Im Zweifel gegen den Fußballfan
Das Thema ist dabei, Mode zu werden: "Gewalt kehrt in die Fußballstadien zurück", glaubt beispielsweise die "Welt am Sonntag" und schafft dafür gar Platz auf Seite eins. Keine neuen Enthüllungen aus Afghanistan, keine internationale Empörung über neue Skandal-Photos - stattdessen Krawalle in Berlin und Augsburg.
Die ARD eröffnet ihre Sportschau mit Bildern aus Berlin, wo das Regionalligaspiel von Herthas Amateuren gegen Dresden von derart heftigen Auseinandersetzungen begleitet wurde, dass Beobachter nun von den schlimmsten Zuständen seit Jahren sprechen. Erste Phrasen aus der Politik lassen nicht lange auf sich warten: CSU-Generalsekretär Markus Söder fordert in der "Mittelbayrischen Zeitung", "sich mit Hochdruck der wachsenden Gewalt in den Stadien zu widmen."
Willkürliche Stadionverbote
Ein Aufschrei geht durchs Land, ähnlich hysterisch wie nach den Vorkommnissen an der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln, als Politiker tagelang vor Betroffenheit trieften und Journalisten ein Jahresthema gefunden zu haben glaubten. Die Rütli-Problematik wollte vorher keiner gekannt haben - ähnlich verhält es sich mit der Gewalt in den Fußballstadien. Und nächsten Monat, spätestens, wenn der Nikolaus kommt, wird die Wellenbewegung des populären Themas abgeebbt sein.
Vorher aber könnte man ja mal nachdenken, über die Willkürlichkeit von Stadionverboten etwa. Die Münchner Arena steht außerhalb jeglichen Verdachts, ein Hort organisierter Fan-Kriminalität zu sein. Und doch fallen seit einigen Monaten breite Spruchbänder auf, in denen zu Solidarität mit den "Ausgesperrten" aufgerufen wird. Münchens "Schickeria", eine Ultragruppierung alternativer Orientierung, blieb dem Pokalfinale 2006 in Berlin fern, weil zuvor 59 Mitglieder in juristisch zweifelhaften Verfahren mit Stadionverboten belegt worden waren.
Kriminalisierung der Fans
Landesweit beklagten Fanclubs eine "Kriminalisierung" ihrer Mitglieder. Es waren die Tage vor der Weltmeisterschaft und im Land ging die große Angst vor Hooligans um. So gab es auch in Frankfurter Fankreisen Überlegungen, dem Finale in Berlin aus Protest fernzubleiben. Doch die überwältigende Resonanz auf die Choreographie beim Halbfinale gegen Bielefeld ließ die Eintracht-Anhänger noch einmal über die vielen willkürlichen Stadionverbote hinweg sehen.
Doch auch hier ist Ernüchterung eingetreten. Die meisten Transparente in der Frankfurter Arena hängen seit einigen Wochen aus Protest kopfüber an den Tribünen, die Fronten verhärten sich und der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen reagiert mit Nichtbeachtung, obwohl gerade er die Situation entschärfen könnte. Mir liegen Fälle vor, die keiner juristischen Prüfung standhalten würden, doch in keinem ist ein Stadionverbot zurückgenommen worden. Sturheit des Vereins gegen Verbitterung seiner Fans - Konfliktpotential!
Die üblichen Erklärungsmuster
Um Missverständnissen vorzubeugen: diese Beispiele aus der Fanszene sollen keine Erklärungen für zunehmende Gewalt in den Stadien liefern, zumal ohnehin noch zu beweisen wäre, ob diese tatsächlich zunimmt. Vielmehr werden jetzt alte Erklärungsmuster wieder an die Oberfläche gespült: die sozialen Verschlechterungen in Zeiten von Hartz IV, daraus resultierendes Abreagieren von Frustrationen, die Zunahme rechter Gewalttaten im Umfeld des Fußballs und das Ansteigen rassistischer Tendenzen. Argumente, die schon in der 70er Jahren herangezogen wurden, sieht man von der besonderen Problematik in den neuen Bundesländern ab.
Was also tun? Politikern folgen, denen in ersten Stellungnahmen nichts anderes einfällt, als die Forderung nach weiteren Stadionverboten? Vielleicht sind Fachleute wie Konrad Freiberg von der Gewerkschaft der Polizei eine bessere Anlaufstelle, auch ein Dialog mit den Chefs der "Ultras" kann Informationsdefizite abbauen helfen.
Vielleicht wäre dann auch dem ARD-Reporter, der das Länderspiel Slowakei gegen Deutschland kommentierte, folgender kleiner Zwischenfall erspart geblieben: Als die Kameras nach Bildern der Ausschreitungen in Bratislava einen anderen Block mit deutschen Zuschauern zeigte, sprach der Kollege von den "wahren Fans." Unglücklicherweise hielt einer von diesen Fußballfreunden Sekunden danach die Reichskriegsflagge in denAbendhimmel.
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/7/0 ... 35,00.html
Im Zweifel gegen den Fussballfan
- Asselerade
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Im Zweifel gegen den Fussballfan
Einige gingen hinter die Theke und stellten weitere Bratwürste auf den Grill und reichten sie den hungrigen Fans
- tommasino
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BERLIN u2013 Deutschland reibt sich die Augen: Nach der friedlichen WM treiben die Fussball-Hooligans wieder ihr Unwesen. Franz Beckenbauer spricht Klartext.
Nach den Krawallen am vergangenen Wochenende auf zahlreichen deutschen Fussballplätzen von Profi- bis Amateurligen fordert Franz Beckenbauer energisches Durchgreifen. «Gegen Rassisten und Randalierer müssen drastische Strafen verhängt werden.»
Des «Kaisers» konkrete Forderungen: «Lange Stadionverbote und Ächtung der Täter im Fussball. Sepp Blatter hat Punktabzüge für Vereine bei rassistischen Beleidigungen der Gegenspieler angekündigt. Das unterstütze ich.»
Beim Zweitliga-Spiel FC Augsburg gegen 1860 München war es zuletzt ebenso zu Ausschreitungen gekommen wie bei der Partie Hertha BSC Berlin II gegen Dynamo Dresden in der Regionalliga Nord. Im Berliner Friedrich-Jahn-Sportpark waren am Freitagabend 38 Menschen verletzt worden, darunter 23 Polizisten.
Es waren nur die letzten einer Reihe von gewaltsamen Vorfällen in deutschen Stadien. Die Stuttgarter Zeitung spricht sogar von «Fussball-Terror» und fordert den DFB auf, zu reagieren: «Der reichste Sportverband der Welt müsste genug Geld übrig haben, um unterklassige Clubs im Kampf gegen Gewalt zu unterstützen.»
quelle: blöck
Nach den Krawallen am vergangenen Wochenende auf zahlreichen deutschen Fussballplätzen von Profi- bis Amateurligen fordert Franz Beckenbauer energisches Durchgreifen. «Gegen Rassisten und Randalierer müssen drastische Strafen verhängt werden.»
Des «Kaisers» konkrete Forderungen: «Lange Stadionverbote und Ächtung der Täter im Fussball. Sepp Blatter hat Punktabzüge für Vereine bei rassistischen Beleidigungen der Gegenspieler angekündigt. Das unterstütze ich.»
Beim Zweitliga-Spiel FC Augsburg gegen 1860 München war es zuletzt ebenso zu Ausschreitungen gekommen wie bei der Partie Hertha BSC Berlin II gegen Dynamo Dresden in der Regionalliga Nord. Im Berliner Friedrich-Jahn-Sportpark waren am Freitagabend 38 Menschen verletzt worden, darunter 23 Polizisten.
Es waren nur die letzten einer Reihe von gewaltsamen Vorfällen in deutschen Stadien. Die Stuttgarter Zeitung spricht sogar von «Fussball-Terror» und fordert den DFB auf, zu reagieren: «Der reichste Sportverband der Welt müsste genug Geld übrig haben, um unterklassige Clubs im Kampf gegen Gewalt zu unterstützen.»
quelle: blöck
- Asselerade
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in diesem zusammenhang wäre dieser artikel auch sehr interessant. wie peinlich die medienlandschaft doch ist!
Ausschreitungen nach dem Regionalliga-Spiel
Hertha BSC II (U23) gegen den 1. FC Dynamo Dresden
BFC-HooligansDer 1. FC Dynamo Dresden ist entsetzt über die Ausschreitungen nach dem Spiel am 27.10.2006 gegen die U23-Mannschaft von Hertha BSC.
