Bender hat geschrieben:Das Vorgehen wurde doch mit Flugblättern kommuniziert. Da heisst es halt packen und weg, bevor die Bomben fallen.
hahaha , die Flugblätter wurden fast zeitgleich mit den Bomben abgeworfen, glaubst Du ernsthaft, dass sich jemand getraut sein Haus zu verlassen während es Bomben regnet?
lass Dich niemals auf das Niveau eines Idioten herunter, denn dort schlägt er Dich aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung!
Bender hat geschrieben:Das Vorgehen wurde doch mit Flugblättern kommuniziert. Da heisst es halt packen und weg, bevor die Bomben fallen.
Flugblätter = Alibiübung !!!
Bender hat geschrieben: Hätten sie die Siedlungen bombardiert, dann hätte es einen Massenmord gegeben.
Haben sie das etwa nicht ? Hat der Rest der Welt ausser Bender da etwas völlig falsch verstanden ???
PS : ein Drittel der Toten sind Kinder, ein weiterer Drittel Zivilpersonen .....
Hätte der Libanon eine fähige Regierung und würde sich die (arabische) Welt wirklich um dieses Problem (Hisbollah) kümmern, wäre es gar nie soweit gekommen.
Israel hat sich vor einiger Zeit aus dem Libanon zurückgezogen, und was hat die Regierung gemacht? Nichts. Was hat die Hisbollah gemacht? Aufgerüstet, und zwar in den Städten und Dörfern. Hätten die sich um einen wirtschaftlichen Aufschwung gekümmert, gäbe es jetzt wohl kaum Krieg dort unten.
Ist natürlich keine Rechtfertigung für die Israelis - die sich aufführen, wie sie wollen - aber aus der sicheren Schweiz heraus den Finger auf die bösen Israelis zu halten, ist ev. doch etwas gar einseitig. Genau wie die Berichterstattung in den Medien und die Meinungen der Politiker die zu keinem Zeitpunkt den Iran und Syren verurteilen. Mit denen hat man ja ein freundschaftliches Verhältnis...
Wie auch immer, das Problem dort lässt sich so nie und nimmer lösen, nur kurzfristig eindämmen.
Natürlich ist es extrem feige von der Hisbollah sich in Siedlungen zu verschanzen etc...
NUR: Würdest Du Dich in krasser Unterzahl gegen die zweitbeste Armee der Welt auf "offenem Feld" in einem konvetionellen Krieg stellen?!
Diese Lektion haben die Araber im 6 Tage Krieg gelernt als ihre riesigen Armeen über Nacht (aus der Luft) vernichtet wurden.
Ihnen bleibt gar keine andere Wahl als Guerillamässig vorzugehen.....
20min 25.5.2007:
"Inler gab den Pokal für einen kurzen Moment in jene Hände, die nicht unwesentlichen Anteil am Titelgewinn hatten. «Er ist unser Anwalt; er hat uns die Muntwiler- Punkte geholt», erklärte er die kurzfristige Herausgabe der Trophäe."
Natürlich ist es extrem feige von der Hisbollah sich in Siedlungen zu verschanzen etc...
NUR: Würdest Du Dich in krasser Unterzahl gegen die zweitbeste Armee der Welt auf "offenem Feld" in einem konvetionellen Krieg stellen?!
Diese Lektion haben die Araber im 6 Tage Krieg gelernt als ihre riesigen Armeen über Nacht (aus der Luft) vernichtet wurden.
Ihnen bleibt gar keine andere Wahl als Guerillamässig vorzugehen.....
Wieso überhaupt Krieg führen? Interessanter wäre eine wirtschaftliche Kooperation. Das schafft Arbeitsplätze und die Leute haben plötzlich anderes zu tun, als den ganzen Tag mit ihren Kinder auf der Strasse Fahnen zu verbrennen.
Die israelische Armee bringt den Krieg zurück in den Libanon. Darauf hofften manche. Denn die libanesische Politik wird dadurch völlig umgekrempelt.
