Mit etwas Verspätung hier ein exotischer Matchbericht (Zeit: August 2007):
Als Fussballkranker dachte ich, wenn ich schon in der Nähe bin, könnte ich nun in einem 11. Land ein Fussballspiel der höchsten Liga anschauen. Dieses Mal in Russland.
Ich entschied mich fuer das Spiel FK Saturn Ramenskoje - ZSKA Moskau. Spielbeginn Samstag 18.08.2007 um 14.00 Uhr. Ich ging frühzeitig zum Kasaner Bahnhof in Moskau, um genügend Zeit zu haben, den richtigen Zug zu erwischen, was eben nicht ganz so schnell geht, da kaum etwas in lateinischen Buchstaben angeschrieben ist, ausser Cola-Getränke.
Immerhin, um 11.00 Uhr fuhr der klimatisierte Zug ab, mit meiner Wenigkeit an Bord. Ramenskoje ist etwa so weit von Moskau weg wie Aarau von Basel. Dort angekommen, brauchte man nur den Uniformierten zu folgen, um zum Stadion zu gelangen. Ramenskoje machte auf mich den Eindruck einer Schlafstadt.
Alsbald ging es durch einen Wald, dessen Eingang hermetisch abgeriegelt war von der Polizei, dem Militär und den OMON-Leuten. Man kam offiziell nur mit einem Matchbillet durch. Ich hatte keins, und ich hörte, das Spiel sei ausverkauft. Ich stellte mich dumm an und fragte einen Bullen ''do you speak English?". Nein, tat er nicht. Aber er suchte jemanden, aber gab bald auf und liess mich durch. Nun ging es mehrere hundert Meter weiter durch den Wald, das Weglein 3 Meter breit, auf beiden Seiten je alle 3 Meter ein Uniformierter mit Gummiknüppel. Kurz vor dem Stadion der offizielle Stadtpark, eigentlich eher ein Waldpark im typischen Stil der Aera der UdSSR, wie die treuen FCB-Fans, die nach Kasachstan flogen, schon in Kostanaj gesehen haben. Ich entschied mich, vom Riesenrad aus einen Blick ins Stadioninnere zu werfen, denn ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob ich ein Ticket ergattern kann. Gedacht, getan.
Nachher muehte ich mich mit dem Inhalt des Matchprogramms ab. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn machte ich mich auf die Suche nach dem Schwarzmarkt. Kaum offerierte jemand Tickets, war sofort eine Menschenansammlung im ihn herum. Je näher der Spielbeginn, umso mehr Leute verkauften Tickets, obwohl ein Uniformierter per Megafon darauf hinwies, Schwarzmarkt sei verboten. Ich bemerkte bald, dass keine Tickets mehr verkauft wurden, sondern Bändelis, die offenbar zum Eintritt berechtigten. Nun streckte ich ganz frech eine 500-Rubel-Note entgegen (Gegenwert CHF 25.--). Mit Erfolg.
Meine Reise war nicht vergebens.
Ich hatte einen guten Platz (im Schatten!!!!), auf Höhe Torlinie, neben den Gästefans.
Es war ein Spiel wie FC Thun - FC Basel. Die Bude voll, die rotblauen Fans in der Uebermacht. Der Support der ZSKA-Fans etwa zu vergleichen mit den FCB-Fans, nur etwas mehr Anfeueungsrufe anstelle von Gesang. Die meisten Rufe konnte ich nicht verstehen, ausser "Wagner Love Wagner Love", "Red Blue Warriors" und "Bjerjod ZSKA", was soviel wie "vorwaerts ZSKA" bedeutet. Die Heimfans hoerte ich nicht, ich war zu weit weg von ihnen.
Resultat 2:2. Somit ist das Team, das gegen den FCB 2 x ausgeschieden ist, noch weiter entwischt nach dem 4:0 gegen Kuban Krasnodar.
Torschuetzen: je 2 x Andrej Karjatka und Wagner Love.
Haette der Heimverein allen Uniformierten einen Standenlohn bezahlen muessen, waeren wohl alle Matcheinnahmen weg gewesen. Pech fuer allfaellige Hoolians, die Wälder rund ums Stadion wären Ideal gewesen für ein Räuber und Poli-Spiel.
Insgesamt war es ein netter Ausflug.
RUS: exotischer Matchbericht
ausserdem schreibt sich der Herr "Vagner Love", denn "Wagner Love" ist eine Frankfurter Band.
Einige Tore unter http://www.youtube.com/watch?v=qSoYWVsDSpE&feature=related
Einige Tore unter http://www.youtube.com/watch?v=qSoYWVsDSpE&feature=related
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Es hilft nicht immer Recht zu haben.
Johann Wolfgang von Goethe
Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von allen.
Karl Valentin
Es hilft nicht immer Recht zu haben.
Johann Wolfgang von Goethe
Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von allen.
Karl Valentin
Man musste nichts verstehen, es war derart offensichtlich. Der Typ mit dem Megaphon bewegte sich immer innerhalb einer Eingangszone, bewegte sich von links nach rechts und versuchte, immer so nah wie möglich von Menschenansammlungen zu sein. Jeder Anwesende merkte, dass Menschenansammlungen (etwa 15 Leute) nur zwecks Ticket- bzw. Bandelikaufs entstanden.Hervé hat geschrieben:Danke für diesen Bericht - herrlich!
Wie hast Du eigentlich verstanden, dass der Uniformierte per Megaphon verkündete, dass Tickets vom Schwarzmarkt verboten sind?
@ tilly: Ich esse sicher nicht russische Würste.