Schon im Vorfeld war allgemein bekannt, dass sich gewaltbereite Hooligans aus dem unmittelbaren Umfeld des Berliner Fußballclubs (BFC) zu diesem Spiel einfinden und eine direkte Auseinandersetzung mit den Fans des 1. FC Dynamo Dresden suchen werden. Etwa 150 meist jugendliche Personen dieser Fangruppe sammelten sich während des Spiels auch für die Polizei und den Sicherheitsdienst erkennbar unterhalb der Ehrentribüne in einem Sitzplatzblock. Bereits in der Halbzeitpause fand zwischen den Vertretern des NOFV Holger Fuchs (Geschäftsführer des NOFV) und Wilfried Riemer (Leiter Spielbetrieb des NOFV) und der Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden Volkmar Köster und Markus Hendel eine kurze Beratung zu hieraus entstehenden möglichen Risiken statt. Im Ergebnis wurden die beim Spiel eingesetzten Sicherheitskräfte darauf hingewiesen, dass nach dem Spiel beide Fanlager unbedingt voneinander getrennt das Stadion verlassen müssen.
Unmittelbar nach der Halbzeitpause wurde im Dynamofanblock ein bengalisches Feuer gezündet. Dieses bengalische Feuer wurde vom Sicherheitsdienst sofort beseitigt, so dass keinerlei Beeinträchtigung des Spiels erfolgte. Unabhängig davon verurteilt der 1. FC Dynamo Dresden mit aller Schärfe das Abbrennen von Feuerwerkskörpern im Stadion und hofft, dass - wie beim Spiel in Lübeck - der Täter gefasst und haftungsrechtlich belangt werden kann. Der 1. FC Dynamo Dresden fordert wiederum seine Fans um Mithilfe bei der Ergreifung des Täters auf. Trotz der in der Halbzeitpause von Vertretern des NOFV und der Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden abgegebenen Warnungen wurden vom Stadionsprecher 10 Minuten vor Ende der Partie in fahrlässiger Art und Weise detailliert der Abfahrtsweg und die Abfahrtszeiten der mit dem Zug angereisten Dynamofans im Stadion durchgesagt. Daraufhin konnte die beim Spiel anwesende Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden beobachten, wie sich die erwähnten 150 BFC-Hooligans vom Sicherheitsdienst und von der Polizei ungehindert hinter dem Dynamo-Fanblock postieren konnten. In der Zwischenzeit wurde das Spiel durch den Schiedsrichter beendet und die Dynamospieler gingen zum Dynamo-Fanblock, um sich für die Unterstützung der Fans zu bedanken. Dabei kam es zu einer kurzen Irritation bei den Sicherheitskräften, weil Dynamofans durch die ungesicherten (!) Fluchttore in den Stadion-Innenraum zu den Dynamo-Spielern gelangen konnten. Die durch diese grobe Fahrlässigkeit entstandenen Spannungen sind eindeutig dem Unvermögen des Sicherheitsdienstes zuzuschreiben. Zur gleichen Zeit öffnete die Polizei den Dynamo-Fanblock und forderte die Dynamofans auf, den Block zu verlassen, ohne jedoch zu bemerken, dass hinter dem Fanblock 150 gewaltbereite BFC-Hooligans den Ausgang versperrten. Im Moment des Aufeinandertreffens beider Fangruppen kam es zu den eigentlich vermeidbaren Auseinandersetzungen. Die Polizei ging in der Folge massiv zwischen diese beiden Fangruppen und versuchte, die aus den Dynamo-Fanblock strömenden Dynamofans mit massiver Gewalt unter Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray in den Fanblock zurückzudrängen. Dabei kam es unter den Schlägen der Polizei zu panikähnlichen Situationen und mehreren Verletzten. Die Einsatzkräfte der Polizei schlugen wahllos und mit ganzer Härte auf Fans, Frauen, Männer und Kinder ein. So mussten Familienväter ihre kleinen Kinder vor den Attacken der Polizei schützen und konnten diese nur dieser Gewaltorgie entziehen, indem die Kinder über den Sicherheitszaun in den Innenraum gehoben wurden. Es waren mehrere Notärzte und Krankenwagen im Einsatz, um verletzte Dynamofans zu versorgen. Dynamos Cheftrainer Norbert Meier beorderte sofort die gesamten Wasservorräte des Mannschaftsbusses zu den Krankenwagen und den Stellen, wo von den Schlägen und dem Pfefferspray verletzte Dynamofans von Sanitätern behandelt wurden.
Die vor Ort anwesende Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden hat nach dem Spiel in Berlin sofort mit den Untersuchungen begonnen und bittet alle hier anwesenden Dynamofans, die mit sachdienlichen Zeugenaussagen diesen ungeheuerlichen Gewaltausbruch der Einsatzkräfte bestätigen können, sich schriftlich per Post oder per eMail unter verein@dynamo-dresden.de beim 1. FC Dynamo Dresden zu melden.
Die Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden weist noch einmal darauf hin, dass der Verein grundsätzlich Gewalt ablehnt. Die hier entstandenen Gewaltausbrüche hätten durch einen kompetenten Einsatz der Polizei und der Sicherheitskräfte nicht nur nach Meinung der Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden verhindert werden können. Es entsteht immer mehr der Eindruck, dass die Einsatzkräfte der Berliner Polizei durch dieses Vorgehen bewusst die Auseinandersetzungen provoziert haben.
Geschäftsführer Volkmar Köster: u201EWir waren als Geschäftsführung unmittelbar beim Geschehen dabei und konnten die Vorgänge sehr genau beobachten. Ich habe in meiner langen Zeit im Fußball schon eine Menge Unsinn gesehen, doch der Einsatz der Polizei in Berlin stellt alles bisher Gewesene in den Schatten. Wir werden in den nächsten Tagen alle Informationen dazu sammeln und ordnen. Der Polizeipräsident von Berlin, der DFB und der NOFV werden von uns diese Unterlagen zeitnah bekommen. Ich kann nur hoffen, dass die dafür Verantwortlichen diesmal nicht nur benannt, sondern auch zur Rechenschaft gezogen werden können. Natürlich machen wir uns insgesamt Sorgen, denn durch solch ein unkoordiniertes Vorgehen der Polizei wird mit einem Schlag unsere ganze Anti-Gewalt-Arbeit zunichte gemacht. Auch macht mir Sorgen, dass wir in der Rückrunde noch einmal gegen Union Berlin in Berlin spielen müssen. Wir werden als Geschäftsführung sofort nach der Winterpause mit den Verantwortlichen von Union Berlin beraten, wie wir unsere Fans bei diesem Spiel vor den Übergriffen der Polizei schützen können.u201C
http://www.dynamo-dresden.de/aktuell/ar ... /hools.jpg
Quelle:http://www.dynamo-dresden.de
Ausschreitungen nach dem Regionalliga-Spiel
Hertha BSC II (U23) gegen den 1. FC Dynamo Dresden
BFC-HooligansDer 1. FC Dynamo Dresden ist entsetzt über die Ausschreitungen nach dem Spiel am 27.10.2006 gegen die U23-Mannschaft von Hertha BSC.
Schon im Vorfeld war allgemein bekannt, dass sich gewaltbereite Hooligans aus dem unmittelbaren Umfeld des Berliner Fußballclubs (BFC) zu diesem Spiel einfinden und eine direkte Auseinandersetzung mit den Fans des 1. FC Dynamo Dresden suchen werden. Etwa 150 meist jugendliche Personen dieser Fangruppe sammelten sich während des Spiels auch für die Polizei und den Sicherheitsdienst erkennbar unterhalb der Ehrentribüne in einem Sitzplatzblock. Bereits in der Halbzeitpause fand zwischen den Vertretern des NOFV Holger Fuchs (Geschäftsführer des NOFV) und Wilfried Riemer (Leiter Spielbetrieb des NOFV) und der Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden Volkmar Köster und Markus Hendel eine kurze Beratung zu hieraus entstehenden möglichen Risiken statt. Im Ergebnis wurden die beim Spiel eingesetzten Sicherheitskräfte darauf hingewiesen, dass nach dem Spiel beide Fanlager unbedingt voneinander getrennt das Stadion verlassen müssen.
