Sonntagsblick vom 5. November 2006
Schiedsrichter Mario: «Ich hatte Angst um mein Leben»
In den Junioren-Ligen häufen sich Prügeleien. Jede Woche werden zwei Spiele abgebrochen. Jetzt will der Fussballverband handeln.
Mario T.* (30) wird die Partie vom 21. Oktober nie vergessen. «Ich hatte Angst um mein Leben!» Als Schiedsrichter leitete er das B-Junioren-Spiel zwischen dem FC Aesch BL und dem FC Türkgücü. Als er ein Foul pfiff, gingen die 14- bis 16-jährigen Spieler von Türkgücü auf ihn los. Erst beleidigten und bespuckten sie ihn. «Dann nahmen sie mich in den Schwitzkasten», erzählt Mario T. Nur mit grösster Mühe konnte er sich befreien und flüchten. Das Spiel musste abgebrochen werden, der FC Türkgücü wurde von der Meisterschaft ausgeschlossen.
Mario T. ist kein Einzelfall. Allein im Oktober gab es mehr als ein Dutzend gravierender Vorfälle in den Junioren-Ligen.
Und die Täter werden immer jünger. Schon Elfjährige beschimpfen Schiedsrichter aufs Übelste und foulen Gegner mit gefährlichen Checks. Allein wegen Angriffen auf Unparteiische werden im Durchschnitt jedes Wochenende zwei Spiele abgebrochen!
Härtere Strafen gefordert
Verbale Entgleisungen sind in den Junioren-Ligen längst Alltag. «Es ist erschreckend, was man heute von den Jungen zu hören kriegt», sagt Roger Giger (47), Schiedsrichter und Sekretär des Innerschweizer Fussballverbandes.
«Es wird immer schlimmer», bestätigt auch Luigi Ponte (54), Präsident des Schweizerischen Schiedsrichterverbandes. Spielsperren und Geldbussen alleine genügten nicht mehr zur Abschreckung. Für Ponte gibt es nur ein Mittel: «Die Strafen müssen viel, viel härter werden!» Konkret: «Es sollte auch lebenslängliche Spielsperren geben. Nur solche Strafen zeigen noch Wirkung.»
Wie alarmierend die Situation ist, belegen die wöchentlichen Spieler-Straflisten der 13 Regionalverbände u2013 oft mehrere Seiten lang. Auffällig: Viele Bestrafte sind Ausländer. Robert Breiter vom Schweizer Fussballverband (SFV) sagt es deutlich: «Wir haben ein Ausländerproblem.» So seien zwar 67 Prozent der Junioren Schweizer. «Aber vier von fünf Taten werden von Ausländern begangen.»
Der zunehmenden Verrohung auf den Schweizer Sportplätzen will der Fussballverband nun einen Riegel schieben. Hansruedi Hasler, Technischer Direktor beim SFV: «Die Lage ist dramatisch. Es muss etwas passieren.» Um einen Überblick über das Ausmass der Gewaltszenen zu erhalten, analysieren nun bis Ende Jahr zwei Sportsoziologen die Situation auf den Fussballplätzen.
Der SFV greift ein
Nun hat der Fussballverband eine Spezial-Kommission eingesetzt. Sie erarbeitet für die nächste Saison verschärfte Sanktions-Massnahmen, die gesamtschweizerisch eingeführt werden könnten. Denkbar ist für Hasler, dass Spieler schon nach einer zweiten Roten Karte beim Regionalverband antraben müssen, um ihr Verhalten zu erklären.
Für Schiedsrichter Mario T. kommt diese Verschärfung zu spät. «Ich werde weiterhin pfeifen, aber keine heiklen Spiele mehr.»
Härtere Strafen für Spieler
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Mehr Fairplay im Breitenfussball
Der SFV will für die kommende Saison weitere Massnahmen vorstellen, um für mehr Fairness im Breitenfussball zu sorgen. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des technischen Direktors Hansruedi Hasler hat bereits diverse Vorschläge erarbeitet.
Im Vordergrund stehen unter anderem die konsequente Anwendung des Shake-Hands vor und nach dem Spiel, die Einsetzung einer Fairplay-Kommission und von Fairplay-Beobachtern in jedem Regionalverband, die Vorladung von Spielern oder Funktionären bei wiederholten Ausrastern und verschärfte Sanktionen (Punktabzüge) bei groben Vergehen.
20min.ch
Der SFV will für die kommende Saison weitere Massnahmen vorstellen, um für mehr Fairness im Breitenfussball zu sorgen. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des technischen Direktors Hansruedi Hasler hat bereits diverse Vorschläge erarbeitet.
Im Vordergrund stehen unter anderem die konsequente Anwendung des Shake-Hands vor und nach dem Spiel, die Einsetzung einer Fairplay-Kommission und von Fairplay-Beobachtern in jedem Regionalverband, die Vorladung von Spielern oder Funktionären bei wiederholten Ausrastern und verschärfte Sanktionen (Punktabzüge) bei groben Vergehen.
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Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!