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RUEDI ZAHNER, DER NEUE TRAINER DES SUPER-LEAGUE-LETZTEN AARAU

Neu im Amt. Ruedi Zahner, seit gestern Trainer des FCAarau. Foto Keystone
HANSJÖRG SCHIFFERLI
Der studierte Sportpsychologe Zahner soll den Spielern des FC Aarau in einer Krisensituation wieder mehr Selbstvertrauen geben.
Nein, sagt Ruedi Zahner (47), er habe es sich nicht überlegen müssen, ob er vom Sportchef des FC Aarau zumindest vorübergehend zu dessen Trainer werden solle. «Für mich war klar», fügt er bei, «dass ich in dieser Situation einspringen musste. Wir hatten keine Lösung, die wir aus dem Ärmel hätten schütteln können.» Es sei beim FC Aarau nun «wie in der Wirtschaft», dass in einer Krisenlage «der Chef in die Verantwortung muss».
Der Vorschlag kam spätestens (wenn er nicht vorher schon ein Thema war), als der mit dem FCA nach acht Niederlagen in Folge ans Tabellenende der Super League abgerutschte Urs Schönenberger am Montag seinen Rücktritt anbot - noch bevor ihn der Verwaltungsrat an seiner abendlichen Sitzung hätte entlassen können. Das 0:1 gegen den FC Luzern hatte die Lage für den Trainer so gut wie aussichtslos gemacht, zumal ihn Präsident Christian Stebler schon in den Tagen zuvor mit öffentlichen Äusserungen, die einem Ultimatum nahe kamen, massiv unter Druck gesetzt hatte. «Wir haben ein Trainerproblem», hatte Schönenberger als präsidiale Äusserung in der Lokalzeitung lesen müssen.
Das war gewiss nicht sehr klug vom neuen Präsidenten, der doch seit der Zeit seines Vorgängers Michael Hunziker wissen musste, wie wenig solche Ultimaten taugen. Zahner konnte sich auch deshalb darauf vorbereiten, was im Falle einer Niederlage gegen den FCL passieren würde. Warum es unter Schönenberger, der nach nur 16 Super-League-Spielen mit Aarau aufgab, nicht geklappt hatte, mochte Zahner nicht mehr gross analysieren. «Zum Teil waren es unglückliche Umstände. Wir haben die Saison schlecht angefangen, hatten immer wieder Verletzungen, hinzu kam die Forfait-Niederlage - Schönenberger war teils auch ein Opfer», sagt er.
vertrauen tanken. Für das Forfait nach dem 4:0 gegen St. Gallen und der besten Saisonleistung beispielsweise kann Schönenberger wirklich nichts; und für die zumindest zum Teil missratenen Transfers für das Team, das rund eine halbe Million Franken teurer ist als jenes der vergangenen Saison, trägt der Sportchef, eben Zahner, mindestens genauso viel Verantwortung. Auf jeden Fall bleibt für Schönenberger die Bilanz, zwar nicht erstmals einen Verein nach kurzer Zeit verlassen zu müssen, aber dies erstmals im Misserfolg.
Es sei «ganz klar», blickt Zahner voraus, «dass eine Mannschaft, die acht Mal verlor, an sich zweifelt. Deshalb müssen wir nun Schritt für Schritt versuchen, wieder Vertrauen zu tanken.» Dafür scheint er zumindest in einer Beziehung die geeignete Wahl: Er ist studierter Sportpsychologe, hat in dieser Rolle für den Fussballverband in den vergangenen Jahren - etwa mit den U17-Europameistern von 2002 - in der Persönlichkeitsbildung junger Fussballer gearbeitet. Als Spieler war er als Rechtsverteidiger Mitglied der Aarauer Aufstiegsmannschaft 1981, später wirkte er beim FCZ und beim FCB; 1993 war er in Aaraus Meistersaison Assistent Rolf Fringers.
Was er als Trainer in der Not zustande bringt, wird sich schon am Samstag abzeichnen, im Schlüsselspiel gegen den FC Schaffhausen. Klar aber sei, sagt Zahner, «dass es kein Szenario mit mir als Trainer ab dem 1. Januar gibt». Er sei als Sportchef angetreten, nie in der Absicht, Trainer zu werden. Aber als Trainer ist er jetzt gefordert, dem Verein, der seit 1981 ununterbrochen in der Elite spielt, in den fünf Runden bis zur Winterpause wieder Hoffnung zu machen.