Unmittelbar nach der Halbzeitpause wurde im Dynamofanblock ein bengalisches Feuer gezündet. Dieses bengalische Feuer wurde vom Sicherheitsdienst sofort beseitigt, so dass keinerlei Beeinträchtigung des Spiels erfolgte. Unabhängig davon verurteilt der 1. FC Dynamo Dresden mit aller Schärfe das Abbrennen von Feuerwerkskörpern im Stadion und hofft, dass - wie beim Spiel in Lübeck - der Täter gefasst und haftungsrechtlich belangt werden kann. Der 1. FC Dynamo Dresden fordert wiederum seine Fans um Mithilfe bei der Ergreifung des Täters auf. Trotz der in der Halbzeitpause von Vertretern des NOFV und der Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden abgegebenen Warnungen wurden vom Stadionsprecher 10 Minuten vor Ende der Partie in fahrlässiger Art und Weise detailliert der Abfahrtsweg und die Abfahrtszeiten der mit dem Zug angereisten Dynamofans im Stadion durchgesagt. Daraufhin konnte die beim Spiel anwesende Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden beobachten, wie sich die erwähnten 150 BFC-Hooligans vom Sicherheitsdienst und von der Polizei ungehindert hinter dem Dynamo-Fanblock postieren konnten. In der Zwischenzeit wurde das Spiel durch den Schiedsrichter beendet und die Dynamospieler gingen zum Dynamo-Fanblock, um sich für die Unterstützung der Fans zu bedanken. Dabei kam es zu einer kurzen Irritation bei den Sicherheitskräften, weil Dynamofans durch die ungesicherten (!) Fluchttore in den Stadion-Innenraum zu den Dynamo-Spielern gelangen konnten. Die durch diese grobe Fahrlässigkeit entstandenen Spannungen sind eindeutig dem Unvermögen des Sicherheitsdienstes zuzuschreiben. Zur gleichen Zeit öffnete die Polizei den Dynamo-Fanblock und forderte die Dynamofans auf, den Block zu verlassen, ohne jedoch zu bemerken, dass hinter dem Fanblock 150 gewaltbereite BFC-Hooligans den Ausgang versperrten. Im Moment des Aufeinandertreffens beider Fangruppen kam es zu den eigentlich vermeidbaren Auseinandersetzungen. Die Polizei ging in der Folge massiv zwischen diese beiden Fangruppen und versuchte, die aus den Dynamo-Fanblock strömenden Dynamofans mit massiver Gewalt unter Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray in den Fanblock zurückzudrängen. Dabei kam es unter den Schlägen der Polizei zu panikähnlichen Situationen und mehreren Verletzten. Die Einsatzkräfte der Polizei schlugen wahllos und mit ganzer Härte auf Fans, Frauen, Männer und Kinder ein. So mussten Familienväter ihre kleinen Kinder vor den Attacken der Polizei schützen und konnten diese nur dieser Gewaltorgie entziehen, indem die Kinder über den Sicherheitszaun in den Innenraum gehoben wurden. Es waren mehrere Notärzte und Krankenwagen im Einsatz, um verletzte Dynamofans zu versorgen. Dynamos Cheftrainer Norbert Meier beorderte sofort die gesamten Wasservorräte des Mannschaftsbusses zu den Krankenwagen und den Stellen, wo von den Schlägen und dem Pfefferspray verletzte Dynamofans von Sanitätern behandelt wurden.
Die vor Ort anwesende Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden hat nach dem Spiel in Berlin sofort mit den Untersuchungen begonnen und bittet alle hier anwesenden Dynamofans, die mit sachdienlichen Zeugenaussagen diesen ungeheuerlichen Gewaltausbruch der Einsatzkräfte bestätigen können, sich schriftlich per Post oder per eMail unter verein@dynamo-dresden.de beim 1. FC Dynamo Dresden zu melden.
Die Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden weist noch einmal darauf hin, dass der Verein grundsätzlich Gewalt ablehnt. Die hier entstandenen Gewaltausbrüche hätten durch einen kompetenten Einsatz der Polizei und der Sicherheitskräfte nicht nur nach Meinung der Geschäftsführung des 1. FC Dynamo Dresden verhindert werden können. Es entsteht immer mehr der Eindruck, dass die Einsatzkräfte der Berliner Polizei durch dieses Vorgehen bewusst die Auseinandersetzungen provoziert haben.
Geschäftsführer Volkmar Köster: u201EWir waren als Geschäftsführung unmittelbar beim Geschehen dabei und konnten die Vorgänge sehr genau beobachten. Ich habe in meiner langen Zeit im Fußball schon eine Menge Unsinn gesehen, doch der Einsatz der Polizei in Berlin stellt alles bisher Gewesene in den Schatten. Wir werden in den nächsten Tagen alle Informationen dazu sammeln und ordnen. Der Polizeipräsident von Berlin, der DFB und der NOFV werden von uns diese Unterlagen zeitnah bekommen. Ich kann nur hoffen, dass die dafür Verantwortlichen diesmal nicht nur benannt, sondern auch zur Rechenschaft gezogen werden können. Natürlich machen wir uns insgesamt Sorgen, denn durch solch ein unkoordiniertes Vorgehen der Polizei wird mit einem Schlag unsere ganze Anti-Gewalt-Arbeit zunichte gemacht. Auch macht mir Sorgen, dass wir in der Rückrunde noch einmal gegen Union Berlin in Berlin spielen müssen. Wir werden als Geschäftsführung sofort nach der Winterpause mit den Verantwortlichen von Union Berlin beraten, wie wir unsere Fans bei diesem Spiel vor den Übergriffen der Polizei schützen können.u201C
http://www.dynamo-dresden.de/aktuell/ar ... /hools.jpg
Quelle:http://www.dynamo-dresden.de
Einige gingen hinter die Theke und stellten weitere Bratwürste auf den Grill und reichten sie den hungrigen Fans
Mein Gott, wann akzeptiert die Öffentlichkeit endlich, dass sich ein gewisser Teil der jungen Männer nunmal einfach prügeln wollen? Das war schon immer so, ist so und wir auch immer so sein.
Würde man das endlich kapieren und ein legales Gefäss für dieses Bedürfnis unter Gleichgesinnten anbieten, wären wohl viele Gewaltprobleme ein für allemal gelöst.
Würde man das endlich kapieren und ein legales Gefäss für dieses Bedürfnis unter Gleichgesinnten anbieten, wären wohl viele Gewaltprobleme ein für allemal gelöst.
@Sublimus
So ist es wohl, sonst würde nicht schon Gotthelf in seinen Ueli Romanen von den wöchentlichen Kneipenschlägerein berichten, welche glaube ich in nichts den heutigen nachstehen.... Diese Art von Gewalt ist so alt wie der Mensch selber.... Sie hat es schon immer gegeben und wird es immer geben, das einzige was sich ändert ist die Wahrnehmung des ganzen in der Gesellschaft....
So ist es wohl, sonst würde nicht schon Gotthelf in seinen Ueli Romanen von den wöchentlichen Kneipenschlägerein berichten, welche glaube ich in nichts den heutigen nachstehen.... Diese Art von Gewalt ist so alt wie der Mensch selber.... Sie hat es schon immer gegeben und wird es immer geben, das einzige was sich ändert ist die Wahrnehmung des ganzen in der Gesellschaft....
Mika Buka http://blogs.zentralplus.ch/de/blogs/ts ... log/16906/Denn wer Spiele gegen Basel für wirklich gefährlich hält, glaubt auch noch an den Osterhasen
- bulldog™
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Quelle:BaZ.ch
Die Gewalt kehrt in die Stadien zurück
DEUTSCHLAND FÜRCHTET, DASS AUSSCHREITUNGEN UND RASSISMUS DAS WM-IMAGE RAMPONIEREN

Attacken gegen Offizielle. Szenen wie diese beim Spiel Stuttgarter Kickers gegen Hertha Berlin, als ein Linienrichter von einem Wurfobjekt aus dem Publikum getroffen wurde, geben derzeit in Deutschland zu reden und zu denken. Foto AP
CHRISTOPH KIESLICH
Eine Welle von gewalttätigen Ausschreitungen und rassistischen Vorfällen haben sich in Fussball-Deutschland über die beseelte WM-Stimmung gelegt.
Der Übergriff auf einen Schiedsrichter auf einem Sportplatz in Aesch liegt erst zwei Wochen zurück, in der Franche-Compté wurde nach einer Serie von Gewalttätigkeiten unter Spielern und gegen Unparteiische ein kompletter Spieltag in den unteren Ligen abgeblasen, und am vergangenen Wochenende waren in Deutschland Spiele der 2. Bundesliga, der Regional- und der Oberliga Schauplätze von massiven Zuschauer-Ausschreitungen.