Am Anfang stand eine verhältnismässige Bagatelle: Einige von der Hisbollah abgeschossene Katjuscharaketen und ein Angriff gegen eine israelische Militäreinheit auf israelischem Gebiet. Scharmützel wie dieses vom 12. Juli listete die Uno-Beobachtertruppe Unifil in den letzten Jahren reihenweise auf. Schon im Februar und im Mai kam es zu schwereren Gefechten. Zuletzt im November drangen Hisbollah-Guerilleros auf israelisches Gebiet vor - sie taten also genau das, was die israelische Regierung heute als Kriegsgrund nennt. Katjuschas hier, ein paar von israelischen Kampfjets abgeworfene Bomben und Morde an Hisbollah-Kadern dort, etwas Artilleriefeuer in beide Richtungen - das ist die Regel an der «blauen Linie» zwischen Israel und dem Libanon. Tote gibt es immer wieder, auf beiden Seiten.
Was die Aktion vom 12. Juli von anderen unterscheidet, ist der grosse militärische Erfolg der Hisbollah: Es gelingt ihr, drei israelische Soldaten zu töten, zwei gefangen zu nehmen und sich - ohne eigene Verluste - zurückzuziehen. Beim unmittelbar folgenden israelischen Gegenangriff sterben fünf weitere israelische Soldaten, aber kein einziger Hisbollah-Kämpfer. Diese Blamage der israelischen Armee erfolgt nicht einmal drei Wochen nach einer ähnlichen Aktion an der Grenze zum Gasastreifen. Dort nahmen palästinensische Kämpfer in einer Überraschungsaktion einen israelischen Soldaten gefangen. Diese beiden militärisch kaum erklärbaren Schlappen bewogen wohl die israelische Regierung von Ministerpräsident Ehud Olmert, mit solch gnadenloser Eskalation zu reagieren. Die stärkste Armee im Nahen Osten wollte ihre Allmacht demonstrieren.
Doch bisher blamiert sich diese Armee nur weiter. Zwar bombardiert die Luftwaffe zielgenau, was sie kann. Die Bodentruppen liefern sich aber bei jedem Dorf harte Schlachten mit der Hisbollah-Guerilla (und mutmasslich auch mit einigen Kämpfern anderer libanesischer und palästinensischer Parteien). Und die Hisbollah feuerte seit Kriegsbeginn hunderte von Katjuschas und sogar Raketen mit grösserer Reichweite ab. Schlimmer noch für die israelische Armee: Während sie über 700 libanesische ZivilistInnen tötete, aber erst seit kurzem und wenig glaubwürdig davon spricht, auch viele Hisbollah-Kämpfer getötet zu haben, fielen schon rund 30 israelische SoldatInnen.
Die Hisbollah trägt zivil
Der Grund ist einfach. Aus der Luft lässt sich die Hisbollah einfach nicht besiegen. Denn der Südlibanon ist Hisbollah. Zwar teilen längst nicht alle SchiitInnen im Süden das politische Programm der Hisbollah, die konservativ-religiöse Ausrichtung dieser Partei. Und neben der Hisbollah gibt es auch noch die politisch bisher etwa gleich starke Amal-Bewegung, die sich nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1992 entwaffnen liess. Sie vertritt ein konturloses, populistisches Programm und sorgt - gemeinsam mit der Hisbollah - für die politische Vertretung der SchiitInnen im ethnisch-religiös tief gespaltenen Libanon. Ihr Vorsitzender, Parlamentspräsident Nabih Berri, verschafft seiner Klientel Jobs, Geld und Pfründe. Es gibt auch noch kleinere Organisationen, die Kommunistische Partei etwa, und schliesslich leben auch sunnitische und christliche Minderheiten im Südlibanon. Doch als Mukauwame, als «Widerstand», wird die Hisbollah von den SchiitInnen praktisch einhellig unterstützt. Und nicht nur von den SchiitInnen. Dass es ihr nach langem Kampf vor sechs Jahren schliesslich gelang, die israelische Armee aus dem Südlibanon zu vertreiben, hat ihr weitherum Respekt verschafft.
