eben, wir leben in einer medien/obrigkeitshörigen gesellschaft, die einfach völlig übersättigt vom konsum, kritiklos und (denk-)faul (aber dafür umso moralischer) geworden ist.
es ist viel anstrengender, differenziert zu denken, sich selber ein bild zu machen, sich durch viele verschiedenen quellen an die wahrheit heranzuarbeiten (denn eine einzige, absolute, gibt es nicht). in diskussionen ist es einfacher und angenehmer, die (pseudo-)erkenntnisse des blicks u.a. nachzuplappern und zu gutmenscheln. es geht nicht mehr darum, wie man ist, was man denkt, sondern wie man vorgibt, konform und angepasst zu sein und sich vom 13.mai, holocaust, wasauimmer, grundsätzlich mal distanziert. unangenehme kritiker stören doch nur den infantilen schweizer frieden, ebenso fussballfans.
eine einfache wahrheit ist für uns menschen zudem verlockend, denn man kann sich zurücklehnen und den daumen hoch oder runter bewegen, den finger auf etwas zeigen und das ganze ist erledigt. so fühlt man sich gut, denn die anderen sind ja die bösen. das böse = auslöschen, egal wie, und gut ist.
andreas hat geschrieben:Wir/ich kennen deine Meinung. Ich war leider da nicht vor Ort und kann an diesem Beispiel nicht mitreden, aber wir wissen auch beide dass die FCB-Fans nicht Engel sind. Rauchen, Kotzen, Fluchen im Zug... Alles erlebt.
nein, wir sind keine engel. und das ist genau der punkt, welcher mich an der ganzen sache stört, stichwort "saubere neue welt"... es darf nicht mehr das schlechte, ungesunde, böse usw. geben, wie wenn es nur das gute, gesunde geben kann.
der tod wird tabuisiert, negatives dämonisiert. da kann ich nur den guten alten faust zitieren, wo das böse das gute erst konstituiert (und umgekehrt): Mephisto sieht sich als "ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft."
es zeigt die ganze realitätsferne vorstellung vieler menschen, die meinen, in einer welt ohne schlechtes gäbe es nur gutes.
ich möchte damit nicht ausdrücken, das es gut ist, wenn dinge kaputtgemacht werden usw, nein, ich kritisiere den anspruch einer welt/menschheit, die es NICHT GEBEN KANN und das dementsprechend falsche handeln/probleme lösen.
edit. als analoges bild zum leben: wenn man auf den autobahnen keine toten mehr will, dann müsste man die geschwindigkeitsbegrenzung auf null setzen (wahrscheinlich gibt es auch dann noch irgendeinen trottel, der sich irgendwie tödlich verletzt). wenn man fährt, dann ist in der realität die möglichkeit eines unfalles einfach vorhanden, ob man will oder nicht. und man kann gar nicht anders, als dies in kauf zu nehmen. wenn man leben will, ebenso. das einzige vernünftige ist mM nach, das beste verhältnis von kosten/nutzen abzuschätzen und möglichst wenig einschränkung der menschen plus möglichst geringen schaden als folge dessen zu haben. eine "perfekte" lösung (im sinne des ausschliesslich positiven) kann und wird es nie geben.