Dass es in Berlin beim Spiel der Bundesliga-Reserve von Hertha BSC und Dynamo Dresden zu Krawallen kam, ist nicht weiter erstaunlich. Zum einen verbindet die Anhänger beider Clubs seit der Wiedervereinigung eine tiefe Abneigung, zum anderen ist es kein neues Phänomen, dass sich Gewalt aus den topmodernen und als Hochsicherheitstrakte angelegten Bundesliga-Stadien in die unteren Ligen verlagert hat.
In der baden-württembergischen Oberliga etwa stürmten am Wochenende 30 Zuschauer des Ex-Bundesligisten SV Waldhof Mannheim während der Partie in Pforzheim den Platz. Erst der Einsatz von 70 Polizisten und das schlichtende Einschreiten von Maurizio Gaudino, Ex-Profi unter anderem beim FC Basel und heute in beratender Funktion bei den Waldhöfern tätig, verhinderte ein Spielabbruch.
Stümperhaft. In Berlin dagegen eskalierte die Situation: Nach Spielende verprügelte eine Gruppe von rund 150 Dynamo-Fans unter anderem 23 Polizeibeamte zum Teil krankenhausreif. Ein Polizist liess sich in einer Berliner Zeitung mit der Einschätzung einer «neuen Qualität der Gewalt» zitieren. Andererseits attestiert die Dresdner Vereinsleitung den Sicherheitskräften «stümpferhaftes Vorhalten» und wirft ihnen vor, die «Gewaltorgie bewusst provoziert zu haben».
Die einfachste Erklärung für die Ausschreitungen im Augsburger Rosenau-Stadion beim bayerischen Zweitliga-Derby gegen 1860 München lautete: Frust über die sportliche Situation des Traditionsclubs aus der Landeshauptstadt. 10000 Fans der 60er hatten die Mannschaft nach Augsburg begleitet; rund 150 von ihnen rüttelten so heftig am Zaun des Gästesektors, dass Betonteile herausbrachen. Die Polizei schritt mit Gummiknüppeln und Tränengas ein. Experten werten auch diesen Fall als Effekt der Verlagerung: Eingefleischte Anhänger von 1860 boykottieren seit Jahren die Heimspiele ihres Teams: früher im ungeliebten Olympiastadion, jetzt in der neuen «Allianz-Arena». Bei Spielen wie in Augsburg, keine Autostunde von München entfernt und im Umfeld eines Clubs, der gerade aufgestiegen ist und dessen Sicherheitsdispositiv viele Jahre in der sportlichen Drittklassigkeit fusste, finden sie Platz, um ihr Gewaltpotenzial auszuleben.
Für Beachtung über die sauerländischen Grenzen hinaus sorgte am Wochenende die Absage des kompletten Erwachsenen-Spielbetriebs im Kreis Siegen/Wittgenstein (Westfalen). Zur Erklärung hat der Vorsitzende Jürgen Böcking eine Reihe von Vorfällen auf den Plätzen seines Fussballkreises seit der WM aufgelistet, die ein erschütterndes Dokument darstellen:
> 3. Juli: FSV Puderbach-Oberes Banfetal. Der Schiedsrichter wird von einem Spieler am Boden liegend in den Bauch und den Genitalbereich getreten. Der Spieler erhält dafür 10 Monate auf Bewährung und 100 Sozialstunden.
> 27. August: FC Ebenau II-TuS Johannland. Eine junge und talentierte Schiedsrichterin wird von Zuschauern verbal so erniedrigt, dass Sie das Pfeifen im Seniorenbereich beendet hat. «Hure» und «Nutte» waren noch die harmlosen Worte.
> 10. September: SV Feudingen-FC Laasphe. Die «Wittgensteiner Wochenpost» fällt mit einem Artikel über einen langjährigen, verdienten Schiedsrichter her und erniedrigt ihn. Als Entschuldigung fällt der Zeitung nur ein, dass der Artikel vor Veröffentlichung nicht redigiert wurde.
> 13. September: SV Schameder-TuS Diedenshausen. Vor dem Spiel liegt ein Drohbrief in der SR-Kabine. Der Ref wird darin aufgefordert, für die Heimmannschaft zu pfeifen, ansonsten «erfolge körperliche Gewalt».
> 17. September: A-Junioren, JSG Untere Lahn-JSG Eckmannshausen/ Eschenbach. Nach Spielende schlagen sich Spieler beider Mannschaften in der Umkleidekabine. Der Schiedsrichter schliesst sich zu seinem Schutz in der Schiedsrichterkabine ein. Die Mannschaft JSG Untere Lahn wurde wegen diesem Vorfall abgemeldet.
Der letzte Vorfall stammt vom 22. Oktober beim Spiel Siegener SC gegen Anadolu Neunkirchen. Nach Spielende wird dem Schiedsrichter mit einer Fahnenstange in den Unterleib gestochen; er ist seither arbeitsunfähig. Die herbeigerufene Polizei wird von ausländischen Bürgern bedroht. «So kann es nicht weitergehen», klagt Jürgen Böcking, der sich vor allem um die Motivation seiner Schiedsrichter sorgt.
Schon heute will der Deutsche Fussball-Bund die jüngsten Ausschreitungen aufarbeiten. «Wir nehmen das sehr ernst», sagt Theo Zwanziger, der seit 8. September Präsident des DFB ist. Seither herrscht ein offeneres Gesprächsklima etwa zwischen Dachverband und den Fan-Organisationen. Gerd Dembowski, Sprecher der BAFF (Bündnis aktiver Fussballfans) sagt, er habe in den vergangenen vier Wochen so oft mit dem DFB kommuniziert wie in den gesamten sechs Jahren zuvor nicht - damals noch unter dem Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder.
Schnelle Lösungen und Patentrezepte gibt es - wie auch schon nach dem 13. Mai in Basel erlebt - auch in Deutschland nicht. Themen wie Gewalt und Rassismus werden von Theo Zwanziger aber offensiver angegangen - schon allein, um sich das positive Image, dass Deutschland während der Weltmeisterschaft abgegeben hatte, nicht ramponieren zu lassen.
Wie schwer man sich jedoch tut, auch mit verbaler Gewalt, zeigt ein kleines Beispiel: Für die rassistischen Anfeindungen gegen den dunkelhäutigen Nationalspieler Gerald Asamoah beim Cupspiel von Schalke 04 gegen die zweite Mannschaft von Hansa Rostock wurde ein Geisterspiel als Strafe verhängt - bei einer durchschnittlichen Besucherzahl von 150 Zuschauern bei der Rostocker Reserve eine zu vernachlässigende Busse. Für einen durchaus vergleichbaren Fall von Rassismus zwischen den beiden Bundesligisten Aachen und Mönchengladbach wurden beide Clubs jedoch nur mit Geldstrafen in fünfstelliger Höhe belegt.
Nach Fussballspiel verprügelt
Lörrach. Mit einem «Misston», so die Polizeidirektion Lörrach, endete ein Fussballspiel am Sonntag im Grüttpark. Nach den polizeilichen Erkenntnissen kam es während des Spiels zu einer verbalen Auseinandersetzung unter den Zuschauern. Als einer der Beteiligten das Stadion verliess und mit seinem Fahrrad nach Hause fahren wollte, folgten ihm seine Kontrahenten und verprügelten ihn. Danach flohen die Täter in einem Auto. Das Opfer musste sich verletzt in Spitalpflege begeben. Die Polizei nahm Ermittlungen auf.
DEUTSCHLAND FÜRCHTET, DASS AUSSCHREITUNGEN UND RASSISMUS DAS WM-IMAGE RAMPONIEREN
Attacken gegen Offizielle. Szenen wie diese beim Spiel Stuttgarter Kickers gegen Hertha Berlin, als ein Linienrichter von einem Wurfobjekt aus dem Publikum getroffen wurde, geben derzeit in Deutschland zu reden und zu denken. Foto AP
CHRISTOPH KIESLICH
Eine Welle von gewalttätigen Ausschreitungen und rassistischen Vorfällen haben sich in Fussball-Deutschland über die beseelte WM-Stimmung gelegt.
Der Übergriff auf einen Schiedsrichter auf einem Sportplatz in Aesch liegt erst zwei Wochen zurück, in der Franche-Compté wurde nach einer Serie von Gewalttätigkeiten unter Spielern und gegen Unparteiische ein kompletter Spieltag in den unteren Ligen abgeblasen, und am vergangenen Wochenende waren in Deutschland Spiele der 2. Bundesliga, der Regional- und der Oberliga Schauplätze von massiven Zuschauer-Ausschreitungen.