Die reguläre libanesische Armee ist nach dem israelischen Rückzug nur beschränkt in den Süden vorgedrungen, um für die «innere Sicherheit» zu sorgen, und sie kontrolliert die Strassen in die ehemals besetzte Zone. Die «Verteidigung» hat sie dort der Hisbollah überlassen. Das ist auch sinnig, denn sonst hätte die libanesische Armee wohl nicht die libanesische Grenze gegen Angriffe von aussen, sondern vor allem die israelische Grenze gegen Angriffe der Hisbollah verteidigen müssen - wohl etwas viel verlangt, zumal es keinerlei (Friedens-)Abkommen zwischen dem Libanon und Israel gibt.
Die Hisbollah hat kein stehendes Heer. Das unterscheidet sie von den Fraktionen des Bürgerkriegs in den siebziger und achtziger Jahren und auch von der Palästinensischen Befreiungsbewegung PLO. Gegen die PLO konnte die israelische Armee 1982 einen relativ einfachen Sieg erringen, denn die PLO unterhielt mit ihren militärischen Verbänden eine regelrechte Armee. Hingegen gibt es heute im Südlibanon kaum befestigte Hisbollah-Stützpunkte, keine festen, sondern nur mobile Hisbollah-Check-points, keine Kasernen. Sie braucht sie auch nicht. Der Hisbollah-Kämpfer ist im Südlibanon der Sohn des Bauern von nebenan. Katjuschas lassen sich praktisch von Hand abfeuern. Die Raketen grösserer Reichweite benötigen allerdings Rampen, und es soll der israelischen Armee gelungen sein, wenigstens ein paar dieser Rampen zu zerstören. Darum erscheint die israelische Führung so ratlos, und insofern stimmt die zynische Logik, mit der Israels Justizminister Chaim Ramon die Beschiessung von Elektrizitätswerken begründet haben soll: dass diese auch der Hisbollah dienten. Das Gleiche lässt sich auch für Strassen, Brücken, Spitäler, Ambulanzen sagen. Insofern stimmt aus Ramons Optik auch, was er laut Medienberichten im israelischen Armeeradio sagte: «Jeder im Süden Libanons ist ein Terrorist und mit der Hisbollah verbunden.» Wer Krieg gegen die Hisbollah führen will, muss die südlibanesische Bevölkerung bekriegen. Er muss die Bevölkerung vertreiben.
Ein Faustpfand für Krieg
Hisbollah als Mukauwame: «Sie schützt uns», sagen auch säkular eingestellte SüdlibanesInnen ganz entschieden. Diese Miliz sei keine Bürgerkriegsmiliz, sondern die Verteidigung gegen Israel. Die Hisbollah will ihre Waffen behalten und kämpfen, bis alle libanesischen Kriegsgefangenen in Israel befreit sind, und vor allem: bis sich Israel aus den besetzten Schebaa-Höfen zurückzieht. Diese zusammen rund 28 Quadratkilometer grossen Felder unterhalb des Dorfes Schebaa am Westhang des Dschebel Scheich, des Hermon-Bergs, sind ohne militärische, ohne wirtschaftliche Bedeutung. Als die israelischen Truppen im Jahr 2000 aus dem Südlibanon vertrieben wurden, hielten sie die Schebaa-Höfe weiterhin besetzt mit der Begründung, dass diese zu Syrien und nicht zum Libanon gehörten. Der Grenzverlauf ist umstritten. Die Uno zählt die Höfe tatsächlich zu Syrien und bestätigte, dass sich Israel vollständig aus dem Libanon zurück-gezogen habe. Doch Syrien und der Libanon betrachten die Höfe als libanesisches Gebiet. So dienen die Schebaa-Höfe beiden Seiten als Anlass für Provokationen und Rechtfertigung für Scharmützel wie jenes vom 12. Juli.
