Gurkensalat hat geschrieben: ↑15.04.2024, 13:48
Vieles was du unter Punkt 1. anführst ist schlicht nicht relevant. Korruption, Demonstrationen etc. etc… das sind alles innerukrainische Probleme und gehen Russland oder Putin auf gut Deutsch gesagt schlicht einen Scheiss an und schon gar nicht rechtfertigen sie einen komplett rechtswidrigen Angriffskrieg gegen ein unabhängiges und selbstständiges Land, welches von der Gesamten Welt, inkl. Russland, in seinen Grenzen seit 1991 anerkannt ist. Dass es im Donbass oder der Krim starke pro-russische Kräfte gibt ist unbestritten, aber diese sind nicht die Mehrheit der dort lebenden Bevölkerung. Die Gesamtheit der dort lebenden Bevölkerung hat in der einzigen demokratischen Abstimmung sich dafür ausgesprochen als Ukraine in die Zukunft zu gehen. Abstimmungen die von Russland nach Besatzung, Vertreibung und mit vorgehaltener Kalaschnikov durchgeführt wurden haben weder einen Wert noch in irgend einer Form eine Legitimation.
Die Frage die du nicht verstehst war: Du hast gesagt deiner Meinung nach sollten die dort lebenden Menschen Abstimmen in welchem Land sie leben möchte aber du bezweifelst, dass irgendwelche höheren Kräfte deren Meinung akzeptieren (wollen)
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Die Menschen haben sich, wie schon gesagt, dafür entschieden Teil der Ukraine zu sein. Nun ist meine Frage, welche Höheren Kräfte meinst du wollen diese Entscheidung nicht akzeptieren?
Es stimmt, innerukrainische Probleme gehen die russische Regierung im Grundsatz nichts an. Meines Erachtens geht es sogar soweit, dass es eigentlich die russische Regierung auch nichts angeht, wenn die Ukraine der NATO beitreten würde und entlang der russische-ukrainischen Grenze NATO-Atombomben stationiert würden, sofern es die Ukrainer so wollen. Nur, wie war das denn anno 1962, als die Sowjets auf Kuba Atombomben stationieren wollten? Die UdSSR hätte diese sicher nicht in Richtung USA geschossen, sowie eine solche Bombe auch nicht von der NATO einfach so nach Russland geschossen würde wenn diese denn in der Ukraine stünden. Fazit: Sowohl Russland als auch die USA unternehmen alles, damit das gegnerische Lager darauf verzichtet, Atombomben nahe der Grenzen aufzustellen.
Ja, kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs stimmten alle Gebiete der Ukraine der Loslösung von der UdSSR an der Urne zu. Im Westen fast einstimmig, im Donbass, in der Region Odessa und auf Krim mehrstimmig. Wie eine solche Abstimmung kurz nach den Sturz des Präsidenten Janukowitsch in den zitierten Regionen ausgegangen wäre, weiss niemand. Aber bekannt ist, dass so viele Menschen in Donbass zumindest Autonomie wollten, dass es einer Separatisten-Gruppe gelungen ist, eine neue Frontlinie zu ziehen. Daher hätte zu diesem Zeitpunkt nochmals abgestimmt werden können. Wurde zwar auch, aber ich bezweifle, ob erstens nicht schon viele Leute aus diesen Gebieten (Donbass und Krim) weggezogen sind und zweitens ob die Separatisten die Wahl korrekt durchgeführt haben. Wie dem auch sei, dann wurden im Donbass zwischen 2014 und 2022 etwa 14000 Menschen getötet. Die Russen behaupten, die ukrainische Armee hätte diese 14000 Menschen getötet, weil sie mit der Abspaltung des Donbass nicht einverstanden war und hat daher am 24.2.2022 die Ukraine angegriffen, um dieses Töten zu unterbinden. Aber: Wer sagt denn, dass nicht die prorussischen Separatisten diese 14000 Leute getötet haben, um die Schuld den Ukrainers in die Schuhe zu schieben, um sich danach Vorteile zu verschaffen? Da ich nicht in diesem Gebiet lebe und ich noch keine glaubwürdigen diesbezügliche Nachrichten gehört oder gelesen habe, weiss ich nicht, welche Partei denn nun wie viele dieser 14000 Menschen getötet hat.
Du schreibst, ich hätte von "höheren Kräften" geschrieben. Davon weiss ich nichts. Fakt, dass die Abstimmung im Donbass und auf Krim anno 2014 vom Westen als Scheinwahlen definiert wurden. Zudem waren vor diesen Wahlen viele proukrainische Menschen aus der Krim und aus dem Donbass weggezogen, weil sie nicht in prorussischem Gebiet leben wollten. Diese fehlten dann bei der Abstimmung. Daher meine Ansicht, diese Menschen hätten aus abstimmen sollen.
Wie dem auch sei, so wie die Faktenlage aussieht, bröckelt die Frontlinie im Osten der Ukraine. Es ist zu befürchten, dass Russland in den nächsten Monaten oder Jahren laufend Gebiete der Ukraine erobern wird, sofern die Hilfe des Westens auf dem jetzigen Niveau bestehen bleibt. Je früher man eine Vereinbarung NATO/Russland beschlossen worden wäre, umso mehr Gebiet hätte die Ukraine halten können. Sofern man partout mit Putin keine Vereinbarung findet, besteht das Risiko, dass die russische Armee bei gleichbleibender West-Hilfe irgendwann die ganze Ukraine samt Moldawien in ihr Land zurückholt. Dann gibt es Frieden. Aber einen Frieden nach Diktat von Putin mit schätzungsweise 30 bis 40 Millionen Ukrainern, die in den Westen umziehen, weil sie nicht unter Putin als Präsident leben wollen.
Was mich befremdet, dass keine einziger der Leute, die fordern, dass der Westen der Ukraine derart massiv hilft, dass sie so schlagkräftig wird, dass sie innert Monaten alle Gebiete zurückholt, angibt, wie viele Tote (10000, 100000, 1000000 oder mehr ?) er dafür opfern würde.