Dass es in Berlin beim Spiel der Bundesliga-Reserve von Hertha BSC und Dynamo Dresden zu Krawallen kam, ist nicht weiter erstaunlich. Zum einen verbindet die Anhänger beider Clubs seit der Wiedervereinigung eine tiefe Abneigung, zum anderen ist es kein neues Phänomen, dass sich Gewalt aus den topmodernen und als Hochsicherheitstrakte angelegten Bundesliga-Stadien in die unteren Ligen verlagert hat.
In der baden-württembergischen Oberliga etwa stürmten am Wochenende 30 Zuschauer des Ex-Bundesligisten SV Waldhof Mannheim während der Partie in Pforzheim den Platz. Erst der Einsatz von 70 Polizisten und das schlichtende Einschreiten von Maurizio Gaudino, Ex-Profi unter anderem beim FC Basel und heute in beratender Funktion bei den Waldhöfern tätig, verhinderte ein Spielabbruch.
Stümperhaft. In Berlin dagegen eskalierte die Situation: Nach Spielende verprügelte eine Gruppe von rund 150 Dynamo-Fans unter anderem 23 Polizeibeamte zum Teil krankenhausreif. Ein Polizist liess sich in einer Berliner Zeitung mit der Einschätzung einer «neuen Qualität der Gewalt» zitieren. Andererseits attestiert die Dresdner Vereinsleitung den Sicherheitskräften «stümpferhaftes Vorhalten» und wirft ihnen vor, die «Gewaltorgie bewusst provoziert zu haben».
Die einfachste Erklärung für die Ausschreitungen im Augsburger Rosenau-Stadion beim bayerischen Zweitliga-Derby gegen 1860 München lautete: Frust über die sportliche Situation des Traditionsclubs aus der Landeshauptstadt. 10000 Fans der 60er hatten die Mannschaft nach Augsburg begleitet; rund 150 von ihnen rüttelten so heftig am Zaun des Gästesektors, dass Betonteile herausbrachen. Die Polizei schritt mit Gummiknüppeln und Tränengas ein. Experten werten auch diesen Fall als Effekt der Verlagerung: Eingefleischte Anhänger von 1860 boykottieren seit Jahren die Heimspiele ihres Teams: früher im ungeliebten Olympiastadion, jetzt in der neuen «Allianz-Arena». Bei Spielen wie in Augsburg, keine Autostunde von München entfernt und im Umfeld eines Clubs, der gerade aufgestiegen ist und dessen Sicherheitsdispositiv viele Jahre in der sportlichen Drittklassigkeit fusste, finden sie Platz, um ihr Gewaltpotenzial auszuleben.
Für Beachtung über die sauerländischen Grenzen hinaus sorgte am Wochenende die Absage des kompletten Erwachsenen-Spielbetriebs im Kreis Siegen/Wittgenstein (Westfalen). Zur Erklärung hat der Vorsitzende Jürgen Böcking eine Reihe von Vorfällen auf den Plätzen seines Fussballkreises seit der WM aufgelistet, die ein erschütterndes Dokument darstellen:
> 3. Juli: FSV Puderbach-Oberes Banfetal. Der Schiedsrichter wird von einem Spieler am Boden liegend in den Bauch und den Genitalbereich getreten. Der Spieler erhält dafür 10 Monate auf Bewährung und 100 Sozialstunden.
> 27. August: FC Ebenau II-TuS Johannland. Eine junge und talentierte Schiedsrichterin wird von Zuschauern verbal so erniedrigt, dass Sie das Pfeifen im Seniorenbereich beendet hat. «Hure» und «Nutte» waren noch die harmlosen Worte.
> 10. September: SV Feudingen-FC Laasphe. Die «Wittgensteiner Wochenpost» fällt mit einem Artikel über einen langjährigen, verdienten Schiedsrichter her und erniedrigt ihn. Als Entschuldigung fällt der Zeitung nur ein, dass der Artikel vor Veröffentlichung nicht redigiert wurde.
> 13. September: SV Schameder-TuS Diedenshausen. Vor dem Spiel liegt ein Drohbrief in der SR-Kabine. Der Ref wird darin aufgefordert, für die Heimmannschaft zu pfeifen, ansonsten «erfolge körperliche Gewalt».
> 17. September: A-Junioren, JSG Untere Lahn-JSG Eckmannshausen/ Eschenbach. Nach Spielende schlagen sich Spieler beider Mannschaften in der Umkleidekabine. Der Schiedsrichter schliesst sich zu seinem Schutz in der Schiedsrichterkabine ein. Die Mannschaft JSG Untere Lahn wurde wegen diesem Vorfall abgemeldet.
Der letzte Vorfall stammt vom 22. Oktober beim Spiel Siegener SC gegen Anadolu Neunkirchen. Nach Spielende wird dem Schiedsrichter mit einer Fahnenstange in den Unterleib gestochen; er ist seither arbeitsunfähig. Die herbeigerufene Polizei wird von ausländischen Bürgern bedroht. «So kann es nicht weitergehen», klagt Jürgen Böcking, der sich vor allem um die Motivation seiner Schiedsrichter sorgt.
Schon heute will der Deutsche Fussball-Bund die jüngsten Ausschreitungen aufarbeiten. «Wir nehmen das sehr ernst», sagt Theo Zwanziger, der seit 8. September Präsident des DFB ist. Seither herrscht ein offeneres Gesprächsklima etwa zwischen Dachverband und den Fan-Organisationen. Gerd Dembowski, Sprecher der BAFF (Bündnis aktiver Fussballfans) sagt, er habe in den vergangenen vier Wochen so oft mit dem DFB kommuniziert wie in den gesamten sechs Jahren zuvor nicht - damals noch unter dem Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder.
Schnelle Lösungen und Patentrezepte gibt es - wie auch schon nach dem 13. Mai in Basel erlebt - auch in Deutschland nicht. Themen wie Gewalt und Rassismus werden von Theo Zwanziger aber offensiver angegangen - schon allein, um sich das positive Image, dass Deutschland während der Weltmeisterschaft abgegeben hatte, nicht ramponieren zu lassen.
Wie schwer man sich jedoch tut, auch mit verbaler Gewalt, zeigt ein kleines Beispiel: Für die rassistischen Anfeindungen gegen den dunkelhäutigen Nationalspieler Gerald Asamoah beim Cupspiel von Schalke 04 gegen die zweite Mannschaft von Hansa Rostock wurde ein Geisterspiel als Strafe verhängt - bei einer durchschnittlichen Besucherzahl von 150 Zuschauern bei der Rostocker Reserve eine zu vernachlässigende Busse. Für einen durchaus vergleichbaren Fall von Rassismus zwischen den beiden Bundesligisten Aachen und Mönchengladbach wurden beide Clubs jedoch nur mit Geldstrafen in fünfstelliger Höhe belegt.
Nach Fussballspiel verprügelt
Lörrach. Mit einem «Misston», so die Polizeidirektion Lörrach, endete ein Fussballspiel am Sonntag im Grüttpark. Nach den polizeilichen Erkenntnissen kam es während des Spiels zu einer verbalen Auseinandersetzung unter den Zuschauern. Als einer der Beteiligten das Stadion verliess und mit seinem Fahrrad nach Hause fahren wollte, folgten ihm seine Kontrahenten und verprügelten ihn. Danach flohen die Täter in einem Auto. Das Opfer musste sich verletzt in Spitalpflege begeben. Die Polizei nahm Ermittlungen auf.
die ainte kenne mi und die andere könne mi ...
Wir sind Fans... Wir sind Kult... Wir sind Basler... und Stolz darauf...
Merke: " kommt der Kommerz ... geht die Fankultur ... Fussballfans sind keine Verbrecher ... Back to the roots ... !"
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7. Oktober 2006, :, Neue Zürcher ZeitungGoofy hat geschrieben:@Sublimus
So ist es wohl, sonst würde nicht schon Gotthelf in seinen Ueli Romanen von den wöchentlichen Kneipenschlägerein berichten, welche glaube ich in nichts den heutigen nachstehen.... Diese Art von Gewalt ist so alt wie der Mensch selber.... Sie hat es schon immer gegeben und wird es immer geben, das einzige was sich ändert ist die Wahrnehmung des ganzen in der Gesellschaft....