Die Schebaa-Höfe sind besetztes Gebiet, egal, ob sie zu Syrien oder zum Libanon gehören. Zöge sich die israelische Armee aus den Höfen zurück - und es gibt wohl keinen ernst zu nehmenden Grund, das nicht zu tun - geriete die Hisbollah unter erheblichen Druck, die Waffen abzugeben und ihre Kämpfer in die libanesische Armee zu integrieren. Warum Israel die Höfe weiter besetzt, darüber lässt sich nur spekulieren. Sicher gibt es innerhalb des militärischen Apparats Kräfte, die den Konflikt im Südlibanon am Köcheln halten wollen. Schliesslich lässt sich via Südlibanon jederzeit «den Syrern» eins auswischen. Und die Hisbollah bietet - so, wie sie in der westlichen Öffentlichkeit dargestellt wird - geradezu den idealen Feind: bärtige Kämpfer, die die iranischen Ajatollahs verehren und von Syrien und dem Iran unterstützt werden; Terroristen, die Selbstmordattentäter losschicken. Da spielt keine Rolle, dass die Hisbollah - so weit bekannt - nie ausserhalb des Libanon agierte, dass die Hisbollah sich als Partei ins politische System des Libanon integrierte und längst zu einem Teil dieses Systems geworden ist und gar einen Minister in der Koalitionsregierung stellt. Es spielt auch keine Rolle, dass im Südlibanon kein «Gottesstaat» entstanden ist, sondern in - für eine Kriegsregion - grösster Toleranz gelebt wird, Meinungs- und Organisationsfreiheit herrschen. Dass Frauen ohne Kopftuch und in kurzen Jupes in einer «Hisbollah-Hochburg» wie Nabatije genauso zum Stadtbild gehören wie auch Alkohol.
So weit absehbar, wird die Hisbollah politisch massiv gestärkt aus diesem Krieg hervorgehen. Noch Anfang Juli stand sie unter ziemlichem Druck, ihre Waffen abzugeben. Die 2004 vom Uno-Sicherheitsrat beschlossene Resolution 1559, die unter anderem die «Entwaffnung aller Milizen» im Libanon verlangt, richtet sich mit dieser Forderung implizit nur gegen die Hisbollah. Im Libanon selber wurden ebenfalls - und zum ersten Mal - Stimmen deutlich vernehmbar, die die Entwaffnung der Hisbollah verlangten. Auch politisch hat die Hisbollah in letzter Zeit an Einfluss verloren, obwohl sie nach der Parlamentswahl im Sommer 2005 erstmals an der Regierung beteiligt wurde. Denn die Hisbollah ist eine treue Verbündete der syrischen Regierung, die bis vor kurzem die eigentliche Macht im Libanon ausübte und in weiten Teilen des Landes Truppen stationiert hatte. Doch aufgrund der heftigen Proteste gegen den Mord am ehemaligen Premier Rafik Hariri im Februar 2005, für den Syrien verantwortlich gemacht wurde, und des gleichzeitigen Drucks aus den USA und Frankreich zogen sich die syrischen Truppen in kürzester Zeit aus dem Libanon zurück.
Die syrischen Truppen, Geheimdienste und PolitikerInnen hatten im Libanon nach Ende des Bürgerkriegs 1992 mit repressiven Methoden für relative Stabilität gesorgt. Nach dem Abzug der SyrerInnen orientierten sich die neuen Mächtigen um Hariris Sohn Saad und den gegenwärtigen Ministerpräsidenten Fuad Siniora ausschliesslich nach Westen. Siniora wurde im April 2006 in Washington von US-Präsident George Bush wohlwollend empfangen und glaubte wohl ernstlich, die USA würden den Libanon vor Mächten wie Syrien und Israel schützen und seine Stabilität garantieren.
Der syrische Faktor
Das syrische Regime aber bemühte sich weiter um Einfluss. Doch ausser den schiitischen Bewegungen Hisbollah und Amal hat Syrien nur noch schwache Verbündete im Libanon, wie den weitgehend machtlosen Staatspräsidenten Emil Lahud. Durch die neue Lage bedroht sahen sich auch jene palästinensischen Gruppen im Libanon, die von Syrien abhängig sind. «Wir haben ein Interesse an einem instabilen Libanon», sagte ein Verantwortlicher einer dieser Gruppen gegenüber der WOZ vor einigen Monaten. Und die einzige palästinensische Fraktion, die noch über nennenswerte militärische Stellungen im Libanon verfügt, die PFLP-GC von Ahmed Dschibril, brachte neue Kämpfer aus Syrien in den Libanon und kündigte dies auch noch lauthals an, im vollen Bewusstsein um die provokative Wirkung; zwischen den libanesischen Polizei- und Armeekräften und der PFLP-GC-Miliz kam es darob zu erheblichen Spannungen. Auch die israelische Luftwaffe griff Ende Dezember und Ende Mai eine Basis der PFLP-GC an, nachdem Unbekannte jeweils Katjuschas nach Nordisrael geschossen hatten.
