BSL>ZRH hat geschrieben: 22.05.2022, 17:42
Ehm ja, jede Meinung ist per Definition subjektiv. Und ich habe mich auf keine Quelle berufen um meine Aussage zu objektifizieren. Das hier sollte ein Meinungsforum sein, also ist das oben eine Aussage, die meine Meinung gekoppelt mit meinen Erfahrungen sowie der medialen Darstellung widerspiegelt.
Und ja, auch nicht alle SVPler akzeptieren den Meinungspluralismus, z.B. Glarner. Aber in den Stammlanden der SVP würde es sehr wahrscheinlich nicht zu einer Gegendemonstration, anderen Störaktionen kommen, sollte Basta, SP, Grüne usw dort Events planen. Auch eine SP Wahlplakat wird normalerweise nicht verwüstet. Da sieht es in Basel schon deutlich anders aus.
Angesichts der Anwesenheit linker Chaoten war der Event in Basel ganz gut besucht. Nicht alle haben den Mut unter Drohungen den Anlass zu besuchen.
Ich halte weder Provokation mittels physischer noch verbaler Grenzüberschreitung als förderlich für den demokratischen Diskurs. Beides zerstört etwas. Den Konsens darüber, was als schützenswert erachtet wurde. Eigentum und Würde. Eine Abwägung, was denn nun jeweils schlimmer sei, empfinde ich müssig, da dies immer auch von einer subjektiven Werte-Gewichtung abhängt. Worauf man sich aber einigen könnte ist, dass beides von den eigentlich wichtigen Debatten ablenkt und die ganze Energie und Aufmerksamkeit auf die ewig gleichen Nebenschauplätze («Das darf man nicht sagen», bzw. «Das darf man nicht tun») lenkt. Daher wäre es doch das sinnvollste, wenn alle von ihren Grenzüberschreitungen abliessen und sich auf Argumente beschränkten, statt die eigenen Grenzüberschreitungen durch jene der anderen zu rechtfertigen.
Was ich halt störend an der SVP nach herrliberg’schem Schema finde ist, dass die Grenzüberschreitungen von den Politikern selbst begangen werden. Das war zu Ogis Zeiten definitiv anders und ich vermisse seine Klasse und seinen Stil, obwohl er in fast allen Belangen eine andere Position als meine vertrat. Klar kann man auch die Grenzüberschreitungen der jungen Anhänger (oft nicht mal Parteimitglieder) der anderen Seite anprangern, dagegen spricht nichts. Wenn man aber der Ansicht ist, dass die jungen Anhänger der Linken unanständig sind, aber den Politikern, die sie wählen sind, diesen Vorwurf nicht machen kann, während man gleichzeitig die Unanständigkeit der rechtspopulistischen Politiker übersieht, toleriert oder diese über den Anstand ihrer Wähler verteidigt, müsste einem doch auffallen, wo die Argumentation holpert. Wo sich die Schlange in den Schwanz beisst.
Wer mehr Anstand in der Gesellschaft will, soll dies meiner Meinung nach nicht auf unanständige Weise einfordern, indem er auf die Unanständigkeit der anderen verweist, sondern sollte als anständiges Vorbild voran gehen und jegliche Form von Unanständigkeit verurteilen.
Ich finde eine friedliche Gegendemonstration in Ordnung und würde eine Sabotage oder Gewalt verurteilen. Diese differenzierte Haltung würde ich mir eigentlich von allen Seiten wünschen. Egal, ob man nun die Politiker oder ihre Anhänger beurteilt. Und ich habe nicht den Eindruck, hier etwas einzufordern, dem ich nicht selber nachzukommen versuche.