«Mit Waffen jeder Gattung» Teil 1
Exzessive Gewalt zwischen jungen Männern vom 18.Jahrhundert bis heute - eine Geschichte der Randale
Am Mittwoch nach Pfingsten des Jahres 1768 ziehen um die Mittagszeit sechzig bis siebzig Bäckergesellen durch das Dorf Bornheim vor den Toren der beschaulichen Handelsstadt Frankfurt am Main. Die jungen Bäcker aus Frankfurt haben sich zuvor verabredet. Sie sind angetrunken. Sie «jauchzen und schimpfen», grölen und pöbeln herum. Und sie haben sich mit Holzknüppeln bewaffnet. Das Ziel des Aufmarsches ist eine Kneipe in Bornheim, das «Wirtshaus zur Stadt Frankfurt», Treffpunkt der Schuhmachergesellen. Mit diesen gilt es noch eine Rechnung zu begleichen. Denn an Pfingsten, einem traditionellen Festtag der Bäcker, war es zwischen den Frankfurter Gesellen bereits zu einer Schlägerei gekommen, bei der die Bäcker die Unterlegenen gewesen waren.
Auf den Wehrlosen eingeschlagen
Diese Scharte will man nun auswetzen. Die Tür des Bornheimer Lokals wird aufgebrochen. Stante pede kommt es zu einer Massenschlägerei. Bäcker und Schuhmacher können sich anhand ihrer Berufskleidung leicht erkennen. Deswegen kommen die meisten anderen Gäste mit dem Schrecken oder kleineren Blessuren davon. Die Wirtin des Hauses sagt später vor Gericht aus, die Bäcker hätten «als rasende Leute» auf die Schuhmacher «so wie auf Ochsen geschlagen». Für den Schuhmachergesellen Georg Heinrich Gross aus Hannover endet die Randale dann auch tödlich. Die Wirtin berichtet, mehrere Bäcker hätten Gross mit ihren Knüppeln grundlos zu Boden geschlagen. Damit nicht genug. Sie hätten, obwohl Gross «schon halb tot in seinem Blute gelegen, immer noch fort geschlagen, bis endlich ein ihr unbekannter Steindeckergesell mit seinem Hammer hinzu geeilet, jene Bösewichte mit Gewalt hinweg gejaget und den Verwundeten in ihr Bett gebracht» habe.
Gross stirbt in der darauffolgenden Nacht. Als Täter werden die beiden Bäckergesellen Johann Jakob König, 18 Jahre alt, ledig, aus Frankfurt und Jakob Friederich Kuntz, 22 Jahre alt, ledig, aus Württemberg verhaftet. Beiden droht die Todesstrafe durch öffentliche Enthauptung. Widersprüchliche Zeugenaussagen verunmöglichen aber eine Verurteilung. Mangels Beweisen lässt das Frankfurter Ratsgericht schliesslich nach zweieinhalb Jahren Untersuchungshaft die beiden Hauptverdächtigen mit Auflagen frei.
Ein Kick für die Arbeitswoche
Alkohol und Geselligkeit, Gegröle und Gewalt zwischen jungen Männern - diese brisante Mischung ist heute - immer noch, immer wieder - wohlbekannt. Es ist kein Dauerphänomen, doch ein ständiges Thema. Berüchtigt sind besonders die Hooligans. Sie können aber nur als ein Aspekt eines viel weiter verwurzelten Phänomens gelten. Trotz technologischer Hochrüstung der Polizei mit Überwachungskameras und elektronischen Passkontrollen gelingt es nicht, Praktiken abzustellen, die auf ihre Weise archaisch sind. Auch der Rechtsstaat stösst immer wieder an Grenzen des Machbaren. Und Hooligans verstehen sich ihrerseits auf moderne Technologie. Sie verabreden sich per SMS zu ihren Schlägereien, zur dritten Halbzeit ausserhalb der Stadien. Ehe die Polizei dahinterkommt, sind sie längst wieder weg. Die Sicherheitskräfte dergestalt an der Nase herumzuführen, bedeutet einen zusätzlichen Reiz. Der Gewaltausbruch nach dem Meisterschaftsfinale in Basel im Mai war nur ein besonders spektakulärer Fall. Anschliessend berichtete ein Hooligan, stellvertretend für viele, sie wollten bei der Randale eigentlich nur ihren «Spass» haben.
Für Irritationen sorgt nicht nur die offenkundige Sinnlosigkeit der Gewalt. Stutzig machen auch die Akteure der Schlägereien. Denn bei vielen Hooligans handelt es sich mitnichten um deklassierte Aussenseiter der Gesellschaft. Sie gehen unter der Woche bürgerlichen Berufen nach. «From nine to five» sind sie nette Kollegen, sozial integriert, harmlos anständig. Dies ändert sich am Wochenende. Um den Alltagstrott der kommenden Woche mental durchzustehen, bedarf es einer emotionalen Ausnahmesituation.
Mögen die Formen im Einzelnen auch unterschiedlich sein. Das Phänomen der kollektiven Gewalt der jungen Männer ist Historikern aus der Vormoderne wohlbekannt. Immer wieder finden sich in Gerichtsarchiven Fälle wie die Bornheimer Gesellenschlägerei aus dem Jahr 1768. Die Gewaltbereitschaft schockiert. Meistens treten bei derartigen Massenschlägereien festgefügte Gruppen gegeneinander an: zünftische Bäcker- gegen Schuhmachergesellen, die Burschen aus dem Dorf X gegen diejenigen aus dem Nachbardorf Y usw. In ihren Interessen und Wertvorstellungen unterscheiden sich die Kontrahenten nicht gross. Sie sind ledig, verrichten ähnliche Arbeit, trinken dasselbe Bier und gehen sonntags in die Kirche. Ihr Alltag ist hart. Aber sie gehören weder zu den Ärmsten noch zu den Ausgegrenzten. Besonders die Sonn- und Festtage, wenn Burschen und Gesellen «feierig» machen, sind wegen der Gefahr von Schlägereien gefürchtet.
So versuchen Obrigkeit und Geistlichkeit immer wieder die kirchlichen Festtage zu kontrollieren. Mitunter helfen gegen alkoholisierte «Exzesse» nur Verbote von Prozessionen und Kirchweihfesten. Während der Woche setzt die frühe Polizeistunde der abendlichen Geselligkeit enge Grenzen. Es bleiben eben Festtage oder der Sonntag, nach Ende des Gottesdienstes.
An einem Sonntagnachmittag im Januar 1801 kommt es zwischen den «jungen Burschen» der hessischen Dörfer Hausen und Rödelheim zu «Feindseligkeiten», die das zuständige Landamt an «einen offenbaren Krieg» erinnern. In der Vergangenheit hatte es bereits kleinere Auseinandersetzungen zwischen den Dörfern gegeben. Der Anlass des neuerlichen Konflikts ist wie so oft unklar und für den Verlauf ganz nebensächlich. Nach einem Wortwechsel, Beleidigungen und einer «ersten Balgerei» im Wirtshaus ziehen sich einige Rödelheimer zunächst in ihr Dorf zurück, jedoch nur um sich zu bewaffnen und die anderen zu alarmieren. Laut Bericht des Landamts folgt sodann ein Angriff, bei dem «die ganze Rotte der Rödelheimer zu Ross und zu Fuss mit Waffen jeder Gattung und unter mehrmaligem Schiessen mit scharfer Ladung» in das Nachbardorf eindringt. Erst als ein Einwohner von Hausen die Sturmglocke läutet, wird der Frieden wiederhergestellt.
Bei solchen Auseinandersetzungen auf dem Lande zeigt sich immer wieder, dass Sicherheitspersonal der Obrigkeit dort kaum präsent ist. In erster Linie bleibt es Sache der Beteiligten selbst, die Gewalt zu beenden. Bei Massenschlägereien sind es meistens Zeugen, welche die Obrigkeit herbeirufen. Auf dem Dorf kann dies dauern. In grossen Städten wie Frankfurt, Köln oder Zürich gibt es im 18.Jahrhundert zwar längst festangestellte Ordnungshüter des Rats, die schnell zur Stelle sind. Doch wenn in der Stadt überall Wächter postiert sind, inszeniert man die Schlägerei eben im nächsten Dorf vor den Toren der Stadt. Dazu braucht man kein SMS.