Doch die einzige mit Syrien verbündete Partei, die wirklich selber für ein Chaos im Libanon sorgen könnte - nämlich die Hisbollah -, war dafür nicht zu haben. Sie organisierte zwar Demonstrationen mit bis zu 800000 TeilnehmerInnen, doch sie war und ist weit davon entfernt, einen neuen Bürgerkrieg zu beginnen - vor allem dank der Besonnenheit ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah, wie linke LibanesInnen sagen. Ob sie von syrischen Kräften aufgefordert wurde, den Libanon zu destabilisieren, lässt sich nicht beurteilen. «Die Hisbollah ist stark genug, auch gegen den syrischen Willen zu handeln», sagte jedenfalls der mit Syrien und der Hisbollah verbündete palästinensische Verantwortliche der WOZ.
Das Chaos kam trotzdem in den Libanon, kaum ein Jahr nach dem syrischen Abzug. Dank der israelischen Regierung, die sich durch eine relative Bagatelle der Hisbollah dazu provozieren liess. Viele LibanesInnen erinnern sich heute, nach drei Wochen Krieg, wohl bereits wieder gerne an die stabilen syrischen Jahre. Zehntausende flohen ausgerechnet nach Syrien, wo sie mit offenen Armen empfangen wurden. Und die Hisbollah gilt mehr denn je als Verteidigerin des Libanon. Eine unbewaffnete Hisbollah dürfte deshalb ohne Friedensabkommen, das auch Syrien einbezieht, nicht zu haben sein. Auch nicht mit einer Uno-, Nato- oder Was-auch-immer-Truppe
Palästina
Moment der Wahrheit
Von Subhi al-Zobaidi, Ramallah
Kein westliches Geld mehr für die Hamas-Regierung, alle Kontakte abgebrochen - gibt es eine Zukunft mit Hamas? Und gibt es eine ohne?
Gestern war es das erste Mal: Ich ging von Ramallah nach Jerusalem - und überquerte beim Checkpoint Kalandia die von Israel soeben offiziell deklarierte «internationale Grenze». Ramallah ist nur zehn Kilometer von Jerusalem entfernt, und auf beiden Seiten von Kalandia gibt es palästinensische Städte und Dörfer. Der Checkpoint liegt ganz am Anfang der Mauer. Die Mauer, soweit sie heute steht, trennt Israel von Nicht-Israel («Palästina» gibt es ja sowieso nicht). Wer nun von einem palästinensischen Dorf in ein anderes gehen will, das auf der gleichen Seite der Mauer liegt - auf der Seite, die einmal «Palästina» sein soll -, muss den Checkpoint nicht mehr passieren. Darüber freuen sich alle. Jetzt kann man von Ramallah wieder ins fünf Minuten entfernte ar-Ram gelangen, ohne bei Kalandia stundenlang warten zu müssen.
Aber wer nach Jerusalem oder in eine andere palästinensische Gemeinde auf der anderen Seite der Mauer will, wo künftig alles Israel sein soll, muss - mit dem richtigen Ausweis - durch den Checkpoint. Meine Ehefrau und meine Tochter sind Jerusalemerinnen, und sie besitzen israelische Ausweise. Ich selber habe eine besondere Bewilligung; ich darf mich von fünf Uhr morgens bis sieben Uhr abends in Jerusalem aufhalten. Wir sind also eine glückliche Familie. Zumindest dachten wir das, bis wir merkten, dass wir nicht zusammen nach Jerusalem gehen können. Ein Soldat am Checkpoint sagte mir am Durchgang, dass dieser nur für Israelis sei und ich mich an einem anderen Ort anstellen müsse - in die lange Schlange für PalästinenserInnen mit besonderen Bewilligungen. «Aber wir sind doch eine Familie und haben alle nötigen Ausweise?», sagte ich. «Tut mir Leid», antwortete der Soldat, «aber ich habe die Mauer nicht gebaut.» So entledigte er sich im Nu seiner Schuld, eine Familie zu trennen. Es war hart, das Gesicht meiner fünfjährigen Tochter zu sehen. Wie sollte ich ihr das erklären? Doch sie schockierte mich noch mehr, denn sie sagte: «Das ist so, Papa, wir können nicht zusammen gehen, weil wir keine Juden sind.»
