Die Einnahmen, die einem Gesamtaufwand von fast 330 Millionen Franken gegenüberstehen, lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Auf der einen Seite stehen die Einnahmen aus dem, was man als Kerngeschäft der Vereine bezeichnen könnte: dem Veranstalten von Fussballspielen. Darunter fallen Ticketverkäufe, Einkünfte aus Catering und VIPAngeboten, Sponsoring und Werbung sowie die Vergabe von TVRechten. Doch die Klubs geben viel mehr Geld aus, als die Einnahmen aus dem Kerngeschäft zulassen- diese Differenz lässt sich als strukturelles Defizit bezeichnen. Diesem begegnen sie mit volatilen Einnahmen aus dem spekulativen Teil des Fussballgeschäfts – vor allem mit Profiten aus dem Transfermarkt sowie Antritts-gagen und Punkteprämien aus den Uefa-Wettbewerben. Bleiben diese Einnahmen unter Budget, muss das Geld anderswo herkommen. Auch wenn dies nirgends deutlich ausgewiesen wird, sind es im Normalfall private Zuwendungen, mit denen die Löcher gestopft werden. (...) Der Grossteil der Klubs befindet sich in einem ökonomischen Dilemma. Wer das strukturelle Defizit niedrig hält, akzeptiert seine Rolle in der Nahrungskette der Liga und spielt nicht um den Meistertitel, sondern in erster Linie gegen den Abstieg. Musterschüler ist dabei seit jeher der FC Thun. Seit Jahren überlebt er vor allem deshalb in der Super League, weil er regelmässig seine besten Spieler an die Konkurrenz verscherbelt. Aber auch beim FC Luzern und beim FC St. Gallen, deren Vereinsführungen immer wieder für Chaos sorgten, scheint aktuell zumindest finanzielle Stabilität zu herrschen – im Fall von Luzern jedenfalls so lange, wie die Investoren nicht verlangen, dass der FCL ihre Darlehen zurückzahlt. Und die Klubleitung von Neuchâtel Xamax hat verkündet, diesen Sommer erst gar kein Geld auf dem Transfermarkt auszugeben.Andere Klubs gehen hingegen beträchtliche finanzielle Risiken ein, um zumindest davon träumen zu können, vorne mitzuspielen und an den Uefa-Millionen mitzuverdienen: neben dem abgestiegenen GC und dem FC Lugano auch der FC Zürich und der FC Sion, deren jährlicher Kos-tenaufwand mit dem Kerngeschäft nicht annähernd zu decken ist. Die Vereine brauchen GönnerInnen, die über Jahre kräftig investieren, und zwar ohne realistische Aussicht darauf, das eingeschossene Geld jemals wiederzusehen. So haben es einst auch die Pharmamilliardärin Gigi Oeri beim FC Basel und die Hörgerätemilliardäre Andy und Hans-Ueli Rihs beim BSC Young Boys gemacht, die ihren Vereinen mit jeweils Dutzenden Millionen den Sprung an die Ligaspitze ermöglichten. Rückblickend lässt sich ihr Engagement als Anschubfinanzierung betrachten.
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