer. So wie auch Stress.
Ausser über Steuern kannst du das kaum regulieren. Aber eine Zucker- oder Fettsteuer werde ich womöglich auch noch erleben.

Kurz zur Einheitskasse
Klar. an der Anzahl Sachbearbeiter würde sich vermutlich wenig ändern bei einer staatl. Einheits-KK. Ist aber auch gut so, denn dass sind ja nicht die Jobs welche viel Geld verschlingen. Aber all die «Wasserköpfe» und Chefposten bräuchte es sicher nicht mehr oder dann viel weniger. Aber ok, habe mich diesbzgl zuwenig exakt erkundigt.


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Lällekönig
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Lällekönig »

Ich bin nicht der ausschliesslichen Meinung, dass eine simple Verstaatlichung ohne weitere Reformen die Kosten bremsen würde. Wenn man vom Grundprinzip her so weiter macht wie bis anhin, würden eventuelle Einsparungen im Nu wieder verpuffen.
 
Ich bin der Ansicht, dass man sich in einer Debatte über die Leistungen, welche durch so eine Kasse abgedeckt werden sollten, auch offen mit deren Kosten beschäftigen müsste. Wenn wir uns immer teurer werdende Therapien wie beispielsweise Gentherapien leisten wollen, dann dürfen wir uns auch nicht über die steigenden Kosten beklagen.
 
Ich bin auch der Ansicht, dass die Leistungen besser kanalisiert werden sollten. Also mindestens über ein Hausarztmodell funktionieren, ergänzt mit mehr telemedizinischen Angeboten. Ich sehe einfach mehr Potenzial darin, dies innerhalb einer staatlichen Kasse schlicht vorzuschreiben, als dass es sich in einem durch einen obligatorischen Leistungskatalog eingeschränkten Wettbewerbspielraum mittels finanzieller Anreize durchsetzen könnte.
 
In meiner Vorstellung von Solidarität steht an erster Stelle, dass allen die gleiche Mindestversorgung zugänglich und auch gesichert ist. Erst an zweiter Stelle würde ich diese Versorgung ausbauen, sofern wir es uns leisten wollen und auch leisten können. Daher mein Votum für eine Entkoppelung in zwei parallel verlaufende, sich ergänzende Systeme. Ich habe den Eindruck, dass vielen zu wenig bewusst ist, das die Maximalversorgung für alle auch die entsprechenden Kosten für alle nach oben treibt. Es scheint mir beinahe so, als ob einige so die Eigenverantwortung ausblenden können, indem man übermässig Leistungen in Anspruch nimmt (direkt zum Spezialisten oder ins Spital rennt) oder einem kostentreibendem Lebenswandel fröhnt (ungesunde Ernährung, Alkohol, Tabak, zu wenig Bewegung, zu viel einseitige Bewegung, etc.). Man verlässt sich darauf, dass dieser Topf nicht versiegen wird, weil daraus auch die Mindestversorgung gespiesen wird, zu der man sich ja bekannt hat. Ich finde es aber fragwürdig, dass sich das laufend erweiternde Versorgungsangebot und die gesellschaftlich vereinbarte Mindestversorgung aus dem gleichen Topf bedienen sollen, weil sämtliche Bestrebungen, das Versorgungsangebot auszubauen gleichzeitig die Kosten in die Höhe treibt und dadurch auch die Mindestversorgung gefährden.
 
Daneben finde ich es absolut krank, dass sinnvolle Medizin zum Teil ungenügend erforscht wird, weil sich daraus zu wenig Kapital schlagen lässt. Nur um einige Beispiele zu nennen: neue Antibiotika oder Phagen. Da sind sich führende Spezialisten eigentlich einig, dass die aktuellen Marktmechanismen sinnvolle Forschungen zu wenig pusht, ja sogar behindert. Aber auch der Bereich Impfungen ist – abgesehen von den Umständen der aktuellen Pandemie – zu wenig lukrativ, als dass sich die Pharmariesen damit beschäftigten. Zu teuer sind die klinischen Studien, zu gering die Gewinnmarge und am Ende «bezahlt» die Bevölkerung durch Krankheit oder für lukrative Therapien. (Ein – unter Vorbehalt – empfehlenswerter Podcast: The Cure – Heilung aus dem Grab der ARD. Gut recherchiert, aber ich hätte mir ein Kondensat der inhaltlichen Brisanz gewünscht, welche sich zu Gunsten der eigentlich unterhaltsamen Erzählung leider auf weite Strecken verteilt.)
 