Dies also eine Momentaufnahme aus dem Leben eines gewöhnlichen Palästinensers. Beziehungsweise gar nicht so gewöhnlich, denn ich kann von zu Hause aus arbeiten und muss nicht an einen Arbeitsplatz gelangen. Ich bin kein Bauer in Kalkilia oder Tulkarem, der an einem elektrischen Tor vier, fünf Stunden warten muss, um in seine Olivenhaine auf der anderen Seite der Mauer zu kommen. Begleitet werden darf er nur von Verwandten ersten Grades, also nur von Ehefrau, Tochter und Sohn. Arbeiter darf er keine mitnehmen.
Aus dieser Perspektive sehen die meisten PalästinenserInnen die koordinierten US-amerikanisch-europäischen Bemühungen, die neue palästinensische Hamas-Regierung zu isolieren und zu entmachten. «Schau, was sie die Israelis machen lassen», sagen die Leute. «Wenn die Europäer und die Amerikaner nur ein bisschen von diesem Druck auch gegen Israel anwenden würden, wäre alles anders. Die Mauer wurde unter ihrer Nase gebaut, ohne dass sie etwas dagegen sagten.» Die ganze Welt verlange von Hamas, dass sie Israels Recht anerkenne, in Palästina zu existieren. Doch was ist mit dem Recht der PalästinenserInnen, in Palästina zu existieren? Was ist mit den palästinensischen Menschenrechten? So denken die meisten Menschen hier.
Die westliche Hilfe an Palästina, die nun gestrichen wird, entstand nach den palästinensisch-israelischen Autonomieabkommen von Oslo 1993/95. Diese Hilfsgelder sollten einen Status quo erhalten, eine Struktur, die den palästinensischen Kampf und das Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit ersetzen sollte. Die westliche Hilfe gilt nicht einfach den PalästinenserInnen. Der Westen hilft, solange diese sich den westlichen Erwartungen entsprechend verhalten.
Nun ist der Moment der Wahrheit gekommen. Wird Palästina den Stopp der US-amerikanischen-europäischen Hilfe überleben? Das hängt davon ab, was mit Palästina gemeint ist: die Gesellschaft oder die politische Struktur. Sollte die westliche Hilfe wirklich dazu dienen, dass sich die Gesellschaft zu einer Demokratie entwickelt? Das scheint nicht der Fall, denn Hamas wurde demokratisch von einer Mehrheit gewählt - und nun werden die Gelder gestrichen. Konnte die westliche Hilfe die politische Struktur erhalten, die sie geschaffen hat? Auch das scheint nicht der Fall. Auch für Hamas ist der Moment der Wahrheit gekommen. Nun ist sie mit den wirklichen Mächten in der Region konfrontiert. Jetzt wird Hamas merken, dass all die verbale patriotische Unterstützung, die sie vom saudischen König und dem ägyptischen Präsidenten vernimmt, sich nicht in einen einzigen Dollar verwandeln wird. Kein arabischer Führer kann Hamas ohne westliches Einverständnis unterstützen. Hamas kann die 110 Millionen US-Dollar für die März-Löhne der rund 140 000 Angestellten der Autonomiebehörden nicht bezahlen. Von den 80 Millionen Dollar, die von kuweitischen, saudischen, ägyptischen, jordanischen Offiziellen und aus den Emiraten versprochen wurden, ist noch kein einziger Cent angekommen. Und keinesfalls wird zugelassen, dass die geringste Hilfe aus dem Iran den Gasastreifen erreicht. Denn iranische Hilfe ist ein regionales Tabu, das zuallererst von den arabischen Regimen selbst errichtet wurde, die den Iran als Bedrohung sehen. Wie also kann Hamas überleben?