Männer - nicht für voll genommen
Damals wie heute fragt sich der unbeteiligte Beobachter: wozu das Ganze? In der Regel neigen Historiker dazu, historische Entwicklungen aufzuzeigen; Unterschiede interessieren mehr als das Gleichbleibende. Im Falle der kollektiven Gewalt sind jedoch die Parallelen augenfällig. «Natürlich» sind es die Männer, die provozieren und zuschlagen. Doch wenn man die Prämisse der «Gender»-Forschung ernst nimmt, laut der Geschlecht zu allen Zeiten ein Konstrukt war, ist dies eben nicht so selbstverständlich. Genauer hingesehen, sind es junge Männer, meistens unverheiratet, gesellschaftlich integriert zwar, aber nicht voll akzeptiert. Die Burschen und Gesellen der Vormoderne waren Akteure in einem grösseren Kollektiv. Sie gehörten der korporativen Dorfgemeinschaft oder dem Zunfthandwerk an. Aber sie waren nicht vollwertige, mit allen Rechten ausgestattete Mitglieder der Gesellschaft, noch nicht Vollbauern oder Handwerksmeister.
Seit dem Mittelalter gibt es eine lange Tradition von Fällen, in denen Männer aller Altersgruppen auch aus den Oberschichten ihre «Streithändel» auf der Strasse austragen. Dies wurde besonders in den Städten Zürich und Konstanz frühzeitig registriert. Doch die kollektive Randale der jungen Männer ist von anderer Art. Hier scheint der Junggesellenstatus relevant. Kaum einmal findet man Fälle, in denen sich verheiratete Männer in grösserer Zahl öffentlich kollektiv prügeln. Dabei muss man wissen, dass die Heirat in der frühen Neuzeit erst dann erfolgte, wenn man auf dem Lande den Bauernhof erbte, in der Stadt das Meister- und das Bürgerrecht erwarb.
Es war die entscheidende Schwellensituation im Leben eines Mannes. Nur der verheiratete Meister oder Bauer war Hausvater, besass politische Rechte und alle Privilegien der Ehre. Der Status der ledigen Burschen und Gesellen war dagegen von minderer Art. Sie waren körperlich erwachsen, sexuell potent, wurden aber nicht für voll genommen. Man schenkte ihnen - nach eigener Wahrnehmung - zu wenig Beachtung. Dieses Defizit kompensierten sie durch aufsehenerregende Auftritte. Augenzeugen sprechen häufig von einem «Spektakel», das auf der Strasse stattgefunden habe. Die Schlägereien der Gesellen hatten etwas ausgesprochen Theatralisches. Auch den Hooligans des 21.Jahrhunderts geht es nicht zuletzt um Selbstinszenierung und die dadurch zu erzielende Aufmerksamkeit.
Copyright (c) Neue Zürcher Zeitung AG
birdy-num-num!
Teil 2
Der Tod wird in Kauf genommen
Tödliche Gewalt gehört zu den kollektiven Ritualen der Männlichkeit nicht unbedingt dazu. Die wenigsten Schlägereien im 18.Jahrhundert verliefen derart fatal wie diejenige in Bornheim 1768. Der Krieg der Männer von Rödelheim gegen diejenigen von Hausen endete in dem Moment, als das Territorium der Gegner für kurze Zeit besetzt und damit symbolisch unterworfen war. Es gab keine schweren Verletzungen. Das Gleiche wird man wohl für die meisten Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen sagen können. Gewonnen hat derjenige, der den anderen durch die Strassen vor sich hertreibt. Das Risiko tödlicher Verletzungen nimmt man allerdings in Kauf. Erlebnisse existenzieller Gefahr gehören zum archaischen Ritual der Mannwerdung in der Gruppe unbedingt dazu. Mutproben geben nicht nur den emotionalen Kick, sondern schweissen auch eine Gruppe als «die Rotte» zusammen.
In der Rotte sind alle gleich, alle Brüder, ob man nun miteinander trinkt oder sich schlägt. Die sonst stets erfahrbare Hierarchie wird für einen Moment ausser Kraft gesetzt. Der «Respekt» der Vormoderne hiess «Ehre». Man schlug sich für die Ehre des Dorfes oder diejenige der Zunft. Insbesondere die Handwerksgesellen, die einen permanenten Diskurs über Fragen der Ehre führten, zeigten bei ihren öffentlichen Auftritten einen Habitus demonstrativer Männlichkeit. Gerade weil die männliche Ehre der jungen Gesellen so fragil war, mussten sie sich ihrer vergewissern und das Mannsein immer wieder inszenieren.
Kämpfen für die «Brüder»
Die Gesellen verstanden sich ausdrücklich als «Bruderschaften». Hier erfuhr der Einzelne Solidarität, hatte sich aber in ein enges Korsett von Normen einzufügen. Die Bruderschaft sorgte dafür, dass ein bestimmtes Konzept von Männlichkeit regelrecht antrainiert wurde. Das begann schon bei der ritualisierten Aufnahme unter die Brüder, dem «Gesellenmachen». Der Lehrling wurde bei seiner Initiation zum Bruder von den Gesellen noch einmal geduckt und gehänselt. Er hatte Schmerzen zu ertragen, indem man ihn mit stumpfem Messer rasierte oder seinen Körper mit den typischen Werkzeugen des Handwerks bearbeitete. Derartige Mutproben sind aus verschiedenen Kulturen als Schwellenrituale für junge Männer bekannt. Unter den Handwerksgesellen waren sie besonders ausgeprägt. Wenn aus dem «ungehobelten» erst einmal ein «ehrlicher» Geselle entstanden war, gehörte er zur Bruderschaft dazu.
Die Bruderschaft als Männerbund auf Zeit bot Sicherheit in unsicherer Zeit, achtete aber auch auf einen normkonformen, maskulinen Habitus. Wichtig waren das gemeinsame Trinken, Rauchen, Stocktragen, Tanzen und Ins-Wirtshaus- Gehen. Diese Insignien der Männlichkeit waren dem Lehrling noch strikt untersagt. Nun stellten sie ein unbedingtes Erfordernis dar, um als echter Geselle zu gelten. Auch einheitliche Haartracht und Kleidung waren vorgeschrieben. Davon konnte sich niemand einfach lossagen. Denn ausserhalb des Meisterhauses stellten die Gesellen die einzige Bezugsgruppe dar. Allein hatte man in der korporativen Gesellschaft der Vormoderne keine Chance. Individualität war nicht gefragt. Sie stellte die Idee der Bruderschaft in Frage.
Auffällig ist die Abgrenzung von allem, was als weiblich galt. So verlangten die Gesellen nicht etwa das Heiratsrecht für sich. Mit der Heirat schied der Geselle ja aus dem Männerbund aus, erhielt das Meisterrecht und begab sich in neue Bindungen. Wurde ein Geselle Vater eines unehelichen Kindes, so konnte er von den Brüdern «geschimpft» und ausgeschlossen werden. Das Wirtshaus, natürliches Szenario der Schlägerei, war ein männlich dominierter Raum.
Zum Konzept des Männerbundes gehört die Bereitschaft, sich für die Ehre der Brüder in Gefahren zu begeben. Man muss willens sein, Schmerzen hinzunehmen und solche zuzufügen. Als Lohn vermitteln die Brüder im Bunde Anerkennung und Identität. Der archaische Akt des Zuschlagens kaschiert die Unsicherheit des Mannes als Individuum und der Männer als Gruppe.
Joachim Eibach ist Assistenzprofessor am Historischen Institut der Universität Bern. Er ist Autor von «Frankfurter Verhöre. Städtische Lebenswelten und Kriminalität im 18.Jahrhundert» (Paderborn 2003).
Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2006/10/07/zf/articleE98YO.html
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Der Tod wird in Kauf genommen
Tödliche Gewalt gehört zu den kollektiven Ritualen der Männlichkeit nicht unbedingt dazu. Die wenigsten Schlägereien im 18.Jahrhundert verliefen derart fatal wie diejenige in Bornheim 1768. Der Krieg der Männer von Rödelheim gegen diejenigen von Hausen endete in dem Moment, als das Territorium der Gegner für kurze Zeit besetzt und damit symbolisch unterworfen war. Es gab keine schweren Verletzungen. Das Gleiche wird man wohl für die meisten Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen sagen können. Gewonnen hat derjenige, der den anderen durch die Strassen vor sich hertreibt. Das Risiko tödlicher Verletzungen nimmt man allerdings in Kauf. Erlebnisse existenzieller Gefahr gehören zum archaischen Ritual der Mannwerdung in der Gruppe unbedingt dazu. Mutproben geben nicht nur den emotionalen Kick, sondern schweissen auch eine Gruppe als «die Rotte» zusammen.