Ich erhoffe mir also von dieser Entkoppelung langfristige Veränderungen. Auch, dass die staatliche gesicherte Mindestversorgung an Gesundheit dazu führen wird, dass für die Gesundheit sinnvolle Forschung genügend Mittel erhält, weil wir Gesundheit wollen und bereit sind, darin zu investieren. Wir können doch nicht alles dem Markt delegieren, wenn wir regelmässig sehen, wo seine Mechanik versagt? Aber genauso vermessen wäre es auch, Dinge bestimmen zu wollen, welche der Markt offensichtlich besser kann. Marktmechanik scheint mir überall dort angebracht, wo man Entwicklung und Wachstum will. Ich halte sie aber ungeeignet für die Bereiche, wo man etwas sicherstellen will, wie beispielsweise in einer Grundversorgung. Die sollte in erster Priorität eine gesicherte Baseline darstellen und sich erst in zweiter Priorität weiter entwickeln.

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Aficionado
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Aficionado »



Lällekönig hat geschrieben:Ich bin nicht der ausschliesslichen Meinung, dass eine simple Verstaatlichung ohne weitere Reformen die Kosten bremsen würde. Wenn man vom Grundprinzip her so weiter macht wie bis anhin, würden eventuelle Einsparungen im Nu wieder verpuffen.
 
Ich bin der Ansicht, dass man sich in einer Debatte über die Leistungen, welche durch so eine Kasse abgedeckt werden sollten, auch offen mit deren Kosten beschäftigen müsste. Wenn wir uns immer teurer werdende Therapien wie beispielsweise Gentherapien leisten wollen, dann dürfen wir uns auch nicht über die steigenden Kosten beklagen.
 
Ich bin auch der Ansicht, dass die Leistungen besser kanalisiert werden sollten. Also mindestens über ein Hausarztmodell funktionieren, ergänzt mit mehr telemedizinischen Angeboten. Ich sehe einfach mehr Potenzial darin, dies innerhalb einer staatlichen Kasse schlicht vorzuschreiben, als dass es sich in einem durch einen obligatorischen Leistungskatalog eingeschränkten Wettbewerbspielraum mittels finanzieller Anreize durchsetzen könnte.
 
In meiner Vorstellung von Solidarität steht an erster Stelle, dass allen die gleiche Mindestversorgung zugänglich und auch gesichert ist. Erst an zweiter Stelle würde ich diese Versorgung ausbauen, sofern wir es uns leisten wollen und auch leisten können. Daher mein Votum für eine Entkoppelung in zwei parallel verlaufende, sich ergänzende Systeme. Ich habe den Eindruck, dass vielen zu wenig bewusst ist, das die Maximalversorgung für alle auch die entsprechenden Kosten für alle nach oben treibt. Es scheint mir beinahe so, als ob einige so die Eigenverantwortung ausblenden können, indem man übermässig Leistungen in Anspruch nimmt (direkt zum Spezialisten oder ins Spital rennt) oder einem kostentreibendem Lebenswandel fröhnt (ungesunde Ernährung, Alkohol, Tabak, zu wenig Bewegung, zu viel einseitige Bewegung, etc.). Man verlässt sich darauf, dass dieser Topf nicht versiegen wird, weil daraus auch die Mindestversorgung gespiesen wird, zu der man sich ja bekannt hat. Ich finde es aber fragwürdig, dass sich das laufend erweiternde Versorgungsangebot und die gesellschaftlich vereinbarte Mindestversorgung aus dem gleichen Topf bedienen sollen, weil sämtliche Bestrebungen, das Versorgungsangebot auszubauen gleichzeitig die Kosten in die Höhe treibt und dadurch auch die Mindestversorgung gefährden.
 