Hamas hat viel riskiert, indem sie die Regierung einer Behörde stellt, die sie vorher ablehnte. Nun muss sie nicht mehr für die Familien von «MärtyrerInnen» und Gefangenen sorgen, sondern darauf reagieren, dass es wegen der israelischen Blockaden kein Gas und Brot mehr hat. Und dass etwa die Hälfte der PalästinenserInnen in Armut leben. Dass die Arbeitslosigkeit bei dreissig Prozent liegt. Hamas muss nun für Sicherheit sorgen und mit israelischen Angriffen klarkommen.
Alle wissen, dass diese Regierung nicht überleben wird. Es ist eine Frage von Wochen, im schlimmsten Fall von Monaten. Was vor uns liegt, lässt sich noch nicht absehen - doch auf jeden Fall nichts Gutes. Hamas kann uns nichts bieten, weder als Regierung noch als Opposition. Israel bietet uns auch nichts Gutes, unabhängig davon, wer dort schliesslich regieren wird. Die USA könnten uns eine Zukunft bieten, doch sie weigern sich, das zu tun. Europa könnte es auch - aber nur, wenn die europäische Hilfe nicht dazu dienen soll, die israelische Besetzung zu vertuschen. Sondern wenn es darum geht, die PalästinenserInnen auf dem Weg zu einer freien und unabhängigen Nation zu unterstützen.
Der palästinensische Filmemacher Subhi al-Zobaidi lebt in Ramallah und berichtet regelmässig für die WOZ.
Nairobi. SDA/DPA/baz. Der Ölteppich, der sich seit dem israelischen Beschuss eines libanesischen Kraftwerks vor drei Wochen immer weiter ausbreitet, hat nun auch die syrische Küste erreicht. Es seien mehr als 80 Kilometer libanesischer und etwa 10 Kilometer syrische Küste verschmutzt. Das berichtete das UNO-Umweltprogramm (UNEP) unter Hinweis auf Satellitenbilder am Mittwochabend in Nairobi.
Nach WWF-Angaben zeigen Satellitenaufnahmen, dass das Öl das Schutzgebiet Palm Islands fünf Kilometer vor der Nordküste des Libanons erreicht hat. Dies sei ein wichtiger Nistplatz für die vom Aussterben bedrohten Grünen Meereschildkröten und die gefährdeten Unechten Karettschildkröten. Weiterhin betroffen seien der durch Überfischung ohnehin schon stark dezimierte Rote Tunfisch, Fischlaichplätze und Rastgebiete für Zugvögel.
Sofortiger Waffenstillstand gefordert
UNEP-Direktor Achim Steiner forderte zum sofortigen Handeln auf, um die akuten Umweltschäden und die langfristigen Folgen für das libanesische Volk und die Wirtschaft einzudämmen. Paul Mifsud, vom «Mediterranean Action Plan» des UNEP sagte: «Zusätzlich zur humanitären Katastrophe gibt es nun auch noch eine Umweltkatastrophe, die die Mittelmeerregion bedroht.» Es müsse dringend einen Waffenstillstand und einen sicheren Zugang zu der betroffenen Region geben.
Die syrische Regierung bat unterdessen um die Entsendung von UNEP-Experten, um den Ölteppich zu entfernen und die Umweltschäden zu begutachten. Das Ozeanographische Institut auf Zypern untersucht derzeit, wie sich der Ölteppich weiter ausbreiten wird. Der inzwischen über 100 Kilometer lange Ölteppich hatte sich nach israelischen Luftangriffen auf die Öltanks eines küstennahen libanesischen Kraftwerks Mitte Juli gebildet. Mindestens 15 000 Tonnen Öl waren bereits bis Ende Juli ins Meer gelangt.
WWF-Meeresexperte Stephan Lutter verglich den Ölteppich mit denen grosser Tankerunglücke im Mittelmeer: 1981 liefen aus der «Cavo Cambanos» 18 000 Tonnen Öl ins Meer. 1991 geriet der Tanker «Haven» mit 143 000 Tonnen Rohöl an Bord in Brand und sank - mehr als 10 000 Tonnen seien ins Meer geflossen und hätten Frankreichs und Italiens Küsten verschmutzt.