In der Rotte sind alle gleich, alle Brüder, ob man nun miteinander trinkt oder sich schlägt. Die sonst stets erfahrbare Hierarchie wird für einen Moment ausser Kraft gesetzt. Der «Respekt» der Vormoderne hiess «Ehre». Man schlug sich für die Ehre des Dorfes oder diejenige der Zunft. Insbesondere die Handwerksgesellen, die einen permanenten Diskurs über Fragen der Ehre führten, zeigten bei ihren öffentlichen Auftritten einen Habitus demonstrativer Männlichkeit. Gerade weil die männliche Ehre der jungen Gesellen so fragil war, mussten sie sich ihrer vergewissern und das Mannsein immer wieder inszenieren.
Kämpfen für die «Brüder»
Die Gesellen verstanden sich ausdrücklich als «Bruderschaften». Hier erfuhr der Einzelne Solidarität, hatte sich aber in ein enges Korsett von Normen einzufügen. Die Bruderschaft sorgte dafür, dass ein bestimmtes Konzept von Männlichkeit regelrecht antrainiert wurde. Das begann schon bei der ritualisierten Aufnahme unter die Brüder, dem «Gesellenmachen». Der Lehrling wurde bei seiner Initiation zum Bruder von den Gesellen noch einmal geduckt und gehänselt. Er hatte Schmerzen zu ertragen, indem man ihn mit stumpfem Messer rasierte oder seinen Körper mit den typischen Werkzeugen des Handwerks bearbeitete. Derartige Mutproben sind aus verschiedenen Kulturen als Schwellenrituale für junge Männer bekannt. Unter den Handwerksgesellen waren sie besonders ausgeprägt. Wenn aus dem «ungehobelten» erst einmal ein «ehrlicher» Geselle entstanden war, gehörte er zur Bruderschaft dazu.
Die Bruderschaft als Männerbund auf Zeit bot Sicherheit in unsicherer Zeit, achtete aber auch auf einen normkonformen, maskulinen Habitus. Wichtig waren das gemeinsame Trinken, Rauchen, Stocktragen, Tanzen und Ins-Wirtshaus- Gehen. Diese Insignien der Männlichkeit waren dem Lehrling noch strikt untersagt. Nun stellten sie ein unbedingtes Erfordernis dar, um als echter Geselle zu gelten. Auch einheitliche Haartracht und Kleidung waren vorgeschrieben. Davon konnte sich niemand einfach lossagen. Denn ausserhalb des Meisterhauses stellten die Gesellen die einzige Bezugsgruppe dar. Allein hatte man in der korporativen Gesellschaft der Vormoderne keine Chance. Individualität war nicht gefragt. Sie stellte die Idee der Bruderschaft in Frage.
Auffällig ist die Abgrenzung von allem, was als weiblich galt. So verlangten die Gesellen nicht etwa das Heiratsrecht für sich. Mit der Heirat schied der Geselle ja aus dem Männerbund aus, erhielt das Meisterrecht und begab sich in neue Bindungen. Wurde ein Geselle Vater eines unehelichen Kindes, so konnte er von den Brüdern «geschimpft» und ausgeschlossen werden. Das Wirtshaus, natürliches Szenario der Schlägerei, war ein männlich dominierter Raum.
Zum Konzept des Männerbundes gehört die Bereitschaft, sich für die Ehre der Brüder in Gefahren zu begeben. Man muss willens sein, Schmerzen hinzunehmen und solche zuzufügen. Als Lohn vermitteln die Brüder im Bunde Anerkennung und Identität. Der archaische Akt des Zuschlagens kaschiert die Unsicherheit des Mannes als Individuum und der Männer als Gruppe.
Joachim Eibach ist Assistenzprofessor am Historischen Institut der Universität Bern. Er ist Autor von «Frankfurter Verhöre. Städtische Lebenswelten und Kriminalität im 18.Jahrhundert» (Paderborn 2003).
Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2006/10/07/zf/articleE98YO.html
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Die Gesellschaft ist doch krank! Einerseits empoert sie sich wenn zwei Gruppen von Maennern sich nach einem Ehrenkodex gepflegt pruegeln wollen, anderseits drueckt sie beide Augen zu und akzeptiert, wenn auf dieser Welt zum Nutzen von wenigen Leuten Kriege wueten und Kinder und Frauen abgeschlachtet werden. Wenn das nicht krank ist...
Wuerde es nach mir gehen, sollte man in den Halbzeitpausen diese Plattform (die Sublimus meint) auf dem Feld bieten. Die jeweilligen Gruppierungen beider Vereine die sich pruegeln wollen, haben 15 Minuten Zeit dies zu tun. Der Staerkere hat gewonnen resp. die Gruppierung die davon laeuft hat verloren. Das ganze koennte man noch mit einem Zusatzpunkt pro Sieg fuer den jeweilligen Siegerverein fuer die Tabelle ausschmuecken. Wer weiss, dann wuerde Basel vielleicht weiter oben stehen... Ich bin ueberzeugt, dass saemtliche Stadien einen Zuschauerzuwachs von 20-100% erleben.
Ihr koennt mich jetzt fuer einen Idioten halten. Wer weiss, vielleicht ist auch nicht alles Ernst gemeint.. ...aber Recht habe ich trotzdem.
Oder wie war das mit den Gladiatorenkaempfe in Rom..
Wuerde es nach mir gehen, sollte man in den Halbzeitpausen diese Plattform (die Sublimus meint) auf dem Feld bieten. Die jeweilligen Gruppierungen beider Vereine die sich pruegeln wollen, haben 15 Minuten Zeit dies zu tun. Der Staerkere hat gewonnen resp. die Gruppierung die davon laeuft hat verloren. Das ganze koennte man noch mit einem Zusatzpunkt pro Sieg fuer den jeweilligen Siegerverein fuer die Tabelle ausschmuecken. Wer weiss, dann wuerde Basel vielleicht weiter oben stehen... Ich bin ueberzeugt, dass saemtliche Stadien einen Zuschauerzuwachs von 20-100% erleben.
Ihr koennt mich jetzt fuer einen Idioten halten. Wer weiss, vielleicht ist auch nicht alles Ernst gemeint.. ...aber Recht habe ich trotzdem.
Oder wie war das mit den Gladiatorenkaempfe in Rom..
"Die Fans, vor allem die fanatischsten, sind keineswegs - man kann es nicht deutlich genug sagen - die Perversen, allenfalls die Sektierer des Fussballs: Sie sind seine Orthodoxen und Traditionalisten, seine Fundamentalisten."
Leseempfehlung: "Ein Tor, in Gottes Namen!"
Ueber Fussball, Politik und Religion
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Naja, was in Deutschland passiert ist, hat nichts mit Ehrenkodex und gepflegt zu tun. Des Weiteren existiert ein Ehrenkodex anscheinend nicht mehr, anders kann ich mir die letzten Vorfälle nicht erklären (auch Zürich etc.). Hab da keinen direkten Einblick, vielleicht kannst du mir ja konkret sagen, ob man sich noch an diesen Kodex hält.LaFamigliaCrew hat geschrieben:Die Gesellschaft ist doch krank! Einerseits empoert sie sich wenn zwei Gruppen von Maennern sich nach einem Ehrenkodex gepflegt pruegeln wollen, anderseits drueckt sie beide Augen zu und akzeptiert, wenn auf dieser Welt zum Nutzen von wenigen Leuten Kriege wueten und Kinder und Frauen abgeschlachtet werden. Wenn das nicht krank ist...
Ja, Brot und Spiele, das ist die Lösung, und dann zünden wir Basel an und schieben es den Zürchern in die Schuhe, dann weinst du dazu und klimperst auf deiner Harfe rum. Das alte Rom war doch wunderbar, vorallem das mit den Gladiatorenkämpfen...NeroCrew hat geschrieben: Wuerde es nach mir gehen(...)
Ihr koennt mich jetzt fuer einen Idioten halten. Wer weiss, vielleicht ist auch nicht alles Ernst gemeint.. ...aber Recht habe ich trotzdem.
Oder wie war das mit den Gladiatorenkaempfe in Rom..
Recht hat glaube ich der Historiker, welcher den NZZ Artikel verfasst hat:
Kann gut so stehen gelassen werden...Joachim Eibach hat geschrieben: Der archaische Akt des Zuschlagens kaschiert die Unsicherheit des Mannes als Individuum und der Männer als Gruppe.