Daneben finde ich es absolut krank, dass sinnvolle Medizin zum Teil ungenügend erforscht wird, weil sich daraus zu wenig Kapital schlagen lässt. Nur um einige Beispiele zu nennen: neue Antibiotika oder Phagen. Da sind sich führende Spezialisten eigentlich einig, dass die aktuellen Marktmechanismen sinnvolle Forschungen zu wenig pusht, ja sogar behindert. Aber auch der Bereich Impfungen ist – abgesehen von den Umständen der aktuellen Pandemie – zu wenig lukrativ, als dass sich die Pharmariesen damit beschäftigten. Zu teuer sind die klinischen Studien, zu gering die Gewinnmarge und am Ende «bezahlt» die Bevölkerung durch Krankheit oder für lukrative Therapien. (Ein – unter Vorbehalt – empfehlenswerter Podcast: The Cure – Heilung aus dem Grab der ARD. Gut recherchiert, aber ich hätte mir ein Kondensat der inhaltlichen Brisanz gewünscht, welche sich zu Gunsten der eigentlich unterhaltsamen Erzählung leider auf weite Strecken verteilt.)
 
Ich erhoffe mir also von dieser Entkoppelung langfristige Veränderungen. Auch, dass die staatliche gesicherte Mindestversorgung an Gesundheit dazu führen wird, dass für die Gesundheit sinnvolle Forschung genügend Mittel erhält, weil wir Gesundheit wollen und bereit sind, darin zu investieren. Wir können doch nicht alles dem Markt delegieren, wenn wir regelmässig sehen, wo seine Mechanik versagt? Aber genauso vermessen wäre es auch, Dinge bestimmen zu wollen, welche der Markt offensichtlich besser kann. Marktmechanik scheint mir überall dort angebracht, wo man Entwicklung und Wachstum will. Ich halte sie aber ungeeignet für die Bereiche, wo man etwas sicherstellen will, wie beispielsweise in einer Grundversorgung. Die sollte in erster Priorität eine gesicherte Baseline darstellen und sich erst in zweiter Priorität weiter entwickeln.

Bzgl. Gentherapie findest du schon Infos im Politik, Wirtschaft, Wissenschaft Thread.
Therapien auf die der Patient nicht anspricht, sollten auch nicht bezahlt werden mûssen. Wird gemäss Artikel.im benannten Thread ja bereits umgesetzt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist halt auch die fehlende Transparenz bei der Leistungsabrechnung.
Malinalco hat diesen Punkt ja schon angesprochen.

Ich sehe auf dem Rückforderungsbeleg nur Nummern. Ich kann da nicht einwandfrei nachvollziehen, was der Arzt alles gemacht hat. Sind wirklich alle Lab-Tests notwendig? Ist eine Ultraschall-Untersuchung wirklich schon nach zwei Monaten wieder notwendig? Muss das Blut wirklich auf alle denkbaren Krankheiten untersucht werden und das jährlich? Auf der anderen Seite ist Prävention eben auch wichtig und kann auch Kosten mindern.

Das Hausarzmodell kann auch hóhere.Kosten generieren. Wenn ich ein dermatologisches Problem habe, weiss ich mit 95% Sicherheit, dass dieser mich zu einem Spezialisten schicken wird für weitere Abklärungen (Biopsie,...).

Alles sehr heikel. Niemand möchte doch die Verantwortung übernehmen, sollte sich eine Behandlung als unzureichend erweisen.


Rollercoaster
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Rollercoaster »

Aficionado hat geschrieben: 28.09.2022, 10:10
Rollercoaster hat geschrieben:
Lällekönig hat geschrieben: 27.09.2022, 20:58 Ich sehe ein Problem darin, dass der Wettbewerb nicht frei spielen kann, solange das Obligatorium damit verknüpft ist. Das Obligatorium generiert Trägheit.

Meiner Meinung nach sollte die Allgemeine Krankenversicherung von den Zusatzversicherungen auf sämtlichen Ebenen, also auch auf jener des Anbieters entkoppelt werden. Eine staatliche, über die Steuer gedeckte Einheitskasse mit einem minimalen Leistungsstandard, den wir uns als Gesellschaft leisten wollen (bedarf auf jeden Fall einer gesellschaftlichen Diskussion über den Umfang, der dürfte von mir aus auch wesentlich geringer ausfallen als bisher) und einen freien Markt für Zusatzversicherungen aller Art, um neue Angeboten zu entwickeln und zu unterbreiten und die entstandenen Nachfrage-Lücken zu schliessen.

Ich finde es falsch, wenn der Staat die Bürger dazu verpflichtet, Kunde eines gewinnorientierten Unternehmen zu sein, denn meiner Meinung nach fällt auch durch die Allgemeine Krankenversicherung ein Gewinn an, selbst wenn gleich viel Geld wieder rausfliesst, wie reingeflossen ist.

Ich bin überzeugt, dass sich die Krankenkassen gegen so ein Modell wehren würden. Also muss es gewinnbringend sein. Ich vermute, dass bereits die Kundenbeziehung einen erheblichen Wert darstellt. Die Bürger sind verpflichtet, sich mit dem Thema Krankenversicherung auseinanderzusetzen und so kann die Bewerbung von Zusatzversicherungen über günstigere Kanäle laufen, als wenn man erst eine Beziehung aufbauen müsste. Ausserdem eröffnet das grössere Investitionsvolumen Anlagemöglichkeiten, welche alleine durch ihren Umfang höhere Rendite generiert, als wenn man nur das Kapital aus den Zusatzversicherungen zur Verfügung hätte. Für absolut vertretbar halte ich das Argument der anfallenden Kosten einer Umstrukturierung. So ein Modell würde vermutlich weniger und sicherlich anderes Personal voraussetzen.

Mich würde ernsthaft interessieren, worin aus Sicht der Krankenkassen der Nutzen für die Bevölkerung liegt, wenn sie den obligatorischen Teil abwickeln. Und «dass sie es besser als eine staatliche Einheitskasse können», ist kein stichhaltiges Argument, sondern nur eine Behauptung oder ein Werbeversprechen. Kann mir jemand erklären, was ich nicht berücksichtigt habe? Käppelijoch, vielleicht du?

Wenn die obligatorische Allgemeine Krankenversicherung keinen (auch keinen indirekten) Gewinn abwirft, dann sollten die Krankenkassen eigentlich bereitwillig den allgemeinen Teil an eine staatliche Einheitskasse abtreten wollen, oder sehe ich das falsch?

Mich würde interessieren was du genau noch aus der Grundversicherung streichen möchtest?
Z.b. Komplementärmedizin (Homöopathie) oder auch Physio streichen und nur noch Generika Medikamente, sofern schon erhältlich.

Sehe ich nicht so, wieso sollte Physio aus der Grundversicherung raus? Physio kann in diversen Situationen, nicht nur nach Unfällen, sehr hilfreich sein, Hompäthie bin ich etwas zwiegespalten weiss aber eh nicht was die gv abdeckt. Betr. Medikamente sollte man sich wohl eher fragen, wieso ein medikament, in basel produziert, in deutschland 4x weniger kostet als in der schweiz.

Und wenn ich sehe wie kompliziert, langfädig, statisch die Prozesse bei all den Bundesämter ablaufen, graut mir vor einer staatlichen Lösung.

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SubComandante
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von SubComandante »

Rollercoaster hat geschrieben: 28.09.2022, 17:44 Sehe ich nicht so, wieso sollte Physio aus der Grundversicherung raus? Physio kann in diversen Situationen, nicht nur nach Unfällen, sehr hilfreich sein, Hompäthie bin ich etwas zwiegespalten weiss aber eh nicht was die gv abdeckt. Betr. Medikamente sollte man sich wohl eher fragen, wieso ein medikament, in basel produziert, in deutschland 4x weniger kostet als in der schweiz.

Und wenn ich sehe wie kompliziert, langfädig, statisch die Prozesse bei all den Bundesämter ablaufen, graut mir vor einer staatlichen Lösung.
Physio kann wegen Rückenproblemen schwer eingeschränkte Leute wieder fit machen. Das geht schon in Ordnung. Hat auch meine Rückenprobleme nach kürzerer Zeit wieder völlig lösen können.

Homöopathie ist kompletter Bullshit - wer gerne Zuckerkügelchen für Placebo haben will, soll dafür zahlen. Damit verdienen einige sich eine goldene Nase. Aber Nutzen ausserhalb von Placebo hat das ganze keinen. Da muss man schon an eine alternative Physik glauben, für die es keinen Nachweis gibt.

Staatliche Lösung für Grundversorgung, für alles drüber private Lösung. Sehe da kein Problem.

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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Rollercoaster »

SubComandante hat geschrieben: 28.09.2022, 19:21
Rollercoaster hat geschrieben: 28.09.2022, 17:44 Sehe ich nicht so, wieso sollte Physio aus der Grundversicherung raus? Physio kann in diversen Situationen, nicht nur nach Unfällen, sehr hilfreich sein, Hompäthie bin ich etwas zwiegespalten weiss aber eh nicht was die gv abdeckt. Betr. Medikamente sollte man sich wohl eher fragen, wieso ein medikament, in basel produziert, in deutschland 4x weniger kostet als in der schweiz.

Und wenn ich sehe wie kompliziert, langfädig, statisch die Prozesse bei all den Bundesämter ablaufen, graut mir vor einer staatlichen Lösung.
Physio kann wegen Rückenproblemen schwer eingeschränkte Leute wieder fit machen. Das geht schon in Ordnung. Hat auch meine Rückenprobleme nach kürzerer Zeit wieder völlig lösen können.

Homöopathie ist kompletter Bullshit - wer gerne Zuckerkügelchen für Placebo haben will, soll dafür zahlen. Damit verdienen einige sich eine goldene Nase. Aber Nutzen ausserhalb von Placebo hat das ganze keinen. Da muss man schon an eine alternative Physik glauben, für die es keinen Nachweis gibt.

Staatliche Lösung für Grundversorgung, für alles drüber private Lösung. Sehe da kein Problem.

Wie gesagt, Homöpathie ist ein zweischneidiges Schwert, aber garantiert nicht die Ursache von zu hohen Prämien, da sind Medikamente das deutlich grössere Problem.

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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von Sean Lionn »

das Problem ist, dass der ganze Gesundheitssektor, vor allem in einem reichen und alternden Land wie der CH, mittlerweile zu einer riesengrossen Cashcow geworden ist, an der (zu) viele Leute mitverdienen. So werden jegliche Versuche daran etwas zu ändern von der Lobby, nicht nur jener der Krankenkasse, im Keim erstickt.

Beispiele gibt es ja genug, da reicht es ja sich im eigenen Umfeld umzuhören oder ab und zu auf Newsportalen zu stöbern: Irrwitzige Eingriffe bei Privatversicherten, exorbitant hohe Stundenansätze, nur damit man dann Antibiotika verschrieben bekommt, ein Spiessrutenlauf bei Fachärzt:innen etc. Da die Leute verständlicherweise Angst um ihre Gesundheit haben, lassen sie halt alles mit sich machen.

Bzgl. Einheitskasse glaube ich auch nicht, dass es das Allerheilmittel ist. Dennoch ist und bleibt es ein mehr als überfälliger Schritt: In einer Welt, die auf allen Ebenen radikale Wechsel braucht, ist ein Protektionismus von (sorry es so hart auszudrücken) überflüssigen Jobs in der Administration und im Management ziemlich fehl am Platz.

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fcbblog.ch
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Re: Krankenversicherung, wie weiter?

Beitrag von fcbblog.ch »

Das Problem, dass ich bei der Einheitskasse sehe: Die bürgerliche Mehrheit wird allzu schnell (aktiv) vergessen, dass auch im heutigen "freien" Markt die Grundversorgung nur schlecht bzw. teuer funktionierte.

In einer Einheitskasse wird man das natürlich dem Staat vorwerfen. Dann ist jeder Prämienanstieg natürlich wegen der ineffizienten und trägen Staatsstruktur. Also wird man Leistungen abbauen wollen. Meine Befürchtung ist, dass man so eine Zweiklassenmedizin fördert.

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